Gewagtes Spiel

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Tony Stark irrte sich, wenn er glaubte, dass Thor seinen Bruder vergessen hatte. Dem war nicht so – er hatte es bislang nur noch nicht über sich gebracht, seine Hilfe auch in Anspruch zu nehmen. Doch nun war die Lage dermassen verzweifelt, dass ihm gar nichts anderes mehr übrig blieb.

Als Tony zurück kam, fand er Thor zu seiner Überraschung auf der selben Terrasse vor, die er vorhin mit der Frau verlassen hatte. «Da bist du ja, mein Freund!» rief der blonde Donnergott erleichtert, sobald er Iron Man bemerkte. «Ich habe mir grosse Sorgen gemacht.»

Tony wollte ihm erklären, was passiert war, doch er kam gar nicht zu Wort. Auch Fandral war zugegen, und Thor befahl diesem nun im nächsten Atemzug aufgeregt, Loki aus seinem Gefängnis zu holen. Der Krieger zögerte, doch Thor sagte erregt: «Wir brauchen ihn, Fandral. Es ist nur noch eine Frage von Stunden, bis Hela die ganze Stadt restlos erobert hat. Hol ihn her, sofort.»

«Und wenn er uns nicht helfen will?»

Die Augen des blonden Hünen sprühten Funken. «Dann werde ich ihn dazu zwingen! Und glaub mir: danach wird er darum betteln, uns helfen zu dürfen!»

«Thor...» Stark musste sich erst räuspern, ehe er sprechen konnte. Er sah Fandral davon hasten und setzte erneut an. «Warte, ich muss dir etwas sagen.»

«Nicht jetzt, Tony!» Thor deutete auf das Stockwerk unter ihnen. «Da liegen eine Menge Verletzte, die bisher noch keiner bergen konnte. Ich wollte es eigentlich gerade tun, aber da du nun hier bist...» Ein beschwörender Blick. Stark nickte. Ihm blieb gar keine Wahl, als dem Wunsch sofort zu entsprechen. Er hoffte nur, dass er vor Fandral zurück war...

Leider wurde ihm dieser Wunsch nicht erfüllt. Nachdem er endlich den letzten der schwer verwundeten Kämpfer zu den Heilern hatte fliegen können und wieder auf der Terrasse landete, bekam er mit, wie Fandral eben aufgeregt zu Thor sagte: «Loki ist verschwunden! Ich konnte ihn nirgends finden, aber einer der Wachen ist sicher, dass er ihn zusammen mit einer Frau gesehen hat. Da er aber nichts davon wusste, dass Loki sich hier befindet, glaubte er zunächst, sich geirrt zu haben. Zudem flammten die Kämpfe wieder auf, und er wurde gebraucht. Doch als ich nun alle Wächter befragt habe, hat er mir kleinlaut gestanden, dass er zwei Gestalten bemerkte , die aus dem Kerker huschten – und dass er gemeint habe, dass der Mann Loki verblüffend ähnlich sah.»

Thor stiess einen lauten Fluch aus. «Dieser elende Wurm! Hat also die Gunst der Stunde genutzt und ist abgehauen!» Er hob Mjölnir und liess vor Zorn einen Blitz in die Luft fahren. «Und wer war die Frau?»

Fandral zuckte die Schultern. «Ich weiss es nicht.»

«Eine von Lokis früheren Dienerinnen.» warf Tony Stark da leise ein. «Sie wusste von seinem Hiersein, weil sie von dem Moment an, wo Sif die Prophezeiung fand, damit gerechnet hat, dass man ihn herbringen würde. Und so hat sie unsere Ankunft hier beobachtet.»

Als die beiden Krieger ihn fassungslos anstarrten, begann Tony ihnen hastig zu erklären, was Loki ihm in der Schriftrolle mitgeteilt hatte.



Loki wusste jetzt, warum er geahnt hatte, dass sie Iron Man brauchen würden. Nicht seine Fertigkeiten als Krieger waren vonnöten, sondern etwas anderes... Loki hoffte allerdings von ganzem Herzen, dass er sich in dem Mann nicht getäuscht hatte - dass Tony ihm glaubte. Wenn nicht, war alles verloren.

Hätte Hela in Loki hineinsehen können so wie er in sie, wäre sie alles andere als siegessicher gewesen. Doch das konnte sie nicht. Und so konnte Loki sein Spiel ungehindert weiter spielen.

Die Frage war nur: wie lange noch? Alles hing jetzt von Tony Stark ab. Denn Loki war klar: wenn Stark ihm nicht glaubte - nicht vertraute! - würde er ihn stoppen. 

Loki: Versklavt!Where stories live. Discover now