~19~

352 14 1
                                    

Robb

Nicht nur, dass Robb sich ohne Schmerzen kaum fortbewegen kann, er muss auch noch Ramsays Gewicht stemmen. Der Bolton ist nicht in der Lage, ohne Robb auch nur einen Schritt zu gehen und stöhnt immer wieder vor Schmerz. Sein Bein ist gebrochen, so viel steht schon mal fest. Doch nicht nur aus seiner Kopfwunde fließt unaufhaltsam Blut, sondern auch aus dem Schnitt an seinem Schwertarm. Mit jeder Minute, die vergeht, wird Ramsay schwächer und somit auch schwerer für Robb. Als er ihn eigentlich nur noch nachzieht, kniet Robb sich hin und versucht Ramsay auf seinen Rücken zu hieven. Da seine Hände vor Kälte zittern und durch den Regen alles glitschig und rutschig ist, dauert es etwas, bis Ramsay auf Robbs Rücken liegt und Robb seinen Weg fortsetzten kann.

Wenig später bemerkt er allerdings die Hitze, die von Ramsays Körper ausgeht und sucht sich daher eine Höhle oder eine andere trockene Stelle. Als er fündig geworden ist lehnt er Ramsay erneut gegen die Felswand und greift ihm an die Stirn. Er fühlt sich an als würde er brennen, was Robb frustriert aufstöhnen lässt. Jetzt weiß er, wie sich Jon gefühlt haben muss, als er selber mit Fieber und verletzt im Kerker der Lennister lag. Leider hilft ihm das im Moment genau gar nicht weiter.

"Ramsay?", flüstert der König und berührt Ramsay an der Schulter. Der Bolton schlägt müde die Augen auf und schaut ihn fragend an.

"Hast du Durst?".

Ramsay schüttelt nur seinen Kopf, gefolgt von einem Stöhnen. Es scheint ihm jede Bewegung unglaubliche Schmerzen zu bereiten, was in Robb Schuldgefühle und Hilflosigkeit hervor ruft.  Er steht auf und sucht nach einer Art Gefäß, mit dem er Ramsay etwas Wasser bringen kann. Außerdem zieht er sich seine Rüstung aus und reißt vom Hemd kleine Streifen ab, die er im Fluss auswäscht und beginnt Ramsay das Blut abzuwischen. Der Bolton lässt alles kommentarlos über sich ergehen, vermutlich ist er zu benommen, um überhaupt mitzubekommen, was Robb macht. Doch als der Stark einen Stein mit einer Einwölbung mit Wasser fühlt, es Ramsay an den Mund hält und er einen Schluck nimmt, beginnt der Bolton zu würgen, bis alles was sich in seinem Magen befunden hat wieder hochkommt, samt Blut.

Das ist der Moment, wo in Robb Panik aufsteigt. Natürlich hätte er ihn einfach sterben lassen können, vor allem jetzt wo er doch sowieso auf der Schwelle zum Tode steht, aber er hat ihm versprochen, ihn nach Hause zu bringen. Robb hat nicht vor, sein Versprechen zu brechen, also hievt er den Bolton erneut auf seinen Rücken und eilt so schnell er kann los. Nach mehreren Stunden, in denen Robb vor allem gerade aus gegangen ist, ist er so erschöpft, dass er meint keinen Schritt mehr gehen zu können. Er schnauft schwer, doch dafür schnauft der Junge auf seinem Rücken so flach, dass Robb mehrere Male mit seiner Hand zu Ramsays Nase gefahren ist um zu überprüfen, ob er denn überhaupt noch atmet.

"Ramsay, versuch wach zu bleiben. Erzähl mir von Rhaenys.", sagt Robb und wiederholt es mehrere Male, ehe Ramsay reagiert: " Erzähl du mir von ihr. Ich höre zu.". Allein diese paar Wörter scheinen ihm mächtig viel Kraft zu kosten.

"Ähm...sie ist ein ziemlich stolzes Mädchen. Sie war so wütend,als wir sie von dir..von Grauenstein weggeholt haben. Sie wollte sogar abhauen und zu Füß zurück gehen. Anfangs hasste sie uns, vor allem aber Jon. Mittlerweile hat sie ihn aber als ihren Bruder akzeptiert.".

"Bruder?", unterbricht Ramsay schwach.

"Rhaenys ist die Tochter von Rhaegar, genau wie Jon der Sohn Rhaegars ist. Sie sind also Halbgeschwister. Das habe ich doch schon einmal erklärt...aber egal, jedenfalls geht es ihr mittlerweile ganz gut in Winterfell. Ihr Bauch ist riesig, genau wie ihr Hunger. Und sie scheint dich wirklich zu lieben. Sie hat niemanden an sich heran gelassen.", erzählt Robb weiter und denkt an den Abend, als er Rhaenys küssen wollte und sie ihn zurück gewiesen hat. Als er jedoch sieht, wie Ramsay bei diesen Wörtern ein Lächeln zustande bringt, ist er froh sie nicht geküsst zu haben. Rhaenys Liebe zu ihm scheint erwidert worden zu sein. Doch kurz nachdem Robb dem Bolton das erzählt hat, röchelt der Schwarzhaarige und spuckt einen Schwall Blut. Ramsay verkrampft sich und versucht gleichzeitig nach Luft zu schnappen, weswegen er Blut in die Luftröhre bekommt und von einem Hustenanfall geplagt wird. Robb lässt ihn zu Boden rutschen und klopft ihm hilflos auf den Rücken. Ramsay hört auf zu husten und Robb gönt sich ein erleichtertes Aufatmen, bis er merkt, dass Ramsay zwar nicht mehr hustet, aber auch nicht mehr atmet.


Rhaenys

Das Mädchen starrt den Boten mit offenen Mund an. Die eine Hand auf den Bauch gepresst keucht sie auf. In ihren Augen sammeln sich die Tränen und sie spürt Sansa, die ihren Arm um die Targaryen legt und sie in eine Umarmung zieht. Rhaenys ist unfähig etwas zu sagen, weshalb Arya fragt: "Seit ihr euch sicher?".

"Ja, Mylady. Wir haben das ganze Feld abgesucht. Eure Gnaden und auch Ramsay Bolton befinden sich nicht unter den Toten. Lord Jon war bereits bei Roose Bolton, da wir annahmen, die Boltons haben Ihre Gnaden gefangen genommen, doch unsere Gegner kamen bereits mit einer weißen Flagge und wollten Ramsay Bolton zurück. Sie sind also weder tot, noch in Gefangenschaft.".

"Und die Lennister? Vielleicht haben sie ihr Bündnis mit den Boltons über Bord geschmissen und gleich Beide entführt.", überlegt Arya. Der Bote schüttelt bestimmt seinen Kopf. "Das halten wir für unwahrscheinlich. Hätten sich die Lennister im Kampf gegendie Boltons gewendet wäre das aufgefallen. Und Roose Bolton schwört, auch mit Tywin bereits geredet zu haben.".

"Wo sollen sie den sonst sein? Meint ihr etwa, dass Robb mit Ramsay einen verdammten Spaziergang durch die Wälder macht?! Jemand muss sie gesehen haben, also sucht weiter.", blafft das jüngere Starkmädchen. Der Bote nickt hastig und lauft wieder nach draußen. Rhaenys, die sich inzwischen wieder etwas beruhigt hat, löst sich aus Sansas Umarmung. Ihr ist eiskalt und sie macht sich wahnsinnige Sorgen um Beide. Sie öffnet den Mund, um etwas zu sagen, als ein unglaublicher Schmerz durch ihren Bauch schießt und sie merkt, dass sie unten rum nass wird. Obwohl es etwas völlig normales ist, ist es ihr fast peinlich, dass Sansa und Arya sehen, wie sich der Fleck am Kleid ausbreitet. Arya ruft: "Ich hole den Maester!" und Sansa redet beruhigend auf sie ein. Sie haben beide sogleich kapiert, dass die Babys kommen werden und die Fruchtblase geplatzt ist. Rhaenys beginnt zu weinen, obwohl ihre Schmerzen wieder fast vollständig verschwunden sind. Aber ihre Kinder zu gebären, wenn sie nicht weiß, ob Ramsay und Robb noch leben, ist nicht das was sie wollte. Innerlich wünscht sie sich, dass die Würmchen noch da bleiben wo sie sind, bis Ramsay und Robb wieder aufgetaucht und bei ihr sind. Doch als die erste richtige Wehe kommt, reißt sie sich zusammen und lässt sich auf das Bett fallen. Hebammen und ein Maester sind schon zur Stelle, reißen ihr das Kleid vom Körper oder versuchen ihr es so bequem wie irgendwie möglich zu machen. In nicht allzu kurzen Abständen zieht sich ihr Bauch so schmerzhaft zusammen, dass Rhaenys glaubt gleich aufzureißen. Sansa bleibt die ganze Zeit über bei ihr und hält ihr die Hand, während Arya es vorgezogen hat den Raum zu verlassen.

"Ich kann das Köpfchen sehen, Mylady.", ruft nach einigen Stunden des Schmerzes der Maester erfreut. "Bleiben Sie ganz ruhig, pressen Sie wenn ich es sage und versuchen sie tief ein-und aus zu atmen. ".

Rhaenys schreit und presst, bis das erste Kind aus ihrem Schoss rutscht und sofort in ein Tuch gewickelt wird. Die Targaryen betrachtet das winzige Wesen lächelnd, als der nächste Schmerz über sie kommt. Das Zweite folgt innerhalb weniger Minuten und wird wie das andere vorsichtig eingewickelt. Sie schreien und strampeln, und der Maester stellt fest, dass sie zwar klein sind, aber völlig gesund erscheinen. Man legt Rhaenys beide an die Brust.

"Es sind ein Junge und ein Mädchen, Mylady. Herzlichen Glückwunsch.", sagt der Maester lächelnd. Er streicht dem Mädchen über die schweißnassen Haare und wird von ihr mit einem dankbaren Lächeln beschenkt. Plötzlich ist sie so müde. Man nimmt ihr die Kleinen von der Brust und wäscht sie vorsichtig mit warmen Wasser. Sansa drückt noch einmal Rhaenys Hand, ehe sie zu den Kindern tritt und sie betrachtet.

"Sie haben beide nichts von ihrem Vater, sondern das weißblonde Haar von Euch, Rhaenys.", berichtet Sansa. "Doch nur der Junge hat Eure Augen. Die Augen des Mädchen sind von einem hellen Blau. Wie werdet ihr sie nennen?"

"Aerea und Jacaerys Targaryen.".

Fear- Game Of ThronesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt