...•°𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 7°•...

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Thors Körpergewicht drückte mich immer fester in die Bettlaken.
Uns beiden war bewusst, dass wir gerade einen großen Fehler begingen und trotzdem erwies sich keiner von uns als vernünftig genug um ihn zu beenden.
Zu viele Jahre hatte ich darauf gewartet so von diesen Armen gehalten zu werden, als das ich jetzt einfach aufhören könnte.
Außer Atem unterbrachen wir den hektischen Kuss und schauten uns tief in die Augen. Kein Augenkontakt bisher war mit dem hier zu vergleichen. Ich sah mehr als nur Thor meinen Bruder.
Ich sah einen Mann vor mir, denn ich seit langem einfach nur lieben wollte. Einen Thor dem ich meine Liebe widmen wollte und noch so viel mehr als das.

Was mein Gegenüber nicht wusste war, das ich niemals so empfunden hatte wie ich es ihm vorgespielt hatte.
All den Hass den er von mir kannte war eine Maske gewesen um meine einseitigen Gefühle vor ihm zu verstecken.
In meinen jungen Jahren war mir bereits aufgefallen, das keine Frau der Welt mir das bieten konnte was ich wollte.
Ich wollte keine wunderschöne Braut, mit langen Beinen und prallen Brüsten.
Diese Dinge stießen mich ab und wären mir bei der Selbstbefriedigung niemals in den Sinn gekommen.
Stattdessen aber hatte ich immer wieder meinen Bruder vor Augen, als ich Hand an mir selbst legte. Als es das erste mal passiert war, war ich kurz davor gewesen mich vom Bifrost zu stürzen.
Was könnte schlimmeres passieren als sich sexuell an seinen eigenen Bruder angezogen zu fühlen?
Natürlich davon abgesehen ein normal sterblicher Mensch zu sein und ein bemitleidenswertes Leben zu führen.
Nichts.

Ich hatte also schon immer mit den Qualen, niemals das zu bekommen was ich wollte, leben müssen.
Dann auch noch dabei sein zu müssen, jedesmal wenn Thor seine Eroberungen anschleppte, hatte mir immer wieder den Rest gegeben.
Es war so, als erfreute sich mein Schicksal daran mir das Leben bis ins kleinste Detail zur Hölle zu machen. Vermutlich hatte ich es ja auch ganz einfach verdient. Da ich als Schandfleck geboren wurde, sollte ich auch wie eins leben und vermutlich auch so sterben.
Jeden Tag den ich überstand, war wie Benzin für all den Hass und die Wut die sich in mir aufstaute.
Ich lebte jeden Tag ein Tag aus, ohne jeglichen Sinn und Ziel.
Ich war mir immer sicher gewesen, am Ende meiner Reise würde kein Happy end auf mich warten, wie in all den tollen Büchern die mich durch den Tag begleiteten.
Hinter mir lagen schwere Zeiten, eine Horde Steine die mir in den Weg gelegt wurden und jede Menge Blut welches ich vergießen musste. Das meiste davon war mein eigenes und die Wunden waren stets frisch und würden auch nach so langer Zeit nicht heilen.
Ausgesetzt von meiner leblischen Familie, belogen von meiner richtigen Familie, ausgegrenzt und ausgeschlossen, aufgewachsen in einem ständigen Schatten und trotzdem war der Verlust meines Bruders wie ein kleiner Lichtblick.
Ich hatte den lächerlichen Schein einer Hoffnung, dass wir vielleicht auf anderen Wegen zueinander finden würden, doch ich hatte mir selbst einen Strich durch die Rechnung gezogen.
Nach all den Schmerzen und Schlägen die ich einstecken musste, wollte ich endlich mal selbst derjenige sein der austeilte.

Mittlerweile sind die Ergebnisse dieser Aktion bekannt und sie sind ganz offentsichlich nicht so gelaufen wie erhofft.
Obwohl ich mir selbst nicht darüber im klaren bin was ich damit überhaupt erreichen wollte.
Ich wollte einfach nur für einen Moment im Mittelpunkt stehen und nicht im Hintergrund.
Wenigstens hatte ich es geschafft die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen und es redeten immer noch alle davon.
Ich war also eine Berühmtheit geworden, wenn auch von der negativen Sorte. Man nahm was man bekam!
Und unterm Strich interessierte es mich auch nicht im geringsten was andere von mir dachten.
Ich war ihnen auf so vielen Ebenen überlegen, dass es mir sichtlich schwer fiel so tief auf sie heraubzusehen!

Vielleicht war das der Grund weshalb mein Herz sich in die Fänge meines idiotischen Bruders begeben hatte.
Auch wenn sein Wissen metaphorisch mit der eines Sandkorns zu vergleichen war, gab es so vieles an ihm das mich faszinierte.
Seine Stärke, seine Barmherzigkeit, sein Wille, sowie auch seine Sturheit und vorallem seine Liebe.
Er liebte ehrlich und bedingungslos.
Etwas das ich nie im Stande war nachzuvollziehen, bis ich so genau in seine Augen gesehen hatte, bis ich mich selbst darin spiegeln sah.
Er war etwas besonderes, ein besonderer Mensch in so vieler Hinsicht.

𝓢𝓶𝓪𝓵𝓵 𝓼𝓽𝓮𝓹𝓼Where stories live. Discover now