10: Sportwagen in orange

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„Heilige Götter im Himmel", sagte der Älteste der alten Herren- dessen Namen Kyung schon längst vergessen hatte- und faltete seine Hände zu einer Position, welche man beim Beten einnahm. Es würde ihm nicht helfen, doch der Asiate sagte dazu nichts. Religion war eine Sache, über die man nicht sprechen sollte, da die Meinungen darüber stark auseinander gingen

Es war die letzte, entscheidende Runde. Auf dem Spiel standen mehrere Tausende, die der Asiate eindeutig nicht besaß. Außerdem lagen auf den Karten neben den Chips ein Autoschlüssel von einem viel zu teuren Auto, sowie eine unglaublich teure Uhr und ein Ring mit einem riesigen Edelstein darauf. Er hatte Eindruck schinden müssen, weshalb er sogar noch ein bisschen höher geboten hatte, als der Mann neben ihm, mit der Designerbrille. Er musste also gewinnen, eine andere Möglichkeit gab es nicht. Poker war mit Sicherheit kein Glücksspiel und er musste auf seine Technik vertrauen.

Die Letzte der Gemeinschaftskarten wurde vom Dealer aufgedeckt und Kyung wagte es kaum hinzusehen. Er hatte berechnet, welche Karte dort erscheinen würde und wie hoch die Wahrscheinlich war, dass diese Karte ihm einen Vorteil verschaffte, doch trotzdem traute er sich nicht hinzusehen. Also konzentrierte er sich für einen kurzen Moment auf seinen Herzschlag, um sich wieder zu beruhigen, dann wagte er einen Blick auf die letzte Karte.

Verdammte Scheiße.

Er behielt sein Pokerface bei, auch wenn es ihm unglaublich schwer viel. Anschließend warf er einen kurzen Blick in die Runde. Offensichtlich hatte keiner auf ihn geachtet. Anstelle dessen, blickten alle übrigen Spieler, die ihren Zug noch nicht gemacht hatten, nervös auf ihre Karten. Bei den meisten brach Angstschweiß aus und sie lockerten ihre Hemdkrägen, um dies zu überspielen. Sie mochten vielleicht selbstsicher beim Pokerspielen rübergekommen sein, doch dies lag nicht am Können der meisten, sondern viel mehr an deren Kontostand. Fast hätte Kyung Seok herablassend geschnaubt. Dann legte er seine Karten auf den Tisch und betrachtete aufmerksam die sich verändernden Gesichtsausdrücke seiner Mitspieler. Der Asiate grinste.

Royal Flash.

Der Typ in Designerbrille und der Kerl mit der Straße standen gleichzeitig und mit geschockten Gesichtausdrücken auf.

„Das kann nicht sein", brachte ersterer hervor.

„Unmöglich", der Zweite.

Kyung grinste breiter, als er es für Möglich gehalten hatte, denn damit hatte auch er nicht gerechnet. Die Wahrscheinlichkeit eines regelmäßigen Pokerspielers, diese Kartenreihenfolge zu haben, war vielleicht zwei Mal im Leben.

Der Tisch leerte sich langsam, und die Rentner standen deprimiert auf und verließen das Casino, nachdem sie ihm den versprochenen Preis aushändigten. Deal war Deal. Und Kyung konnte sich das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht wischen.

„Kein Wunder, dass man munkelt, dass die Chinesen die Welt übernehmen werden. Die Scheißer werden bestimmt verdammt nochmal mit einem IQ von hundertvierzig geboren", fluchte der Älteste, doch Kyung ignorierte den rassistischen Kommentar, da er den Typen nicht noch mehr auf die Palme bringen wollte.

Irgendwann saßen nur noch der Asiate und der Wissenschaftler am Tisch und betrachteten den grünen Fils und die unaufgeräumten Karten.

„Du bist verdammt gut, Kleiner. Aber sag mal, kennen wir uns? Du kommst mir so bekannt vor", bekann Mr. Darren das Gespräch und Kyung schluckte bitter, bevor er dem Mann ins Gesicht blickte.

„Ich denke nicht", log er, denn er hatte den Mann schon ein paar Mal auf irgendwelchen Wissenschaftsveranstaltungen getroffen, auf denen er mit seiner Mutter gewesen war. Der Asiate verzog das Gesicht, als er daran dachte, wie der Großteil der Menschen dort ihn angestarrt hatte. Als wäre er ein Versuch oder gar eine geniale Maschine. Nur, weil er einen unbekannten Herzfehler überlebt hatte.

Kleiner TeufelWhere stories live. Discover now