2. Kapitel

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 „Caitlin, kommst du jetzt endlich?“ ertönte die Stimme meiner nervigen, kleinen Schwester.
„Verdammt. Ich bin auch nur ein Mensch und habe meine Bedürfnisse, also darf ich jetzt nicht mal mehr auf die Toilette gehen?“ stöhnte ich.
„Doch, aber du darfst nicht so lange brauchen!“

Herrjemineh, meine Schwester nervte. Heute war der erste Schultag nach den Sommerferien und nachdem Ronnie, meine zwölfjährige Schwester, erfahren hatte, dass dieses Jahr der allumschwärmte Superstar Jayden Brox auf unsere Schule kommen sollte, konnte sie gar nicht mehr darauf warten, dass die Schule wieder begann. Ausgerechnet sie. Sonst hatte sie mit Schule und schon gar nicht mit lernen absolut gar nichts am Hut. Sie machte sich anscheinend ernsthafte Hoffnungen bei diesem Typ. Als ob jemand, der bestimmt ein unendlich großes Ego besaß, sich für jemanden so unbedeutendes, wie meine kleine Schwester, auch nur annähernd interessieren könnte.

Klar, meine Schwester war echt schön, sie hatte relativ langes, braunes Haar, ein zuckersüßes Gesicht, das manchmal richtig über ihren Charakter hinwegtäuschen konnte.
Trotzdem, jemand wie Jayden würde sich bestimmt noch nicht mal dazu herunterlassen, sie auch nur anzuschauen, mal abgesehen davon, dass sie mit Sicherheit nicht seinem Alter entsprach. Achtzehn und zwölf waren zwar nur sechs Jahre Unterschied, trotzdem spielten die in unseren doch ziemlich jungen Jahren eine große Rolle.
Und nur falls sich jetzt irgendjemand fragt, wie ich zu dem Wissen gekommen bin, wie alt Jayden ist, dann soll demjenigen gesagt sein, dass ich mir gerne Wissen verschaffe und sehr wohl in der Lage bin, zu googeln.

Und dass ich mir dann ungefähr eine halbe Stunde Bilder von ihm angeschaut hatte und eine weitere Stunde damit verbracht hatte, mir Musik von ihm anzuhören, hatte mit Sicherheit nichts damit zu tun, dass ich ihn in irgendeiner Weise auch nur annähernd gut fand, sondern damit, dass ich gerne informiert war über das, was in meiner Umgebung passierte.

Auch wenn ich immer sehr ruhig war, hieß das noch lange nicht, dass mich die Sachen um mich rum nicht interessierten.

Ich zwar groß, schlank, hatte lange hellbraune Haare, im Gegensatz zu meiner Schwester sportlich gebaut und war fast 1,80 groß, was manchmal in der Männerwahl etwas ernüchternd war, aber da hörte meine Auffälligkeit schon auf. Mein Wesen war ruhig und ich stritt mich nicht gerne mit anderen, weshalb ich auch von den Meisten ignoriert oder zumindest in Ruhe gelassen wurde. Damit war ich auch ziemlich zufrieden.

Naja, wieder zu meinem Jayden- Problem: Seit in Facebook und auf Twitter die Nachricht umgegangen war, dass Jayden Brox- Oh Mein Gott, wir werden alle sterben, er ist ja so überirdisch, wenn er singt- nach den Ferien unsere Schule besuchen würde, wegen irgendeines Drogendeliktes musste er hier in der Gegend jetzt Sozialstunden leisten, flippten alle Mädchen in der Schule regelrecht aus.

Nur ich würde ruhig bleiben, das hatte ich mir fest vorgenommen. Sicher, er sah echt nicht schlecht aus, aber mir würde das nicht passieren.

Ich hatte nämlich leider die Angewohnheit, mich in jeden Typen zu verknallen, der mir auch nur das kleinste Lächeln zuwarf und auch nur ansatzweise gut aussah. Da spielte es noch nicht einmal die geringste Rolle, dass ich ihn wahrscheinlich nur kurz flüchtig in der Straßenbahn gesehen hatte und ich für ihn nur ein weiteres Gesicht unter hunderten war. Ich fantasierte dann trotzdem mehrere Wochen über ein Leben mit ihm an meiner Seite und war mir dennoch bewusst, dass ich niemals auch nur ansatzweise den Mut aufbringen könnte, ihn anzusprechen.

Verdammt sei meine Schüchternheit!

„Wir kommen zu spät! kreischte Ronnie jetzt schon völlig hysterisch.
Schnell schnappte ich mir noch mein Essen für den heutigen Tag, stopfte es in meine Schultasche und hetzte aus dem Haus.
Draußen warteten schon meine Mutter und meine Schwester ziemlich ungeduldig. Schnell riss ich die Tür unseres schon etwas älteren hässlichen Toyotas auf und stieg hinten ein. Eigentlich mochte ich dieses Auto nicht, aber es brachte uns seit gut 7 Jahren immer noch zuverlässig zu Schule und zurück. Außerdem bewunderte mich meine beste Freundin Megan um dieses Auto. Ich konnte mir ihre Liebe zu hässlichen Sachen nicht erklären.

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