Nie wieder

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Ich verließ die Polizeiwache. Meine Beine fühlten sich weich an, meine Augen brannten und mein innerliches tat weh. So weh, das ich es kaum aushielt. Es fühlte sich an, als würde ich keine Luft bekommen. Als würde mich jemand erdrücken. Immer wieder stiegen mir die Tränen in die Augen. Auf dem ganzen nach Hause weg starrte ich auf den Boden.

Ich solle mit Patricks Familie in Kontakt treten, wegen der Beerdigung, hatte der Polizist gesagt. Sein herzlichstes Beileid, hatte er gesagt. Ich schluchzte. Maudado und Zombey mussten es von mir erfahren. Die Zuschauer. Ich müsste es twittern. Eine erneute Schlinge legte sich um meinen Hals. Ich musste jemanden sagen, dass er umgebracht wurde.
Das Verfahren lief noch. Der Täter, die Tat, sein Tod, wurde mit der Überwachungskamera aufgenommen. Momentan wird es ausgewertet und dann muss sein Mörder gefunden werden.

Was wäre, wenn ich dem Täter gerade über den Weg laufe? Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Abstoßend. Ich verstand es nicht. Weswegen hatte er Patrick auf die Schienen geschubst? Ich hoffte nur, dass Patrick davon nicht allzuviel mitbekommen hatte. Das er diese Schmerzen nicht lange ertragen musste. Diese Angst vor dem Tod, der eingetreten war. Mit dreißig Jahren sterben wegen einem Idioten.

Ich schloss meine Wohnungstür auf und lehnte mich, nachdem ich sie hinter mir geschlossen hatte, gegen sie. Ein erneuter Wall von Tränen kam aus mir. Schluchzend glitt ich an der Tür herunter, kauerte mich zusammen und schlug meine Hände vors Gesicht, um mein weinen zu ersticken. Der Schmerz über seinen Verlust war zu groß.

Erst am späten Abend setzte ich mich an den Computer und trat dem Gespräch von Zombey und Maudado bei. Gerade unterhielten sie sich über Gonzo, der bald Geburtstag hatte und Chessy ihm deshalb einen Hundekuchen backen wollte. Zombey wünschte sich auch einen selbstgebackenen Kuchen von Chessy zum Geburtstag.

"Manu!" Freute sich Maudado, als er mich bemerkte. "Wo warst du?", fragte Zombey mich direkt. Ich räusperte mich. "Ich brauchte Ruhe", antwortete ich dann. Meine Stimme klang schwach, was den anderen auffiel. "Ist alles okay bei dir?", erkundigte sich Maudado. Ich musste tief durchatmen und fiepste dann kopfschüttelnd ein "nein". Sofort fragte Zombey mich, was los sei. "Patrick war bei mir. Und als er zu seinem Termin wollte, wurde er vor eine Bahn geschubst. Ich war heute bei der Polizei und die haben mir bestätigt, dass es Palle war." Ich wimmerte. Die anderen Beiden blieben still. Nur Maudado fing leise an zu weinen. Zombey sammelte sich vermutlich. Dann aber lachte er leicht verunsichert. "Verarsch uns doch nicht. Das, nein." "Doch", sagte ich aber nur mit fester Stimme.
Wieder Stille.

"Ich werde in den nächsten Tagen einen tweet absetzen, wo ich den Zuschauern Bescheid sage. Aber vorher werde ich mich mal mit seiner Mutter unterhalten. Denno hat vielleicht die Adresse. Vielleicht stehen sie im Telefonbuch." Ich wischte mir die Tränen von der Wange und griff nach der Rolle Klopapier auf meinem Schreibtisch, um meine Nase zu putzen.

Maudado hatte sich auf Stumm gestellt. Auch Zombey weinte leise. Ich vermisste Patrick. Nie wieder seine doofen Sprüche, seine verpeilte Art. Nie wieder ihn verliebt beobachten, wenn wir skypen. Ihn nie wieder sehen. Nie wieder hören. Nie wieder.

Felidae / KürbistumorOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz