Ängste und Sorgen

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Patrick stand in meinem Schlafzimmer. Seine Augen waren weit aufgerissen und lagen auf mir. Und ich selbst brauchte ein wenig, bis ich Begriff was los war. Dann aber verstand ich. Er stand vor mir. Ich lag im Bett. Ich hatte nichts an, bis auf meine Schlafhose. Er sah meinen nackten Oberkörper. Er sah meine Ohren und meinen Schwanz! Schnell griff ich die Decke und zog sie mir bis unters Kinn. Ich lehnte an der Wand und starrte Patrick nur an. Mir hätten die Tränen kommen können, doch die Angst hielt sie zurück.

"Was bist du?", fragte Patrick dann. Er hatte sich aus seiner Starre gelöst. Und er sprach vorsichtig.

Aus mir kam kein Wort. Er kannte nun die Wahrheit über mich. Wieso ich mich so versteckte. Der Tag, von dem ich Angst hatte. Vom ersten Augenblick unserer Freundschaft. Die Angst, dass er mich abstoßen konnte und ging, mich nie wieder sehen wollte.

Patrick setzte sich an mein Bettende. Dabei wandte er sich nicht von mir ab. "Wieso hast du die?", fragte er erneut. Dabei zeigte er auf meinen Kopf. Langsam griff ich nach meinem linken Ohr und fühlte das warme weiche Fell. "Ich, ich weiß nicht. Schon immer." Ich traute mich nicht mehr in sein Gesicht zu schauen. "Darf ich?" Patrick rutschte zu mir heran. Langsam nickte ich. Mein Herz hämmerte so laut gegen meine Rippen, dass ich seine Stimme kaum hören konnte.

Patrick streckte seine Hand zu meinen Ohren aus und berührte sie sanft. Auf seinen Lippen breitete sich ein Lächeln aus. Dann sah er mir in die Augen. Ich hatte Angst. "Eigentlich mag ich Hunde ja viel lieber aber Manu, du bist weich." Er hörte nicht auf mein Ohr zu streicheln. In mir fiel ein minimum der Last ab, die ich auf den Schultern trug. Er berührte das, was ich am meisten an mir verabscheute.

"Aber, ich verstehe es nicht." Nun sank seine Hand zurück auf seinen Schoß. "Es muss doch einen Grund haben, wieso du Katzenohren hast." Sein Gesicht nahm einen überlegenden Ausdruck an. "Findest du mich nicht komisch?", kam es dann wie aus der Pistole aus mir. Ich hätte mir selbst gegen die Stirn schlagen können.
Doch Patrick blieb ganz gelassen. Er zuckte mit den Schultern. "Weiß nicht. Es ist komisch, weil man eigentlich nicht davon ausgeht, das es sowas gibt. Aber deshalb mag ich dich nicht weniger oder finde dich ekelhaft, falls du das denkst." Er lächelte sanft und legte seine Hand auf mein Schienbein, welches sich unter der Decke befand. Langsam strich er mit seiner Hand auf und ab.

Ich seufzte und versuchte meine Stimme, ohne zittern, sprechen zu lassen. "Ich wurde so geboren. Meine Mutter wurde vergewaltigt und ich bin das Produkt davon. Wir vermuten das mein Erzeuger irgendwas in seiner DNA hatte, dass das ausgelöst hat. Kein Arzt konnte sich das erklären. Operieren kann man es leider auch nicht. Ich wäre sonst taub. Ich besitze keine menschlichen Ohren. Und der Schwanz." Ich legte die Decke ein Stück beiseite, damit Patrick ihn sehen konnte. "Er dient mir als Gleichgewicht. Klar könnte er weg, was aber ein großer Eingriff wäre. Und davor habe ich Angst."

Sein Blick haftete an dem schwarzen Plüsch. "Es ist wie ein Fluch", fügte ich traurig hinter meiner Erzählung.
"Ich find dich toll, so wie du bist." Patrick beugte sich vor und umarmte mich. Wir saßen dort auf dem Bett und umarmten uns. Ich musste weinen. Diese ganzen Sorgen und Ängste lösten sich und es war so, als könnte ich plötzlich wieder Atmen.

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