Kapitel 23

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Da Papa sich nach seiner selbst eingebrockt Nachtschicht eben für ein paar Stunden aufs Ohr gelegt hatte fuhr Mik mit mir zum nächsten Baumarkt und wir kauften schwarze Farbe, ein paar neue Pinsel und etwas Farbe die im Dunkeln leuchten sollte. Dazu noch Klebeband zum abkleben der Steckdosen und Folie zum verdecken von allem was zu groß war zum abkleben oder aus dem weg räumen.

Mik ließ mich allein nachdem er mir die Farbeimer in mein Zimmer getragen hatte, auch er merkte dass es mir zwar nicht gut ging aber er im Moment eher weniger tun konnte.
Ich sah, gerade als ich mich an die Arbeit machen wollte, wie mein Handy auf leuchtete, welches ich zuvor aufgeladen und dann auch wieder angeschaltet hatte.
Noah rief mich an, ich wollte nicht ran gehen, ich ließ es klingeln.
Nachdem ich fertig war mit ab kleben, mein Bett mit Folie abgedeckt und Wuschels Bretter kurzerhand Abgeschraubt hatte da es nicht möglich war sie ordentlich ab zu kleben, klingelte mein Handy erneut, wieder war es Noah.
Unbeirrt ließ ich es klingeln und begann damit die Wände der kleinen Nische in der mein Bett stand zu streichen. Nachdem ich die Wände fertig hatte und gerade mit der Decke begann, klingelte es erneut, nur diesmal nicht mein Handy sondern unten an der Haustür. Ich wusste das Mik oder Kostas da waren und es war wahrscheinlich eh nur Papa der mal wieder seinen Schlüssel vergessen hatte, als er eben zum Einkaufen aufgebrochen war, also malte ich weiter nachdem ich hörte wie unten die Haustür geöffnet wurde.

"Wenn du mal auch nur so tun würdest als würdest du dein Handy hören, könnte ich mir so einige Kilometer manchmal sparen."
Spielerisch Vorwurfsvoll lehnte Noah im Türrahmen meines Zimmers und sah zu mir herauf. Ich wusste das er mir nicht wirklich böde war also ignorierte ich seine Aussage erstmal. Ich sagte nichts zu ihm und er wusste dass wenn ich schwieg mich auch niemand zum reden zwingen konnte, nichtmal er könnte dieses Schweigen brechen, ich musste es für mich selbst brechen.
Ich hörte ihn seufzen und dann wie er langsam mein Zimmer betrat, ich hatte unterdessen bereits ein paar weiter Pinselstriche gemacht.
"Was machen wir also hier?" fragte er, zog seine Jacke aus, warf sie über meinen Stuhl, kickte seine Schuhe unter meinen Schreibtisch und kletterte die Leiter zu meinem Bett hinauf.
"Malen. Die Wand war so kalt." antwortete ich ihm knapp als er neben mir stand, gab ihm einen Pinsel in die Hand und wir malen schweigend zusammen weiter.

Das liebte ich so an der Freundschaft von mir und Noah. Er verstand dass man manche Dinge einfach tun musste. Es musste nicht immer ein tiefere Sinn dahinter stecken weder noch musste alles immer besprochen werden.
Noah und ich wir machten einfach und vertrauten einander manchmal einfach ohne Worte.

So verging der Tag.
Mittags nahm ich meine Tabletten und schlief ein wenig an der Schulter von Noah, während dieser einen Film sah, den ich zwar ausgesucht hatte aber nur Bruchstückhaft mitbekam.
Gegen Nachmittag waren wir mit der zweiten Schicht schwarz fertig und zocken ein wenig Overwatch, doch ich war nicht wirklich bei der Sache, was auch Noah merkte.
"So macht gewinnen auch keinen Spaß. Gib dir Mühe." lachte er irgendwann und sah mich an.
Ich erwiderte den Blick kurz und sah dann auf mein Handy, es klingelte mal wieder, Rezo rief mich zum hundertsten Mal heute an.
Als Rezo auflegte und mein Handy wieder stillschweigend da lag und nur noch das Display für einige Sekunden aufleuchtete und mir mitteilte das ich einen Anruf verpasst hatte, spürte ich Noahs Blick auf mir ruhen, welcher mich schließlich in seine Arme zog.
Ohne es zu wollen liefen Tränen über meine Wangen, Noah sagte nichts, er wusste das gerade nichts was er hätte sagen können tröstlich gewesen wäre.

So vergingen noch 2 weitere Wochen.
Ich schlief viel, malte noch die Siluette vom Disneyschloss in weißer Farbe auf die schwarze Wand und ergänzte die schwarze Nacht mit vielen kleinen und großen Sternchen mit der Farbe die im Dunkeln leuchtete.
Noah war jeden Tag da.
Er kam wie selbstverständlich zum Frühstück jeden Morgen und ging meißt erst nach dem Abendessen wieder.
Er erzählte mir was in der Welt außerhalb meines Zimmers und dem Supermarkt um die Ecke so passiert und auch das Rezo in einer kleinen Wohnung in der Nähe von Noahs zuhause untergekommen war und er ihn jeden Abend besuchte um sicher zu gehen das er seine Medikamente nahm und weiterhin zur Chemo ging.

Kostas und Mik flogen heute wieder nach Hause, gerade brachten wir sie zum Flughafen. Papa hob den zweiten und letzten Koffer der Beiden aus dem Auto und wir betraten das große Flughafengebäude.
Als die beiden schließlich im Flugzeug verschwanden und ich, wie immer wenn ich sie zum Flughafen begleitete, an der großen Fensterscheibe, die das Gebäude und den Flugplatz trennten, wartete bis ihr Flugzeug auch wirklich abgehoben war und in den Wolken verschwand, wurde mein Herz auf einmal unsäglich schwer.

Zuhause angekommen, ich war sofort wieder in meinem Zimmer verschwunden, lag ich mal wieder auf meinem Bett und starrte die Decke an.
Der Nachthimmel war wirklich schön geworden, auch Papa hatte ihn bereits gesehen und auch Taddl und Luna waren da gewesen, aber mir war das egal.
All das "Oh das ist aber schön geworden." und "Wirklich cool Idee." war mir im Grunde genommen völlig egal.
Ich wollte es nicht hören, nicht von ihnen zumindest.
Ich hatte mein Handy in den letzten Wochen nicht an gehabt. Nachdem der Akku leer geworden war, hatte ich es nicht wieder geladen, alle die mich erreichen wollten waren hier oder wussten wie sie her kommen.
Noah war gekommen wann er wollte, wohl wissend dass mein Handy aus war und den Rest der Welt hatte ich nicht sehen wollen, doch jetzt vermisse ich diesen Rest.
Meinen Rest. Meiner Welt.
Nachdem ich mein Handy angeschaltet hatte wählten meine Finger hastig die Nummer eher ich es mir anders überlegen könnte und als es klingelte klopfte mein Herz so laut und schnell in meiner Brust als wenn es sagen wollte 'Ja lass uns wiederfinden was du verloren hast in dir selbst'
"Ja? Hallo?"
"Kommst du Sterne gucken?"

UnendlichkeitWhere stories live. Discover now