𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred Weasley

Kapitel 78

Am Anfang des Zuges angekommen, öffne ich die Tür, die mich in das vorderste Abteil, das der Schulsprecher und Vertrauensschüler, bringt. Hermine und Ron sind auch schon da. Er sitzt gelangweilt in einer Ecke, während sie sich angeregt mit (wahrscheinlich neuen) Vertrauensschülern unterhält. Stumm betrete ich das Abteil und schließe die Tür hinter mir. Ich lasse mich an einem freien Tisch nieder, in der Hoffnung, dass niemand mich anspricht. Aber natürlich werden meine Hoffnungen direkt zerstört, als jemand neben mir auftaucht und mir die Hand entgegenstreckt. „Du musst Emilia sein.", begrüßt mich ein Junge mit einem freundlichen, aber unsicheren Lächeln auf dem Gesicht. Ich nehme seine Hand vorsichtig an und schüttle sie leicht. „Ja, richtig." Ich erwidere sein Lächeln. „Ich bin Jasper", er deutet auf sein Abzeichen. Es leuchtet senfgelb im Licht. „Der andere Schulsprecher.", fügt er hinzu und lässt meine Hand los. „Hi!", entgegne ich ihm, unsicher, wie ich mich verhalten soll. „Darf ich?", fragt er und deutet auf den Platz mir gegenüber. „Klar.", lächle ich verlegen und atme tief durch. Smalltalk, Emilia. Das schaffst du schon. Unwillkürlich spiele ich an der Kette um meinen Hals herum. Es ist die Kette, die ich vor einiger Zeit mal von Fred geschenkt bekommen habe. Die Blume darin ist immer noch nicht verblüht. „Hattest du einen schönen Sommer?" Ich schaue ihn direkt an, als er mich das fragt und überlege kurz, wie ich darauf antworten soll. „Ja, schon. Ich hab viel unternommen und gearbeitet. Und du?" Ich mustere ihn, als er von seinem Sommer in Frankreich erzählt. Ich kenne ihn vom Sehen aus dem gemeinsamen Unterricht. Seinen Namen seinem Gesicht zuordnen hätte ich aber niemals können. Er scheint nicht viel größer als ich zu sein, hat dunkelblonde Haare und trägt eine Brille. Sein Lächeln ist auffällig breit und ansteckend. Und auch wenn ich nicht gewusst hätte, in welchem Hogwartshaus er ist, hätte ich ihn nach Huffepuff gesteckt. Er erzählt mir, dass er noch zwei Geschwister hat, eine große Schwester, die vor zwei Jahren ihren Abschluss gemacht hat, und eine kleine Schwester, die letztes Jahr eingeschult wurde. „Hast du Geschwister?" Ich schüttle den Kopf. „Dein Vater ist Professor Lupin, oder?" – „Ja, genau.", meine Antworten sind knapp – immer wieder schweifen meine Gedanken in die Winkelgasse ab – doch entspanne ich immer mehr und versuche, dem Jungen eine Chance zu geben und nicht ganz unsozial rüberzukommen. „Kommst du aus London?", frage ich und er schüttelt angeregt den Kopf. „Nein, wir wohnen in einem Zaubererdorf im Westen. Lacock." Bei dem Namen werde ich hellhörig. „Lacock?" Er nickt. „Ich komme aus Browden Hill. Also, nicht ich, aber mein Vater wohnt da. Etwas abseits." – „Gibt's ja nicht!", gluckst er und lehnt sich vor. Wir unterhalten uns eine Weile über die Gegend, ich erfahre, dass seine Großmutter gar nicht weit von uns weg wohnt und wir tauschen uns über die besten Eisdielen in der Gegend aus.

„Spielst du dieses Jahr wieder im Quidditch Team?" Ich zucke die Schultern. Da fällt mir auf, dass Angelina ja letztes Jahr ihren Abschluss gemacht hat. „Es gibt ja ein ganz neues Team. Harry ist neuer Kapitän, soweit ich weiß – mal sehen, ob er mich noch nimmt." Nach kurzem Zögern füge ich hinzu: „Spielst du auch?" Er schüttelt den Kopf. „Ich bin nicht so der Sportliche. Lese lieber." – „Aber du guckst die Spiele?" Immerhin wusste er, dass ich spiele. „Ja, ab und an."

„Will nicht einer von euch beiden mal was sagen?" Hermine kommt zischend auf uns zu. „Ihr seid immerhin die Schulsprecher." Ich starre Jasper an, der seufzt und von seinem Platz aufsteht. „Ich mach das schon." – „Danke.", flüstere ich verlegen. Es ist wirklich eine komische Regelung, dass man einfach ins kalte Wasser geschubst wird, ohne eine Ahnung davon zu haben, was man eigentlich tun muss. Aber was wäre Hogwarts ohne seinen mysteriösen Schulleiter. Dumbledore tut doch nichts, ohne einen Hintergrund.

„Darf ich kurz um eure Aufmerksamkeit bitten?" Das Getuschel verstummt an einigen Ecken, hier und da ist ein Zischen zu hören. Jasper räuspert sich und schließlich herrscht Ruhe im Abteil. „Hi! Ich bin Jasper, das ist Emilia. Wir sind dieses Jahr die Schulsprecher." Jemand beginnt zu applaudieren und Jasper hält inne, als vorsichtig der ein oder andere einstimmt. Ich schaue das erste Mal aufmerksam in die Gesichter unserer Mitschüler. Die meisten kenne ich vom Sehen; Ron und Hermine natürlich. In einer Bank am anderen Ende des Abteils sitzt Draco Malfoy und schaut unbeeindruckt aus dem Fenster. „Für diejenigen von euch, die neu in ihrem Amt sind, herzlich Willkommen. Ich hoffe, ihr habt euch untereinander schon ein wenig kennenlernen können." Draco verdreht die Augen. „Wie ihr ja wisst, ist es die Aufgabe der Vertrauensschüler, die Einhaltung der Hausordnung zu überwachen. Das beginnt auch schon hier im Zug. Eigentlich sollten wir hier auf den Gängen patroullieren... Ich möchte euch also einfach bitten, wachsam zu sein und die Augen offen zu halten. Das sollte reichen. Ihr seid außerdem für die Erstklässler eures Hauses verantwortlich und führt sie nach dem Festessen zu ihren Schlafsälen, erzählt vielleicht ein bisschen über das Schloss und steht ihnen bei Fragen zur Verfügung. Ja... Mh... Sonst noch was?" Er schaut erwartungsvoll zu mir herunter, doch ich bin jetzt schon von dem Informationsfluss überfordert und zucke mit den Schultern. „Achso, die Passwörter für eure Gemeinschaftsräume erhaltet ihr gleich vor dem Festmahl von McGonagall. Und denkt daran, dass ihr Vorbilder seid und eure Macht nicht missbraucht. Das wars erstmal Wir sehen uns beim monatlichen Treffen. Wann das stattfindet, erfahrt ihr am Schwarzen Brett. Alles klar, dann könnt ihr jetzt auch in eure Abteile gehen." Er klatscht einmal in die Hände und ich bin einen Moment lang nur erstaunt darüber, wie souverän er aufgetreten ist. Ich hätte so eine Rede nicht einfach aus meinem Ärmel schütteln können. Wahrscheinlich war das ein Grund, warum Dumbledore ihn als Schulsprecher ausgewählt hatte. Als die Menge zu einem kurzen Applaus ansetzt, stimme ich nach einem kurzen Moment mit ein und fasse mich wieder.