4. Dezember

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Darren POV

Er ist es. Und er sitzt in meinem Zuständigkeitsbereich. Eric Reynolds. Das heißt also ich werde mit ihm sprechen. Der Mann ist eine Legende. In On My Way hätte er den Tony so sehr verdient, aber nein, natürlich hat er ihn nicht bekommen.

Okay, ich muss jetzt ganz ruhig bleiben. Professionell sein. Einfach nicht eskalieren. Das klingt irgendwie leichter, als es ist.

"Hi", sage ich als ich vor ihm stehe.

"Hallo." Bei seiner Antwort muss ich an das erste Lied aus The Book of Mormon denken. Wie genial er doch als Elder Price war. Schade, dass er nur für ein paar Shows die Rolle übernommen hatte.

"Was kann ich Ihnen bringen und, oh meim Gott, Sie sind verdammt nochmal Eric Reynolds. Sie sind der Hammer und es ist eine Ehre Sie heute hier begrüßen zu dürfen!" Ja, also so viel nochmal zu meinem Vorsatz ruhig zu bleiben.

Eric lacht. Er lacht wegen mir, oder? Ist das jetzt gut oder mag er mich nicht? Aber wenigstens weiß er von meiner Existenz. Allein das ist schon mehr, als ich jemals zu träumen gewagt habe.

"Darren, richtig?" Er zeigt auf mein Namensschild. "Es freut mich wirklich, dass es Sie so freut, mich zu sehen." Der Rest seiner Worte zieht nur so an mir vorbei. Mein innerer Fanboy wurde entfesselt und hat meine Konzentrationsfähigkeit komplett eingenommen.

Erwartungsvoll schaut Eric mich an. Fuck. Die Bestellung. "Es tut mir echt leid, aber könnten Sie nochmal sagen, was Sie wollen? Ich stehe gerade irgendwie neben mir. Sorry, ich bin wirklich ein riesiger Fan und krieg' das gerade nicht so wirklich in meinen Kopf, dass Sie da wirklich vor mir sitzen."

"Ich hab gehört, ihr habt hier ziemlich guten Lebkuchen Latte." Wenn er lächelt werde ich schwach. Warum ist es nicht einfach möglich, einen klaren Kopf zu behalten? "Es ist schon süß, wie Sie sich so offen eingestehen, dass Sie ein Fanboy sind. Das passt normal nicht so zu Ihrer Altersklasse."

Mann, wieso geht es nicht einfach, seine Gefühle auszuschlaten, wie einen verdammten Lichtschalter? Am besten ich hole ihm einfach sein Getränk. "Ja... Also... Ich geh dann mal..."

Sehr guter Abgang, Darren, sehr gut. Bühnenreif. Nicht. Aber ich muss zu meiner Verteidigung schon sagen, dass Eric abnormal gut aussieht.

Woran ich nicht gedacht habe, ist die Tatsache, dass ich nochmal zu Eric muss und das mehrere Male. Die Bedienung der anderen Gäste fällt mir schwerer als normal. Immer wieder muss ich zu Eric schauen, ich kann einfach nicht anders. Einmal erwischt er mich dabei und ich würde am liebsten im Boden versinken. Eric grinst nur. Ich kriege die Krise. Wobei ich eigentlich nichts sagen darf. Mir geht's immerhin gut im Gegensatz zu Everly. Ach Everly.

Plötzlich hebt Eric seine Hand und winkt mich zu sich. Oh nein. Jetzt geht das Ganze aufs Neue los. Erstaunlicher Weise läuft es aber recht reibungslos ab und dann ist Eric auch schon weg. Meine Begegnung ist vorbei. Schade.

Ich gehe zur Kasse um das Geld einzusortieren, das Letzte, was mir von Eric im Moment bleibt. Auf einmal fällt mir etwas handschriftlich verfasstes auf der Rückseite der Rechnung auf.

Du bist schon niedlich, Darren, das muss man dir lassen. Kannst mir ja mal schreiben.
-Eric

Darunter steht eine Nummer. Seine Handynummer. Oh. Mein. Gott. Ich habe Erics Nummer.

Kylie POV

"Okay, Clary. Du darfst aussuchen, was wir heute machen", sage ich zu meiner Nichte, die bei mir ist, solage meine Schwester und ihr Mann in New York sind. Ich mag es, dass sie bei mir ist, aber ich bin mir sicher, meine Worte zu ihr gleich sehr zu bereuen.

"Können wir in die Mall gehen? Ich hab gehört, da ist heute der Weihnachtsmann und außerdem brauche ich noch Geschenke für meine Eltern." Und schon bereue ich das Angebot. Die Shoppingcenters sind mit das schrecklichste an Weihnachten. Oh Gott, wie ich das hasse, aber ich kann Clary nicht einfach so enttäuschen. Außerdem mag sie Weihnachten und ich möchte es ihr durch meine unerklärliche, nicht vorhandene Sympathie für dieses Fest nicht verderben. Wohl oder Übel, da muss ich jetzt durch. Meine Schuld. "Wenn du das möchtest...Auf geht's."

Sofort springt Clary nach draußen zu meinem Auto und ich gehe ihr eher gemäßigt hinterher. Ich fahre mit ihr bis zur Mall in der Nähe meiner Wohnung. Nach einer ewig langen Parkplatzsuche, können wir auch irgendwann sogar mal reingehen. Wie erwartet hängt überall diese grauenhafte Deko. Bis ich eine Krise bekomme fehlt nicht mehr viel, aber ich kann es noch geradeso aushalten.

"Da ist der Weihnachtsmann!" Clary lauft los und ich bleibe mit ihren Taschen zurück. Natürlich komme ich ihr nach. Nur sehr, sehr langsam. Meine Nichte winkt mir zu und setzt sich dann zu dem Schauspieler, der sich als Weihnachtsmann verkleidet hat. Während er da mit Clary spricht, werde ich das Gefühl nicht los, dass dieser Mann mich öfter anschaut, als das Kind bei ihm. Was läuft den falsch bei diesem Typen? Da steckt wahrscheinlich so ein alter Knacker unter dem Kostüm, der sich seine jungen Jahre zurücksehnt und deshalb gerne attraktiven, jüngeren Frauen auf den Arsch schaut. Ich gehe ein bisschen näher heran. Und dann wird mir schlecht. Was ich da sehe kann unmöglich wahr sein. Kein Wunder, dass er mich so angestarrt hat. Wenn man mal verheiratet war, ist das aber auch kein Wunder. Unter diesem falschen Bart und dem komischen Anzug ist es aber auch praktisch unmöglich jemanden zu erkennen. Als Clary aufsteht, kommt auch Alex, der Weihnachtsmann, zu mir. "Hi."

Ich drehe mich zu Clary. "Siehst du die Bank da drüben?" Sie nickt. "Okay, gut. Dann gehst du jetzt bitte dort hin und lässt mich und Santa kurz alleine."

"Tante Kylie, ich bin zwölf. Ich weiß, dass das nicht der echte Santa ist, weil es ihn nicht gibt." Dafür ist sie alt genug, ja. Blöd nur, dass ich meinen Ex-Mann vom College vor meiner Familie geheim gehalten habe.

"Bitte, Clary." Etwas widerwillig geht sie weg. Ich behalte sie im Auge, bis sie auf der Bank sitzt, dann schaue ich zu Alexander. "Was zur Hölle tust du hier?"

"Mein Geld verdienen?!" Was für eine Antwort, aber tatsächlich kann ich ihn sogar irgendwie ernst nehmen, auch wenn er dieses lächerliche Kostüm an hat.

"Schön für dich. Was machst du hier in Orlando? Ich dachte, nachdem ich dann hierher zu meiner Familie gezogen bin, würde ich dich nie wieder sehen." Er ist eigentlich schon ein ganz attraktiver Weihnachtsmann. Oh Gott, was denke ich da nur! Rasch werfe ich wieder einen Blick zu Clary, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist. Sie winkt mir zu. Ja, ihr geht es gut.

Alex lässt sich wieder in seinen Sessel fallen. "Ich bin hier nicht wegen dir. Es hat sich einfach so ergeben, wirklich. Man hat mir einen Job als Delfintrainer in einem Park angeboten und das hier ist mein Nebenjob um noch etwas hinzuzuverdienen, okay?"

Er sieht so gut aus. Am liebsten würde ich ihm sofort dieses Kostüm... Um Gottes Willen, was läuft nur falsch bei mir? Hormone, hört auf meine Fähigkeit zu denken so sehr zu verstümmeln. "Also ich hätte es schon irgendwie cool gefunden, wenn du wegen mir hierhergekommen wärst." Oh nein, was rede ich da nur. "Wobei du dann auch schon ein Stalker wärst."

"Willst du mir damit sagen, dass du noch irgendwie Gefühle für mich hast?" Ich lache nur. Jetzt bloß nichts dummes sagen. Okay, Mist. Es war schon immer so, dass ich in seiner Nähe ausschließlich von meinen Hormonen gesteuert wurde. Nach der Scheidung dachte ich, hätte ich dieses Problem nicht mehr. Wir sind nicht im Guten außeinander gegangen. Nur da habe ich mich anscheinend in einigen Punkten geirrt.

I'll be Home For Christmas (Adventskalender 2019❤️)Where stories live. Discover now