[5] Earl of Kent

481 33 0
                                    

Woher kommt dieses pochen, das meinen Kopf regelrecht zum explodieren bringt? Es tut so weh, mach das es aufhört! Versuche ich zu rufen, doch nicht ein einziges Wort verlässt meine Kehle.
Plötzlich tauchen diese Braunen Augen mit diesem schwarz bemalte Gesicht auf. Ein Kutscher, Pferde und das Jahr 1896.

„Ich denke wir sollten Ihr Opium verabreichen, die Schmerzen müssen unerträglich für diese arme junge Dame sein." Höre ich eine Frau flüstern. Wer will mir was geben?
Mit einem Mal öffne ich meine Augen und muss sie sofort wieder schließen. Fuck, dieses Licht.
Die Sonnenstrahlen brennen stark auf meinem Körper, während mir alle meiner Knochen höllische schmerz verschaffen.

„W-wo bin ich?" Krächze ich soweit es möglich ist, hervor. Ich muss etwas trinken, sonst ersticke ich noch an meinem eigenen Speichel.
So als hätte jemand meine Gedanken gehört, wird mir ein silberner Kelch geboten.
Gierig trinke ich das Wasser leer und nehme erst jetzt all die Anwesenden in Augenschein.
Eine ältere Dame, mit einem Mädchen das ich auf 12 schätze, sehen mir neugierig entgegen.

„Kind, hast du schmerzen?" Natürlich habe ich schmerzen, aber nicht genug um die Arzt Kentnisse dieser Verrückten auszutesten.

„Geht schon, welches Jahr haben wir?" Bestürzt blickend, rückt die Dame näher an mich heran und nimmt meine Hand in ihre.

„Oh du armes Kindlein, hat es dich so schlimm erwischt? Es ist das Jahr 1896." Verwirrt über die ganze Aufmerksamkeit, lasse ich sie mein Haar streicheln und versuche zu verarbeiten, wieso alle behaupten es wäre das 19 Jahrhundert. Alles was man bis jetzt erwidert hat, entpuppte sich als wahr und verknüpfte alle Puzzleteile miteinander. Nein, das ist nicht wahr. Nein. Einfach nein, das ist unmöglich. Ich glaube nicht an so ein Mist. Die tun doch nur so. Ausgeschlossen! 

„Wer besetzt momentan den Thron Englands?" Mit hochgezogenen Augen, nimmt sie ihre Hand wieder zurück und rückt die Decke für mich zurecht.

„Natürlich unsere Geliebte Königen Viktoria."
Das hat der kleine Junge mit der Königin gemeint. Es ist das Viktorianische Zeitalter, aber natürlich. Mit einem rasenden Herzen, schließe ich langsam meine Augen und massiere nebenbei meinen Nasenrücken.
Das ist doch garnicht möglich! Ich bin niemals durch die Zeit gereist. Ein Traum vielleicht? Hat mich ein Auto angefahren, als ich die Straßen hinunter ging und verdränge das gekonnt mit so einem Alptraum? Ich meine mich an eine Studie erinnern zu können, die von solchen Vorfällen berichtet hat.
„Es tut unserem Kutscher nur all zu leid, was dir widerfahren ist. Ich hoffe doch wir können das bereden und wenn nötig, eine gerechte Strafe ermäßigen lassen."
Natürlich glauben diese Menschen noch, dass Quälereien und Tode für solch ‚Sündhaftigkeit' nur all zu gerecht erscheint.

„Nicht nötig." Lehne ich mit dem besten Lächeln das ich aufbringen kann ab und sehe mich in dem Zimmer um. Ein Kamin steht gegenüber des Bettes und all die Bettbezüge, sowie Tapeten sind vollverziert mit Blumenmustern. In allem wird der Raum einer wohlhabenden in diesem Zeitalter nur all zu gerecht. Gut, solange ich es schaffe bei den reichern unterzukommen, kann mir fürs erste nichts geschehen. Aber wie bin ich hier überhaupt gelandet? Es ergibt keinen Sinn.

„Du scheinst aus einem guten Haus zu kommen. Ich habe noch nie so eine makellose Haut gesehen, geschweige denn von dem hübschen Gesamtbild. Etwas schlank, aber das sei dann wohl der Kaiserin Elisabeth von Österreich zu verschulden. Dieser Schlankheitswahn prägt sich nur all zu stark auf unsere Gesellschaft ab, nicht?" Lächelt die alte Dame mir zu und ich kann dadurch die kleinen Fältchen auf ihrer Haut erhaschen. Ihre Haare sind in einem dicken Dutt festgebunden worden, welches ihre kleinen grauen Härchen zeigen lässt. Sie trägt ein Samt-Grünes Kleid mit einem Rüsche Kragen und in Mitte dessen ist ein Stein eingebunden, der einem Smaragd zum verwechseln ähnlich sieht. Wenn die Zeit gekommen ist, kann ich ja mal hier und da etwas mitnehmen. Wird den doch sicher nicht auffallen.
Ich muss schon an die ganze Kohle denken, die ich mit diesen Steinen machen werde.

CaspianWhere stories live. Discover now