12. Eissplitter

1K 54 6
                                    

Jeder in der Schule wusste das etwas geschehen war, und dass es mit Snape zu tun hatte, auch wenn vielen nicht bewusst war was genau geschehen war. Und doch konnte jeder sehen wie Alice sich innerhalb von einem einzigen Tag gewaltig verändert hatte. Es war als wäre von ihrem großen warmen Herz ein Stück abgesplittert und zu Eis gefroren. Sie verbrachte so viel Zeit mit den Erstklässlern wie noch nie, als würde sie Trost in ihrer kindlichen Welt suchen. Sie arbeitet so gut mit wie eh und je, doch Zaubertränke ließ sie komplett schleifen. Sie hatte sich in die letzte Reihe gesetzt, und zeichnete den kompletten Unterricht durch. Sooft Snape ihr auch Punkte dafür abzog, so eiskalt ignorierte sie ihren Lehrer. Sie sah ihn kein einziges Mal an. Sie brachte es einfach nicht über sich. Sie  kleidete sich zunehmend dunkler, obwohl sie früher immer gern Farbenfrohe Sachen getragen hatte. Sie nahm ihren Traumlos Trank nichtmehr, den hatte sie weggeschmissen, weil er von Snape war. Mit dunklen Ringen unter den Augen wanderte sie gebrochen durch die Schule. Nur Katie und Angelina wussten alles was an dem Tag vorgefallen war, inklusive Black, und wie sie sich jede Nacht in den Schlaf weinte. Nicht selten quetschten sie sich zu dritt in ein Bett, um ihrer besten Freundin Trost zu spenden. Die beiden hielten gegen Snape zu ihr, und hielten ihr kein einziges Mal vor, dass sie es gewusst hätten. Das Snape so war, und wie gutgläubig sie doch gewesen war.
"Crouse, bleiben sie nach dem Unterricht noch einen Moment!" sagte Snape kühl zu ihr. Sie sah nicht auf, und sagte nichts. Doch innerlich schwor sie sich so schnell zu verschwinden wie es ging. Sie hatte nicht das geringste Bedürfnis mit Snape zu reden.
Und so verließ sie bei den Worten 'Der Unterricht ist beendet' fluchtartig den Raum, obwohl sie noch Snapes Stimme hörte, wie er ihr hinterher rief. "Crouse, bleiben Sie stehen!"
'Das hätten Sie wohl gerne' dachte Alice bitter.

Über ihre Hausaufgaben gebeugt aß sie ihr Mittagessen. Die Wörter begannen vor ihren Augen zu verschwimmen, und Tränen tropften auf das Papier. "Alice." sagte eine zarte Stimme hinter ihr. Sie blickte auf, in die grünen Augen des Slytherinjungen. Er setzte sich Wortlos zu ihr an den Gryffindortisch und umarmte sie. Sie klammerte sich an ihn, und wollte nicht, dass diese tröstliche Wärme je wegging. Drüben am Slytherintisch stand währenddessen Parker Bulstrode auf und ging nach vorne. Er hielt sich seinen Zauberstab als Verstärker an den Hals und räusperte sich. Jegliche Aufmerksamkeit lag bei ihm. "Bekomme ich bitte kurz eure Aufmerksamkeit?" fragte er unnötiger Weise. "Verzeihung" fügte er an die Lehrer gewandt hinzu. "Ich möchte nur kurz etwas sagen. Es dauert auch nicht lange."
Konzentriert starrte Alice ihre Kartoffeln an, Parkers Verrat schmerzte sie sehr.
"Alice." sprach er sie dirket an. Sie blickte auf, und presste ihre Kiefer aufeinander. "Alice." wiederholte er. "Viele wissen was vor kurzem geschehen ist. Doch was passiert war ist unwichtig. Wichtig ist, dass ich nicht eingegriffen habe, und das war falsch von mir. Ich war früher nie nett zu dir Alice, aber du hast mir trotzdem eine zweite Chance gegeben! Du hast darüber hinwegsehen können, und ich habe es vermasselt." Alice erhob sich und ging mit großen Schritten auf Bulstrode zu. "Alice, es tut mir Leid! Ich hätte was tun können, und ich hätte etwas tun sollen, ich..." bei Bulstrode angekommen riss Alice ihm den Zauberstab aus der Hand. "Sag mal, bist du eigentlich Wahnsinnig geworden?" zischte sie gut hörbar. Jeder in der Halle hielt die Luft an. "Alice, auch wenn du es jetzt noch nicht kannst, bitte verzeih mir! Irgendwann. Ich wollte bloß, dass alle meine Entschuldigung hören, denn was ich getan habe war... einfach nur gemein."
Alice seufzte tief. "Bulstrode zu Idiot, es ist schon okay. Dafür hättest du keine Ansprache halten müssen!" Sie lächelte leicht. Eine Träne der Erleichterung rollte Parkers Wage herab, und er umarmte Alice fest. Zögerlich erwiederte sie die Umarmung. "Es tut mir so Leid." flüsterte er. Einige Schüler begannen zu klatschen, und bald toste wilder Applaus durch die Halle. Als sie sich voneinander lösten lächelte Alice wieder ihr breites Lächeln, was in letzter Zeit so sehr vermisst wurde. Alice nahm Parkers Hand, und zog ihn mit zum Gryffindortisch. Währenddessen stand Snape auf und verließ die große Halle durch eine Seitentür, mit einem Blick als wäre ihm der Appetit vergangen. McGonagall erhob sich, als der Beifall verstummt war. "Nehmen sie sich ein Beispiel an Mr Bulstrode." sagte sie gerührt, bevor sie sich wieder hin setzte. "Äh, und seid ihr jetzt irgendwie zusammen?" fragte Kate, mit einem säuerlichen Blick auf Bulstrode. "Was?" fragten die beiden wie aus einem Mund. "Nein, nein nein!" sagte Alice sofort. "Das habt ihr falsch verstanden." sagte auch Bulstrode. "Wir sind lediglich Freunde. Hoffe ich" sagt er mit einem schüchternen Blick auf Alice. "Eine letzte Chance." mahnte sie. "Ich werde den selben Fehler nicht zweimal machen." versicherte Bulstrode lächelnd.

Hogwarts' EngelWhere stories live. Discover now