Epilog

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Auf leisen Sohlen schlich ich mich in den dunklen Raum. Das kleine, eingepackte Paket hielt ich fest in meinen Händen.
Ich blieb vor dem Kinderbett stehen.
Neben mir blieb meine Mom stehen, in ihren Händen ein Schokoladekuchen. Sieben Kerzen brannten auf diesem. Durch das Flackern der Kerzen, konnte ich das lächelnde Gesicht meines Vaters sehen.

Vor 4 Monaten war der besondere "Zwischenfall" mit Geroge geschehen.
Vor 4 Monaten hatte ich das Vertrauen zu meinen Eltern verloren.
Vor 4 Monaten hatte ich Peter gesagt, dass ich ihn liebte.
Peter...
Er war jetzt schon einige Wochen weg. Keine Ahnung ob es ihm gut ging oder was er machte.
Jeden Tag dachte ich an ihn und hoffte, dass mein Spiderman noch lebte.

"1... 2... 3", flüsterte meine Mom und wir fingen an zu singen.
Laut und rau kam aus meinem Mund "Happy Birthday". Singen konnte ich noch nie gut.
Dad schaltete das Licht an.
Ein müder, jedoch glücklicher George rappelte sich auf. Mit einem breiten Grinsen kam er auf mich zu. Lange umarmte er mich.
Ich gab ihm das Geschenk und sagte:"Alles Gute, George. Ich hab dich lieb." Er stand auf und gab mir einen Kuss auf die Wange.
Er legte das ungeöffnete Paket weg und ging zu Dad. Diesen umarmte er kurz. Sein Blick war dabei ernst.
Auch Geroge war wütend auf unsere Eltern und enttäuscht von dessen Taten.
Mom gab er einen kleinen Kuss. Er pustete die Kerzen aus.
Laut klatschte ich in die Hände.
"Ich schneide den Kuchen an. Pack du doch inzwischen dein Geschenk von Laura aus."
Mom und Dad verließen das Zimmer.
George und ich warfen uns nur einen Blick zu. Lächelnd setzte ich mich zu ihm aufs Bett und sah aufmerksam zu wie er das Zeitungspapier abriss.
Zum Vorschein kam eine blaue Schachtel von LEGO.
"Jetzt kannst du deinen eigenen, kleinen Dinosaurier bauen."
George grinste. "Danke, Schwesterherz." Er umarmte mich nochmal.
"Bitte. Das machen wir aber später. Jetzt gibt es mal Kuchen."
Wir standen auf. Ich nahm ihn an der Hand. Zusammen liefen wir in die Küche.
Kurz davor blieben wir stehen.
George drückte meine Hand. "Ich werde dich vermissen", sagte er plötzlich. Sein Gesicht war ernst, die Stimme monoton.
So wie damals.
Dann rannte er vor. Ich hinterher.
Ich sah zu wie unser Vater zu Boden sackte. Ich und George liefen zu ihm.
Wie angewurzelt schaute ich zu, wie er sich in Luft auflöste. Und auf einmal war er weg. Als wäre er nie da gewesen.
Nicht existent.

Plötzlich wurde mir übel. Ich hielt mich an George fest und flüsterte rau:"Ich fühle mich nicht so gut."
Dann fiel ich zu Boden. Schmerzen durchglitten mich. Mein Blick fiel auf meine Füße, die nicht mehr da waren.
Sie waren verschwunden, wie Dad.
George beugte sich über mich, Tränen in den Augen.
Mit letzter Kraft legte ich meine kalte Hand an seine Wange und sagte leise:"Ich liebe dich, Bruderherz."
Mein letzter Blick galt meiner verzweifelten Mutter, die bitterlich weinte.

Mein Körper löste sich auf.
Ich war weg.

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