Don't call for Love

Kapitel 4

»Ich verstehe nicht, dass du nicht richtig Party machen willst. Seit wann ist solch ein Langweiler aus dir geworden? Man hat nur einmal im Jahr Geburtstag.«

Jeffrey schulterte seine Sporttasche und ging Lion nach. Die beiden waren auf dem Weg zum Gym, das in der nahe gelegenen Newport Shopping Mall lag.

»Langweiler? Nur weil man einmal nicht auf den Putz hauen will? Ich hab nächste Woche einen straffen Abgabetermin. Das darf ich nicht verhauen.«

»Seit wann gibt's bei dir nur noch die Arbeit? Das ist ... deprimierend! Lass uns 'n paar Frauen klar machen. Das fehlt mir! Mein Wingman, fehlt mir.«

Lion lachte und schüttelte den Kopf. »Halt die Fresse. Also ob du Hilfe beim Frauen anmachen brauchst.« Der Dunkelhaarige stieß die Eingangstür zum Studio auf und steuerte die Kabinen an. Jeff blieb kurz stehen und scannte die Umgebung.

»Die Kleine mit den riesen Möpsen ist hier«, teilte der Blonde seinem besten Freund mit.
Doch Lion suchte bereits nach seinem Fitnessarmband und der Trinkflasche.

»Gott. Lass gut sein. Wenigstens hier will ich meine östrogenfreie Zone!«, schnaubte Lion und seine grauen Augen funkelten boshaft.

Jeff hob beide Hände. »Okay, okay! Ist ja gut. Man ... was ist bloß los mit dir?« Doch Lion gab ihm keine Antwort mehr, stopfte seine Tasche und Trainingsjacke in seinen Spind und verschwand nach vorn in den Trainingsbereich.

Nach einer Stunde an den Kraftgeräten ging Lion über zum freien Gewichte heben. Jeff hingegen befand sich im Cardiobereich auf dem Laufband. Vor sich, gut im Blick, die Kleine mit den dicken Möpsen und dem prallen Hintern. Hin und wieder suchten seine blauen Augen seinen Freund. Doch dieser schien genug mit sich und dem Stählen seines Körpers zu tun zu haben.

Jeff hatte schon oft bemerkt, wie gut Lion aussah. Besonders, so wie jetzt gerade. Verschwitzt und mit angespannten Muskeln. Nicht gerade selten, musste er seinen Blick von Lions Augen losreißen, wenn er Gefahr lief, in ihnen zu ertrinken. Dieses helle Grau, umrahmt von langen, dichten Wimpern. Jeff fuhr sich mit der rechten Hand über den Nacken und verringerte das Tempo, bis das Laufband stoppte und er herunter stieg, um duschen zu gehen. Immer wenn er solche Gedanken hatte, trieb es ihm einen Klos in den Hals und sein Magen begann sich zu verknoten. Er durfte solche Gefühle nicht zulassen. Nicht gegenüber Lion. Doch es war zu verlockend, seine kleine Narbe unterhalb seiner Lippe zu betrachten und sich auszumalen, wie es wäre sie zu küssen.

Jeff führte ein Doppelleben. Eins im verborgenen. In dem er mit einem Mann zusammenlebte. Jedes zweite Wochenende, flog er dafür bis nach London. Es war ein Leben, von dem seine Familie und Freunde nichts wussten. Und so sollte es auch bleiben. Besonders vor Lion, hielt er seine Neigungen zurück. Er würde es nicht verstehen - sich vielleicht von Jeffrey abwenden? Das wollte Jeff um alles in der Welt vermeiden, denn Lion war seit Schultagen, sein bester Freund.

Gerade als Jeff aus der Dusche kam, sah er wie Lion sich die Trainingshose herunter zog, sich sein weißes Frottierhandtuch um den Nacken legte und mit dem Duschgel in der Hand, in den Waschräumen verschwand. Hektisch leckte er sich über die Lippen, denn er konnte es nicht vermeiden, Lions bestes Stück in Augenschein zu nehmen.

»Verfickte Scheiße«, flüsterte er und schleuderte sein Handtuch in seine Sporttasche. Gut, dass Lion nicht auf Jeff geachtet hatte, sondern auf seine Fitnessuhr an seinem Handgelenk.

»Alles in Ordnung? Du bist mit dem Kopf ganz woanders.«

Jeff lief neben Lion her und war wirklich in sich gekehrt.

»Ist es, weil ich meinen Geburtstag nicht groß feiere? Bist du deswegen angepisst?« Lion biss in seinen grünen Apfel, während sie noch eine Runde durch die Mall drehten, so wie immer.