Kapitel 17

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"Ich musste mich verstecken. Mein ganzes Leben lang. Immer wenn die Frage kam 'Was macht dein Vater denn beruflich?' konnte ich nichts sagen. Du bist im Internet ein Mensch ohne Gesicht und das ist okay. Aber du hast eine Tochter und ich hätte es geliebt der ganzen Welt zu erzählen wer du bist und was du machst, weil du mein Vater bist und ich dich bedingungslos liebe. Du bist mein Held. Es hat mich nie gestört wenn andere es komisch fanden wenn ich die Frage nicht beantwortete und je älter ich war desto mehr sah ich ein das es besser war ein Geheimniss daraus zu machen. Es hätte zu viele falsche Freunde angelockt die nur mit mir befreundet gewesen wären um an dich heran zu kommen. Und ich hatte Freunde, doch sie waren nie bei mir zu Hause, weil du Angst hattest sie könnten dein Geheimniss erfahren und auch das war okay, aber dieser Junge. Papa du wirst immer mein Held sein aber er bedeutet mir so viel und ich habe ihm nichts erzählt. Weißt du eigendlich wie gern ich ihm erzählt hätte das ich die beste Familie habe die es gibt und das die Fotos an meiner Wand nicht einfach nur von irgendwelchen Menschen sind die man durch seinen Bildschirm beobachtet sondern von reale Menschen die mich lieben und die alles für mich geben? Das Luna die coolste Patentante ist die man sich wünschen kann und Maurice der beste Patenonkel. Er weiß nichtmal das Noah mein Cousin ist, weil ich nicht erzählen darf dass seine Eltern Peter und Dani sind. Ich respektiere dich dafür das du dich entschieden hast dich nicht zu zeigen aber wenn ich diesen Jungen verliere, weil ich nicht erzählen durfte wer du bist dann werde ich dir das nie verzeihen."

Mein Vater sah mich lange an.
Sagen tat er nichts.
Irgendwann kam Lucy und sprang auf seine Schulter, legte sich um seinen Hals und schlief.
Papa strich ihr gedankenverloren über den Kopf, sein ging Blick ins Leere.
Dann drehte er sich um und zog etwas unter der Garderobe weg, die neben der Haustür lag. Er pfiff leise und Wuschel tauchte neben ihm auf. Ich sah das es mein Longboard war das er geholt hatte, doch nicht nur das. Auch sein Board hat er in der Hand.

Ich atmete einmal tief durch und lächelte. "Ich weiß nicht ob ich noch fahren kann." sagt er leise und sieht auf das Board in seiner Hand. "Ist ja auch schon ewig her das du gefahren bist. Aber keine Angst das verlernt man nicht so schnell." lache ich und sehe ihm dabei zu wie er das Board vorsichtig auf die Einfahrt legt und testweise langsam bis zum Bürgersteig rollt. Als er dort ankommt, schnaltze ich einmal mit meiner Zunge und springe auf mein Board, Wuschel läuft mir nach. Zunächst noch etwas langsam und dann immer schneller fahren wir durch die Nacht, doch Rezo ist nirgends zu finden. Als ich schließlich auch erfolglos die Tür von seiner Wohnung zuziehe beginne ich langsam auf zu geben, da klingelt mein Handy.

"Joon?" frage ich und dieser lacht.
"Ja wer soll denn sonst von meiner Nummer aus anrufen?" lacht er doch sofort wird er wieder ernst. "Sag mal suchst du immernoch Rezo?" fragt er und ich antworte ihm etwas iritiert. "Ja!? Aber woher weißt du das denn?" frage ich ihn.
"Indirekt von Noah. Der hatte es von seinem Vater, dieser von Taddl und dieser wiederum von Julien. Und Noah hat dann allen die noch unterwegs waren geschreiben das sie die Augen offen halten sollen und darunter war auch Julien, weil der jetzt was drehen musste. Aber da der so sehr mit drehen beschäftigt war hat er mir geschrieben, weil ich noch mit meiner kleinen Schwester essen war und auf dem Rückweg ist er mir dann über den Weg gelaufen. Ich glaub er weiß nicht wer ich bin aber er liegt gerade auf meinem Sofa und schläft." erklärt Joon und ich kann nicht anders als lächeln.
"Oh Gott. Okay dann ist er wenigstens safe. Ist es okay wenn ich noch vorbei komme?" frage ich vorsichtig nachdem ich mit einem Blick auf die Uhr feststelle das es schon Mitternacht ist.
"Adresse weißt du?" fragt Joon und ich antworte knapp "Ja"
"Okay dann bis gleich." höre ich Joon noch sagen dann klickt es in der Leitung und Joons Stimme ist verschwunden.
Papa steht vor mir und sieht mich fragend an. "Es war Joon. Er hat Rezo gefunden." erkläre ich kurz und ernte dafür noch einen weitern fragenen Blick.
"Erklär ich dir nachher. Willst du mit oder lieber nach Hause?" frage ich ihn und sehe wie mein Vater kurz zögert. Doch schließlich winkt er ab und fährt richtung Zuhause davon.
Ich sehe ihm hinterher, bis das Geräusch der Rollen auf der Straße verstummt und seine Gestalt im letzen Laternenlicht verwindet. Dann steige ich auf mein Board und fahre zu Joon.
Die Stille der Nacht folgt mir, zusammen mit einem Gedanken.

Was ist wenn Rezo garnicht mit mir reden möchte?

UnendlichkeitWhere stories live. Discover now