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Ich stand vor der Haustür und mir fiel auf, dass ich meine Schlüssel nicht da hatte.
Natürlich nicht, warum auch?
~Ist doch total unnötig, Laura~
Genervt schlug ich meine Stirn gegen die Tür.
Auf einmal öffnete sich die Tür und ein verschlafener George stand vor mir.
"Wo warst du?", fragte er mit tiefer Stimme. "Ähm..."
Ich hatte keine Antwort, keine Lüge.
"Ach, lassen wir das. Hauptsache du bist hier." Er nahm mich in den Arm und führte mich anschließend in die Wohnung.
"Am Besten gehst du duschen und deine Füße verarzten. Ich gehe wieder schlafen. Hab dich lieb."
Ich nickte mit leicht geöffneten Mund. Er musste etwas gesehen haben. Er musste mich gesehen haben und was los war.
Erst als George nicht mehr zu sehen war, konnte ich mich bewegen. Mit schmerzenden Füßen lief ich zu meinem Zimmer und wollte rein. Aber auch diese Tür war geschlossen.
Natürlich, die sperrte ich ja immer ab.
~Typisch~
Etwas beschämt klopfte ich an Georges Tür. Wieder öffnete er recht schnell und gab mir einen seiner Pullover und eine Trainerhose. Es fühlte sich so schwer an. Nicht mehr wie die Kleidung eines Kindes.
"Danke", flüsterte ich und huschte ins Badezimmer unter die Dusche. Es war angenehm das warme Wasser auf mir zu spüren.

Als ich fertig war, warf ich einen Blick auf die Uhr an der Küchenwand. "Schon 5 Uhr morgens?"
Geschockt wollte ich wieder in mein Zimmer, als mir einfiel, dass es immer noch verschlossen war. Als ich jedoch die Hand von der Türklinke nehmen wollte, wurde sie von innen runtergedrückt. Meine Augen wurden groß.
"Oh Gott. Dir geht es gut."
Spiderman zog mich in mein eigenes Zimmer und schloss wieder die Tür zu.
Mein Blick war enst und starrend.
"Wo warst du?", fragte ich mit zittriger Stimme. Sie zitterte vor Wut.
"Im Krankenhaus und dann habe ich dich gesucht, aber du und das Mädchen wart weg."
Ich hob eine Augenbraue.
"Sie heißt Jessica und sie ist eine blöde Kuh. Ich habe sie Nachhause gebracht und bin mit nackten Füßen ein Stück gegangen. Jacob hat mich aufgegabelt und her gefahren."
Endlich nahm er seine Maske ab. Sein Gesicht war voller Verzweiflung und Angst. "Geht es dir gut?"
"Nein."
Stille.
"Ich will schlafen. Danke, dass du meine Zimmertür aufgemacht hast. Gute Nacht."
Wütend sah ich ihn an. Er schien tatsächlich zu verstehen und er verschwand. Schwingend ging er.

Statt mich in mein Bett zu legen, ging ich wieder zu George. Ohne zu klopfen schlüpfte ich ins dunkle Zimmer und legte mich zu meinem Bruder ins Bett.
Er machte ein fragendes Geräusch.
"Ich brauche dich."
George nahm mich müde in den Arm und ich ließ meinen Tränen freien Lauf. Doch reden tat ich nicht. Es war einfach beruhigend zu wissen, dass mein Bruder immer für mich da war, egal was passierte.
"Bitte erzähl es nicht Mom oder Dad."
"Niemals."

Es war später Vormittag, als ich aufwachte. Meine Augen waren verklebt und geschwollen, trotzdem erkannte ich meinen schlafenden Bruder neben mir. Ich legte meinen Srm um ihn und kuschelte mich an George. Er war so warm und beschützend.
"Guten Morgen, Schwesterherz."
Lächelnd erwiderte ich die Begrüßung.
"Komm, gehen wir Fühstücken."
Ich nickte und folgte ihm in seinen Sachen in die Küche. Dass er so schnell aufstehen konnte war mir neu.
Mom und Dad saßen kuschelnd auf dem Sofa und sahen sich eine alte Serie an.
"Guten Morgen, ihr Schlafmützen", lachte Dad. Mom grinste.
George und ich lächelten nur.
Während er das Brot aufschnitt holte ich Teller und Messer. Nutella und Marmelade kamen ebenfalls auf den Tisch. Ich holte mir noch Honig und einen Tee. George machte sich einen Kakao. Irgendwo war er immer noch kindlich.
"Gut geschlafen?", fragte er und sah mich eindringlich an. Ich erinnerte mich an meine geschwollenen Augen und nickte mit gekräuselten Lippen. "Und du?"
"Ich schlafe immer gut", grinste er und schnappte sich die Nutella.

Nach dem Fühstück war ich in mein Zimmer gegangen und hatte mich auf mein unbenutztes Bett geschmissen. Mein Blick fiel auf die offene Balkontür. Wütend stand ich auf und schloss sie zu.
Dann legte ich mich wieder hin und nahm mein Handy in die Hand. Unzählige Anrufe und Nachrichten von Peter. Vor und nach unserem Treffen.
Ich las mir keine durch oder rief ihn an. Lieber klickte ich auf die Nachricht von MJ.
Doch statt zu antworten, rief ich an.
"Hey Laura. Alles klar?"
Sie wirkte fröhlich.
"Ja, alles gut. Und dir?"
"Mir fehlt nichts. Überhaupt weil wir uns heute doch treffen."
Shit, das hatte ich schon fast wieder vergessen.
"Darüber wollte ich auch reden. Wann treffen wir uns?"
"Gegen 4?"
"Super. Um 4 beim Max' Love."
"Dann sage ich Ned und Peter Bescheid."
Ich wollte schon verhindern, dass das geschah, aber ich musste mich früher oder später Peter gegenüberstellen.
"Alles klar. Dann bis später."
Ich legte auf und starrte die Decke an.

"Mittagessen?", fragte meine Mutter, nachdem sie in mein Zimmer gestürzt war. "Ich komme gleich", war meine kalte Antwort. Ich war vielleicht fünf Jahre weg, aber vergessen hatte ich nicht.
Während dem Essen saß ich schweigend da und dachte nur nach. Jacob war immer wieder in meinen Gedanken. Er hatte mir geholfen. Aber er hatte mir auch das Herz gebrochen. Sollte ich ihn nun mögen oder nicht?
Nein, mögen nicht, dafür hat er mich zu sehr verletzt. Aber akzeptieren, dass er atmet, das könnte ich versuchen.
"Alles klar?", fragte Geroge leise. Aufgeschreckt sah ich ihn an und antwortete:"Ja ja, alles gut."
Er legte den Kopf schief. Ich lächelte hilflos. Um mich loszureißen, sagte ich in die Familienrunde:"Heute gehe ich um 4 mit meinen Freunden was Trinken. Weiß noch nicht wann ich wieder da bin, ich würde mich melden."
Dad und Mom sahen sich kurz an. "Ist gut, Laura. Aber komm nicht zu spät."
Wenn die wüssten.

You're real...Where stories live. Discover now