Kapitel 6

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Kyle

Das Klingeln riss mich unsanft aus meinen Gedanken. Langsam klärte sich mein Blick wieder und schweifte zu der Kleinen. Wenn Mann es ganz genau sah, wollte ich eigentlich noch einmal mit ihr reden, aber das Mädchen hatte mit dem Läuten fluchtartig den Raum verlassen. Weil Jason jedoch die Ruhe selbst war, konnte ich ihr auch nicht folgen. Es war einer der seltenen Momente, in denen ich meinem Beste Freund wirklich hätte in den Arsch treten können. Wir packten also gemächlich unsere Sachen zusammen und machten und auf den Weg zu Chemie.

Melody ging mir nicht mehr aus dem Kopf; ich konnte nicht sagen, wieso. Irgendwas war mit ihr, sie verhielt sich völlig anders als die anderen Mädchen, aber ich konnte nicht sagen, was es war. Die kleine war geheimnisvolle. Und alles in mir schrie danach, genau dieses aufzudecken, denn egal, wie schwer es sein mochte, ich würde es rausfinden.

Wir hatten fast unseren Raum erreicht, zwei Türen davor fingen uns zwei blonde Mädchen ab. Ich schätze beide auf siebte oder achte Klasse, daher jünger und auch deutlich kleiner als wir. Beide trugen ein Levi’s Shirt, hellblaue Jeans und weiße Adidas Schuhe. Also eigentlich sahen sie fast gleich aus, nur dass die eine Locken hatte und die andere ihre glatten, hellenSträhnen zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte.

Ponytail stellte sich meinem besten Freund in den Weg und pflaumte ihn, wieso er denn bitte heute morgen einfach so verschwunden wäre, während Löckchen mir den Gang versprerrte.

Es war geradezu lachhaft, wieviele Klischees die Beiden verkörperten.

„Hey, Kyle, hab gehört, du warst gestern auch in dem Club. Hab dich gar nicht gesehen, warst du nicht in Jasons Nähe?“, fragte sie und spielte mit ihren Haaren, während sie mich eindringlich mit ihrem extrem geschminkten Augen anklimperte.

Ich seufzte genervt. „Ich bin schon früh nach Hause.“

Neben mir bekam Jason jedoch eine filmreife Standpauke von Ponytail, der arme kam kaum zu Wort. Warum konnten diese Mädchen uns nicht einfach in Ruhe lassen? Ich meine, für mich war es nichts Neues, aber irgenwann nervte es auch extrem. Wie jetzt.

„Mein Cousin schmeißt heute Abend eine Party, wir können ja zusammen hingegen“, schlug Löckchen vor und sah mich bettelnd an.

Ich setzte zu einer Antwort an, doch dann nahm ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung war. Sofort huschte mein Blick zur Tür des Chemiezimmers und mein Herz machte einen Satz.

Melody.

Sie musste jetzt mit mir Chemie haben, innerlich freute ich mich wie ein kleiner Junge, äußerlich ließ ich mir nichts anmerken. Vielleicht konnte ich ja jetzt mir ihr reden. Das hieß, wenn die beiden Klischees uns gehen ließen.

Melody schloss die Tür und blickte nach links und rechts, wahrscheinlich um sich zu orientieren, doch als die Dunkelhaarige mich erkannte, erstarrte sie kurz.

„Bitte Kyle“, bettelte Löckchen vor mir und trat näher an mich, während sie zart mit den Fingern über meine Brust strich.

Melody entging das nicht. Natürlich, das Mädchen war einfach viele zu aufmerksam. Sofort löste sie sich aus ihrer Erstarrung, drehte sich von mir weg und lief den Gang runter.

Fuck.

„Jason, komm wir müssen los, ich hab nicht vor, die ganze Pause hier zu verbringen.“ Damit drängte ich mich an Löckchen vorbei, und zog ich ihn am Arm hinter mir her. Normalerweise war er besser darin, Mädchen abzuwimmeln, und auch einiges schlagfertiger. Mein Gott, wieviel hatte er gestern nur getrunken?

Ponytail protestierte. „Wir sind hier noch nicht ...“

Ich drehte mich kurz um. „Falls du es noch nicht verstanden hast, der Sinn an einem One-Night-Stand ist, dass man einfach nur miteinander schläft, nichts weiter“, unterbrach ich sie barsch. Mir war durchaus bewusst, dass das nicht die feine englische art war, mit einem Mädchen zu sprechen, aber ich hatte keine Lust mehr auf die Mädchen.

Mercy (vorerst leider pausiert)Where stories live. Discover now