Kapitel 6 - Umarmungen, Pferde und Gefühle

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Es war kurz nach zwölf Uhr Ortszeit, als Elara und James aus dem kleinen Flughafen von Kamloops in die Mittagssonne traten und auf den Wagen zusteuerten, den der Mann von der Autovermietung ihnen genannt hatte. Tatsächlich blinkte es, als James probeweise die Fernschaltung betätigte.

Rasch verstaute er ihr Gepäck im Kofferraum und Elara ließ sich müde auf den Beifahrersitz fallen. Die Zeitverschiebung betrug bloß drei Stunden zurück. Zuhause war es jetzt gerade einmal fünfzehn Uhr. Warum also war sie so erschöpft?

„Wir brauchen jetzt noch gute zweieinhalb Stunden bis zur Ranch", informierte James sie, nachdem er sich hinter das Steuer gesetzt hatte.

„Okay", murmelte Elara schläfrig. Es war der Flug, dachte sie. Der Flug und der fehlende Schlaf.

James startete den Motor und der Wagen rollte mit einem leisen Brummen aus der Parklücke.

Elara bekam bloß noch mit, wie sie eine Weile am Ufer des Kamloops Lake entlangfuhren, der vom Thompson River gespeist wurde, ehe ihr die Augen zufielen. 

****

„Elara", sagte jemand und rüttelte sie behutsam. „Hey, wir sind da."

Verschlafen blinzelte Elara in das grelle Tageslicht und war für einige Sekunden vollkommen orientierungslos. Wo war sie? Dann fiel ihr es ihr wieder ein. Verschlafen schlug sie die Augen auf und setzte sich aufrecht hin. Ein leichtes Ziehen in ihrem Nacken verriet ihr, dass ihre Position die letzten zwei Stunden nicht gerade orthopädisch wertvoll gewesen war.

„Willkommen zurück im Reich der Lebenden", neckte James sie, bevor er ausstieg und sich am Kofferraum zu schaffen machte.

„Witzig", murmelte Elara trocken, drückte die Autotür auf und kletterte ins Freie. Milde Sommerluft schlug ihr entgegen und eine leichte Brise schmeichelte ihrer Haut. Es war überraschend kühl für Juli und dennoch strahlte die Sonne von einem strahlend blauen Himmel und schien es sich zum Ziel gemacht zu haben, alles Lebendige auf dieser Erde auszutrocknen.

Neugierig blickte Elara sich um. Sie parkten vor einem großen Haus, das mit dicken Holzbalken verkleidet war und sehr rustikal wirkte. Es roch nach Pferden und der würzige Geruch eines Fichtenwaldes vermischte sich mit dem Duft von Seewasser. Elara atmete tief ein.

In diesem Moment öffnete sich die Eingangstür des Hauses und eine junge Frau stürmte mit strahlendem Lächeln auf das Auto zu.

„James!", rief sie und warf sich dem Wächter in die Arme, der just in der Sekunde mit den Koffern um den Wagen gelaufen kam. Überrumpelt ließ er diese los und erwiderte die Umarmung der jungen Frau fest.

Der Anblick versetzte Elara einen leichten Stich, doch sie ignorierte es.

„Ich freue mich ja so, dass du endlich wieder Zuhause bist", lachte die Frau, als sie sich von James löste.

„Ich mich auch, Kathie", erwiderte der Wächter lächelnd. „Darf ich dir meinen Gast vorstellen?"

Kathie wandte sich Elara zu und musterte sie neugierig.

„Kathie, das ist Elara Frey. Elara, meine kleine Schwester Katherine."

Schwester ... sofort verschwand das merkwürdige Gefühl in Elaras Herz und sie machte einen Schritt auf Kathie zu.

„Sie sind Elara Frey", stellte die junge Frau mit einem ehrfürchtigen Hauchen fest.

„Nennen Sie mich bitte Elara", erwiderte Elara mit einem leichten Lächeln und wollte Kathie die Hand geben, doch diese überraschte sie mit einer Umarmung. Wie versteinert ließ Elara die Begrüßung über sich ergehen und hörte James leise Lachen.

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