Nicht nur an meinen Armen waren die blauen Flecken, sondern auch an meinem Oberkörper. Ich spürte wie sich mein Puls beschleunigte, wobei ich mir die Hose genauso auszog und ungläubig den Kopf schüttelte. Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich konnte mich selbst nicht mehr anschauen, denn mein ganzer Körper sah einfach schrecklich aus.

"Nein...nein...n-nein", murmelte ich mehrmals bis ich am Ende weinend zum Schreien begann und zusammenbrach.

Meinen Schrei hatten natürlich alle mitbekommen, weshalb sie nun besorgt an meiner Tür klopften und immer wieder nach mir riefen. Ich reagierte aber nicht darauf und weinte weiter, da ich es nicht mehr aushielt. Den ganzen Schmerz und die Angst hatte ich so sehr verdrängt, sodass es am Ende aus mir geplatzt war.

"Aria, mach uns keine Angst!", hörte ich meine Oma besorgt sagen, jedoch schüttelte ich nur meinen Kopf und hielt mir die Ohren zu.

"Cousinchen, komm schon mach die Tür auf", sprach Jack dazwischen, aber ich wollte niemanden sehen.

"Aria, entweder machst du diese Tür auf oder ich breche sie ein", wurde er nun ernster.

Als er von mir keine Antwort bekam, hörte ich wie er gegen die Tür schlug, aber sie noch nicht aufbekam. Aufgewühlt stand ich langsam auf und schnappte mir eine Decke, die auf meinem Bett lag. Ich wickelte sie um meinen Körper und bevor er wirklich die Tür einbrach, sperrte ich diese auf und blickte direkt in die braunen Augen von Jack, der mich leicht erschrocken ansah. Meine Oma stellte sich neben ihn und ihre Augen wurden größer, sodass sie Tränen bekam. Sie kam einen Schritt auf mich zu, wobei ich schwach wurde und neue Tränen verlor.

"O-Oma...ich will nicht sterben", flüsterte ich weinend, worauf sie nur sprachlos wurde und mich in ihre Arme schloss.

"Du wirst nicht...sterben...du wirst nicht sterben, mein Liebling", versuchte sie mich zu beruhigen.

Am nächsten Tag war ich nicht in die Schule gegangen, da ich mich ausruhen wollte und soweit ich wusste, war Liam genauso Zuhause, da er kaum die Kraft zum Gehen hatte. Jack musste leider gehen, meine Tante war arbeiten und meine Oma war einkaufen gegangen, weshalb ich gerade alleine war.

Ich wollte mich vom Fenster wieder entfernen, jedoch sah ich wie Levin gerade aus dem Haus ging und direkt zu uns rüberkam. Als er mich am Fenster entdeckte, winkte er mich zu sich, worauf ich leicht verwirrt mein Zimmer verließ und nach unten ging. Für einen Moment hatte ich Angst, das Liam etwas passiert sein könnte, weswegen ich schneller wurde und das Haus verließ. Bei ihm angekommen, sah er etwas in Eile aus, weshalb ich ihn nur fragend ansah.

"Kannst du mir ein Gefallen tun?", fragte er direkt.

"Und welchen?", wollte ich wissen.

"Kannst du bitte bei Liam bleiben bis ich wieder Zuhause bin? Ich muss in die Arbeit, aber ich kann ihn nicht bei seinem Zustand alleine lassen", bat er mich, wobei ich kurz nachdachte, doch bei seinem Gesichtsausdruck gab ich nach und nickte ergeben.

"Danke Aria! Er schläft in seinem Zimmer. Hier sind die Schlüssel. Bis später!", rief er und drückte mir noch schnell die Hausschlüssel in die Hand.

Etwas überfordert blickte ich ihm hinterher, doch schüttelte nur den Kopf und sperrte schließlich die Tür auf. Ich zog mir die Schuhe aus und legte die Schlüssel auf der Kommode ab. Leise ging ich die Treppen nach oben und machte die Zimmertür auf, wo ich schätzte, das Liam sich dort befand und ich lag richtig. Am Türrahmen lehnte ich mich an und beobachtete ihn still, denn beim Schlafen, sah er wie ein ganz anderer Mensch aus.

Seine Haare fielen ihm in die Stirn, wobei ich das Bedürfnis hatte sie wegzustreichen, jedoch beherrschte ich mich und blieb da stehen, wo ich war. Trotzdem konnte ich nicht aufhören ihn anzustarren, denn auch, wenn er nichts machte, zog er mich immer wieder in einen Bann, woraus ich mich nie befreien konnte.

Da ich Angst hatte, dass er jeden Moment aufstehen konnte, befreite ich mich aus meiner Starre und machte leise die Tür zu. Eigentlich wollte ich wieder nach unten gehen, doch mein Blick blieb an der geheimnisvollen Tür hängen, wovon mich Liam ferngehalten hatte. Er hatte mir verboten, da reinzugehen, jedoch hatte er mir den Grund dazu nicht gebeichtet. Die Tür stand leicht offen und da ich meine Neugier nicht unterdrücken konnte, ging ich mit langsamen Schritten immer näher. Neben der Tür blieb ich stehen und versuchte etwas zu erkennen, doch am Ende machte ich sie einfach auf und traute mich hinein.

Ich konnte meinen Augen nicht glauben, denn es handelte sich wirklich um einen Kunstraum. Zwei Regale waren voll mit Farben und Pinsel, mehrere Zeichnungen hingen an den Wänden und vieles mehr. Schon lange hatte ich gemerkt, das Liam zeichnete, da ich ihn öfters im Unterricht dabei erwischt hatte. Aber das er so gut darin war und auch noch einen extra Raum dafür hatte, war erstaunlich. Das einzige komische in diesem Zimmer war diese eine Wand, die komplett mit einem schwarzen Vorhang verdeckt war. Innerlich wollte ich hingehen und nachsehen, was sich dahinter verbarg.

Dieses schlechte Gewissen, das ich ohne Erlaubnis ins Zimmer gegangen war, blendete ich aus und näherte mich zum Fenster und dabei begann ich zu lächeln. Ich hatte immer gedacht, dass Liam von seinem Schlafzimmer aus in mein Zimmer sehen konnte, jedoch konnte man durch den Kunstraum hersehen.

Mein Blick huschte wieder zum Vorhang und meine Neugier zerfrass mich regelrecht, weshalb ich es nicht mehr aushielt und mich zu dieser Wand näherte. Bestimmt verbarg sich da irgendeine Zeichnung, aber warum versteckte er es hinter einem Vorhang? Als ich genau davor stand, versuchte ich den diesen etwas zu öffnen, jedoch konnte ich noch immer nichts erkennen.

"Was machst du da?", erschreckte mich die Stimme von Liam, worauf ich aus Panik an dem Vorhang zog und dieser auf den Boden fiel.

Zuerst blickte erschrocken zu Liam hoch, der wütend aussah, aber kein Wort rausbrachte. Ich schämte mich, weswegen ich den Kopf beugte, da ich ihn nicht ansehen konnte. Meine Augen wanderten zum Vorhang, der auf dem Boden lag, wobei ich kurz den Kopf hob, doch dann schaute ich genauer zur Wand und erstarrte förmlich.

Die AugenDär berättelser lever. Upptäck nu