1. Kapitel

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Scheiße- Nicht nur, dass ich heute meinen ersten Tag an dieser beschissenen Schule hatte, ich kam auch noch zu spät. Verdammt!
Ich bin Brox, Jayden Brox...
Okay, ich gebe zu, das hört sich jetzt zwar an, wie aus einem schlechten James- Bond- Remake, aber mein Manager meint, das wäre gut und die Mädchen würden drauf stehen.

Und genau deshalb hat er es auch als Kampagnenspruch für das neue Duschgel genommen, für das ich das Werbegesicht bin.
Ich meine, was zum Teufel hat Duschgel mit James Bond zu tun?

Genauso viel, wie ich mit einer Mannheimer Schule voller kreischender Teenie-Fans zu tun hatte.
Aber beides war nun mal jeweils zusammen gekommen. Also ich und die Mannheimer Schule und ich und das Duschgel. Nicht das Duschgel und die Mannheimer Schule.

Ich stand auf und schlurfte in das gegenüberliegende Bad. Schaftrunken sah ich mir mein Ebenbild im Spiegel an: dunkelbraune, fast schwarze noch vom Schlaf verstrubbelte Haare, ein entblößter gebräunter Oberkörper, auf dem sich einige, auf hartes Training und strikte Disziplin zurückzuführende, Muskeln abzeichneten.

Alles in einem war ich wohl schon ein ganz nett anzuschauender Kerl, wenn man mal die Menge meiner weiblichen Fans betrachtete, die mir immer wieder zuriefen, wie toll ich ihrer Meinung nach aussah.
Die Welt sah in mir den tollen, großartigen, sexy, gut aussehenden Jayden Brox. Aber nie mich allein.

Ich ging in mein Schlafzimmer und zog mir meine Hose über, dann schnappte ich mir ein Hemd, raste die Treppe runter und zog mir auf dem Weg das Oberteil über. Unten angekommen setzte ich mich an den schon vollständig gedeckten Tisch.

Frau Tilda war einfach zu gut. Sie war seit einer halben Ewigkeit meine Haushälterin und widmete wahrscheinlich ihr ganzes Leben meinem Wohlergehen… Wie unfair die Weilt doch manchmal ist. Mal wieder hatte sie an alles gedacht: Die Eier standen auf dem Tisch und waren wahrscheinlich genauso, wie ich sie am liebsten mochte.

Meine Brötchen dampften noch, so frisch waren sie, und der Duft leckeren Kakaos kam mir entgegen, als sie eine Tasse mit einer dampfenden Flüssigkeit hereinbrachte. Sie hatte ihre Arbeit wahrscheinlich mit höchstmöglicher Qualität erfüllt. Deswegen hatte ich sie ja auch schon seit Ewigkeiten eingestellt. Aufgrund ihres leckeren Kuchens, wegen ihrer Nettigkeit und weil sie für mich wie eine zweite Tante ist.

"Jay, willst du dein Schulbrot mit Wurst, Marmelade oder Nutella?", fragte mich Frau Tilda. Ich hatte schon einige Male versucht, ihr zu erklären, dass sie mir nichts machen müsse und ich mir stattdessen selbst ein Brot schmieren könnte oder einfach etwas kaufen, aber sie bestand darauf mit zu viel Nachdruck für jemanden wie mich, der sich doch gerne ab und zu verwöhnen ließ.

„Nutella bitte!“, antwortete ich schnell, für dieses Zeug würde ich sterben. Nichts war besser als Nutella!

Ich ging schnell nach oben, putzte meine Zähne, überprüfte noch einmal meine Schulsachen auf Vollständigkeit, obwohl ich eigentlich nur meinen Block und meine Stifte eingepackt hatte. Dann ging nach unten, packte meinen Proviant ein und ging dann aus der Haustür. Wie erwartet standen draußen vor dem großen Tor schon Unmengen von Menschen: groß, klein, dick, dünn, Mädchen, Junge, aber hauptsächlich war das weibliche Geschlecht vertreten.

Einfach irgendwie jeder, der es wohl hatte schaffen können. Schnell stieg ich in mein Cabriolet, das ich mir mit meiner ersten richtigen Gage selbst gekauft hatte und das ich seit meinem 18. Geburtstag vor einem halben Jahr selbst fahren durfte.
Ich atmete noch einmal tief ein und ließ dann den Motor an. Auf ein neues Leben, auf Stress, auf mich, auf dich, auf alle…

Mit diesen Gedanken drückte ich aufs Gas und brauste los. Vorbei an den kreischenden Fans, vorbei an einem großen Supermarkt und hin zu meiner neuen Schule, ein neues, nerv tötendes Leben.

Dort angekommen suchte ich mir einen Parkplatz und stellte fest, dass sich niemand mehr vor der Schule befand und jeder anscheinend schon in das Gebäude gegangen war. Also beeilte ich mich, das ihnen gleich zu tun, obwohl ich wirklich die geringste Lust hatte, heute den ganzen Stress zu erleben, der mit dem ersten Tag in einer neuen Umgebung zu tun hatte. Und dieser Stress verdreifachte sich noch mal ungefähr wenn man bedachte, dass ich ein gefeierter Rockstar war…

Super! Schule soll doch hochleben! Und zwar so hoch, dass kein Mensch mehr rein kommt und die Lehrer drinnen bleiben müssen! Aber das waren leider alles nur meine eigenen langweiligen Gedanken, die aufgrund ihrer Peinlichkeit am besten keiner zu hören bekam und die ich deshalb auch lieber keinem mitteilte.

Ich stapfte hinein und suchte auch sogleich das Sekretariat. Ich fand es in einem kleinen unauffälligen Zimmer.

Drin saß eine alte schrumpelig aussehende Dame, die sich anscheinend heute nicht besondere Mühe mit ihrem Make-Up gegeben hatte, aber auch nicht darauf verzichten wollte, sich dieses Zeug ins Gesicht zu schmieren.

Als ich eingetreten war, hob sie langsam ihren Kopf und guckte mich aus kleinen stechend grünen Augen an. Mich überlief ein Schauer. Wenn das mal nicht die Frau von Frankenstein war!

Ich brachte mein Anliegen hervor und sie runzelte erst für eine kleine Ewigkeit einfach nur die Stirn und schien nachzudenken. Man konnte ihren anscheinenden Gedankenblitz nur daran erkennen, dass sie die Lippen schürzte und dann ausatmete.

Ja, ihr habt richtig gehört. Das Weibsstück hatte die ganze Zeit keinen einzigen Atemzug getan. Ich sag doch: zutiefst beunruhigend!

Dann drehte sie sich hochherrschaftlich auf ihrem Drehstuhl um die eigene Achse und fuhr gemächlich zu einem kleinen  Aktenschrank. Den durchsuchte sie dann erst einmal in aller Ruhe. Und wenn ich in aller Ruhe sage, dann meine ich das auch. Da wäre selbst eine querschnittsgelähmte Schnecke mit Down Syndrom schneller gewesen.

Ich würde aber so was von zu spät kommen, wenn sich diese olle Trulle nicht endlich mal beeilen würde. Aber eigentlich war mir das ja auch vollkommen egal. Dann würde ich eben etwas später anfangen mit dem neuen Tag. Meine Laune war jetzt sowieso schon auf dem offensichtlichen Tiefpunkt.

Also würde ich eben warten.
Endlich hatte die Dame wohl das gefunden, wonach sie gesucht hatte. Wurde ja auch mal Zeit!
Sie fuhr wieder mit ihrem Bürostuhl zurück, musterte mich erst einmal gründlich, bevor sie dann sagte: „ Und du bist also Jayden?!“ Ich war zuerst verblüfft. Mein Gesicht schmückte mindestens die Hälfte aller hier in dem Land existierenden Klatschzeitschriften. Und diese Frau fragte mich, ob ich wirklich Jayden sei?

„Ja, soweit ich informiert bin, ist mein Name Jayden Brox.“, war meine nicht gerade freundliche Antwort. Aber war sie sie das etwa gewesen? Sie hatte es ja wohl noch nicht mal für nötig gehalten, mich zu begrüßen!
„Also, aber, mein junger Herr. Nicht so unfreundlich! Legen sie sich am besten nicht mit mir an, oder es wird ihnen noch leidtun.“
Oooooh… Da bekomme ich aber Angst!

„Also dann. Hier sind die Regeln: Kein Rauchen, keine Drogen, kein Alkohol während den Unterrichtszeiten und auch nicht auf Unterrichtsgelände. Bilden sie sich zudem nichts auf ihren Status als Popstar oder Rockstar oder allgemein auf ihre Bekanntheit ein“. Dabei hatte die Alte doch tatsächlich mit ihren FIngern Anführungszeichen angedeutet.
Okay, verstanden, nicht dass ich derartiges vorgehabt hatte, aber manchmal eilt einem der Ruf ja bekanntlich voraus, nicht wahr?

„Sie werden zudem keine Unterrichtsstunden versäumen. Zu spät kommen ist auch nicht drin! Ab dreimal zu spät kommen gibt es eine Verwarnung. Drei Verwarnungen bedeuten einen Verweis von der Schule. Verstanden?! Aber das ist noch lange nicht alles.“ Sie griff unter den Schreibtisch und holte ein relativ großes Buch heraus.

 „Das sind andere auch für sie geltende Schulregeln. Das Nichtbefolgen einer Regel bedeutet für sie je nach Härte des Vergehens eine Verwarnung. Ich verlange von ihnen, dass sie sich dieses Buch durchlesen. Und lassen sie sich eines noch gesagt sein: Wir haben es öfters mit Straftätern zu tun. Und sie werden da keine Ausnahme machen. Wir werden sie genauso hart dran nehmen. Also dann. Ich werde ihnen jetzt den Stundenplan geben und dann verschwinden sie in ihr Klassenzimmer. Ich wünsche ihnen eine noch schöne Schulzeit.“

Damit blickte sie wieder auf ihren Papierkram. Sie hatte das Gespräch hier also für sich abgeschlossen. Nun gut, konnte mir Recht sein!

Ich griff mir den großen Wälzer mit den Schulregeln, den ich natürlich unter keinen Umständen vollständig lesen würde.
Lesen war nämlich etwas, womit man mich jagen konnte. Man halte mir ein Buch vor die Nase und ich bin augenblicklich weg. So war das und das würde sich mit Sicherheit in nächster Zeit nicht ändern.

Draußen angekommen warf ich einen kurzen Blick auf meinen Stundenplan. Jetzt war dem Blatt nach zu urteilen Physik dran.

Gut, dieses Fach konnte ich sogar einigermaßen gut. Ich suchte noch schnell den Raum und hatte ihn auch schnell dank einer netten Putzkraft realtiv schnell gefunden.

Ich hob meine Hand, um zu klopfen. Schnell ließ ich noch einmal das letzte Jahr Revue passieren. Die ganze Scheiße, aber auch die Freude und versuchte, so optimistisch wie möglich, auf das neue Jahr zu blicken. Mit diesen Gedanken klopfte ich.
Auf geht’s…


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Hoffe, euch gefällt der erste Eindruck! (:
Ich habe mir vorgenommen, so viel wie möglich noch aus Jaydens Sicht zu schreiben, wobei der Hauptteil der Geschichte aus Caitlins Sicht bestehen wird.
Aber wer weiß? Vielleicht wirds ja am Ende sogar 50:50, mir macht es nämlich sehr viel Spaß aus dieser Sicht zu schreiben.

Ich freue mich auf eure Rückmeldungen :)
Marlina

Mean ManWhere stories live. Discover now