𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred Weasley

Kapitel 79

Für einen Moment vergesse ich all meinen Kummer. Für einen Moment genieße ich es, wieder in den Lüften zu sein und liefere mir ein Wettrennen mit Ginny, einmal um das Spielfeld herum. Als wir unsere Freunde erblicken, deute ich auf die Tribüne und wir fliegen mit geringem Abstand auf sie zu und sausen an ihnen vorbei. Neville schreckt zwar zurück, doch sie applaudieren und jubeln uns zu. Zu Beginn sieht es aus, als wären wir beide gleichauf, doch es dauert nicht lange, da überholt Ginny mich und dreht zum Abschluss auch noch einen Looping. Lachend bremse ich hinter ihr ab und schlage dann mit ihr ein. Die anderen folgen uns mit großem Abstand.

Nachdem Harry die Grundkenntnisse erkundet hat, ist die Gruppe schon deutlich kleiner geworden. Inzwischen sind es nur noch etwa 20 Gryffindorschüler, die jetzt abwechselnd für die einzelnen Positionen antreten.

Schnell ist klar, dass Ginny und ich es wieder als Jägerinnen ins Team schaffen, gemeinsam mit unserer Teamkollegin Katie Bell. Ginny und ich klatschen uns, als wir durch sind, in der Luft ab und landen dann grinsend auf dem Sandboden. Wir lassen uns am Rand des Feldes nieder, um dem Rest der Auswahl anzuschauen.

*

Der September eilt schnell an mir vorbei. Die meisten Lehrer steigen sofort auf höchstem Niveau in die Fächer ein – nur in Pflege Magischer Geschöpfe und Muggelkunde kann ich auch schon mal abschalten. Aber die beiden Fächer sind auch die einzigen, die ich freiwillig gewählt habe, weil sie mir einfach Spaß machen, und nicht, weil ich sie für meine Ausbildung als Heilerin brauche. Immer wieder werde ich gefragt, warum ich überhaupt Muggelkunde belege, wenn ich doch bei den Muggeln aufgewachsen bin – manch einer unterstellt mir, dass ich nur auf gute Noten mit wenig Arbeit aus bin. Doch das stimmt nicht. Es ist einfach interessant zu sehen, welches Bild die Zauberer von den Muggeln haben – wie deren Vorstellung von den Nichtmagiern ist und worauf sie sich konzentrieren. Und ganz ehrlich: gute Noten mit wenig Arbeit ist leider auch für mich nicht drin, denn wenn es um den Geschichtlichen Teil geht bin auch ich raus. Nur weil ich bei den Muggeln aufgewachsen bin, heißt das nicht, dass ich zum Beispiel irgendwas über die Weltkriege der Nichtmagier weiß.

Überraschender Weise macht Zaubertränke bei Professor Slughorn tatsächlich Spaß. Auch wenn dadurch die Qualität des Verteidigungs-Unterrichts eher mau ist – aber hey, war der Unterricht seit meinem Vater überhaupt auch nochmal annähernd als gut zu bezeichnen? Ist also kein großer Abstieg, auch wenn Snape uns mit Hausaufgaben überlädt. Ohne Fred und George fallen diese mir aber sogar fast leicht. Niemand, der mich ablenkt, niemand, den ich meinen Hausaufgaben vorziehen könnte. Meiner Ausbildung kommt ihre Abwesenheit definitiv zu Gute. Und trotzdem habe ich die ersten Wochen häufig nicht einschlafen können, weil ich nur an Fred denken musste, mich gefragt habe, was er gerade wohl macht, mit wem er unterwegs ist, ob er auch an mich denkt... Doch tatsächlich wird es mit der Zeit einfacher. Irgendwann gewöhnt man sich daran, dass er nicht da ist, dass man ihn nicht sehen, anfassen oder hören kann. So traurig das auch ist.

Meine neu gewonnene Freizeit verbringe ich vor allem mit Neville, Ginny und Luna. Wir haben ein neues kleines Grüppchen gebildet. Ab und an stößt auch Ginnys Freund Dean dazu. Anfangs habe ich vorgetäuscht, ich müsste noch was erledigen – der Anblick der beiden, schwerverliebt, tat mir einfach weh – doch inzwischen halte ich es ganz gut aus. Wie gesagt, ich habe mich daran gewöhnt.

Immer wieder kommt es in der Zeit außerdem zu Zwischenfällen, die mich jedoch herunterziehen und mich daran erinnern, dass mein Kummer wegen Fred unwichtig ist, im Vergleich zu dem, was momentan in der Welt passiert. Als die Neuigkeit uns erreichte, dass Hannah Abbotts Mutter getötet wurde, habe ich mich an den Anfang der Ferien zurückversetzt gefühlt. Noch ein Opfer dieses sinnlosen Krieges. Immer mehr Schüler sollten daraufhin von der Schule genommen werden, bei Eloise Midgen machte ihr Vater sogar Ernst. Auch Pavati und Padma Patil drohten es die Eltern gottseidank nur an.