Sweet Dreams • Sherlock ff

•Spaziergang•

Eigentlich sollte es lediglich ein kleiner Spaziergang werden, um Sherlock einfach einmal von allem abzulenken. Natürlich funktionierte dieses Vorhaben überhaupt nicht. Denn anstatt einfach mal nur die Natur zu genießen, sowie es John in diesem Moment tat, deduzierte er alles in seiner Gegend.
"J+M, wie lächerlich, dass er glaubte, dass es halten würde."
Damit spielte der Dedektiv auf den erhabenen Baum im Zentrum des Waldes an, in welchem diese Intialilien eingeritzt waren.
"M hat Schluss gemacht, J konnte es nicht ertragen und hat ihren Buchstaben nachträglich nocheinmal stärker in die Rinde eingerizt. Sie hatte ihren Buchstaben zuvor viel zu schwach eingerizt, da sie ein Verhältnis und somit auch ein schlechtes Gewissen hatte, er hingegen-"
"Sherlock! Jetzt hören Sie aber auch mal auf. Ich habe Sie extra in den verlassesten Wald gebracht, damit Sie mal ausnahmsweise nichts deduzieren können und Sie tun es trotzdem! Genießen Sie doch einfach einmal, was hier zu sehen ist."
Während er diese Predigt gehalten hatte, waren beide vor einem See stehen geblieben. Dieser befand sich in einer heimlichen Lichtung und schien unendlich tief, was man durch seine dunkle Färbung erkennen konnte. Doch etwas störte dieses einheitliche Bild von dem tiefschwarzen Wald und dem ebenso dunklem See. Sherlock hatte diesen Störfaktor bereits entdeckt, während John immer noch in Richtung des Schwarzhaarigen gedreht war und somit dem Gewässer den Rücken zugedreht hatte.
"Sie haben recht, John. Und wissen Sie was, im Moment genieße ich sogar wirklich, was ich sehe."
Als John ebenfalls einen Blick riskierte, wäre er fast in das kalte Wasser gefallen. Das Farbenspiel wurde durch ein weißes dünnes Kleid unterbrochen, welches knapp einen Meter in alle Richtungen von seinem Besitzer abtrieb. Dieses Meer aus dünnem Stoff hatte sein Zentrum um die Taille eines Mädchens. Ihre Haut war fast so weiß wie ihr Kleid, das um sie trieb. Ihre ebenso weißen Haare umrahmten ihr elfenhaftes Gesicht.
"Sherlock! Hören Sie sofort auf zu Grinsen und helfen Sie mir lieber, sie hier rauszuziehen!"
"Mit dem größten Vergnügen, Watson."

Nachdem sie das Mädchen an ihrem Kleid zum Ufer gezogen hatten, fing John an, sie zu untersuchen.
"Kein Puls und sie ist recht kalt. Ich vermute, dass sie ungefähr 2 Stunden dort rumtrieb, viel länger dürfte sie aber auch nicht tot sein. Ich kann keine Anzeichen einer Mordwaffe fesstellen, es muss sich um irgendein Gift gehandelt haben."
Vorsichtig schob er die Augenlieder ein wenig hoch und erschrack bald bei dem Anblick ihrer Augen; eines war stahlblau, das andere war in einen dunkelen braunton gehüllt.
"Sie müsste um die 16 gewesen sein, ging also noch zur Schule. Sie hatte dort eine beste Freundin, den gerilltem Abruck an ihrem Handgelenk nach trugen sie sogar Freunschaftsarmbänder. Außerdem heißt das, dass sie höchsten eine halbe Stunde tot ist, sonst wäre der Abdruck schon längst verschwunden. Dass sie nur eine beste Freundin hat und diese tot ist, sieht man an dem Biss an ihrem Schienbein. Sie hat versucht, ihre Trauer über den Tod zu bewältigen, in dem sie mit einer Katze spielt. Es war allerdings eine Wildkatze, sonst hätte sich die Wunde nicht derartig entzündet. Das erklärt auch, dass sie nur eine Freundin hatte, sonst hätte sie sich nicht mit einer gefährlichen Katze abgegeben, sondern sich von ihren anderen Freunden trösten lassen."
"Sie hätten sich auch einfach zerstritten haben können."
"Sie hatte keinen Streit mit ihrer besten Freundin, sie trug das Armband ja noch. Ihre Eltern sind gestorben und sie lebt in einem Waisenhaus, da sie sonst schon jemand gefunden hätte, wenn er gewusst hätte, dass das hier ihr Lieblingsort war. Wenn ihr langweilig war, hat sie gerne selbst Kleider genäht, dem amateurhaften Stichen  und den kleinen Wunden in Form von Punkten an ihrem Zeigefinger zu urteilen, auch dieses hier. Sie wusste also, dass sie heute sterben wird, sonst hätte sie im Wald kein Kleid angehabt. Außedem hat sie sich oft am Hals gekrazt, wenn sie nervös war oder Angst hatte. Die Kratzspuren sind frisch, also hat sie den Tod kommen sehen und hatte Angst davor."
"Also wurde sie ermordet?"
"Das Spiel hat begonnen, Watson."