10 Millionen

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Konos Sicht:
Es schüttelt mich auf der Ablage des Pick-Ups ziemlich durch. Mein Scharfschützengewehr halte ich in der Hand. McGarrett und die zehn Millionen sitzen im Fahrabteil. Über Funk klären wir nochmals den Plan. Ich werde vor dem Treffpunkt irgendwo auf den Feldern Kahulas abspringen und mich in Schussweite positionieren. Steve würde alleine mit Hesse reden. Das Handy des Commanders klingelt und er nimmt ab. Wie erwartet ist Victor Hesse am anderen Ende der Leitung. Er will, dass Steve alleine kommt. „Hast du es gehört?", fragt der Commander über Funk. Ich bestätige und lege mich so hin, dass nicht mal eine Drohne mich sehen könnte.

Kurz bevor wir bei Hesse ankommen, springe ich von der Ladefläche. Gebeugt und leise laufe ich durch das hohe Graß. Ich sehe die schwarze Rauchsäule, welche den Standort des Gangsters markiert. Geschickt stelle ich das Gerüst des Gewehrs auf und lege mich in Schussposition. Ich nehme Victor Hesse ins Visier, folge ihm bei jedem Schritt, den dieses Arschloch macht. Man sollte sich niemals mit Chins Ohana anlegen!

Steves Sicht:
Victor Hesse lehnt sich siegessicher an Dannys Camero. „Wo ist Sang Min?", rufe ich ihm entgegen. „Er geniesst seine Freiheit. Haben Sie das Geld, Commander?", fragt Hesse. Demonstrativ hebe ich den Militärrucksack mit den zehn Millionen Dollar hoch. „Entschärfen Sie die Bombe, dann kriegen Sie ihr Geld!", fordere ich. Laut lacht Hesse auf: „Ich könnte genauso gut auf den Zünder drücken. Dann macht ihr Kollege Boom!" Er hebt den Zünder hoch, den Daumen auf dem Auslöser. „Nein!", schreie ich panisch: „ich gebe Ihnen das Geld! Kein Grund, die Bombe zu zünden!" Ich werfe Hesse den Rucksack zu. Er öffnet ihn, überprüft ob das Geld in der Tasche ist. Während der ganzen Aktion hält er den Zünder so, dass er ihn immer auslösen könnte und ich würde zusehen müssen.

Hesses nächste Aktion schockt uns alle. Ruckartig nimmt er die Tasche hoch und schmeißt sie ins Feuer. „Nein!", schockiert möchte ich zu dem Feuer laufen, das Geld herausholen. Wir wollten es doch nach Victors Festnahme wieder in die Asservatenkammer bringen. „Wenn ich Sie wäre, würde ich wieder zurück gehen!", fordert Hesse mich auf. Ich gehe wieder von dem Feuer weg. „Was machen Sie da? Sie hatten das Geld und alles! Warum haben Sie das gemacht?", schreie ich den Verrückten an. Seine Antwort ist nicht gerade beruhigend: „Es geht mir nicht um Geld! Es geht um Rache! Um Vergeltung! Ich wollte Ihnen nur in die Augen sehen, wenn ich einen ihrer Leute, jemanden unter ihrem Kommando, töte. So, wie Sie meinen Bruder getötet haben!" Er hebt den Zünder. Bereit, ein weiteres unschuldiges Leben auszulöschen.

Dannys Sicht:
Kima sitzt immer noch neben Chin. Sogar als der Mann vom Bombenräumkommando kam und sie aus Sicherheitsgründen bat, den Hawaiianer allein zu lassen, blieb sie einfach da sitzen. Noch habe ich nichts von Steve oder Kono gehört. Hoffentlich bekommt Hesse nicht plötzlich nervöse Finger. Ich möchte nicht zusehen, wie zwei Kollegen und gute Freunde von mir in die Luft gesprengt werden. Nach Konos und Kimas Ansprache über Chins Loyalität und seine Ehrlichkeit fühle ich mich schon etwas schlecht, dass ich ihm nicht von Anfang an geglaubt habe. Wie oft hat der Hawaiianer nun schon Leben gerettet? Von uns, aber auch von Menschen wie Sidt, die nichts mehr für ihn übrig haben. Es ist echt nicht fair, dass die Guten immer irgendwelche Arschtritte kassieren, während die Leute, die das eigentlich verdient hätten, unbeschwert weiter existieren und Leben zerstören.

Endlich kommt der erlösende Anruf. Die Bombe ist entschärft, Victor Hesse verhaftet. Vorsichtig nehme ich Chin die Bombe vom Hals und übergebe sie dem Mann vom Bombenräumkommando, welcher sie sofort wegbringen. Erleichtert löst sich der Hawaiianer aus seiner Starre und sofort umarmt Kima ihn. „Es ist vorbei!", flüstert der Officer, ihre Stimme gefüllt mit Erleichterung. Ich helfe ihm hoch, greife Chin unter den Arm. „Hey! Hättet ihr Lust, heute Abend mit mir und Grace Weihnachten zu feiern?", biete ich meinen Kollegen an. Gerne nehmen sie die Einladung an.

„Hesse hat was getan?!", frage ich mit Entsetzen. „Wie gesagt. Er hat das Geld verbrannt. Jeden einzelnen Dollar. Es ist weg!", wiederholt der Commander. Verzweifelt nehme ich meine Hand an die Stirn und laufe überlegend im Kreis: „Das war geplant! Er will uns ruinieren!" „Wir sollten uns entspannen! Heute ist Weihnachten! Es ist zu viel passiert, als das wir jetzt noch eine klare Entscheidung zu treffen!", legt Kima dar. Sie hat recht. Jetzt können wir eh nichts mehr ändern.

Kimas Sicht:
„Ich werde etwas später kommen", entschuldige ich mich bei den anderen. Ich setze meinen Helm auf und fahre in Richtung Zuhause. Doch außerhalb des Sichtwinkels des Teams biege ich in Richtung Stadtmitte ab. Bei irgendeiner Telefonbox halte ich an und atme tief durch. Hesse hat den ersten Dominostein zur Zerstörung FIVE-Os angestoßen. Und ich weiß einen Weg, ihn wieder zu stabilisieren. Ich scrolle meine Anrufliste der letzten Monate hinunter. Bei der Nummer meines Vaters halte ich an. Soll ich das wirklich tun? Mit zitternden Fingern tippe ich die Nummer ein. Ich nehme den Hörer ab und warte. „Wer ist da?", höre ich jemanden fragen. Tief atme ich durch. „Hey, Dominik", antworte ich.

Wieder einmal sitze ich vor meinem Vater. Wehrlos und völlig ohne Schutz. Über das Telefonat haben wir ein Treffen organisiert, in irgendeinem verlassen Haus mitten im Dschungel. Mein Motorrad steht draußen, sodass ich danach gleich zu Danny fahren könnte, falls ich bis dahin überlebe. „Du weißt schon, was du hier von mir forderst, oder?", fragt Dominik mich. „Ja!", sage ich entschlossen.  Er lehnt sich zurück. Ein Pfeifen entwischt ihm. „Zehn Millionen Dollar sind ziemlich viel. Und dann soll ich sie auch noch in den gesicherten Tresor in einer geheimen Asservatenkammer des HPDs bringen. Du weißt, dass ich dann etwas bei dir gut habe?", stochert Dominik Hellys in der Wunde herum. „Ja." „Gut. Morgen Abend spätestens wird das Geld in dem Tresor sein", ein Lächeln huscht ihm bei diesen Worten über sein Gesicht. Die ganze Zeit über schreit etwas in mir, den Mann vor mir zu verhaften, ihn endlich aus meinem Leben zu verbannen. Dass das, was ich gerade hier tue falsch ist und mein Leben verändern wird. Doch Chin, Kono, Steve und Danny wären in Sicherheit. Niemand würde sie mit dem Geld in Verbindung bringen. „Muss ich irgendwas unterschreiben?", angespannt schaue ich Dominik Hellys an. Er lacht nur: „Nein! Wir sind ja kein offizielles Unternehmen oder so."

Für mich ist die Sache hiermit vorübergehend abgeschlossen. Ich stehe auf und gehe zur Tür. Gerade als ich diese öffnen möchte, ruft mir mein Vater eine Frage hinterher: „Warum, Kima? Warum setzt du für diese Leute deine Zukunft aufs Spiel, ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken, was mit dir passieren wird?" „Für die Ohana tut man so einiges verrücktes Zeug. Das kannst du aber nicht verstehen", mit diesen Worten verlasse ich das Haus.

Chins Sicht:
Danny hat sich mittlerweile zum zehnten Mal in den Fingern gestochen. Im Gegensatz zum Detective stellt sich der Commander aber echt geschickt mit Nadel und Faden an. „Hast du bei den Seals Nähen gelernt?", ich kann mir die Frage nicht länger verkneifen. Etwas genervt schaut Steve von seinem Teil des übergroßen Weihnachtsmannkostüms auf und gesteht: „Nein, bei den Pfadfindern!" Wir brechen in ein tosendes Gelächter aus. Kamekona sollte für Danny ein Kostüm besorgen, doch das hier ähnelt eher einer Decke. Nun sitzen Steve, Danny und ich auf dem Boden und nähen es kleiner. Kono hat schon genügend Fotos gemacht. Auch Kima konnte sich ein Lachen schwer verkneifen, als sie vor ein paar Minuten endlich auch kam. „Vorsicht! Sie kommt!", rufen die Mädels und Danny schnappt sich das Kostüm und verschwinden in seinem Schlafzimmer. Kono öffnet die Tür und fast synchron heißen wir Grace willkommen: „Mele Kalikimaka!" „Frohe Weihnachten, wenn ich bitten darf!", schalt es von hinten und Danny kommt als Weihnachtsmann wieder zu uns.

Es vergeht einige Zeit und irgendwann holt Rachel die Kleine ab. Wir bleiben noch beim Detective und reden. Kima ist unnatürlich ruhig, doch wahrscheinlich muss sie einfach das Geschehene verarbeiten. „Falls du über irgendwas reden möchtest, ich bin immer für dich da", sage ich zu ihr, als Steve mal wieder lautstark mit Danny über irgendeine Kleinigkeit diskutiert. Dankend schaut sie mich an: „Das weiß ich schon längst." Trotzdem schweigt sie weiterhin. Irgendetwas belastet Kima. Das kann ich spüren....

My past is always behind me      #hawaii5O #fanfictionDonde viven las historias. Descúbrelo ahora