Mele Kalikimaka

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Kimas Sicht:
„Pass auf!", rufe ich Naleo zu. Dieser schaut auf und fängt die Glaskugel, welche ich ihm zuwarf. Vorsichtig hängt er sie an unseren Weihnachtsbaum, direkt neben einen roten Engel. Spielerisch nörgle ich: „Das geht nicht! Das geht so rein gar nicht! Du kannst keine hellblaue, matte Kugeln neben einen knallroten Kristallengel hängen!" „Ich wusste gar nicht das FIVE-O auf als Modepolizei ermittelt", trotzdem nimmt Naleo die Kugel und platziert sie neben einer Silbernen. Morgen ist Weihnachten, was ich aber nicht mit meinen Pflegeeltern verbringen würde. Diese besuchen Lilly in Los Angeles, wo meine Halbschwester eine Aufführung hat. Ich würde mit dem Team und Naleo feiern, wenn er nicht wieder mit seinem Bruder nach Maui zu seiner Familie fliegt. Leise schleiche ich mich an den Hawaiianer an und umarmen ihn überraschend. Kurz zuckt er zusammen, dann dreht er sich um und hält etwas über unsere Köpfe. „Du kennst den Brauch!" Es ist ein Mistelzweig, wenn auch ein ziemlich alter. Verspielt lächle ich und gehe auf die Zehenspitzen, um Naleo seine Belohnung für den Trick zu geben, doch dann klingelt mein Smartphone. Enttäuscht schaut er auf mich hinab. „ Officer Chen", nehme ich den Anruf an.

Eine halbe Stunde später treffe ich Chin Ho am Iloiani Palace. „Mele Kalikimaka, Brah!", begrüße ich meinen langjährigen Freund. „Mele Kalikimaka, Kima", erwidert auch er mir. „Was gibt's? Konnten die bösen Jungs wieder nicht bis nach den Feiertagen warten?" „Gleich kommen Steve und Danny. Ich erzähle euch gleich gemeinsam, was los ist", antwortet mir Chin. Genau als er fertig gesprochen hatte, fährt der Camero vor. Der Seal steigt wie immer auf der Fahrerseite aus. „Macht es Danny nichts aus, dass McGarrett immer mit seinem Auto fährt?", frage ich den Hawaiianer leise, bevor der Commander in hörweite ist. Chin verkneift sich ein Grinsen und begrüßt auch den Seal und den Detective. „Heute Morgen wurde eine Leiche im Meer gefunden. Steve, du müsstest den Kerl kennen", berichtet Chin und zeigt uns ein Foto. Der Mann darauf ist eindeutig tot. Seine unnatürlich bleiche Haut ist etwas aufgedunsen, was typisch für Wasserleichen ist. „Das ist Luther Maquienz!", stellt der Commander fest. Danny und ich werfen ihm einen fragenden Blick zu. „ Luther Maquienz ist, besser gesagt war ein großer Waffenhändler hier auf Oahu", klärt uns McGarrett auf. „ Die Todesursache waren zwei Schüsse in den Hinterkopf, wie bei einer Hinrichtung. Es gibt aber Anomalien bei der Leiche. Es befand sich Chlor in der Lunge und Hämatome am Hals", erläutert Chin uns die Umstände. „Anomalien? Hämatome?", necke ich den Hawaiianer. Er lacht: „Das war Max's Wortwahl. Ihr wisst wie der auf Fremdwörter steht." Lachend gehen wir gemeinsam hoch zu den Büros, wo Kono schon auf uns wartet.

Meine Freundin kommt gleich zur Sache: „Ich glaube, ich konnte den eigentlichen Tatort herausfinden. Nach Max's Aussage war Luther zwei Stunden im Meer, bevor er gefunden wurde. Anhand der Strömung kann man ungefähr feststellen, wo unsere Leiche ins Wasser geworfen wurde." Geschickt zeigt uns Kono die Strömungen an der Küste an. Nun übernimmt ihr Cousin: „Er wurde im Ikalani Resort ins Wasser geworfen. Dort wohnen die wirklich reichen Leute Hawaiis. Eine Villa folgt auf die Andere." „Anscheinend hatte auch Luther Maquienz eine Villa dort. Ich lasse mir bereits das Überwachungsvideo schicken", übernimmt nun Kono wieder das Wort. Nach kurzem Überlegen frage ich: „Kann es sein, dass Luther gefoltert wurde, bevor man ihn exekutierte? Von einem Rivalen vielleicht?" Ein Signalton erklingt und alle schauen auf den Bildschirm über dem Smarttable. Kono klickt auf das Videofile und die Aufnahme beginnt zu laufen. Wer darauf zu sehen ist, lässt mein Herz einen Schlag aussetzen.

Steves Sicht:
Nein! Das kann nicht wahr sein! Wie in Trance starre ich auf den Bildschirm vor mir. Gut zu erkennen, im schwarzen Anzug und zu gesund für einen Toten läuft Victor Hesse über den Weg, begleitet von unserem Opfer. Schweigen legt sich über das Team und ich spüre, wie sie mich erwartungsvoll anschauen und auf meine Reaktion warten. Dieser Dreckskerl lebt noch, dabei habe ich ihm doch zwei Kugeln in die Brust gejagt. Zur Überraschung der anderen greife ich zu meinem Handy. Ich habe die Gouverneurin auf Kurzwahl, doch nur ihre Sekretärin nimmt ab. Sie sei gerade in einer Besprechung. „Dann richten Sie ihr das aus! Der Mann, der meinen Vater ermordet hat lebt noch!", genervt lege ich auf.

Die Spurensicherung ist bereits vor Ort als wir ankommen. Chin wird gleich gerufen und verschwindet im Haus. Kono und Kima durchsuchen währenddessen die Akte zu unserem ersten Fall und die Nachforschungen, die die Halb-Japanerin nach Victors Tod angestellt hatte. Arschlöcher, wie Dominik Hellys und Victor Hesse wollen wohl einfach nicht sterben. Ich sehe mich um. Schon eine schöne Aussicht. Vor mir befindet sich der Pool, in welchem Luther wahrscheinlich gefoltert worden war. Ich höre Schritte und drehe mich zu dem Hawaiianer um, der wieder zu mir kommt. „Die Spurensicherung bestätigt, dass Hesse hier war. Sie haben Fingerabdrücke gefunden, die ihm zugeordnet werden konnten", berichtet mir Chin. Ich selber habe vorhin ein Handy von einem der Spurensicherung bekommen und gebe es nun Chin Ho: „Es wurde im Wasser gefunden. Schau mal nach, was du retten kannst." Mit einem Nicken nimmt er das Smartphone an.

„Übrigens", sagt der Hawaiianer: „ diese Kerle wie Hesse sind wie Kakerlaken. Wenn du das nächste Mal drauftrittst, nehme den Fuß nicht runter. Trete noch einmal drauf und versichere dich, dass er tot ist." Chin hat recht. Mental befinde ich mich gerade wieder am Hafen. Ich schieße zweimal und Hesse fällt ins Meer. Ich klettere den Container hoch und schaue hinunter ins Wasser, suche mit den Augen die Leiche des Mörders meines Vaters. Es hätte mir auffallen sollen, dass die Leiche nicht schon weggespült worden sein konnte.

Konos Sicht:
Mittlerweile tun mir die Augen vom ganzen Lesen weh. Gemeinsam mit Kima gönne ich mir eine kurze Pause. Außerdem ist Chin wieder da. Ich betrete den Raum und sehe meinen Cousin mit einer Tüte Reis vor sich liegend. „Ist es nicht etwas zu früh fürs Mittagessen?" „Das Handy lag einige Stunden im Wasser. Die Technik ist zwar Hinüber, doch die Simkarte sollte noch funktionieren, sobald sie getrocknet ist. Der Reis saugt das Salzwasser auf und trocknet dadurch hoffentlich die Karte", erklärt mir Chin. Kima bestätigt ihn: „Das funktioniert. Ich habe es ausprobiert, als mein Handy ins Wasser gefallen war." Laut lache ich auf und kassiere dafür einen Knuff in die Seite. Auch Chin kann sich ein Lächeln nicht verkneifen, behält aber seine Professionalität. Er zieht das Smartphone vorsichtig aus der Tüte, um den Reis nicht über dem ganzen Boden zu verteilen. Mit einer Büroklammer holt er die Simkarte heraus und steckt sie in das Lesegerät des Smarttables.

Wenige Sekunden später haben wir die Anrufliste vor uns liegen. Viele der Anrufe sind uninteressant, doch zwei sind auffallend. Beide Male an die gleiche Nummer. Auch waren es seine letzten Anrufe. Das wird den Commander interessieren. Die zuletzt gewählte Nummer gehört einem gewissen Trant Orgasnt , einem Waffenhändler wie Luther und Hesse. „Warte! Ich kenne diesen Namen! Er kam in den Akten über Victor Hesse ein paar mal vor. Wahrscheinlich haben sie sich gegenseitig entweder geholfen und gemeinsam Geschäfte gemacht, oder sie wurden zu Konkurrenten. Im zweiten Fall hat Hesse ihn wahrscheinlich getötet, um wieder in dem Geschäft Fuß zufassen", räumt Kima ein. Leider kann ich meine Freundin nicht wirklich ernst nehmen. Anscheinend hatte sie, bevor wir zu dem Fall gerufen worden waren, ihren Weihnachtsbaum geschmückt. An ihrem Rücken hängt noch etwas Lametta und in ihrem Zopf steckt ein kleiner Rudolf, dessen rote Nase freudig vor sich her blinkt. Ich nehme ihr die Figur aus den Haaren und zeige sie Chin und Kima. Meine Freundin läuft knallrot an, nimmt mir das Rentier aus der Hand und verflucht Naleo leise. Wieder muss ich lachen. „Wir sollten Steve informieren. Er wird sich nur allzu gerne mit unserem Trant Orgasnt unterhalten. Darauf wette ich!", probiert Kima uns abzulenken. Schnell schicke ich dem Commander die Adresse. „So jetzt kannst du uns ohne Zeitmangel erklären, wie sich Rudolf in deinen Haaren verirren kann." Kima wirft mir einen Killerblick zu und widmet sich wieder den Akten.

My past is always behind me      #hawaii5O #fanfictionWhere stories live. Discover now