[6] Erwischt

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Es ist schon eine ganze verdammte Woche vergangen, seitdem ich hier regelrecht gefangen gehalten werde. Die Familie hat es mir verboten vier Wände zu verlassen, damit ich bloß einen weiteren Sturz vermeiden und mich schonen kann. Doch heute brauche ich keine Krücken mehr, was mir endlich erlaubt diese Stadt zu erkunden. Ich muss endlich erfahren, ob mein Familienstamm irgendetwas von diesem Zeitreise Mist weiß. Eine andere Begründung kann ich mir nicht geben. Ich meine, sie waren doch um jeden Preis darauf bedacht diese Relikte zu beschützen. Naja, bis auf den Ring. Wenn ich meine Vorfahren gefunden habe, sollte ich mal lieber die kleine Info -das er noch in meinem Besitz ist-, außen vor lassen.

Okey, aber wie krass ist eigentlich der Fakt, dass ich ausgerechnet unter dem Dach von den Levines Hause? Ich muss sagen, der Vater ist mir irgendwie nicht geheuer. Er verschwindet ständig und ist die Abende so-gut wie nie da. Meiner Meinung nach stecken viel zu viele Geheimnisse in dieser Familie. Zudem haben sie ja den Earl Rang und besetzen somit den zweiten Platz der mächtigsten Familien ganz Kents.

Kopfschüttelnd, öffne ich die Tür von dem Zimmer der 12 jährigen und bringe das größte Grinsen auf, das ich gerade so beibehalten kann. Allwissend, steht die fertig angezogene Blondhaarige vor mir und deutet an, vor zu gehen. Endlich kann ich mal diese Uralte Stadt erkunden. Ich muss unbedingt die Bewohner ausfragen und wissen, wie es um meine Sicherheit in dieser Zeit steht. Vielleicht ist noch irgendeine Krankheit im Gange vor der ich noch nicht geimpft wurde, man weiß ja nie.

„Meine Zofe kommt mit uns." Natürlich kommt die nervtötende Paulina mit uns. Mit einem gefakten Lächeln sehe zu der Zofe, die uns schon mit einem grimmigen Blick entgegensieht und uns das Tor öffnet. Ich Klette mich unter Adeline's Arm und ziehe das kleine Mädchen von der Zofe weg. Sie hat ihre Haare zusammengeflochten und trägt ein pinkes Kleid, mit dem passenden Mantel und diesen komischen Schuhen, die mit Gewissheit nicht einmal meine Oma tragen würde. Kopfschüttelnd sehe ich auf meine Schuhe, die nicht gerade viel besser aussehen. Mein Baby-blaues Kleid ist wirklich schön und der Mantel dazu ebenso. Okey ich muss zugeben das ich mich darüber freue, solche Kleider endlich mal tragen zu können. So ein Abenteuer erlebt man nicht all zu oft, oder sollte ich lieber sagen so-gut wie nie. Schulterzuckend schaue ich mir grinsend die ganzen Geschäfte und Leute die Zugange sind, an und genieße diese neuartige Atmosphäre. Hier riecht es wenigstens gut. Nicht so wie in diesen stinkenden Armenviertel, wo ich mit Sicherheit an einer Vergasung gestorben wäre.

„Sieh nur, da sind solche schönen Blumen. Ich wünsche mir jemanden zu finden, der mir mit solch einem Strauß den Hof machen wird." Gibt die kleine von sich, was ich mit gekräuselten Lippen quittiere.

„Ja, so schön sich sein ganzes Leben an die Ehe zu klammern und zu hoffen, er wird nicht wieder gewalttätig oder kommt mit der nächstbesten aus dem Bordell." Flüstere ich vor mich hin und bin dankbar dafür, dass ich nicht in diesem Zeitalter gezeugt wurde. Ich habe fast vergessen, das sich bei den Damen alles um die Heirat dreht.

„Wie bitte?" Fragt die Kleine nach.

„Hm, ach nichts. Schau mal, ein Bäckerstand! Lass uns etwas zum fressen äh naschen holen." Ich zerre sie regelrecht zu den Leckereien und inspiziere alle Backwaren bis aufs genauste. Mein Vorsatz in diesem Jahrhundert ist, solange ich Urlaub mache sind Diäten tabu.

"Einmal so ein Früchte Kuchen bitte."

"Rhabarber Kuchen*"

"Ja, meine ich doch." Also der Service von den Backgeschäften hat sich kaum verändert. Stark, weiter so! Adeline nimmt sich einige Macarons mit, während die Zofe für uns bezahlt.

"Du bist irgendwie schräg, aber auf einer lustiger Art." Dankend nehme das wohl als ein Kompliment und stopfe mir diesen Kuchen in den Mund. Man tut es gut, etwas außer Grünzeug zu essen. Diese Diäten können mich fürs erste.

"ADELINE!" Ich kenne die Stimme doch. Allesamt drehen wir uns zu ihr um und sehen zu, wie sich die Mutter zu uns gesellt. The Countess of Kent höchstpersönlich, Sophie Levine. Diese Vorfahren wissen nicht, was für bescheuerte Nachfahren sie noch zeugen werden. Die armen..

"Mrs Levine, schön Sie hier anzutreffen." Sie schenkt mir ein warmes Lächeln, während sie die Haare ihrer Tochter zur Seite streichelt.

"Ich hatte ganz vergessen, das ihr ja heute außerhalb des Hauses sein würdet, da ich auch noch einiges besorg-"

"WEIBSSTÜCK!"

Das darf doch jetzt wohl nicht wahr sein. Nein, bitte nicht. "DU KLEINE RATTE!" Wir schauen zu, wie die pummligere Frau auf mich zugestürmt kommt und mich grob an sich reißt. Einfach so tun als wäre ich das Opfer und sie noch nie in meinem Leben gesehen hätte, dann läuft schon alle glatt.

"Lassen Sie mich los! Was erlauben Sie sich...Bettlerin." Klingt doch glaubwürdig, nicht?

"Du Göre, zerstörst mein Fass und-Oh Countess."
Plötzlich lässt sie von mir ab und schaut beschämt auf den Boden.

„Was geht hier vor?" Fragt Mrs. Levine und schaut uns abwechselnd an.

„Ich weiß es nicht. Sie kam einfach auf mic-"

„Mylady, diese Betrügerin gibt vor aus gutem Hause zu kommen. Sie konnte noch nicht einmal den angerichteten Schaden bezahlen."
Ich bin wortwörtlich am arsch.

„Wieviel?" Fragt die Countess mit einem herrischen Unterton nach und würdigt mir noch nicht einmal einen Blick.

„Neun Münzen." Mrs. Levine überreicht ihr den Betrag und verscheucht sie damit.

„Jetzt wo ich weiß das du uns belogen hast, was denkst du, sollten wir mit dir anrichten?"

„Bitte händigt mich nicht den Wächtern aus, ich habe niemanden und muss ums überleben kämpfen. Ich - ich könnte im Haus tätig werden und mich mit Hausarbeit beweisen!"

CaspianWhere stories live. Discover now