Odins Kinder

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Wie Loki richtig vermutet hatte, war Ragnarök schon im Gange. Hela war vor vielen Wochen aufgetaucht (kurz bevor Thor Lokis Zepter damals auf der Erde geholt hatte – womit Tony schlagartig klar wurde, warum es der Donnergott damals so eilig gehabt hatte, nach Asgard zurück zu kehren). Zuerst alleine und nur als vermeintliche Botschafterin. Odin hatte sie nur empfangen, weil er wusste, dass ihm kaum etwas anderes übrig blieb, doch Thor war neugierig gewesen. Wer war diese Unbekannte, die seinem Vater, wie unschwer zu erkennen war, einen derartigen Schrecken einjagte?

Hela hatte zunächst von freundschaftlichen Beziehungen zwischen Asgard und Helheim, ihrer Heimat, gesprochen. Bis klar geworden war, dass ihre Absichten alles andere als freundlich sein konnten. Als Odin sie schliesslich barsch aufgefordert hatte, sein Königreich umgehend zu verlassen, hatte sie ihm nur kalt ins Gesicht gelacht und gesagt: «Aber lieber Vater, behandelst du so deine TOCHTER?»

Bei diesen Worten war es Thor eiskalt den Rücken runter gelaufen, und der ganze Saal hatte den Atem angehalten. Doch ehe Odin dazu gekommen war, darauf zu antworten, hatte Hela schon hinzugefügt: «Obwohl... eigentlich müsste es mich nicht überraschen, wenn man bedenkt, wie du meinen Adoptivbruder behandelt hast.» Dann war ein höhnisches Funkeln in ihre Augen getreten, und mit dem unheimlichsten Lächeln, das Thor je an einem anderen Wesen wahrgenommen hatte, hatte sie gesagt: «Dein Pech, alter Mann. Schliesslich wäre Loki der einzige gewesen, der deinen Hintern hätte retten können!»

Nach diesen Worten – die einen völlig erstarrten Odin, einen erschütterten Thor, eine hilflose Frigga und unzählige fassungslose Asgardianer zurückgelassen hatten – war sie wie eine Königin davon gerauscht.

Am nächsten Tag hatte der Angriff begonnen...

Grosse Teile der prächtigen Hauptstadt waren zerstört, die umliegenden Gebiete grösstenteils komplett ausradiert. Odin selbst kämpfte mit einem Rest seiner Soldaten noch verbissen um den Sieg, doch es war bloss noch eine Frage der Zeit, bis Hela die Oberhand gewann.

Denn auf ihrer Seite kämpften schliesslich Tote...

«Tote?» Bei diesem Satz horchte Tony auf und schüttelte ungläubig den Kopf.

Aber Thor war es ernst damit. «Ja. Sie hat ihre ehemaligen Gefährten nach jahrhundertelangen Versuchen wiederbeleben können.»

«Versuchen?»

«Sie hat aus allen möglichen Welten Magier entführt und gezwungen, für sie zu arbeiten. Wenn sie erfolglos waren, hat sie sie umgebracht.» Thor seufzte leise. «Allerdings hat es den letzten drei aus Svartalfheim, die schliesslich Erfolg hatten, auch nichts anderes als den Tod eingebracht. Hela kann keine Konkurrenz an ihrer Seite dulden.»

«Sie hat Dunkelelfen gefunden?» fragte Loki ungläubig. Diese waren doch vor Ewigkeiten verschwunden – man glaubte allgemein, dass sie ihre Existenz ausgelöscht worden war.

Thor knirschte mit den Zähnen, antwortete dann aber doch. «Ja, so wie es aussieht, gibt es noch eine Menge Ratten im Universum.»

Iron Man zuckte bei diesen Worten, die eindeutig nicht nur auf die Dunkelelfen gemünzt gewesen waren, deutlich zusammen. Aber Loki überhörte sie und murmelte bloss: «Dann hat sie einen ziemlich grossen Fehler begangen, als sie sie getötet hat.»

«Wie meinst du das?» Thor warf ihm einen seltsamen Blick zu.

«Naja... Die Magie der Dunkelelfen ist sehr stark.» Fast wäre ihm herausgerutscht 'beinahe so stark wie meine', doch er konnte die Worte im letzten Moment runterschlucken. Dies war kaum der richtige Moment, um Thor über seine wahren Möglichkeiten aufzuklären.

Allerdings sollte er es wohl so rasch es ging dennoch tun, ehe Tony Stark ihm zuvorkam.

Im Augenblick ergab sich dazu jedoch keine Gelegenheit mehr, denn Thor, der bei seinem Bericht die beiden Männer auf einem Schleichweg Richtung Stadt geführt hatte, stoppte vor einem Seiteneingang zum Palast. Auf sein spezielles Klopfzeichen hin wurde die kleine Tür geöffnet – und Fandral sowie Hogun standen vor ihnen.

Loki: Versklavt!Where stories live. Discover now