Rede niemals wieder über Ariana

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Ich lief an der großen Halle vorbei. Vorbei an den Rittern, die regungslos an der Wand verharrten.
Ich bog ab und ging durch eine Tür, welche mich in den Innenhof führte. Am gestrigen Abend waren bereits die erste. Flocken gefallen, was auf einen langen und kalten Winter hoffen ließ.
Alice saß am Brunnen in der Mitte des Hofes und schwang die Beine hin und her. Sie schaute sich selbst genau dabei zu und achtete auf ihre Zehen.
Einige Slytherins standen abseits im Hof und unterhielten sich im Flüsterton, während sie andauernd zu Alice hinüber blickten. Ich entdeckte Julian, welcher ganz in der Ecke stand und Charlene, die ihm einen Arm auf die Schulter gelegt hatte.
Fred und George spielten im Hof fangen und blieben beide vor mir stehen.
"Na", sagte Fred.
"Lust zu fangen?", fragte George.
"Nein, ich bin verabredet", sagte ich mit einem Kopfnicken zu Alice.
"Wolltet ihr euch nicht in der Bibliothek treffen?", fragte Fred verwirrt.
"Ja, schon, aber ich hab dort auf sie gewartet und sie ist nicht aufgetaucht, also hab ich sie gesucht...", erklärte ich ihm und schob mich dann an ihnen vorbei.
George zuckte mit den Schultern und die beiden rannten wieder ins Schloss zurück.
Ich biss mir auf die Lippen. So schlimm würde dieses Treffen schon nicht werden...
Oder?
5 Schritte. 4. 3. 2 Schritte. Ich blieb stehen. Noch konnte ich weggehen.
Aber warum wollte ich überhaupt weggehen?
Was war an Alice, dass alle so von ihr fernhielt?
In diesem Moment hob sie den Kopf.
"Hallo", sagte sie nur und rutschte zur Seite, obwohl genug Platz da war.
Ich lächelte etwas und setze mich dann.
Der Stein war kalt und mir Sicherheit würde ich mir jetzt ein Blasenentzündung holen.
Alice lächelte mich an. Das Lächeln kam ganz plötzlich, denn davor hatte sie die Lippen zu einem schmalen Strich gezogen gehabt.
Das Lächeln war warm und eines der schönsten, die ich jemals gesehen hatte. Eines, bei dem man nur mitlächeln konnte.
"Ich bin Alice", sagte sie "aber das weißt du ja schon, Lucy..."
Ich nickte nur. Das sie meinen Name kannte überraschte mich genauso wenig wie es sie überraschte, dass ich ihre kannte.
"Ähm... Also... Warum wolltest du dich mit mir treffen?", fragte ich. Ich brannte darauf, den Grund für dieses Treffen zu erfahren.
"Ich habe deine Augen gesehen", sagte sie nur "und seine Gedanken..."
"Meine.... Du kannst Gedanken lesen?"
"Das nennt sich Legilimentik", sagte sie lächelnd "ich wurde mit dieser Fähigkeit geboren und eine Freundin meiner Mutter brachte mir bei, sie einzusetzen, doch ich kann meist nicht kontrollieren, wessen Gedanken ich lese, also... Tut mir Leid..."
"Ist deine Mutter Dumbledores Schwester?", fragte ich.
Alice Lächeln erstarb. "Rede niemals wieder über Ariana..."
"Dann ist seine Schwester wohl nicht deine Mutter"
"Nein", sagte Alice, jetzt leicht aus dem Konzept gebracht "Meins Mutter heißt Josephine. Sie ist die Tochter von Aberforth, Albus Bruder..."
Ich nickte nur. Alice war zwar mit Dumbledore verwandt, aber nicht seine Nichte. Das hätte ich mir auch denken können. Allein vom Alter her.
"Ähm...", begann ich "kommen wir jetzt wieder auf meine Augen zurück? Du hast da vorhin was gesagt..."
"Ja, du hast die Gryffindor Augen", sagte sie.
"Die was bitte?", fragte ich zurück.
"Die Augen von Godric Gryffindors. Das ist ein Phänomen, das alle 100 Jahre einmal auftritt...", erklärte Alice.
"Heißt das jetzt, ich bin mit Godric Gryffindor verwandt, oder was?", fragte ich etwas lauter. Ich hatte Angst, dass ich kreischte, aber die Slytherins am anderen Ende des Hofes schenkten uns nichtmal einen Funken von Beachtung.
"Nein", sagte sie "das heißt nur, dass du sowas wie Außerwählt bist...."
"Toll, das wollte ich ja schon immer Mal sein. Nicht."
"Viele werden neidisch auf dich sein, wenn sie es herausfinden", sagte Alice und langsam kam sie mir doch wieder ein wenig verrückt vor.
Als gäbe es wirklich sowas wie Gryffindor Augen....
Ich blickte zu den Slytherins herüber.
"Die Slytherins denken, die Person mit diesen Augen würde Unglück bringen."
Ich dachte an Charlenes Worte. Sie glaubte, ich würde Unglück bringen....
Konnte das...
Nein, das war bestimmt nur wieder ein Aberglaube unter den reinblütugen Familien....
Aber Fred und George kannten es nicht und die waren doch auch Reinblüter...
Ich sollte aufhören darüber nachzudenken...
Das würde mich nur in den Wahnsinn treiben...
"Du hast Recht", sagte Alice "es gab Mal eine Hexe, die hat ihr ganzes Leben darüber nachgedacht und ist dann gestorben, als sie die Antwort hatte, deshalb wissen wir auch alle nicht, ob das mit den Augen stimmt. Aber wenn du mich fragst, gibt es für Augen genauso wie die Heiligtümer des Todes."
"Was sind die Heiligtümer des Todes", fragte ich.
"Du musst noch viel lernen. Frag doch Mal Albus, er kennt sich damit aus.", sagte sie "Mom sagt, dass ist sowas wie sein Hobby...."
Ich nickte nur. Die Turmuhr schlug 12 Mal. Zeit zum Mittagessen.
"Oh", sagte Alice "es gibt Pudding"
Sie sprang sofort auf und lief, als hätte sie mich vergessen uns Schloss. Ihr Laufen sah aus, als würde sie tanzen.
Ich blickte ihr kurz hinterher. Eigentlich hatte ich noch keinen Hunger.
Plötzlich setzte sich jemand neben mich und tippte mir auf die Schulter. Ich fuhr herum und erschrak, als ich Julian erkannte.
"Was willst du denn?", fragte ich leicht bissig"
"Ich wollte nur sagen, dass es besser wäre, wenn wir keine Freunde mehr sind", sagte Julian einfach so.
Ich starrte ihn fassungslos an. Das hatte er mir nicht sagen müssen. Das wusste ich auch so.
Ich blickte an ihm vorbei und sah die Slytherins weiter hinten im Hof zu uns herüber schauen.
Ich streckte Charlene, die ganz vorne stand eiskalt den Mittelfinger entgegen.
Sie schaute mich plötzlich fast schon erschrocken an und wollte auf mich zustürmen, doch ein schwarzhaarigen Junge mit schönen, grünen Augen hielt sie auf. Seine Haut war sonnengebräunt, obwohl Winter war. Also vermutete ich, dass er aus einem sonnigen Lang kam. Oder zumindest Wurzeln dort hatte.
"Haben deine "Freunde" dir gesagt, du sollst zu mir kommen?", fragte ich provokant.
Julian blieb kurz still, zuckte zusammen und drehte sich zu seinen "Freunden" um.
"Nein", sagte er dann schnell "das habe ich allein entschieden."
Ich funkelte ihn einfach nur an.
"Idiot", zischte ich.
"Schlampe", zischte er zurück und ich zuckte zusammen.
"Was bitte?", fragte ich angewiedert.
"Du hast mich schon richtig verstanden"
Ich knurrte ihn an.
"Was bezweckst du dir hierdurch?", fragte ich.
"Ich.... Also... Halt dich einfach fern von mir", sagte er und stand auf.
Ich tat es ihm gleich.
"Bitte", sagte ich immer noch zornig "dann lass uns gleich damit anfangen"
In diesem Moment passierte vieles auf einmal.
Charlene Balck riss sich los und stürmte mit gezücktem Zauberstab auf mich zu.
Alice Dumbledore kam wieder aus dem Schloss gerannt, stolperte und ließ den Pudding fallen, den sie in der Hand hielt.
Emily Bullstrode stieß mit Talbott Winger zusammen, weil beide mit lesen beschäftigt waren und nicht auf ihren Weg achteten.
Kalypso Moon küsste Charlie Weasley und vergrub ihre Hände in seinen roten Haaren.
Lorry versuchte sich einen Finger in die Nase zu stecken, weil sie mit Nymphadora Tonks gewettet hatte, sie würde es schaffen.
Audrey Skeeter zerbrach ihre eigene Feder, weil Tulip Karasu sie so verzaubert hatte, dass sie nichtmehr funktioniert.
Und genau in diesem Moment schlug ich, Lucia Padme, Julian ins Gesicht, sodass meine Hand einen roten Abdruck auf seinem Gesicht hinterließ.
Und dann brach die Hölle über mir zusammen.

Die verlorene Weasley ~Harry Potter ff~Where stories live. Discover now