Kapitel 11 - Vergebung

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„Willkommen zurück", begrüßte Elara ihre Kollegen des Magieunterrichts am ersten Vormittag des neuen Semesters. „Ich hoffe, Sie hatten alle schöne Feiertage."

Julie Adams nickte begeistert und auch den Gesichtern von Lynn Newt, Phillip Hamilton, Helen und George Keith konnte Elara Zustimmung entnehmen. Wenn sie an ihre eigenen freien Tage dachte, breitete sich ein Hochgefühl in ihr aus, das sie schweben ließ. Schuld daran waren James' Küsse und seine zärtlichen Berührungen, die die Schmetterlinge in ihrem Bauch verrücktspielen ließen. Doch jetzt musste sie sich konzentrieren. Die kalte Winterluft, die durch das angekippte Fenster hereinströmte, half ihr dabei enorm.

„Das freut mich. Wie jedes Semester möchte ich mit Ihnen kurz einige organisatorische Punkte besprechen: Am Stundenplan hat sich soweit nichts geändert. Außer bei Helen. Sie wird Ihnen, Phillip, noch drei Kurse für Luftmagie abnehmen."

Mr. Hamilton wirkte äußerst erleichtert darüber. Er war inzwischen Anfang sechzig und Elara wusste von seinen Rückenproblemen, die sich durch langes Stehen verschlimmerten.

„Vielen Dank, Elara", meinte er und auch Helen nickte erfreut. Doch plötzlich verschwand das Lächeln von ihrem Gesicht als hätte jemand es fortgewischt. Sie blinzelte mehrmals hintereinander und ihre Finger krampften sich um den Kugelschreiber, den sie in der rechten Hand hielt.

„Alles in Ordnung, Helen?", fragte Julie besorgt. „Wollen Sie ein Schluck Wasser? Sie sind ja ganz blass."

Elara starrte ihre ehemals beste Freundin an und Entsetzen kroch wie Gift durch ihren Körper. Nicht Helen auch noch. Dann verspürte sie ein magietypisches Stechen auf der Haut, das ihr den Atem stocken ließ.

Sie presste sich eine Hand auf den Bauch und biss die Zähne zusammen, um sich nicht davon überwältigen zu lassen. Solch eine bösartige Präsenz hatte sie noch nie gespürt.

„Helen", rief Julie panisch, als diese sich auf die Beine stemmte und zum Fenster wankte. Sie bewegte die Lippen, murmelte irgendetwas, doch Elara konnte sie nicht verstehen, kämpfte sie noch immer gegen das erstickende Gefühl der Bosheit an, das ihren Magen rebellieren ließ.

Dann, schlagartig, löste es sich auf und Elara konnte wieder normal atmen. Mit wenigen Schritten, war sie bei Helen, die in jener Sekunde die Augen verdrehte und leise stöhnend in sich zusammensackte. Mit ihrem reglosen Körper in den Armen ging Elara in die Knie. Ihr Herz pochte schmerzhaft gegen ihren Brustkorb.

„Holen Sie James", stieß sie hervor. „Irgendjemand von Ihnen."

Augenblicklich sprang Julie auf und stürmte aus dem Raum.

„Gott, es ist so schrecklich", murmelte Lynn Newt betroffen. „Wann hört dieses Stehlen von Magie endlich auf?"

„Die arme Helen", brummte Phillip Hamilton mitleidig.

Elara hatte kaum Gehör für die Worte ihrer Kollegen. Wie gelähmt hockte sie mit Helen um Arm auf dem Boden und fühlte sich vollkommen hilflos. Ein Gefühl, das sie mehr hasste als alles andere. Vorsichtig strich sie Helen eine Haarsträhne aus dem Gesicht und musste mit Schrecken feststellen, dass ihre Finger leicht zitterten.

„Elara", drang James' sanfte Stimme schließlich in ihr Bewusstsein und sie hob den Kopf. Die Ruhe in seinen blauen Augen verdrängte einen Teil ihrer Furcht und sie atmete tief ein.

Ihr Wächter hob Helen hoch und auch Elara stand auf.

„Julie, seien Sie so lieb und informieren Sie Derek über den Vorfall. Er ist in der Turnhalle beim Kampfunterricht. Helens Tochter ist in seinem Kurs. Sie sollte wissen, was mit ihrer Mutter passiert ist, und in den Krankensaal kommen."

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