[10] Entblößt und gefangen?

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Ich versuche langsam die Augen zu öffnen und schaue mich in dem abgedunkelten Raum um.
Ich bin ohnmächtig geworden? Ich fasse mir an die pochende Kopfstelle und setze mich langsam auf. Mit großen Augen schaue ich auf das weiße Nachthemd, dass man mir anscheinend während des Schlafes übergezogen hat. Ich muss hier weg! Der Mann ist ein Mörder und ich habe einfach eine Nacht, in seiner unmittelbaren Nähe verbracht.

Ohne groß auf etwas zu achten, stehe ich auf und renne aus diesem großen Saalartigen Zimmer hinaus und finde mich in der wohl größten Schloss Etage wieder, die ich je zu Augen bekommen habe. Während ich mich umschaue, muss ich meine Arme umklammern, weil es durch die Größe dieses Palais so kühl ist, das ich wiederum das Gefühl verspüre, allein und zurückgelassen in einem nicht enden wollenden Alptraum gezogen worden zu sein. Während ich mich abgeschreckt im Kreis drehe, erblicke ich die große Decke die mich stark an die Versailles Palastdecke Frankreichs erinnert. Übergroße und von der Decke bis zum Boden reichende Gardinen, schlängeln sich an den Wänden hinunter, während mir der große marmorartige Treppenturm ins Auge sticht. Barfuß tapsend, laufe ich auf sie zu und habe bei dieser Kälte keinen Zweifel, dass ich die nächsten Tage mit starkem Schnupfen und Schüttelfrost im Bett verbringen werde. Das Hallen meiner tapsenden Schritte, erscheint mir in diesem viel zu stillem Saal, beträchtlich. Selbst mein Zähneklappern ist viel zu geräuschvoll.

Ich schaue mich immer wieder um, doch als ich unten ankomme, sehe ich geradewegs in die grünen Augen des Mörders, während ein anderer versucht mit ihm Schritt zu halten. Das laute aufschlagen seines Gehstockes, wird neben den Wortfetzen des aufgewühlten Butlers, in ein Rauschen umgewandelt. Es fühlt sich so an, als wäre ich erstarrt, gefangen in diesem Waldgrün das beides, die Finsternis und Furcht in mir erwecken lässt.

Sein unheimlich und undurchdringlicher Blick, wandert musternd meinen Körper entlang, während es mir eiskalt den Rücken runterläuft und ich hart schlucke. Verdammt sei dieses viel zu dünne Nachtkleid, das mit Sicherheit meine harten Nipple entblößt. Schnell umschlinge ich meine Arme vor meiner Brust und bringe den Mut nicht auf, wieder in diese Düsterkeit von Grün zu schauen. Ob vor Scham oder der Todesangst, lasse ich meinen Blick zu Boden senken und beginne rot anzulaufen.

„Miss Calypso, Sie sind erwacht!" Mit großen Augen schaue ich auf und sehe dem argwöhnischen Blick des Butlers entgegen. Anscheinend findet er meinen Aufzug zu anmaßend, verurteilen kann ich ihn deswegen nicht. Schließlich waren die Frauen dieser Zeit viel diskreter, wenn es um sowas geht.

Ich nicke beschämt und schaue auf die riesigen Bodenfenster, dessen Sonnenstrahlen mich regelrecht blenden und ich schnell wieder zu den beiden Männern schaue. Verdammt, wollen die das man erblindet?

„I-ich würde mich jetzt gerne auf den Weg zu dem Anwesen der Levines machen, mit Verlaub Mylord." Füge ich noch schnell hinzu und lege meine Augen wieder auf ihn. Er widert mir keines Blickes und geht wortlos an mir vorbei.

„Der Duke nimmt keine Dankesreden an, da sie eine getraute aus dem Hause Levines sind, stellt er Ihnen gerne eine Kutsche bereit." Mit diesen Worten deutet der Butler mir mit einer Handbewegung an, ihm zu folgen und somit gehen wir nur zu zweit in den viel zu großen Vorgarten, wo auch tatsächlich schon ein Kutscher bereitsteht.
Soviel zur Gastfreundschaft, nicht einmal meine Schuhe hat man mir dagelassen. Mit einem kleinen Lächeln, steige ich ein und hoffe, das die Fahrt nicht lange in Anspruch nehmen wird. Ich erfriere hier ja regelrecht.

~

„Wo warst du?! Meine Mutter weiß von deiner Abwesenheit und wenn Sie dich in diesem Aufzug sieht, kannst du dich von diesem Anwesen mit aller Bestimmtheit verabschieden." So schnell sie kann, nimmt sie mich am Arm und zieht mich die Treppen hoch und in steuert direkt mein Zimmer an. Ich entnehme schnell das letzte Ersatzkleid der Bediensteten und ziehe es mir über, während ich den brennenden Blick der kleinen auf mir spüre.

„Wie kann man nur so eine Haut besitzen? Woher kommst du und wie hast du diese Makellosigkeit erhalten?" Ich schüttle meinen Kopf und grinse der blonden zu. „Das kann ich dir heute nach meiner Schicht zeigen." Mit großen Augen, nickt sie zustimmend und gerade als sie die Tür öffnen will, dringt ein Klopfen von außerhalb. Wir werfen uns einen Verwirrten Blick zu und ich sehe zu, wie eine Zofe in mein Zimmer eintretet. Mit einem monotonen Blick, lässt sie ihn schweifen bis sie auf die der meinen trifft. „Der Lord lässt nach Ihnen rufen." Er weiß es. Natürlich weiß er es, aber was mich wirklich überrascht ist, wie schnell es sich rumgesprochen hat.

Ich folge ihr runter und in Richtung seines Arbeitszimmers, wo er mit einer angespannten Haltung aus dem Fenster starrt. Nachdem die Zofe hinaustritt und die Tür hinter sich schließt, breitet sich eine langanhaltende Stille aus.

„Wer hat dir die Befugnis erteilt, an stelle meiner den Anlässen nachzugehen?" Plötzlich höre ich ein lautes klacken und in einer Millisekunde hat der Levine Vorfahre eine komische Pistole auf mich gerichtet. Vor Schreck, Hebe ich meine Hände, während mein Atem schneller als beabsichtigt geht und ich mich schwer tue ruhig zu bleiben.

„Sie ver-" „Halte den Mund." Ich schließe langsam meine Augen und atme zittrig ein und aus. So werde ich also sterben. Als ein Niemand, eine Unbekannte die man niemals habe identifizieren können. Eine Fremde, der als einzige bekannt ist, dass Zeitreisen möglich ist und sie der lebende Beweis dessen ist. Gefangen im falschen Jahrhundert, muss ich mich damit abfinden, das es womöglich nicht anders gewesen wäre, hätte mein Leben im 21 Jahrhundert geendet. Für immer dazu verdammt, alleine umherzuwandeln, nehme ich dieses Schicksal an.

„Da meine Frau dich aus welchen Gründen auch immer gern zu scheinen hat, entlaste ich dich mit dem wissen, das dein Tag noch nicht gekommen ist. Jedoch ist dir nun von dem Treffen bekannt, weshalb du dich hiermit dazu verschreiben kannst, anders nützlich zu werden. Das was du zuvor erbracht hast, wirst du in naher Zukunft fortfahren dürfen."

„Ich nehme mich dessen an."

CaspianWhere stories live. Discover now