14: Doch kein Traum

6 1 0
                                    

Als Sam das Klimpern vom Schlüsselbund ihres Vaters wahrnahm, setzte ihr Herz einen Schlag aus. Ihre Familie war schneller zurück als erwartet und ihr Vater wusste nichts von ihren Gästen. Sam war klar, dass es ganz und gar nicht gut wäre, wenn ihr Vater sie dabei entdeckte, wie sie einen Unbekannten verarztete und ein Weiterer ohnmächtig auf dem Sofa lag.

„Verdammt", formte sie mit den Lippen, um ja keine Geräusche von sich zu geben. Ihr Herz raste wie wild und sie sah sich hektisch nach einem Ausweg um.

Als ihr endlich eine Idee kam zog sie den Koreaner an seinem Shirt in die Küche, zwängte ihn in den Schrank unter der Spüle und warf eine Decke über den ohnmächtigen Grandma. Eigentlich wollte sie noch die Unordnung auf der Insel beheben, doch dafür blieb keine Zeit mehr.

„Sam, schön das du da bist. Ich dachte du lernst noch?", fragte ihr Vater überrascht und stellte die Sporttaschen seiner Söhne im Eingangsbereich ab, woraufhin er sich Schuhe und Jacke auszog.

„Ja, wir sind etwas früher fertig geworden", log sie, warf die Abfälle schnell in den Mülleimer und schloss den Erste-Hilfe-Kasten. Anschließend räumte sie den Kasten einfach in irgendeine Schublade und sah dabei zu wie ihre kleinen Bruder kreischend in ihr Zimmer liefen, bevor ihr Vater sie zum Duschen verdonnern konnte.

„Von wem ist denn die Jacke hier?", fragte ihr Dad, als er sich auf den Stuhl an der Insel setzte, welcher neben dem stand auf dem Kyung Seok soeben noch gesessen hatte. Sams Augen wurden groß und sie legte sich schnell eine Ausrede zurecht.

„Ich... es war kalt draußen, also hat mir True seine Jacke geliehen", sagte sie schnell und hoffte, dass ihr Vater die Lüge nicht bemerkte. Denn es fiel ihr schwer Menschen zu belügen, die ihr am Herzen lagen. Sie hatte die Angewohnheit ihnen dabei nicht in die Augen sehen zu können, weshalb man sie schnell entlarven konnte.

„Ach so", entgegnete ihr Vater jedoch nur und griff nach der Tageszeitung die auf der Insel lag, um einen Blick darauf zu werfen. Die Zeitung war schon über eine Woche alt, doch weil ihr Vater so beschäftigt war, kam er nie dazu sie zu lesen. Er wirkte zwar interessiert an dem was in der Zeitung stand, doch Sam konnte ihm ansehen, dass er sich dazu zwingen musste die Augen offen zu halten.

„Dad, ruh dich ruhig kurz aus. Ich mach dann Abendessen und überrede die Jungs sich kurz abzuduschen", sagte sie, mit einem kurzen Blick auf den Schrank unter der Spüle, wo es kurz drin polterte. Sie kaschierte das Geräusch mit einem lauten Räuspern und lächelte ihren Vater anschließend an.

„Würdest du das tun? Das wäre wirklich super", antwortete ihr Vater und gähnte genießerisch „ich werde mich nur kurz für ein paar Minuten auf dem Sofa ausruhen."

„Nein!", rief Sam erschrocken, als ihr plötzlich wieder einfiel, dass der Platz auf dem Sofa schon belegt war. Ihr Vater sah sie fragend an „ich meine...ähm...wenn ich gleich koche und die Jungs schreiend durchs Wohnzimmer rennen wirst du wohl kaum deine Ruhe finden. Geh ruhig in dein Zimmer und ich hole dich dann, wenn es essen gibt."

„Wie du meinst. Dann gebe ich die Jungs in deine Obhut. Brenn bloß nicht das Haus ab."

„Ich werde es versuchen", erwiderte sie grinsend, allerdings nicht ohne einen nervösen Blick aufs Sofa zu werfen.

„Ist da irgendwas?", fragte ihr Vater interessiert. Er musste ihren Blick wohl bemerkt haben.

„Ich denke nur nach", antwortete sie mit schüttelndem Kopf und wartete, bis er endlich durch die Tür in sein Schlafzimmer verschwunden war, dann atmete sie erleichtert aus.

Anschließend öffnete die Tür zum Schrank unter der Spüle und sah dem Asiaten dabei zu, wie er erst seine Beine ausstreckte und dann mit Kopf und Oberkörper hinterher wollte. Doch ihnen wurde erneut dazwischen gepfuscht, als Chase ins Wohnzimmer gerannt kam. Sam schob Kyung Seoks Beine so schnell sie konnte zurück in den Schrank und knallte die Tür zu. Nicht ohne sie dem Asiaten mit voller Wucht gegen den verletzen Kopf zu schlagen, doch das war ihr in dem Moment egal.

Kleiner TeufelWhere stories live. Discover now