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Es war kalt. Schon vor Stunden küsste die Sonne, welche auch am Tag kaum Licht und Wärme spendet, den Boden und seither fällt die Temperatur stündlich um mehrere Grade. Rickon wickelt sich seinen Wollumhang fester um die Schulter und seht sich nach seinen Handschuhen, die er in einem Anfall von Geschwisterliebe Arya gegeben hat. Diese reitet neben ihm auf Brans "Tänzerin" und blickt grimmig nach vorn.


" Hast du Angst?", fragt Rickon seine Schwester. Obwohl er leise sprach, hallt es laut aus der Dunkelheit zurück.


" Nein. Nicht hier, nicht jetzt. Wir müssen die beiden finden, da bleibt keine Zeit für Angst.", antwortet sie hart. Rickon weiß nicht was er sagen soll, doch Arya erwartet auch keine Antwort. Sie fängt an, immer wieder nach Robb und Jon zu rufen. Tänzerin trägt sie brav herum, bis sie plötzlich nervös schnauft und beginnt, sich im Kreis zu drehen.


"Tänzerin, weiter!", knurrt Arya verärgert. Das Pferd ist kaum mehr zu bändigen, steigt und wirft das Mädchen ab. Erschrocken springt Rickon vom Pferd und kniet sich zu seiner Schwester.
"Arya! Alles in Ordnung?", fragt er besorgt.


"Natürlich! Geh und fang... Geist!".


Arya rappelt sich auf und lauft dem großen, weißen Schattenwolf entgegen. Rickon bemerkt gerade noch, dass auch sein Pferd das Weite sucht, ehe er Arya folgt und ihre Nordmänner ihnen zögerlich hinterherlaufen.


"Geist, wo kommst du her?", murmelt Arya und untersucht ihn auf Verletzungen. Der Schattenwolf allerdings zwickt ihr leicht in die Hand und dreht sich um. Auffordernd hechelt er und trabt einige Meter in den Wald hinein.


"Er will, dass wir ihm folgen!", stellt Rickon fest.


"Ja. Geist wird wissen, wo Jon und Robb sind. Gehen wir.", befehlt Arya und geht, ohne eine Antwort abzuwarten, los. Einer der Nordmänner seufzt leise, doch niemand wagt es einer Stark zu widersprechen, weshalb sie sich ebenfalls in Bewegung setzten und dem Wolf in den düsteren Wald folgen.
Schweigend marschieren sie gefühlte Stunden dahin, ehe sie an einer Lichtung halten. Weit in der Ferne erkennen sie eine alte, fast komplett verfallenen Burg.


"Die Burg des Haus Dustin. Wir befinden uns also in Hügelstadt.",schlussfolgert Ser Marvin Glauer.


"Haus Dustin?", fragt Rickon verwirrt. "Ein kleines Haus. Vasallen des Hauses Stark. Der letzte Lord starb allerdings vor über 100 Jahren, weshalb die Burg auch dementsprechend verfällt. Ich erinnere mich, das seine Majestät überlegte, die Burg zu erneuern um einen weiteren Stützpunkt weiter im Süden zu besitzen. Allerdings war das bevor... Vor der Hochzeit von Lord Edmure. ".


" Sie ist also unbewohnt? ", erkundigt sich Arya. Sie starrt angestrengt zur Burg und betrachtet das große Eingangstor, das trotz dem schrecklichen Zustand der Burg recht unbeschadet und äußerst stabil wirkt. Auch die Tatsache, dass es hochgezogen ist und sie sich einbildet dahinter den Schein mehrerer Fackeln zu sehen, verwundert sie.


"Ja, eigentlich schon. Nach dem Tod des letzten Lord Dustin fiel das Recht der Burg auf jenes Haus, dem sie sich verpflichtet haben. Euer Haus, Mylady.".


"Das scheinen die Lennisters nicht kapiert zu haben, scheint mir.", knurrt Arya, deren scharfen Augen zwei Flaggen erblickt haben. Natürlich war es der brüllende Löwe der Lennisters. Die dritte Flagge, welche zwischen den Löwen flattert, erkennt sie aufgrund der Dunkelheit nicht. In kurzen Worten erzählt sie, was sie gesehen hat. Rickon blinzelt verwirrt und schaut sie sprachlos an.


"Das du da überhaupt etwas erkennst...", murmelt er beeindruckt. Der Rest ihrer Truppe ist weder begeistert noch verwundert über die Tatsache, dass sie sich schon wieder mit den Lennisters auseinander setzten müssen.


"Mylady? Was sind Eure Befehle?", fragt einer der Nordmänner, ein Knappe von 16 Jahren.


"Geist hat uns hierher geführt. Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass wir Robb und Jon dort finden werden. Unsere Truppe ist allerdings viel zu klein, um irgendetwas auszurichten. Wir kehren zurück nach Winterfell und kommen wieder mit unserer Armee.".


Arya ist wild entschlossen ihren Bruder und Vetter zurückzuholen.
Sie hofft allerdings, dass es nicht schon zu spät für die Beiden ist...

Rhaenys


Ramsay lächelt. Er lächelt sie wirklich aus ganzem Herzen an. Wäre hinter ihm nicht ein Kreuz mit einer gehäuteten Leiche, wäre Rhaenys ihrem Verlobten tatsächlich in die Arme gelaufen und hätte so vielleicht endlich ihr ungutes Gefühl bändigen können. So starrt sie den Schwarzhaarigen nur geschockt an.


"Ramsay... Was hast du getan?", fragt sie. Ihre Augen füllen sich mit Tränen, wenn sie nur an die arme Frau denkt, die Ramsay gehäutet hat. Was muss sie nur für Schmerzen erlitten haben?!


"Es war ihre Entscheidung. Ich hätte Gnade weilen lassen, wenn sie nur meine Fragen beantwortet hätte. Sieh mich nicht so geschockt an, Kleines. Es war doch nur eine unbedeutsame Gefangene.", erklärt er ihr. Unschuldig lächelt er weiter und zuckt während seiner Rede mit den Schultern. Rhaenys riss sich von dem schrecklichen Anblick los und faucht den Bolton an:" Niemand verdient so etwas!". Flüsternd fügt sie hinzu:" Und nennen Sie mich bitte nicht Kleines, Mylord.".

Ramsay sieht sie minutenlang nachdenklich an, ehe er sagt :"Sie haben Recht. Bitte verzeihen Sie mir meine Untat, Mylady.".

Er tritt zu ihr und streicht ihr sanft über den Handrücken. Innerlich kocht er zwar, wie kann sie es wagen ihn so anzufauchen, aber äußerlich gibt er sich wahrlich Mühe, Rhaenys zu besänftigen. Auch wenn er es niemals zugeben würde, er freut sich auf die Hochzeit mit ihr und ganz besonders auf die Nacht danach. Welch schöne Erben er zeugen wird mit ihr als Frau! Da will er sich Gezicke ersparen, weshalb er sich wirklich Mühe gibt, das Vertrauen der Targaryen zu bekommen. Und erst all die alten Häuser im Süden, die ihm gehören werden, sobald er sie ehelicht.


Er träumt schon von der Macht und dem Ruhm, welchen er erlangen wird, und das schon in solch kurzer Zukunft, sodass er Rhaenys Frage nicht mitbekommt.


"Lord Bolton!", wiederholt sie etwas lauter und reißt Ramsay unsanft aus seiner Traumwelt.


"Ja?".


"Wo wird die Trauung stattfinden?".


"Oh, an einem ganz speziellen Ort, mit ganz speziellen Gästen. Es wird Euch gefallen, Mylady. Dort ist es wärmer wie hier, wenn auch nicht viel.".


"Es gefällt mir auch hier sehr gut, Mylord.", wagt sie zu widersprechen. Eine erneute Reise per Kutsche, auf das kann sie wirklich verzichten. Und Ramsay wird ihr niemals erlauben, auf Nija zu reiten...


"Ich dulde keinen Widerspruch, Mylady. Wir reisen in vier Tagen ab. Bis dahin werde ich sorgen, dass man Euch auf die Hochzeit genügend vorbereitet.", meint Ramsay, schenkt ihr noch ein Lächeln und winkt einen Diener zu sich.


"Führe Mylady in ihr Zimmer und bringe mir danach meinen Bogen. Ich gehe auf die Jagd.". Zu Rhaenys sagt er :"Wir sehen uns danach. Ich wäre erfreut, heute wieder mit Euch Abend essen zu dürfen, Mylady. Heute sind wir auch ganz unter uns, mein Vater ist außer Haus.".


"Das würde mich freuen, Mylord. Darf ich fragen, wo Lord Bolton den sei?".


" In Hügelstadt. Dorthin werden wir auch in vier Tagen aufbrechen.".

Fear- Game Of ThronesWhere stories live. Discover now