St. Mungos Hospital

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"Hey, warte auf mich, Panda!"

Ich sprintete meiner besten Freundin in dem mir schnellst möglichen Tempo nach.
Sie verließ den Bahnhof mit schnellen Schritten und eilte zu einer älteren Frau, die mit einem kleinen Jungen etwas abseits stand.
Mrs Longbottom und Neville, vermutete ich.

"Hallo, Großmutter!", hörte ich Lori bzw. Pandora, wie ich sie jetzt über die Ferien nennen musste, sagen. Dann zog Loris Grandma sie in eine herzliche Umarmung.

Ich spürte Eifersucht in mir aufsteigen. Ich war mit Julian und Lori hierher gekommen, aber im Gegensatz zu ihnen hatte ich meine Familie noch nicht kennengelernt. Warum war das so ungerecht? Bestimmt wusste Dumbledore genau, wer meine Eltern waren, aber wartete auf "den richtigen Zeitpunkt".
Oder sie waren tot.
Natürlich, das war die einfachste Erklärung.

Langsam näherte ich mich Lori und ihrer Familie.
"Und du bist dann wohl Lucia. Freut mich dich kennenzulernen!"
"Ich freue mich auch! Sie können mich Lucy nennen."
Ich lächelte sie freundlich an. Sie erwiderte mein Lächeln etwas gezwungen.

Auf dem Weg zum Auto flüsterte mir Lori noch etwas ins Ohr: "Ich glaub sie mag dich ganz gern. Sie lächelt sonst nicht so häufig. Meist wirkt sie traurig, wahrscheinlich wegen meiner Eltern. Ein gutes Zeichen, denke ich."

Wir setzten uns alle gemeinsam in Mrs Longbottoms Auto. Lori und ich auf der Rückbank, Neville neben seine Grandma.
"Auf nach Hause", sagte Lori und zwinkerte mir zu. Den Stich in meiner Brust, den ich bei diesen Worten spürte erwähnte ich nicht vor ihr. Für Lori war das Haus ihrer Grandma ein Zuhause. Ich hatte nur Hogwarts.

Die nächsten 2 Wochen würden hoffentlich eine der schönsten werden.
Die restlichen 4 Wochen würde ich bei den Weasleys verbringen, ohne dass George und Fred es wussten. Bis jetzt zumindest.
Es sollte eben eine Überraschung werden.

Wir hielten vor einem ziemlich normalen Reihenhaus. Blaue Fassade, rotes Dach. Niedlich!
Ich folgte Lori ins Haus. Es war von innen genauso so schön wie von außen.
Ich begleitete Lori in ihr Zimmer.
Ihr eigenes Zimmer. Es war viel größer als erwartet. Natürlich kleiner als das Gemienschaftszimmer im Waisenhaus, aber trotzdem noch ziemlich groß. Es hatte gelb gestrichene Wände, eingerahmte Bilder und Poster von allen möglichen Pflanzen, ein riesiges Fenster mit wundervollen Blick in den Garten, ein Bett mit geblümter Bettwäsche, einem Stofftierdachs (Alles passend zum Hogwartshaus, natürlich!) und einer weißen Matratze mit roter Bettwäsche.
Ziemlich unpassend in diesem Raum, aber naja, wenigstens ein Bett.

"Kommt zum Essen!"
Lori zog mich an ihrem Arm aus dem Zimmer in den Flur, dann zum Esszimmer.
Dort standen bereits vier Teller und zwei Töpfe. In einem der Töpfe schwammen Klöße vor sich hin, in dem anderen blubberte eine grüne Soße. Sah eigentlich ganz lecker aus, bis auf die undefinierbare Soße.

Ich setzte mich neben Lori an den Tisch und wartete, bis auch Neville und Mrs Longbottom kamen und sich dazu setzten.
Wir aßen und ich lauschte den Gesprächen am Esstisch.

Neville sprang als erster auf.
Er lief in sein Zimmer und machte seine Hausaufgebn für eine Muggelschule.
Auch wir standen nach einer Weile vom Tisch auf, machten uns fertig und legten uns in unsere Betten.

„Lucy? Denkst du, dass Julian jemals wieder mit uns spricht?"
„Nein!", antwortete ich trocken.
Unser bester Freund war schon langer nicht mehr der Alte.
„Ich vermisse ihn. Und zwar ziemlich doll. Es ist einfach alles so anders, seit wir in den Brief bekommen haben."
Lori klang beinahe wütend, als ob Hogwarts etwas schlechtes wäre.
„Es war seine Entscheidung, Lori. Nicht unsere. Es lag auch nicht an Hogwarts. Hogwarts hat dir deine Familie geschenkt. Und uns tolle Freunde."

Mir liefen Tränen über die Wangen. Ich hatte keine Eltern, ich war völlig allein. Mit nassen Wangen vom Weinen schlief ich schließlich ein.

Die nächsten 2 Wochen vergingen wie im Flug.

An einem Tag ging ich mit Lori ins St. Mungo Hospital, um ihre Eltern zu besuchen. Sie zitterte am ganzen Leib, als wir das Krankenzimmer betraten. Das trübe, graue, leblose Krankenzimmer.
Dort standen zwei Betten. In einem lag ein Mann, im anderen eine Frau, die Lori erstaunlich ähnlich sah. Das waren ihre Eltern.
Alice und Frank Longbottom.

Ich sah zu Lori. Sie schaute die beiden mit traurigen Augen an. Ich nahm sie in den Arm, als Tränen begannen, über ihr Gesicht zu strömen.
Was war mit ihren Eltern los? Warum sagten sie nichts zu ihr?

"Sie leiden an dem Crucio-Fluch, dank einer Hexe namens Bellatrix Lestrange."
Wie als hätte sie meine Gedanken gelesen, trat Mrs Longbottom mit Neville an der einen Hand ein und fing an zu erklären.
"Es gibt keine Umkehrung zu diesem Fluch. Eine Folter ist das. Sie bekommen nichts mehr mit, weil sie durch den Fluch gequält wurden und nun verrückt geworden sind."
"Grandma, es reicht!"
Ich hatte Lori noch nie in diesem Ton sprechen hören.
"Es tut mir leid, Pandora, Liebling."

Lori lief langsam auf die Betten ihrer Eltern zu. Sie kramte ein wenig in ihrer Handtasche, bis sie zwei Briefe rauszog.
Sie ging zu dem kleinen Schrank, der die Betten ihrer Eltern von einander trennten, öffnete eine der Schubladen und legte die Umschläge hinein. Dann holte sie Neville zu sich und hob ihn auf das Bett seiner Mum. Er drückte sie fest an sich, sprang dann nach einigen Sekunden wieder vom Bett herunter. Das gleiche Schauspiel ereignete sich nochmal mit ihrem Dad.

Am Ende unseres Besuches griff Lori nach den Händen ihrer Eltern und ließ sie sich gegenseitig halten. Das zauberte ein trauriges Lächeln auf die Lippen ihrer Grandma, welches mir sehr bekannt vorkam. Das gleiche Lächeln wie Lori, stellte ich fest. Es war nicht von der Hand zu weißen, dass dies Loris Familie war. All die Ähnlichkeiten waren verblüffend.

Gemeinsam verließen wir das St. Mungos. Leise schlichen wir durch die Flure.

„Ich bringe ihnen jedes Mal einen Brief mit, wenn ich herkomme. Ich weiß, dass sie niemals wieder normal sein werden, aber falls doch, will ich, dass sie wissen, das wir hier waren. Bei ihnen. Das ich lebe. Es ist einfach, als würde ich ein Gespräch mit ihnen führen."
Sie erklärte es schnell, als hätte sie die Hoffnung, ich würde sie nicht verstehen.
Hoffentlich dachte sie nicht, ich hielte sie für Verrückt.

„Man sollte die Hoffnung nie aufgeben. Vielleicht gibt es einen Gegenzauber, und der muss erst gefunden werden oder so."
Lori lächelte mich vorsichtig an. Ich lächelte zurück.

Die Fahrt zu Loris Zuhause war still. Ich hörte meine Gedanken. Und das waren keine netten Gedanken.
Ich zerbrach mir seit Wochen den Kopf, was der Unterschied zwischen Julian, Lori und mir war.
Warum hatten sie ihre Familien, und ich nicht?
Lebte meine Familie überhaupt noch? Wussten sie vielleicht, dass ich lebte und wollten mich ganz einfach nicht?
War ich es einfach nicht wert, geliebt zu werden?

Schnell vertrieb ich die Gedanken wieder, vergessen konnte ich sie trotzdem nicht.

Als wir ankamen, begann ich, meine wenigen Sachen zu packen. Mr Weasley würde gleich hier sein, um mich abzuholen.

Das erste Kapitel eines neuen Jahres geschrieben von einer neuen Autorin
(auf meine Anmerkungen am Ende jedes Kapitels müsst ihr natürlich trotzdem nicht verzichten... Mit dem kleinen Unterschied dass ich diesmal ebenfalls zu den Unwissenden gehöre hahah)

Folgt doch gleich Mal lovelystoriess und lasst ein bisschen Liebe für sie hier <3

Die verlorene Weasley ~Harry Potter ff~Where stories live. Discover now