43. Streit

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Die Ferien verbrachte Alice wie vorausgesehen wieder bei den Crouse in ihrem neuen Haus, da es bei ihrem Vater nicht sicher genug war. Überhaupt konnte sie kaum Kontakt zu ihm aufbauen, da die Briefe kontrolliert werden könnten. Besuchen konnte sie ihn auch nicht, und in Hogwarst mussten die beiden vorsichtiger sein als je zuvor, weshalb Alice nur selten mit ihm reden konnte.
Darum waren die noch so kleinen Momente so kostbar, und beide genossen sie sehr.
Der 28 Dezember war solch ein Tag, da Peter Pettigrew nicht da war, und Alice den Tag mit ihrem Vater verbringen konnte. Später am Abend kam noch Kate dazu, aber die Stimmung war da auf einmal so angespannt, dass Snape irgendwann den Raum verließ, mit der Begründung etwas lesen zu wollen.
"Alice?" fragte die Dunkelhaarige schließlich, nahm aber nicht den Blick von den Flammen im Kamin.
"Ja?" fragte Alice leise.
"Ich habe gehört was in Hogwarts vor sich geht." begann sie.
"Und ich finde es nicht gut. Ich weiß er ist dein Vater, aber wenn er soetwas tut...
Alice ich denke nicht, dass du ihm vertrauen solltest!" bei diesen Worten wandte sie sich ihrer Freundin zu, und sah ihr direkt in die Augen.
"Doch Kate, ich kann ihm mein Leben anvertrauen, das weiß ich." wieder sprach sie.
Kate erhob sich und begann im Wohnzimmer auf und ab zu gehen.
"Alice du magst ihm vertrauen, jeder vertraut doch seinen Eltern, aber ich tue es nicht.
Hör zu, es gibt vieles was gegen ihn spricht.
Zum ersten: er ist ein verdammter Todesser! Das allein sollte schon Punkt genug sein ihm zu misstrauen, aber die Liste geht weiter!
Zweitens: er ist der wohl grausamste Schulleiter den Hogwarts je gesehen hat!" Bei diesen Worten fing Alice an zu weinen.
"Er lässt Todesser unterrichten, lässt sie Schüler auf alle erdenklichen Arten foltern, lässt zu, dass man ihnen die dunklen Künste beibringt und so weiter. Ganz abgesehen davon, dass er seine eigene Tochter vor der ganzen Schule gefoltert hat!" schrie Katie aufgebracht.
"Wer tut denn sowas? Alice, bei Merlin, wach auf! Er tut dir doch weh, darüber kannst du doch garnicht hinwegsehen! Egal ob die Todesser ihn gezwungen haben oder nicht, das ist verdammt noch mal keine Entschuldigung!
Drittens: Er hat mehrmals vor seiner Tochter, dir, jemanden getötet! Er. Gehört. Zu. Voldemort!
Alice, du musst das verstehen, ich möchte nur das Beste für dich."
Sie kniete sich vor ihre weinende Freundin, die immernoch auf dem alten Ledersofa saß.
"Alice ich liebe dich. Ich will dich schützen!
Bitte... Zieh hier weg. Brich das ab, ansonsten wird es vielleicht noch schlimmer."
Alice schüttelte den Kopf.
"Du verstehst das nicht! Er muss das tun. Und ich- ich kann ihn nicht verlassen!" schluchzte sie.
"Du kannst, oder du willst nicht? Und was verstehe ich nicht?" fragte Kate aufgewühlt.
"Warum er das alles tut. Du verstehst den Grund nicht, weil du ihn nicht kennst!"
Kate stand wieder auf.
"Ach, Snape hat sogar Gründe jemanden zu foltern! Wie schön, das macht es definitiv besser.
Erklär es mir doch einfach Al.
Erklär mir warum er das tut, dann kann ich es vielleicht beurteilen!"
Alice schüttelte den Kopf, und stand ebenfalls auf. "Ich kann nicht."
"Ach, das auch? Toll, echt. Meine Güte Alice, das ist Willens Sache. Oder zwingt Snape dich? Tut er das? Ich schwöre dir ich werde ihn umbringen!" fauchte die junge Aurorin.
"Nein, nein, nein! Er zwingt mich zu nichts! Und ich will es dir ja sagen, aber es ist nicht mein Geheimnis!"
Kate seufzte tief.
"Alice. Der Mann tut dir nicht gut." sagte sie resigniert. "Ich werde dich ganz bestimmt nicht zu etwas zwingen, aber solang ich nicht verstehe misstraue ich dem Todesser. Und ich werde nicht zu der Familie eines Todessers gehören!"
Fassungslos starrte Alice ihre Freundin an. "Was?" fragte sie, um sicherzugehen sich nicht verhört zu haben. Kate schüttelte den Kopf. "Du hast mich verstanden." sagte sie leise. "Das hier ist vielleicht unser Ende."
"Du kannst mich nicht zwingen mich zwischen euch zu entscheiden!" rief Alice verzweifelt.
"Tja ich muss. Ich kann so nichtmehr leben, verstehst du das nicht? Ich liebe dich, aber... Ich kann das nicht."
"Kate!" schrie die Rothaarige weinend.
"Nein. Ich oder er. Es sei denn ich kann verstehen wieso er das angeblich alles tut! Auch wenn ich bezweifle, dass es einen Grund gibt, der all seine Taten rechtfertigen kann!"
Alice brach neben dem Sofa zusammen. "Du weiß das geht nicht..." flüsterte sie in kraftloser Verzweiflung.
"Tja, wenn das deine Antwort ist...
Leb wohl Alice." sagte die Dunkelhaarige. Tränen liefen ihr die Wangen herunter, als sie ihre wortwörtlich am Boden zerstörte Ex- Freundin noch einen Moment betrachtete. Dann wandte sie sich schweren Herzens zum gehen.
Hinter der ein Spalt breit geöffneten Tür stand Alice Vater, der stumm dem gesamten Streit mitangehört hatte. Doch als er die letzen Worte des Mädchens hörte welches er noch nie so wirklich gemocht hatte wurde es ihm zu viel. Kräftig stieß er die Tür auf, und beide Mädchen wandten sich ihm erschrocken zu.
Das verweinte Gesicht seiner Tochter sah vom Boden zu ihm hoch, während das andere ihn hasserfüllt und traurig zugleich betrachtete.
"Sag es ihr." sagte er kraftlos, und sah seiner Tochter fest im die Augen.
"Dad ich..." begann Alice, doch ihr Vater brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. Seufzend hockte sie sich neben sie. "Es ist schon okay... Ich möchte nicht... Das es so für dich enden muss, auch wenn ich der Meinung bin, dass sie nicht die Richtige für dich ist. Weißt du, Menschen müssen einen so lieben wie man ist, nicht für die Eltern die man hat." Sanft strich er ihr über das rote Haar.
"Ich danke dir, dass du zu mir gehalten hättest. Ich weiß, das ist nicht immer einfach." Er seufzte wieder, und erhob sich. Dann hielt er seiner Tochter die Hände hin, um sie vom Boden hoch zu ziehen.
"Ich lasse euch besser alleine." sagte er dann, und verließ den Raum.
"Was...?" fragte Kate verständnislos. Sie musste zugeben, dass die Worte des Professors sie getroffen hatten, auch wenn sie das vermutlich nie zugeben würde.
Alice sah zu Boden.
"Siehst du. Er kann garnicht so böse sein wie du denkst, wenn er für mich sogar sein Geheimnis riskiert..."
Einen Moment schwiegen die Mädchen. "Dad wurde früher mal auf die falsche Seite gezogen..." begann Alice irgendwann. "Aber er hatte es nicht gewollt, und hat sozusagen heimlich für Dumbledore gearbeitet. Nachdem Voldemort verschwand, wollte er die dunkle Seite eigentlich für immer aufgeben, aber...
Voldemort kam eben wieder, und Dumbledore hatte die Idee, dass Daddy als Doppelagent arbeitet.
Und das tut er seitdem.
Dumbeldore wusste er würde nichtmehr lange leben und er wusste auch, dass Voldemort meinem Dad nicht zu hundert Prozent vertraute. Also sprach er mit Dad ab, dass er derjenige sein müsste, der ihn tötet, damit er das Vertrauen des dunklen Lords hat.
Tja, für seine Rolle hat es alles getan, und sieh was jetzt geworden ist. Keiner traut ihm, alle halten ihn für einen Mörder, und weder er noch ich dürfen die Wahrheit erzählen. Er hat mich mehrmals verleugnet, Menschen töten müssen, Schüler leiden lassen müssen, für einen Auftrag den Dumbledore ihm gegeben hat.
Katie er tut das nicht freiwillig! Er ist der Lehrer der Schüler als 'Strafe' mit Hagrid in den Wald schickt, ich meine, dass ich nicht lache! Das ist ja nahezu eine Belohnung gegen das Quälen der Todesser. Wofür er auch nichts kann, denn er muss sich ja dem Willen des dunklen Lords beugen um seine Tarnung aufrecht zu erhalten.
Kay, Dad hat mich nie gequält, es sah nur für alle so aus, als ob.
Wir haben es gespielt, damit die Carrows nichts mitbekommen.
Er würde mir nie wehtun Kay, er will nur das Beste für mich."
Nach Alice Erzählung herrschte Schweigen. Kate starrte ihre Freundin fassungslos an.
Alice ging langsam zu der Couch herüber und setzte sich im Schneider Sitz darauf. Sie ließ Kate Zeit das Gehörte zu verarbeiten, und wartete Still auf eine Reaktion.
Wie würde sie nun von ihrem Vater denken? Von ihr? Würde es etwas für sie ändern?
Das Feuer im Kamin war inzwischen herunter gebrannt und so konnte die Rothaarige lediglich die knisternde Glut betrachten, die das Wohnzimmer in ein sanftes Licht tauchte.
"Alice..." sagte Kate leise, und die Angesprochene wandte ihr den Blick zu.
Sie konnte im Dämmerlicht gerade so erkennen, dass die Dunkelhaarige weinte.
"Ich..." Kate stockte. Alice erhob sich wieder, und ging ein paar Schritte auf sie zu.
"Es tut mir so Leid!" schluchzte Kate schließlich, und umarmte ihre Freundin fest.
"Du hattest Recht, das kann man als Grund vorweisen. Und er hatte auch Recht, ich sollte dich dafür lieben wer du bist, und nicht dafür, dass er dein Vater ist!"
Alice lächelte.
"Das- das ist schon okay. Du konntest es ja nicht wissen."
"Aber es war trotzdem nicht in Ordnung von mir. Ich habe dich echt nicht verdient. Trotzdem muss ich das fragen... Würdest du mir noch eine Chance geben?" Hoffnungsvoll sah sie Alice an, die nicht anders konnte als zu lächeln.
"Natürlich gebe ich dir eine zweite Chance!" rief sie erleichtert, und küsste Kate, die den Kuss erwiederte. Danach umarmte Katie ihr Freundin einfach lange.

Hogwarts' EngelWhere stories live. Discover now