Kapitel 2 - Verwirrung und Wut

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„Hey! Ihr zwei! Hört ihr schlecht? An die Wand habe ich gesagt!" Nun richtete der Mann auf dem Tresen seine Waffe auf Elara und James.

„Wird's bald?", knurrte er, während zwei seiner Komplizen ebenfalls mit gezogenen Waffen auf sie zukamen. Endlich kam Bewegung in ihren Wächter und auch Elara richtete sich auf. Unendlich langsam durchquerten sie die Halle. Jeder Schritt jagte einen reißenden Schmerz durch ihr rechtes Bein, gegen den selbst Adrenalin und ihre Magie nichts mehr ausrichten konnten. Sie spürte den kalten Schweiß auf ihrer Stirn und kämpfte verzweifelt darum, ihre Haltung zu bewahren.

Nach wenigen Sekunden, die ihr vorkamen wie eine Unendlichkeit, erreichten sie die anderen Geiseln und Elara ließ sich langsam zu Boden sinken. Mit zusammengepressten Lippen schloss sie für einen Herzschlag lang die Augen und atmete gegen den Schmerz in ihrem Knöchel an. Sie spürte, dass James sie musterte und wandte ihm den Kopf zu. Sein sorgenvoller Blick traf sie wie ein Pfeil ins Herz.

„Und jetzt hören Sie alle gut zu, wenn ich bitten darf", ergriff der Mann wieder das Wort. „Ich bin nicht auf Ihr Geld scharf, sondern auf das der Bank. Was die anderen genommen hat, nehme ich ihr weg. Für die meisten hier wird das reibungslos ablaufen und sie werden normal weiterleben können." Sein Blick schweifte bedrohlich über die am Boden sitzenden Geiseln hinweg. „Trotzdem kann es einige Leute geben, die glauben, es wäre der Zeitpunkt, den Helden zu spielen." Er verstummte und für den Bruchteil einer Sekunde herrschte Totenstille. Dann, urplötzlich, hob er den Arm und zerschoss ein Telefon auf der anderen Seite der Halle. „Ich schieße nur daneben, wenn ich es will." Mit einem Satz sprang er vom Tresen und schlenderte lässig durch die Halle.

„Also? Sind hier heute eventuell irgendwelche Helden unter uns? Irgendjemand, der vorhat, sich in unsere Geschäfte einzumischen? Wenn das einer vorhat, bringen wir nämlich nicht nur ihn um. Dann bringen wir jeden einzelnen Menschen in dieser Bank um."

Elara schloss die Augen, als würde das helfen, die Furcht zu vertreiben, die sich unweigerlich ihren Weg an die Oberfläche bahnte. Sie wagte es nicht, James anzusehen. Der Wächter war der beste Kandidat für einen Helden. Aber nicht einmal er würde gegen sieben bewaffnete Räuber ankommen.

„Meine Kollegen werden jetzt rumgehen und Ihre Handys einsammeln", rief der offensichtliche Anführer dieses Überfalls. „Holen Sie sie mit der rechten Hand raus und halten Sie sie hoch, sodass wir sie sehen können. Schön brav, ansonsten wird es eklig und ich arbeite nur ungern in einem Saustall. Verstanden?" Verängstigtes Nicken von einigen war die Antwort, ansonsten reagierte niemand. Die Frau und der junge Mann mit den dunkelblonden Haaren liefen mit Beuteln von einer Geisel zur nächsten und ausnahmslos jeder der Anwesenden warf sein Handy wie gefordert hinein. Selbst der Junge, dessen Alter Elara auf höchstens zehn schätzte, gab mit kugelrunden Augen ein kleines Spielzeugtelefon in den Beutel. Dann kam der Mann vor Elara zum Stehen, doch sie rührte sich nicht.

„Hey, wo ist dein Handy", knurrte er sie an.

„Ich habe keines", erwiderte sie frostig und senkte jedoch ihren Blick, um ihn nicht zu provozieren.

„Wie bitte?", stieß er ungehalten hervor.

„Ich habe kein Handy dabei", wiederholte Elara fest und sah ihm dann doch ins Gesicht. Er schwitzte, sein Kinn wirkte unrasiert und seine Augen zuckten fahrig. Da trat sein Anführer neben ihn.

„Was ist hier los?"

„Sie sagt, sie hat kein Handy dabei."

Der Mann fixierte Elara scharf. „Alice, durchsuch sie!", rief er und winkte die Frau zu sich. „Hilf ihr hoch", wandte er sich dann im gleichen Atemzug an den jungen Mann. Dieser nickte hastig und zerrte Elara grob auf die Beine. Sie wehrte sich nicht, als er sie mit dem Unterarm gegen die Wand presste, doch innerlich tobte ihre Magie. Es wäre ihr ein Leichtes gewesen, das Blut in seinen Adern gefrieren zu lassen und dabei zuzusehen, wie seine Haut sich langsam bläulich färbte.

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