"Nein, sie ist vor zwei Jahren umgezogen", antwortete sie.

Nachdem Hope gegangen war, lag ich noch immer in meinem Bett und starrte auf meine Zimmerdecke. Als es mir zu viel wurde, versuchte ich langsam aufzustehen. Mit viel Anstrengung schaffte ich es auch auf die Beine und blickte zu meinem Fenster. Aus diesem Grund näherte ich mich zu meiner Sitzecke und setzte mich hin, dabei blickte ich nach draußen. Innerlich hoffte ich, dass das Licht im Kunstraum anging und Liam sich ans Fenster stellte, aber nichts geschah. Eine Träne lief mir über die Wange und trotzdem wollte ich nicht mehr aufstehen. Verzweifelt starrte ich weiterhin zu seinem Fenster und wollte die Hoffnung nicht aufgeben.

"Ich vermisse dich", flüsterte ich und schloss für einen Moment meine Augen.

"Wie lange schon?", ertönte plötzlich die Stimme von Jack.

"Was?", fragte ich verwirrt und er setzte sich neben mich, dabei blickte er aus dem Fenster.

"Wie lange hast du schon Gefühle für ihn?", wiederholte er seine Frage, wobei ich zuerst seine Worte nicht realisieren konnte.

"Woher-", wollte ich fragen, jedoch unterbrach er mich.

"So dumm bin ich jetzt auch nicht das ich nichts bemerke", lächelte er und ich ließ den Kopf hängen.

"Vielleicht ist er nicht hier, aber er empfindet dasselbe für dich", sprach er, wofür ich ihn schweigend ansah.

"Liam, ist wirklich herzlos...gewesen, aber wie auch immer du es gemacht hast, ist dieser Typ anders geworden. Ich habe gesehen wie er in deiner Nähe ist, obwohl ich den Typen nicht einmal persönlich kenne", erzählte er mir.

"Jack", begann ich und er sah mich an.

"Ich hab dich wirklich lieb", gestand ich, wobei er schmunzelte und mich in seine Arme zog ohne mir wehzutun.

"Kann ich dich etwas fragen?", wollte ich zuerst seine Bestätigung, weshalb er mich losließ und nickte.

"Wie ist das genau mit dir und Kyle passiert?", traute ich mich zu fragen, da ich wusste, dass er in diesem Thema empfindlich war.

"Aria", sagte er und sah mich schon leicht wütend an.

"Bitte, erzähl es mir", bat ich ihn, worauf er kurz nachdachte und wirklich nachgab.

"Ich wollte mich mit ihr und Kyle treffen. Wir drei hatten ein Lieblingscafé, wo wir immer hingingen. An einem Tag war ich Mal zu spät gekommen und genau als ich rein kam, sah ich sie beide küssend", erzählte er, weshalb ich überlegte.

"Hast du gesehen, das Kyle sie küsste oder hast du sie einfach küssend erwischt?", stellte ich ihm die Frage, womit er nicht gerechnet hatte.

"Keine Ahnung, was spielt es überhaupt für eine Rolle noch? Ich geh schlafen. Gute Nacht", verabschiedete er sich und verschwand, bevor ich was weiteres sagen konnte.

"Emily...ich habe das Gefühl, das wegen dir alles kaputt gegangen ist", dachte ich laut nach.

Ungefähr eine Stunde lang saß ich an der Fensterecke, doch langsam hielt ich es nicht mehr aus, weshalb ich vorsichtig auf stand und mein Zimmer verließ. Ohne jemanden aufzuwecken, ging ich leise die Treppen runter und zog mir schnell meine Schuhe an. Anschließend verließ ich das Haus und näherte mich zu den Blacks. Auch, wenn es schon Mitternacht war, klopfte ich an die Tür, die mir Minuten später ein verschlafener Levin aufmachte und mich leicht verwirrt ansah.

"Aria?", fragte er müde und rieb sich die Augen.

"Ich wollte dich nicht wecken, aber...kann ich...kann ich in sein Zimmer gehen?", wollte ich seine Erlaubnis, wofür er erst ein paar Sekunden brauchte um meine Worte zu verstehen.

"D-Du...weißt, das er nicht hier ist?", ging er sicher nach und ich nickte.

Er sagte dann nichts mehr und machte mir Platz, sodass ich reingehen konnte. Ich zog mir meine Schuhe aus und ging die Treppen nach oben ohne Levin, was weiteres zusagen. Eigentlich wollte ich nicht in sein Zimmer. Ich wollte in den Kunstraum, der zu meinem Glück nicht abgesperrt war. Hinter mir schloss ich die Tür wieder und drückte auf den Lichtschalter. Sofort blickte ich zur Wand, wo die Zeichnung meiner Augen dargestellt war. Ich näherte mich zur Wand und setzte mich auf den Boden, um es genauer zu betrachten.

Noch immer fand ich es unglaublich wie er zeichnete und es so realistisch darstellen konnte. Als ob man es berühren konnte, auch wenn es nicht echt war und genau das war beeindruckend. Meine Augen wanderten zu seiner Unterschrift, die er unter der Zeichnung hinterlassen hatte, doch ich konnte auch etwas anderes erkennen. Ein Datum. Von der Ferne konnte ich es nicht so genau entziffern, weswegen ich mich an die Wand näherte.

"02.12.2017", las ich mir in Gedanken durch und verengte verwirrt die Augen.

Diese Zeichnung war schon fast zwei Jahre alt, aber Liam kannte mich nur seit ein paar Monaten.

Die AugenWhere stories live. Discover now