Unendlichkeit

Kapitel 8

Ich löse mich langsam aus der Umarmung und sah meinen Vater an.
"Ich erinnere mich nur noch an einen Moment. Ich saß auf dem Boden und Mum stand vor mir, ich glaube wir waren in der Küche oder so und sie summte ein Lied vor sich hin und tanzte. Ich streckte meine Hände nach ihr aus und sie hob mich hoch und summte leise weiter und ich griff ihr lachend in die Haare. Mehr ist da nicht. Der Rest sind nur Bilder und Geschichten die du oder Maurice oder Micha oder so über sie erzählt haben." antworte ich ihm nachdem ich eine halbe Ewigkeit geschwiegen hatte.

Mein Vater nickte und nimmt mir gedankenverloren den Pulli aus der Hand und streicht einmal darüber. "Seasons of love." sagt er leise und gibt mir den Pulli wieder.
"Wie bitte?" frage ich und nehme den Pulli entgegen.
"Seasons of love. So heißt das Lied das sie damals summte. Es war ihr Lieblingslied." antwortet er mir und sah mich endlich an. "Hast du Schmerzen?" fragt er und ich schüttel den Kopf. "Nein und sei mir nicht böse aber ich nehme gleich noch meine Tabletten und gehe dann ins Bett, mir tun die Beine so weh." lache ich müde und gehe an Papa vorbei.
"Kann ich verstehen, deine Beine sind so lange Strecken nicht mehr gewöhnt." antwortet er mir noch und verschwindet dann in seinem Aufnahmeraum.

Ich gehe von Wuschel gefolgt in die Küche und nehme meine Tabletten.
Ich gehe an dem Zimmer vorbei und mein Vater dreht sich nocheinmal um und wünscht mir eine gute Nacht.
In meinem Zimmer angekommen kletter ich hoch zu meinem Bett, Wuschel springt ebenfalls zu mir hoch. Ich sehe nocheinmal auf mein Handy. Eine Nachricht von Noah.

N-Sry das du wegen mir Stress bekommen hast.-
E_Alles okay. Ich glaube es war sogar gut so._
N-okay? Also weiß es dein vater noch nicht oder ist er einfach nicht ausgerastet?-
E_letzeres. Wir haben heute glaub ich das erste mal über meine Mutter gesprochen. Rest erzähl ich dir vielleicht morgen, der Tag war anstrengend._
N-okay gute nacht Hexe.-
E_Nacht großer und danke für diesen Tag_
N-Immer wieder gerne. Für dich doch immer.-

Ich lächel in mich hinein und stecke mein Handy weg und lege mich endlich hin und schlafe ein. Als ich am nächsten Morgen aufwachte musste ich einen Moment auf der Bettkante sitzen bleiben, der Schwindeln war zurück gekehrt.
"Evelin?" hörte ich die bersorgte Stimme meines Vaters fragen und erschrocken sah ich ihn an, er stand auf der Treppe die zu meinem Bett herauf führte. "Ja Papa?" fragte ich möglichst ahnungslos, doch er merkte das etwas nicht stimmte. "Hast du Schmerzen?" fragte er und ich schüttelte den Kopf. "Nein mir tun einfach nur die Beine weh, du weißt schon von gestern." log ich ihn an und er glaubte es. "Komm frühstücken." sagte er noch, warf ein letzen prüfenden Blick zu mir und verschwand dann aus meinem Zimmer.
Ich schloss für einen Moment erleichtert die Augen und atmete einmal tief durch. Als ich die Augen wieder öffnete saß Wuschel vor mir und Miaute laut und es hörte sich an wie ein Vorwurf. "Ja ich weiß. Ich erzähl es ihm ja bald."

Doch ich tat es nicht. Ich wollte so oft doch 1 Jahr lang tat ich es nicht. Ich stand jeden morgen auf, ging zur Uni, traf mich mit Rezo und Noah, versuchte viel Zeit mit meinem Vater zu verbringen und nahm regelmäßig meine Tabletten.
Doch ich sagte nichts, nur Noah und Rezo erzählte ich es irgendwann.

"Fahren wir Taddl und Ardy besuchen?" fragte mich mein Vater und ich nickte, bis mir einfiehl das ich noch lernen und ein Video schneiden musste. "Fahr du schon mal, ich komm mit Longboard nach. Ist nur ne Runde Masterbilders mit Mauri die ich schneiden muss das geht schnell." sagte ich zu meinem Vater und anstatt das er 'nein' sagt, weil ich ja nicht allein sein soll, nickt er und ist beinahe im gleichem Moment zur Haustür verschwunden und ich höre nur noch wie sich sein Auto vom Haus entfernte.
"Was zum..?" überlegte ich laut, doch ich ging schließlich in mein Zimmer und fuhr den PC hoch. Ich öffnete das Schnittprogramm und den TS. Ich unterhielt mich oft mit ein paar Leuten wärend ich schnitt, doch keiner schien online zu sein.
Ich gab es gerade auf, als Scype sich meldete.