Drei

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Bucky saß auf der hölzernen Plattform und sah zu, wie der Blonde seinen Bewegungen folgte. Er räusperte sich und setzte ein selbstsicheres Grinsen auf.

Eigentlich war er ein sozialer Mensch aber er hätte gern mehr Zeit, um sich mental vorzubereiten, doch diese Zeit lief genau jetzt ab.

Der Junge hatte einen Zeichenblock im Schoß und hob die Augenbrauen, als sich der Braunhaarige wackelig aufrichtete. Die Plattform war sehr instabil. Bucky breitete seine Arme auf, um zusätzlich Balance zu erhalten und nickte freundlich.

"Hey, du!" strahlte er ihn an. "Ich bin Bucky, dein neuer Nachbar!"

"Steve Rogers." sagte der Blonde langsam.

Bucky dachte etwas über diesen Namen nach. Ein altmodischer Name, aber er passte zu ihm. "Entschuldigung, aber bist du sicher daß das hält?"

"Nope." sagte Bucky ungestört. Er hatte schon gefährlichere Dinge gemacht.

Obwohl er schon fast über die Kante schwankte, fragte Bucky: "Hey, kann ich rüberkommen?"

Steve blinzelte ihn an: "Ähm..., sicher."

Bucky nickte und dachte kurz nach. Wie würde er darüber kommen ohne 6 Meter-noch-was tief zu fallen. Mit der Zunge zwischen den Zähnen sprang er von der Plattform wie von einem Sprungbrett. Es wackelte und knackte, was Bucky sehr unruhig machte.

Bucky schaffte es auf dem Geländer zu landen, er ruderte mit den Armen für Balance und seine Alarmglocken im Kopf schrien nur: "Trottel! Trottel!"

Und dann griff der Blonde - Steve - nach seiner Hand und zog ihn in Sicherheit.

Sein Zeichenblock hatte er zur Seite geworfen, als er aufstand. Bucky stolperte gegen seine Brust und ging sofort einige Schritte zurück mit rotem Kopf.

"Danke." Er atmete erleichtert aus. Steve brachte ein kleines Lächeln zustande und senkte den Kopf für ein schnelles Nicken.

Bucky nutzte diesen Moment, um seinen Pullover und seine vom Wind zerzausten Haare zu richten.

Er spürte seine Blicke auf sich. "Schön hast du es hier." meinte er irgendwann als Steve weiter still blieb. Er sah zurück zu seinen Geschwistern, welche durch den Garten rannten.

"Joa..." stimmte Steve leise zu, eher peinlich berührt. Er hatte nicht die beste soziale Ader. Außerdem hatte er es noch nie erlebt, daß ein Junge nach dem ersten Treffen auf den Balkon gesprungen kam.

"Du erzählst nicht viel, stimmts?" Bucky überlegte. Er schüttelte sich.

Genauso begann man ein Gespräch...

Er war sich sicher, daß er den perfekten Eindruck machte.

Steve biss sich auf die Lippe und zuckte mit den Schultern. Er schaute auf den Horizont, auf seine Hände; überallhin, aber nicht auf Bucky. Bucky - Es war sicherlich ein interessanter Name. Steve schrie im Inneren. Er machte einen schrecklichen ersten Eindruck.

"Was machst du, um Spaß zu haben?", versuchte es Bucky noch einmal und dieses Mal zwang sich Steve dazu, ihm in die Augen zu sehen.

Bucky war überrascht, wie blau diese doch waren, so hell.

"Ähm, nicht wirklich viel.", sagte Steve endlich und eindeutig entspannter.

Mit einem freundlichen Nicken, bedeutete Bucky ihm fortzufahren.

Das brachte auch Steve zum Lächeln. "Ich zeichne."

Bucky's Augen weiteten sich:

"Wirklich? Kann ich mal was sehen?"

Steve konnte nicht anders als rot zu werden. Er lächelte ihn kurz an und kramte dann zwischen den Blättern und suchte nach einem bestimmten Bild. Gefunden, übergab er ihm eine Umrissskizze eines Soldaten, sein Gesicht im Schatten.

Bucky grinste. "Das ist mega gut!", sprudelte er los.

Steve rieb sich verlegen über den Nacken.

"Danke."

Er stapelte seine Blätter neu und sah den Braunhaarigen an.

Er musterte ihn.

Er war so klug und lebendig.

Alkes andere als Steve es gewohnt war.

"Ich persönlich habe nicht viele Hobbys.", sagte Bucky als Steve wiederkam.

"Ich meine, ich koche und sowas. Am liebsten backe ich."

Steve wollte gerade etwas erwidern, als eine andere Stimme ihm zuvorkam:

"James Buchanan Barnes! Du kommst da jetzt sofort runter!"

Emma lehnte sich über den Balkon und warf Emma einen bösen Blick zu.

Er stöhnte genervt auf und bot Steve ein kleines Lächeln.

"Entschuldigung." Er rollte mit den Augen und kletterte wieder auf das Geländer. Steve sah mit an, wie er vorsichtig zurücksprang und dabei die Hausseite umarmte. Er streckte seinen Kopf noch einmal aus dem Fenster, grinste Steve an und gab ihm noch einen spielerischen Gruß und verschwand dann.

Steve musste lächeln als er seine Zeichensachen reinbrachte. Er selber hatte bestimmt keinen Eindruck bei Bucky hinterlassen, aber der Braunhaarige bei ihm. Er war schrullig, sozial und klug. Steve könnte sich daran gewöhnen.

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"Warum musst du immer darauf bestehen, mich zu blamieren?", zischte er Emma an als er mit glühendem Gesicht an ihr vorbeilief. Sie sah ihn finster an und zog langsam die Luft ein.

"Du warst auf einem fremden Balkon."

Bucky blieb stumm. Emma seufzte und atmete wieder normal, ihre Wut war weg. "Ich möchte doch nur nicht, daß du dich verletzt, okay? Du hättest runterfallen können. Er hätte wahnsinnig oder sowas sein können."

"Ist er nicht.", Bucky schnaubte. "Er ist okay."

Emma lehnte sich an die Wand und nickte widerwillig.

"Na gut. Ich will doch nur das Beste für dich, verstehst du?"

Bucky zwang sich zu einem Lächeln.

"Ist schon okay. Mir geht's gut.", versprach er ihr. Emma sagte nichts mehr, also zog er sich in die Küche zurück, um Charlie und Christopher mit dem Essen zu helfen.

So konzentrieren konnte er sich nicht.

Stattdessen dachte er an Steve, dem leisen Blonden von neben an.

Fürs Erste mochte er ihn - er würde nichts Genaueres sagen können, ehe er ihn nicht besser kennen lernte.

Er war entschlossen, genau das zu tun.

Gegensätze ziehen sich an! Where stories live. Discover now