Kapitel 1

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- 5 Jahre zuvor -

"Woran denkst du gerade?"frage ich und Maurice dreht sich zu mir um und sieht mich an.
"An Emilia. Was wünscht du die eigendlich zum Geburtstag?" lenkt er vom Thema ab.

Emilia... Für mich ist es nichts weiter als ein Name,
Für Maurice war es die beste Freundin.
Für Michael die Rettung für meinen Dad und seine kleine Schwester.
Für Taddl, Ardy, Luna und Marley ein Teil der Familie.
Für Peter, Dani, Seb und Noah unersetzlich.
Für Kostas und Mik der Zusammenhalt an schweren Tagen.
Für Manuel, meinem Dad, die große Liebe.

Für mich eine einzige Erinnerung.
Ich stehe vor einer Frau, braune Haare fallen ihr ins Gesicht, wärend sie leise ein Lied vor sich hin summt und leicht wie eine Feder durch die Küche tanzt. Ich strecke meine kleinen Hände nach ihr aus und sie hebt mich auf ihren Arm. "How do you measure, measure a year?..." singt sie weiter und ich greife lachend nach ihren Haaren. "Ich liebe dich mein Engel." flüstert sie und küsst mich auf die Stirn und wiegt mich dann im Takt der Melodie, die sie weiter summt, hin und her und ich schlafe langsam ein.

"Evelin? Was wünscht du dir zum Geburtstag?" fragt mich mein Patenonkel wieder und ich sehe ihn an.
"Einen neuen Körper?" lache ich müde und atme tief ein.
"Einen neuen Körper..." wiederholt er leise und lächelt. "Das ist gut ich hab gestern erst einen im Sonderangebot gesehen." lacht er und auch ich konnte mir ein lachen jetzt nicht mehr verkneifen.
Als mein Vater um die Ecke kommt verstummen wir beide. Er mag es nicht das wir darüber Witze machen, aber ich finde das es der Sache den Schrecken nimmt für einen kurzen Moment.

"Hast du Wuschel und Lucy schon gefüttert?" fragt er ohne zu fragen worüber wir gelacht haben. Ich nicke und im selben Moment springt mir Wuschel auf den Schoß. "Aber wir brauchen mal neues Katzenfutter." antworte ich ihm, wohl wissend das er keine Zeit hat heute welches zu kaufen.
"Ja. Dann mach ich das später noch." antwortet er dennnoch, bindet sich seine Haare zusammen und verschwindet in der Küche.
"War ja klar." murmel ich sichtlich sauer, denn Maurice sieht mich mitfühlend an.
"Weißt du das du aussiehst wie deine Mutter wenn du sauer bist?" antwortet er mir aber ich sehe ihm an das er mich versteht. "Geh zu ihm. Frag ihn. Und rede mit ihm." sagt er schließlich und küsst mich kurz auf die Stirn, eher er aufsteht und das Haus verlässt.

Ich rappel mich auf und gehe in die Küche. "Papa?" frage ich vorsichtig und sofort dreht er sich zu mir um.
"Ja was ist los? Alles okay?" fragt er sofort und obwohl es nur gut gemeint ist, macht mich die Besorgniss in seiner Stimme wütend.
"Ich fahre jetzt Katzenfutter kaufen." sage ich und warte auf eine Reaktion, sie lässt selbstverständlich nicht lange auf sich warten.
"Nein, nein. Das mach ich schon." sagt er und will gehen.
So ist er seit der Diagnose, lässt mich kaum noch raus und achtet stets darauf das ich mich nicht anstrenge und bis jetzt ließ ich mir das auch gefallen, doch jetzt plazte mir der Kragen.

"Papa ich bin nicht tot!" sage ich laut und ich sehe wie er stockt. Langsam dreht er sich zu mir um, wie ein offenes Buch sehe ich ihm seine Gefühle an, als wenn er sie auf der Stirn stehen hätte.
Angst, ein bisschen Wut und... Schuld?
"Papa bitte. Ich weiß du hast Angst, aber mich hier einzusperren macht es nicht besser. Ich hab meine Tabletten im Rucksack, mein Handy in der Hosentasche und das Zoogeschäft ist nicht weit. Ich nehme auch Wuschel mit. Bitte, ich kann nicht die ganze Zeit hier rum sitzen." flehe ich ihn an.
Er sieht mich an und schweigt. "Du glaubst du bist Schuld oder? Daran das sie nicht mehr da ist." Ich muss ihren Namen nicht aussprechen, er weiß wen ich meine. Ratlos zieht er die Schultern hoch. "Papa du hättest es nicht verhindern können und du kannst mich bitte nicht hier einsperren." flüster ich leise.
Er sieht mich an. "Deine Tabletten sind im Rucksack?" fragt er und ich nicke.
"Und dein Handy ist in deiner Tasche?" gehorsam zeige ich ihm wie ich es in die Hosentasche schiebe.
"Und Wuschel geht mit?" wie als wenn er uns versehen würde setz der Kater sich neben mich und Miaut einmal laut.
"Du schreibst mit wenn du am Laden angekommen bist und wenn du wieder los fährst. Okay?" mahnend hebt er den Finger und ich falle ihm lächelnd um den Hals.
"Danke Papa! Ja versprochen." lache ich und schnappe mir meine Schuhe und mein Longboard von der Gardrobe und verschwinde mit Wuschel aus der Tür.




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