Sonntagsküsse

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[Sirius P.o.V]

Ich wachte davon auf, dass mich etwas an der Nase kitzelte.

Verwirrt schlug ich die Augen auf, und sah direkt in Remus' braune Locken.

Dann viel es mir wieder ein, gestern Abend, die Party, der Spaziergang, den Kuss; dass Remus Lupin mir gestanden hatte, dass er schon seit einem Jahr in mich verliebt war.

Ich spürte eine unbändige Freude in meiner Brust aufkeimen, sodass ich am Liebsten gejuchzt hätte.

Verdammt nochmal, ich war wirklich mit Remus zusammen! Er liebte mich!

Bei diesem Gedanken breitete sich vom Kopf bis zu den Zehenspitzen ein angenehmes Kribbeln aus.

Lächelnd drückte ich mein Gesicht in Remus' weiche Haare. Er war mit dem Rücken zu mir gedreht, doch plötzlich bewegte er sich, vermutlich durch mich geweckt, und mit einem Mal drehte er sich um und starrte mir ins Gesicht.

Seine Augen weiteten sich, ja, er sah mich fast erschrocken an.

Ich konnte einfach nicht anders, wie er da so erstarrt lag und mich mit seinen Haselnuss- braunen Augen anschaute, nicht einmal zehn Zentimeter von den Meinen entfernt: ich musste meine Überlegenheit in dieser Situation ausnutzen.

"Guten Morgen, Remus. Gut geschlafen?" raunte Ich, grinste süffisant und richtete mich auf.

Remus' Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig.

Mit einem liebevollem und weichem Blick, fast so weich wie sein Haar, schaute er mir in die Augen. Mein Herz rutschte mir in die Hose.

Sofort war ich nicht mehr der Überlegene in der Situation.

Mensch, er wusste wirklich wie er mich kriegte.

"Ja, ich hab gut geschlafen" sagte Remus, trotz der frühen Urzeit mit noch weicherer Stimme, und richtete sich auch auf.

Dann bewegte er seine Hand und strich mir sanft eine Strähne aus dem Gesicht, die Augen voller Liebe.

Diese kleine Bewegung und dieser Blick bedeuteten mir beinahe mehr als der Kuss und das Liebesgeständnis; dieses simple Geliebt- werden war ich von zu Hause nicht gewohnt.

Meine Eltern hatten mir nie durch die Haare gestrichen oder mir gesagt dass sie mich liebten, obwohl das jedes Kind so dringend braucht.

Ich bekam überall Gänsehaut und plötzlich schossen mir gegen meinen Willen Tränen in die Augen.

Verdammt, ich kann doch jetzt nicht anfangen zu heulen! Dass wäre viel zu peinlich und würde wirklich komisch wirken.

Also blinzelte ich energisch die Tränen weg, fest entschlossen, keine Schwäche zu zeigen und nicht wegen meiner Vergangenheit und besonders meiner Familie zu weinen.

Das hatten sie nicht verdient.

Doch Remus, aufmerksam wie er war, hatte etwas bemerkt.

Er hielt Inne und schaute mich mit seinem wunderbar wohlwollendem und besorgten Blick an.

"Alles okay, Tatze?"

Jetzt konnte ich es nicht mehr zurück halten.

Ich fing an zu Schluchzen, und Remus, erschrocken über den plötzlichen Gefühlsausbruch, tat das einzig Richtige: In nur einer Bewegung legte er den Arm um mich zog mich heran, sodass ich nun in seinem Arm und mit dem Kopf auf seiner Brust lag.

Mit der noch freien Hand zog er die Decke ein Stück weiter hoch und streichelte meinen Kopf.

Mein Gesicht brannte vor Scham, während ich meinen Kopf in Remus' Schlaf Tshirt wühlte und immer noch von Schluchzern geschüttelt wurde.

Doch es tat wirklich gut, alle Gefühle mal raus zu lassen; die Gefühle, die sich über Jahre in mir angestaut hatten: das Gefühl, nie richtig zu meiner Familie zu gehören, immer das schwarze Schaf zu sein, sodass sie Abends vor dem Schlafen gehen früher immer nur Regulus, meinen jüngeren Bruder, umarmt und geküsst hatten und mich im Bett daneben ignoriert hatten.

Diesen Gefühlsstaudamm hatte Remus soeben bravourös eingerissen oder zumindest einen Riss erzeugt.

Es war so ungewohnt, der Schwache zu sein.

Obwohl, wenn man so darüber nachdachte, ist man nicht schwach, wenn man verzweifelt, weint; man war nur zu lange stark.

Nachdem ich mich wieder etwas beruhigt hatte, immer noch fest an Remus gedrückt, fing dieser an zu Reden.

"Hey. Egal was ist, ich stehe zu dir. Und ich -" er zögerte, noch ungewohnt es einfach so auszusprechen, "Ich liebe dich."

"Danke", nuschelte ich in sein T-Shirt, welches schon nasse Flecken von meinen Tränen hatte.

"Weißt du," fuhr ich mit dem mit gedämpfter Stimme fort und redete mehr mit dem Tshirt als mit Remus, "das Gefühl der Liebe ist überwältigend. So überwältigend, dass die Reaktionen und Emotionen darauf total unterschiedlich sein können. Und manchmal muss man einfach weinen, weil etwas so wunderschön ist. Und man... Es davor vielleicht noch nicht wirklich erfahren hat."

Ich hoffte, dass er diese Anspielung auf meine Familie verstand und nicht weiter nachhakte.

Natürlich tat er das in seiner Feinfühligkeit und strich mir erneut über den Kopf.

Ich seufzte wohlig.

Es hatte etwas Befreiendes und doch Geborgenes, jetzt, da ich meine Gefühle etwas rausgelassen hatte, mir den Schmerz von der Seele geweint hatte, und doch sicher in Remus' Armen lag.

Das beste war, dass es Remus schaffte, dass es mir nun nicht einmal mehr peinlich war, dass ich, der unglaublich mutige und überaus coole Sirius, wegen meiner Familie zu weinen begann.

Wir lagen eine gefühlte Ewigkeit einfach nur da, ich an Remus gekuschelt und er das Kinn auf meinem Kopf.

James und Peter waren wahrscheinlich schon beim Frühstück, stellte ich nach einer kleinen Inspektion des Schlafsaals fest.

Nach einer kleinen Ewigkeit richtete ich mich auf und drückte meine Stirn lächelnd an Remus'.

"Heute ist Sonntag, nicht wahr?"

"Ja...?" fragte Moony, und seine Mundwinkel wanderten nach oben.

"Wie wär es, wenn wir heute den ganzen Tag im Bett bleiben?"

Zur Antwort schaute Remus verstohlen auf meine Lippen, was meinen Blick zu den seinen lenkte.

Gott, wie wunderschön und perfekt seine Lippen waren! Zartrosa und leicht rau, verzogen zu einem halben Grinsen.

Ich neigte meinen Kopf mit klopfendem Herzen zur Seite und küsste ihn.

Remus zog scharf durch die Nase Luft ein und lehnte sich gegen die Rückwand.

So etwas wie Adrenalin schoss durch meinen Körper, als der Kuss immer fordernder wurde und ich Remus in die Kissen drückte.

Remus' Hände strichen nun an meinem Rücken entlang und hinterließen Gänsehaut, wohin sie auch kamen.

"Hmmm" raunte ich gegen seine Lippen, als wir kurz Inne hielten.

Remus lachte und verdrehte die Augen, was ich wiederum so sexy fand, dass ich uns in einer halben Rolle liegend auf das Bett beförderte.

Nun lag Remus unter mir und ich sah direkt in seine Haselnuss braunen Augen.

Wir hielten den Atem an, es fühlte sich an, als hätte jemand den Ton abgestellt. Die Luft war zum zerreißen gespannt, und doch voller Zärtlichkeit.

Aus einem Impuls heraus strich ich behutsam über Remus Narben am Hals und an der Wange. Sofort merkte ich, wie er unsicher wurde und mit getrübtem Blick zur Seite schaute.

"Ich finde sie unglaublich hübsch", flüsterte ich.

Wie zur Bestätigung meiner Aussage beugte ich mich zu ihm runter und küsste ihn erneut.

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[Sorry dass es diesmal so lang gedauert hat, ich war leider krank. Doch jetzt geht es mit vollem Elan weiter! See ya!

LG]

I love you to the Moon and back [Wolfstar] Where stories live. Discover now