Unpredictable - Unvorhergesehen

Number 6: Das Marionetten-Theater des Grauens - Möge der Fanservice beginnen!

Mehrere Zettel mit Informationen über die verschiedenen Teilnehmer des World Duel Carnivals, flogen durch die Luft und wurden mit ein paar Duel Monsters Karten, die Jemand wie Dartpfeile warf, an die Wand gepinnt. 

„Das sind also meine heutigen Gegner, hm? Ich muss ihnen ein wenig Fanservice zukommen lassen..."
Ein Grinsen umspielte die Lippen von Thomas Arclight, den alle nur unter dem Namen IV kannten. Er selbst hatte seinen echten Namen vor längerer Zeit schon abgelegt. Genauso wie der Rest seiner Familie.
Er lachte leise, bis eine dunklere Stimme ihn aufsehen ließ. „Du bist genauso geschmacklos wie immer."
IV drehte sich zu der Person um, die gesprochen hatte. Ein junger Mann, mit knöchellangem, weißem Haar, wo nur die Strähnen seines Ponys violett, hellblau und türkis farbig waren, saß auf einer grün-gepolsterten Couch mit goldenen Lehnen und las in einem Buch. Die Kleidung, die er trug, war der von IV ähnlich, nur in dunklem Blau und Weiß gehalten und statt Stiefel trug er normale Herrenschuhe. Seine Stimme klang ruhig, aber hatte einen mahnenden Unterton. „Du suchst dir deine Fans als Gegner aus, nur um sie dann zur Hölle fahren zu lassen.", fuhr er fort. Sein Name war Christopher Arclight, besser bekannt unter dem Namen ‚V'.
„Es ist viel zu mühselig, nach einem würdigen Gegner zu suchen.", erwiderte IV und ging auf seinen älteren Bruder zu. „Und wie du weißt, habe ich haufenweise Fans. Und jeder einzelne von ihnen, ist als Duellant grauenhafter als der andere. Gott, mir hängt das so zum Hals heraus.", fuhr er fort. „Numbers zu sammeln ist nicht wirklich einfach, weißt du."
V blätterte eine Seite in seinem Buch um und sah seinen Bruder mit seinen dunkelblauen Augen scharf an. Mit einem Mal klappte er sein Buch zu.
„Dann solltest du vielleicht daran denken, besser auf diese Numbers achtzugeben, IV."
Die Ermahnung seines Bruders passte IV ganz und gar nicht. V machte das nur allzu oft. Ihn für die Art zu kritisieren, wie er mit der Sache umging. Dabei war er, IV, doch der, der am meisten etwas für die Familie tat. Der am Meisten dabei half, ihrem Vater bei dessen Plänen zu helfen. Und sein großer Bruder wagte es dennoch, ihn kleinzumachen und zu maßregeln. Wie er dieses Verhalten, von oben herab, doch an V hasste. Nur weil er der Älteste war, nahm er sich das Recht heraus, über IVs Methoden zu urteilen und diese zu verurteilen. Was gab ihm das Recht? Nur weil er drei Jahre älter und bereits erwachsen war? Er machte doch nichts anderes, als den lieben langen Tag auf seinem Allerwertesten zu sitzen, Tee zu schlürfen und Bücher zu lesen.
Das IV nun angepisst war, spiegelte sich auch in seinem Gesichtsausdruck wieder. „Warum sammelst du sie dann nicht einfach selbst, wenn du so ein Problem damit hast, wie ich es mache, V!?"
V sah seinen Bruder weiterhin ruhig an. „Noch ist es nicht an der Zeit für mich, zu handeln."
Das war typisch für ihn. Und es ärgerte IV nur noch mehr.
„Hoh? Willst du damit sagen, Ich bin sowas, wie eine Schachfigur für dich?" Er wusste, er würde seinen Bruder damit provozieren, aber das war ihm gerade egal. V hatte ihn auch provoziert. „Wenn es so ist, dann lass uns das hier und jetzt klären..."
Doch bevor V etwas erwidern konnte, betrat eine dritte Person den Raum. Ein zierlicher, kleiner Junge, mit großen, smaragdgrünen Augen. Seine Haare waren etwa nackenlang und besaßen zum Großteil einen pfirsichfarbenen Rosaton, während der Rest im Nacken einem dunklen Braun wich. Seine Kleidung war ähnlich der von IV und V, nur war die Mantelartige Jacke um einiges kürzer und in Weinrot gehalten und statt eines weißen Hemdes trug er ein hellrosanes Oberteil drunter, welches unten mit Rüschen gesäumt war.
Michael Arclight, oder ‚III' wie er sich aktuell nannte, war das Nesthäkchen der Arclight-Familie.
„Brüder!", rief er. In seinen Händen trug er ein Tablett mit einer Kanne frischem Tee und frischen Tassen. „Bitte hört auf damit. Streiten tut euch nicht gut."
IV blickte zu seinem kleinen Bruder. „Halt den Mund, III.", sagte er, doch sah auf, als eine weitere Stimme sich einmischte.
„Nein, III hat Recht."
Alle drei sahen in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Von der mit einem roten Teppich ausgelegten Treppe, kam ihr Vater, Tron.
Tron, dessen richtiger Name Byron Arclight lautete, war aber alles andere, als ein gewöhnlicher Mann und man hätte ihn auch nie als Vater der drei Brüder erkannt. Eher als das jüngste Geschwisterchen, was wohl gerne Ritter spielte. Denn Tron sah aus, wie ein kleiner Junge von vielleicht sieben oder acht Jahren, mit weißblondem, langem Haar, das zu einem seitlichen Zopf geflochten war. Sein Gesicht verbarg sich hinter einer Maske, die an einen ritterlichen Gesichtsschutz erinnerte und auch die Kleidung, die er trug, hatte einen viktorianisch angehauchten Stil in Form einer hellblauen Rüschenjacke. Auch die Stimme, mit der er sprach, wirkte kindlich. Nichts von seiner äußeren Erscheinung ließ einen annehmen, dass dieses ‚Kind' eigentlich ein erwachsener Mann und Vater von drei Söhnen im Erwachsenen- bzw. Teenager-Alter war.
Tron blickte zu IV. „Du hast ein bisschen zu viel geredet, IV.", tadelte er seinen mittleren Sohn. „Du darfst dein nobles Herz genauso wenig vergessen, wie deine Brüder."
„Tron..! Willst du mich hier als Unruhestifter hinstellen?", antwortete IV harsch. Er wusste, dass sein Tonfall nicht in Ordnung war, aber es interessierte ihn nicht. Er war immer noch wütend wegen V.
„Hüte deine Zunge!" V war von seinem Platz aufgestanden und ging auf IV zu.
„Was sa-", begann er und ging einige Schritte Rückwärts. Er gab es nicht gerne zu, aber V konnte extrem einschüchternd wirken, wenn er wütend wurde.
„Ich werde es nicht tolerieren, wenn du dich so ungehobelt gegenüber Tron verhältst!
IV spürte, dass es gerade keinen Sinn mehr machte, zu rebellieren und gab sich geschlagen. Fürs Erste. Er blickte zur Seite und murmelte ein halblautes „Hab verstanden..."
V wandte sich daraufhin an III. „Du hast deine Rolle für heute verstanden, nicht wahr, III?", fragte er. Und lief schon langsam weiter in Richtung der Wand mit den Zetteln dran.
„Das habe ich, V Nii-sama.", antwortete III höflich.
V zog eine Karte bei einem der Steckbriefe heraus. Auf dem Bild des Steckbriefs war das Gesicht von Takeda Tetsuo, einem von Yuumas Freunden.
„Kamishiro Ryouga kämpft wirklich hart, um IV zu finden.", sagte er und warf III die Karte zu, der diese geschickt auffing. „Gib ihm diese Numbers. Wahrscheinlich wird er euch beiden schon entgegenkommen."
III nickte. „Sehr wohl."
Dann verließen er und IV den Raum.

Nachdem seine beiden Brüder gegangen waren, schritt V zu dem großen Panorama-Fenster des Hotelzimmers und starrte nach draußen, wo fröhlich die Sonne schien. „Dr. Faker... Wir werden ihm alles wegnehmen, so, wie er es auch uns angetan hat!", murmelte er.
„V..."
V drehte sich zu Tron um, als dieser ihn ansprach.
„V, bitte achte darauf, ihn nicht von meiner Existenz wissen zu lassen. Dr. Faker glaubt, dass ich tot bin. Es ist immer noch mein Job, ihn spüren zu lassen, dass ich immer noch am Leben bin..."

„Ojou-sama! Nun warten Sie doch!"
„Keine Zeit, Mary!"
Kimiko stürmte durch den Flur, rannte dabei halb ein paar weitere Bedienstete um und ignorierte die verzweifelten Rufe der Haushälterin. Schneller als der Wind, hatte sie sich ihre Stiefeletten angezogen und war aus dem Anwesen getürmt.
„Kimiko-sama, wenn das Eure Eltern erfahren!", hörte sie noch den letzten, verzweifelten Ruf, ehe die Tür ins Schloss fiel und Kimiko durch den Innenhof zu dem großen Haupttor rannte und vorbei, an dem verdutzten Beamten, der das große Eisentor bewachte.
Sie hatte nicht vor, sich den zweiten Tag des World Duel Carnivals entgehen zu lassen. Nicht, nachdem sie gestern IV schon so oft über den Weg gelaufen war! Was, wenn sie ihn heute wieder treffen würde?
Nachdem sie das Grundstück des Familienanwesens hinter sich gelassen hatte, verlangsamte sie ihren Gang ein wenig und kramte ihren geliebten Trinkbecher aus der Umhängetasche, die sie mitgenommen hatte. Dieses Mal hing eine Chibifigur von einem männlichen Charakter mit roten Haaren, die zu einem langen Zopf gebunden waren, spitzen Ohren und der sehr bunte Kleidung trug, daran. Kimiko schlürfte etwas an dem Strohhalm. Der Eistee, den sie mitgenommen hatte, war etwas zu süß, aber dennoch in Ordnung.
Kimiko sah sich etwas in der Gegend um. Es war früher Mittag, aber in der ganzen Stadt war schon viel los.
Als sie so ihren Weg entlanglief, bemerkte sie zwei Jungs von denen der kleinere einen blauen Topfschnitt besaß und die Uniform des ersten Jahres der Heartland Academy trug. Der andere war größer, dunkelhaarig und eher kräftig gebaut und fuhr gerade mit einem Skateboard die Treppe herunter, die einige Meter vor ihr lag. Der Kleinere versuchte Schritt zu halten, stolperte aber die Treppe herunter und landete mit einem unsanften Knall auf dem Boden auf seinem Hintern, so dass Kimiko kurz vor Schreck ihre Augen zusammenkniff.
„Das hat wehgetan!", jammerte der Junge und Kimiko öffnete wieder ihre Augen. So hatte es auch ausgesehen. Der Größere der beiden sah streng zu ihm. „Beeil dich mal. Wir kommen sonst zu spät!"
„Hey!"
Kimiko sah auf, als noch ein weiterer Junge mit schwarz-pinker Stachelfrisur, gefolgt von einem Mädchen, mit schulterlangem, dunkelgrünen Haaren, die zum Teil zu einem seitlichen Dutt mit einer rosa Schleife zusammengebunden waren, dazu kamen. Kimiko erkannte den Jungen recht schnell als den Teenager, der vor der Tür des Heartland Towers so laut herumgeheult und gejammert hatte, ein Heart Piece haben zu wollen, bis Mr. Heartland persönlich rausgekommen war und ihm eines gegeben hatte. Wenn sie es noch richtig im Kopf hatte, lautete der Name des Jungen Tsukumo Yuuma.
„Warum seid ihr Jungs so in Eile?", hörte sie Yuuma seine beiden Kumpels fragen und trat etwas näher heran.

„Yuuma! Hör zu!", rief der Blauhaarige und kramte seine Duel Disk hervor und zeigte Yuuma etwas auf dem großen Bildschirm dieser. „Um es kurz zu fassen: Deswegen!"
Yuuma beugte sich etwas vor, um das ihm gezeigte besser sehen zu können. „Wer ist der Kerl?"
„Das ist der Asia-Champion, IV!", warf der etwas größere Kumpel von Yuuma ein und sofort stellten sich bei Kimiko alle Nackenhaare auf und sie war hellhöriger, als nie zuvor. „IV-sama...?", flüsterte sie vor sich hin und errötete dabei leicht.
Zaghaft trat sie noch etwas näher an die kleine Gruppe heran.
„Komm schon, er ist der Kerl, mit dem sich Shark in den National Championships duelliert hat.", erklärte Yuumas Kumpel ihm weiter.
Kimiko war nur noch wenige Schritte von der Gruppe entfernt, traute sich aber nicht näher, obwohl sie nur zu gerne die Bilder von IV gesehen hätte.
„Wir werden uns heute mit IV duellieren!", erklärte der Blauhaarige begeistert. „Er hat uns ausgewählt!"
„Aber ist der Typ nicht ein gefährlicher Gegner?", fragte Yuuma nach. Kimiko hatte das Gefühl, dass dieser Yuuma IV gegenüber wohl misstrauisch zu sein schien.
„Was auch immer du meinst...", antwortete der Blauhaarige.
„Ich hab gehört, er benutzt schmutzige Tricks, um zu gewinnen.", hörte sie Yuuma sagen und funkelte diesen aus der Ferne an. Wie konnte er es sich wagen, so einen Unsinn über ihren IV-sama von sich zu geben? Sie hatte IV oft genug im Fernsehen gesehen, um zu wissen, dass IV ein freundlicher, sanftmütiger Duellant war. Wer immer so einen Blödsinn über IV behauptete, musste wohl einfach neidisch auf dessen Talent sein.
„Es gibt keinen freundlicheren und sanfteren Duellanten, als IV.", entgegnete Yuumas anderer Kumpel und Kimiko dankte diesem innerlich für diesen Einwurf.
„Das wir uns wirklich gegen ihn duellieren dürfen... Um es kurz zu fassen, ich habe in meinem Leben nichts mehr zu bereuen!", rief der Blauhaarige und bekam wortwörtlich Herzchenaugen.
Kimiko verdrehte die Augen. Urgh. ‚Fanboys'.
Kimiko beobachtete das Gespräch noch eine Weile, bis die beiden Jungs weiter fuhren bzw. rannten. Sie hatte bereits unlängst den Entschluss gefasst, den beiden Jungs zu folgen.
Sie wollte sich auf keinen Fall ein Duell von IV durch die Lappen gehen lassen.
Nachdem Yuuma und dessen Freundin ihren Freunden gefolgt waren, rannte auch sie mit etwas Abstand hinterher.
Der Weg der Gruppe, führte auch Kimiko zu einem etwas abseits gelegenen Schrottplatz. Eine schöne Gegend war dies sicher nicht. Aber es war ruhig.

Sich immer noch im Hintergrund haltend, wartete Kimiko nun ab, was als nächstes passieren würde. Von IV fehlte noch jede Spur. Zumindest, bis Schritte erklungen. Sofort blickte Kimiko auf und ließ beinahe ihren Trinkbecher fallen.
Er war es! Er war es wirklich!
IV kam der Teenager-Gruppe entgegen. Im Schlepptau hatte er einen kleinen Jungen, der rein vom Äußerlichen her in Yuumas Alter zu sein schien. Gesehen hatte Kimiko diesen Jungen noch nie, aber dadurch, dass seine Kleidung der von IV so ähnlich war, vermutete sie, dass es sich um seinen jüngeren Bruder handeln könnte. Sie glaubte sogar, dass IV mal irgendwann in einem Interview gesagt hatte, dass er Geschwister besaß.
Am liebsten wäre sie auch IV entgegengerannt, wie es Yuumas Freunde taten, doch zum einen traute sie sich nicht und zum anderen wollte sie auch nicht stören, wenn IV vorhatte, sich zu duellieren.
„Du bist es wirklich, IV-san!", riefen Yuumas zwei Freunde fast gleichzeitig.
„Ich muss mich dafür entschuldigen, dass ich euch habe warten lassen, Todoroki-kun, Takeda-kun.", sagte IV mit seinem üblich höflichen Tonfall und einem Lächeln im Gesicht, bei dem Kimiko am liebsten in Ohnmacht gefallen wäre.
„Aber nun lasst uns nicht länger Zeit vergeuden und anfangen.", fuhr IV fort. Der Blauhaarige, der wohl Todoroki mit Nachnamen hieß, hielt IV seine Duel Disk vor die Nase. „Bevor wir anfangen, kannst du sie signieren?", fragte er mit glitzernden Augen und sein Kumpel tat es ihm gleich.
„Meine bitte auch!"
IV's Lächeln wurde noch strahlender. So strahlend, dass Kimiko sich davon geblendet fühlte.
„Mit Vergnügen. Immerhin ist mein Motto immer noch ‚Fanservice'."
Er unterschrieb die beiden Duel Disk und Kimiko zog die Luft scharf ein, als sie bemerkte, dass er auch sie bemerkt zu haben schien.
„Na, wenn das kein Zufall ist.", sagte er und schritt auf sie zu. „So sieht man sich auch wieder. Dieses Mal zwar ohne Zusammenprall, aber..."
Kimiko wollte etwas sagen, aber ihre Stimme klang eher nach einem peinlichen Quieken. „IV-IV-sama", brachte sie nur halbwegs hervor.
„Willst du noch ein Autogramm?"
Wie konnte Kimiko da ‚Nein' sagen?
„W-Wenn es nicht z-zu sehr aufhält...", stammelte sie.
„Das geht schon noch. Alles für meine Fans.", sagte er und schnappte sich wieder Kimikos Trinkbecher.
Und dann fragte er etwas, mit dem Kimiko so gar nicht gerechnet hatte:
„Darf ich wissen, wie mein Kätzchen heißt?" Sein Lächeln blendete sie wirklich und sie hatte das Gefühl, aus allen Wolken zu fallen. IV fragte SIE nach ihrem Namen.
„S-Sakurai K-K-Kimiko!", japste sie nur knallrot.
„Kimiko-san, heh?" Er lächelte noch etwas mehr und gab den unterschriebenen Trinkbecher Kimiko zurück. „Es freut mich sehr, Kimiko-san."
Kimikos Herz setzte für Sekunden aus.
„Nun muss ich aber.", sagte IV und lief zu seinen Gegnern zurück. Ungläubig sah sie ihm nach und dann auf ihren Becher, wo nun auf der anderen Seite ‚Special-Fanservice for Kimiko' stand.
Sie sah wieder zu ihm, wie er mit den beiden Jungs sprach. Nun ging es wohl darum, wer sich als Erster mit ihm duellieren sollte.
„Wenn ihr mögt, könnten wir uns auch einfach zu dritt duellieren. Mit den Regeln eines Battle Royals und unseren Heart Pieces als Einsatz."
„Ein Battle Royal?", hörte sie Yuuma fragen und dieser sah plötzlich nach rechts und schien mit der Luft zu reden. Mit seiner Freundin sprach er zumindest nicht, da diese nichts sagte, was Kimiko etwas verwunderte. Hätte sie Astral, der rechts von Yuuma schwebte, zu diesem Zeitpunkt schon sehen können, wäre der Anblick wohl weniger seltsam gewesen.
Sie richtete ihren Blick von Yuumas scheinbarem Selbstgespräch wieder zu IV.
Plötzlich zuckte sie auf, als eine weitere, weibliche Stimme im Hintergrund ertönte. Der schrille Tonfall der Stimme, tat Kimiko in den Ohren weh und sie blickte zu der Person, die gesprochen hatte. Ein recht großes Mädchen, ungefähr so groß, wie sie oder IV, kam mit einem anderen, kleineren Mädchen im Schlepptau angelaufen. Sie erkannte die Beiden vom Sehen her.

„Unter all den idiotischen Ärschen hier, muss ich ausgerechnet DEN wiedersehen!", fauchte Satsuki, als sie mit Ayami den Schrottplatz betrat und funkelte IV böse an.
„Satsuki! Beruhige dich!", versuchte Ayami zu schlichten, aber Satsuki schnaubte, wie ein wütender Stier, dem man ein rotes Tuch vorhielt.
„Mich beruhigen!? Da geht man nichtsahnend hier sparzieren und guckt nach Gegnern für dich und dann muss ich diesen Augenkrebs auf zwei Beinen sehen!", fauchte Satsuki.
„Satsuki..."
Ayami zog ihre beste Freundin am Arm. „Lass uns einfach weiter gehen, dann musst du ihn nicht mehr sehen..."
Satsuki sah zu Ayami. „Nee! Vergiss es! Ich will sehen, wie dieser Penner auf die Fresse fällt und von den Knirpsen da platt gemacht wird, hoffentlich!"
Ayami seufzte und hob gezwungen lächelnd ihre Hände. „Aber, aber..."
IV drehte sich zu den beiden Mädchen um und starrte zu Satsuki. „Hoh? So sieht man sich wieder, Sawashiro-san.", sagte er und lächelte dabei aber weiter freundlich.
Satsuki errötete vor Zorn. „Spar dir dein dummes Fake-Getue! Das kannst du bei deinen kleinen Mittelschul-Fanboys abziehen, aber nicht bei mir! Ich weiß, was für ein Arschloch du bist!"
Ayami hielt Satsuki lieber weiter fest. Es war sicherer so. Sie hatte das Gefühl, wenn sie Satsuki loslassen würde, dass diese sich wie ein abgerichteter Kampfhund auf IV stürzen und ihn bildlich zerfleischen würde.
„Dass du Penner dir sogar meinen Namen gemerkt hast... Bah! Sprich nie wieder meinen Namen aus! Das ist widerlich ihn mit dieser schleimscheißenden Stimme zu hören! Du musst doch selbst auf deiner eigenen Schleimspur ausrutschen, du Ba-„
„Entschuldige Mal!"

Kimiko wurde das zu bunt. „Entschuldige Mal! Was fällt dir ein, so mit IV-sama zu sprechen!?", warf sie dazwischen und erntete einen tödlichen Blick von Satsuki.
„Huh? Sieh Mal an. Noch so ein verblendetes Fangirl, das keine Ahnung hat. Genauso dumm und naiv, wie ich es früher war...", sagte sie und lächelte schief. „Wenn du weißt, was gut für dich ist, Mädel, dann such dir 'nen anderen Typen zum fangirlen und verschwende dein Herz nicht an so 'nen Bastard. Der reißt es dir raus, bevor du gucken kannst!"
Kimiko starrte Satsuki lange an. Was sagte dieses Mädchen da? IV sollte ein Mistkerl sein, der anderen das Herz brach? Ihr geliebter IV?! IV mit seinem sanften Lächeln? IV, der freundlicher und sanfter, als jeder andere war? Dieser Yuuma hatte auch nicht gerade positiv über IV gesprochen...
Sie schüttelte ihren Kopf und blickte zu IV, der keine Miene verzog. Nein. IV war nicht so! Er war kein schlechter Mensch! Sie hatte diese Sanftheit in seinen Augen gesehen. Das war real gewesen. Da war sie sich sicher.
Auch wenn Kimiko nicht wusste, was passiert war, dass Satsuki einen Groll gegen IV hegte oder warum Yuuma ihm so misstraute... Es mussten definitiv irgendwelche Missverständnisse vorliegen.
IV schenkte ihr plötzlich einen etwas längeren Blick und ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust.
Satsuki schnaubte lautstark und funkelte nun wieder IV an, der nun wieder lieber zu seinen Gegnern sah, die beide nun recht verdattert aussahen.
„Nun, wo waren wir stehen geblieben? Ich möchte, dass ihr Zwei die grenzenlosen Möglichkeiten beim Duellieren zu spüren bekommt. Ihr Zwei könntet mich in diesem Duell sogar schlagen!", sagte er.
„IV scheint ja doch ein echt netter Kerl eigentlich zu sein.", hörte Kimiko Yuuma sagen und lächelte. Eben. So und nicht anders.
„Nett.. Ja, Ja. Nett am Arsch...", hörte sie Satsuki grummeln. Am liebsten hätte sie diesem Mädchen mal eine gescheuert, aber ihre guten Manieren ließen dies nicht zu.

Hikari sah sich um. Die Gegend, in der sie sich befand, wirkte alles andere als Einladend und sie wusste auch nicht wirklich, wie sie hier her gekommen war. Die alten Zaunlatten vor ihr und der Geruch von modrigem Gummi ließen sie auf einen heruntergekommenen Schrottplatz schließen. Kurz hustete sie aufgrund des Staubes, der von dem lauen Wind aufgewirbelt wurde. Sie nahm ihr Asthma-Spray und inhalierte lieber. Ihre Lungen beruhigten sich etwas und sie horchte auf, als sie in der Nähe das Geräusch eines beginnenden Duells vernahm. Neugierig darauf, wer sich da wohl duellierte, lief sie den Geräuschen entgegen und betrat durch einen Eingang den Schrottplatz.
Sie erkannte Yuuma und auch Kotori und sie erkannte auch Yuumas Freunde Tetsuo und den Klassensprecher Takashi, die gerade ihre Duel Disk und D-Gazer aktiviert hatten. Sie blickte zu dem Gegner von Tetsuo und Takashi und schluckte. Ein Schaudern durchfuhr sie. Das war doch dieser IV! Auch er hatte bereits seine Duel Disk aktiviert und um sein linkes Auge, statt eines D-Gazers schimmerte ein für sie merkwürdiges, violettes Tattoo, welches sein linkes Auge blau verfärbt hatte.
Ihr Blick ging weiter und sie entdeckte ein Mädchen mit brustlangem Haar, dessen rote Färbung nach unten in ein Weiß überging und einer Brille, sowie einem Trinkbecher in der Hand. Sie glaubte, irgendwann schon einmal ein Bild in der Tageszeitung von diesem Mädchen gesehen zu haben, war sich aber nicht sicher. Von der Kleidung her wirkte dieses Mädchen zumindest sehr edel und schien aus ähnlich reichem Hause, wie Maria zu kommen.
Die anderen beiden Mädchen erkannte sie auch vom Sehen her wieder. Das Mädchen mit den orangenen Zöpfen und dem blonden Pony war ihr damals aus versehen auf den Fuß getreten und das etwas kleinere Mädchen hatte schon damals neben ihr gestanden.
Hinter IV entdeckte Hikari aber noch Jemanden. Einen zierlichen Jungen, der in Etwa in ihrem oder Yuumas Alter sein musste. Aufgrund der Tatsache, dass seine Kleidung der von IV ähnelte, schien er mit diesem wohl irgendwo verwandt zu sein, doch im Gegensatz zu IV hatte er eine wirklich von Herzen kommende, sanfte Ausstrahlung und wirkte nicht im geringsten Bösartig. Seine großen, smaragdgrünen Augen waren völlig auf das Geschehen fixiert und unbewusst trat Hikari einfach näher heran. Er war so süß, dass sie nicht aufhören konnte, ihn anzusehen. Sie war sich sicher, noch nie einen so niedlichen Jungen gesehen zu haben.
Ihr Herz klopfte lautstark gegen ihre Brust.

Kimiko, die ihren D-Gazer bereits nun aktiviert hatte, schmolz fast dahin, als IV seine Duel Disk aktivierte und sein D-Gazer Tattoo erscheinen ließ. Diese Lässigkeit raubte ihr den Atem. Hinter sich hörte sie dieses Mädchen namens Sawashiro wieder etwas Fieses sagen, aber sie ignorierte es und konzentrierte sich lieber auf das Duell. Nur kurz sah sie auf, als sie sah, wie ein weiteres Mädchen plötzlich erschien, aber sich eher schüchtern im Hintergrund hielt. Sie erkannte das Mädchen vom Sehen her. Sie hatte ihm schon bei ein paar Duellen zugesehen und war recht positiv überrascht gewesen. Ihr Blick glitt aber wieder zu IV.
„Nun, ich überlasse euch die ersten Züge.", sagte dieser freundlich.
„Aber laut den Regeln hat der, der in einem Battle Royal als letztes zum Zug kommt, die größten Nachteile.", warf der größere von Yuumas Freunden ein.
„Aber er hat uns dazu aufgefordert, anzufangen.", entgegnete der Kleinere.
„Dann fange ich zuerst an! Mein Turn! Draw! Ich beschwöre Aye-Iron! Und laut den Regeln eines Battle Royal kann kein Spieler in seinem ersten Zug angreifen! Damit beende ich meinen Turn!"
Damit war der Kleinere dran. „Mein Turn! Draw! Und ich beschwöre Debugger X! Und beende hiermit!"
Kimiko war gespannt, was IV nun tun würde. Alles in ihr kribbelte.
IV lächelte weiter sein strahlendes Lächeln. „Da habt ihr beide aber wirklich einzigartige Monster mitgebracht.", sagte er. „Aber genauso sollte es auch sein. Es fühlt sich jetzt schon so an, als hätte ich keine Chance."
„Ja, Schleim weiter, elendiger Schleimscheißer.", hörte Kimiko das Orangehaarige Mädchen wieder sagen und drehte sich kurz zu diesem um.
„Ruhe, auf den billigen Plätzen!"

Satsuki, die mittlerweile auch ihren D-Gazer aufgesetzt hatte, schnaubte verächtlich. „Ich geb' erst Ruhe, wenn ich meine Befriedigung habe und der Typ am Boden liegt!" Ayami schloss kurz ihre Augen und lächelte ihr eher unheimliches Lächeln. „Aber, Aber, Satsuki-chan.. Sie hat doch recht!"
Satsuki schluckte leicht. „Du bist creepy, wenn du so lächelst..."

Hikari, die unlängst auch ihren D-Gazer aktiviert hatte, hatte es geschafft, ihren Blick von dem Jungen abzuwenden und sah nun zu IV, gespannt darauf, wie ein Profi-Duellant wie er, sich wohl duellieren würde.
„Mein Turn! Draw!", begann IV und zog seine 6. Karte. „Ich setze ein Monster in verdeckter Verteidigungsposition! Und nun setze ich noch zwei Karten! Außerdem aktiviere ich nun die Field Magic Xyz Colosseum von meiner Hand! Diese Karte erhöht den Angriff aller Xyz-Monster auf dem Feld um 200 Punkte. Zusätzlich können alle Monster, die keine Xyz-Monster sind, nicht angreifen."
Durch den Einsatz der Field Magic verwandelte sich der Schrottplatz mittels der AR-Vision in einen extrem schaurigen Friedhof. Selbst das Läuten einer Kirchenglocke erklang und Hikari erschauderte. Ein gänzlich ungutes Gefühl brach über sie hinein.
„Damit ist mein Turn beendet.", hörte sie IV noch sagen und starrte all die Gräber an, die um sie herum nun standen.

Kimiko beobachtete IV genau, aber irgendwas war anders als sonst. Die Field Magic, die er spielte, hatte sie so noch nie zuvor bei ihm gesehen. Und sie hatte schon viele Duelle von ihm gesehen. Normalerweise spielte er mit einem „Gravekeeper"-Deck. Aber sie hatte das Gefühl, dass er dieses Mal ein anderes Deck benutzte. Doch Kimiko dachte sich nicht wirklich etwas dabei. Als Profi war es sicherlich normal, sein Deck öfters mal zu wechseln. Immerhin kannte ja jeder irgendwann das Deck und neue Gegner, die die Duelle ansahen, würden sich Strategien dagegen ausdenken. Also war es wohl normal, dass IV sein Deck hin und wieder austauschen musste, um seine Gegner zu überraschen.
Trotz dessen hinterließ der Anblick des Friedhofs einen seltsamen Beigeschmack.

„Ist wohl n' neues Deck?", murmelte Satsuki. „Passt zu ihm. Genauso morbide, wie sein Fake-Getue."
Ayami sah zu Satsuki und wieder zu dem Duell. „Irgendwas ist da definitiv schräg..."

„Um Xyz-Monster zu beschwören, brauchen wir mindestens 2 oder mehr Monster.", sagte Tetsuo zu Takashi, der kurz nickte. „Und bevor wir überhaupt genug Monster zusammenhaben, hat er schon geplant, mittels Xyz Colosseum unsere Attacken zu versiegeln."
„Aber das wird nicht funktionieren. Ich bin dran! My Turn! Draw!", fing Tetsuo an.
Kimiko blickte wieder zu den beiden Jungs.
„Ich beschwöre Tinplate Goldfish! Und wenn diese Karte erfolgreich beschworen wurde und ich einen weiteren Tinplate Goldfish auf der Hand habe, kann ich diesen spezialbeschwören!", rief der größere von Yuumas Freunden. Nun hatte er drei Level 4 Monster auf dem Feld.
„Und nun überlagere ich meine zwei Level 4 Tinplate Goldfish und mein Aye-Iron! Und mit diesen drei Monstern bilde ich das Overlay Network! Xyz-Beschwörung! Und nun zeige dich, Tinplate Archduke!"
Eine Art großer Spielzeug-Herzog mit Schwert und eher wirrem Blick erschien auf dem Feld. Kimiko kicherte leicht bei dem Anblick, des doch recht verrückt aussehenden Monsters.
„Wirklich Beeindruckend! Du hast es bereits jetzt schon geschafft, ein Xyz-Monster zu beschwören!", warf IV augenscheinlich begeistert ein.

Satsuki schnaubte erneut. „Ich könnte diesem Idioten für sein falsches Spiel so aufs Maul hauen! Ayami-chan, ich hoffe, du bist nicht so blöd und fällst jemals auf so einen Pisser rein!", rief sie und schüttelte Ayami leicht, die deswegen wankte.
„Uaaah! S-Satsuki-chan! L-Lass das! Bitte sei einmal ruhig und lass mich das Duell ansehen. Ich fall schon nicht auf irgendwelche Kerle rein!"
Satsuki ließ Ayami los. „Hmpf! Ich hoffe, die Hosenscheißer haben was drauf!"

„Ich aktiviere den Effekt von Xyz Colosseum und durch dessen Effekt gewinnt Tinplate Archduke 200 Angriff dazu! Und nun aktiviere ich den Effekt von Tinplate Archduke! Wenn ich eine Overlay Unit abhänge, kann ich die Kampfposition eines Monsters auf der Spielfeldseite meines Gegners ändern!", rief Tetsuo und IV wirkte nach außen hin sichtlich schockiert. Alles weiterhin zur Tarnung natürlich.
„Das kann nicht sein! So plötzlich, mein verdecktes Monster ist... Was für ein guter Duellant du bist!"
IV wusste nur zu gut, dass er seine Gegner an der Angel hatte.
„I-ist das so?", fragte Tetsuo verlegen und kratzte sich den Hinterkopf.
„Tetsuo-kun! Du wurdest schon wieder von IV-san gelobt! Um es so auszudrücken: Ich bin echt neidisch auf dich!", rief Takashi begeistert.
„Und nun switche ich IV's Monster in verdeckter Verteidigung in den Angriff!"
„Das gesetzte Monster ist Gimmick Puppet – Baby Face!", antwortete IV.

Die Karte drehte sich von der verdeckten horizontalen Position in die aufgedeckte, vertikale Position und eine kleine Puppe mit braunem Haar erschien durch die AR-Vision auf dem Feld. Doch diese Puppe war alles andere, als niedlich. Sie hatte große Augen, die leer und ausdruckslos wirkten und ein unheimliches, hohes Lachen erklang, als sie sich zeigte. Sie war nur Level 1 und hatte 0 DEF und 0 ATK, aber Hikari fühlte, wie all ihre Lebensgeister aus ihr herauswichen, bei dem Anblick dieses Monsters. Sie hielt sich den Mund zu, um nicht laut und hysterisch loszuschreien. Sie zitterte am ganzen Leib, Schweiß lief über ihre Stirn und sie wollte weit weg von diesem gruseligen Etwas wegrennen. Aber ihre Beine bewegten sich nicht. Stattdessen zitterte sie nur noch mehr, hatte das Gefühl, jeden Augenblick ohnmächtig zu werden. Puppen! PUPPEN! Warum mussten es Puppen sein!? Sie hätte mit allem Leben können. Selbst mit ekelhaften Zombies. Aber Puppen!? Ein Alptraum. Ihr schlimmster Alptraum.
„Hey, du...? Bist du in Ordnung?"
Hikari schrak zitternd hoch, stolperte nun doch kreischend nach hinten und landete auf ihrem Hintern. „P-Puppen!", brachte sie stammelnd hervor, ohne zu realisieren, dass es der süße Junge war, der sie angesprochen hatte. Sie kniff ihre Augen zusammen. Sie war nicht mehr da, wenn sie ihre Augen zumachte. Sie konnte die Puppe nicht mehr sehen. Alles war in Ordnung.
„Kann es sein, dass du Angst vor den Monstern meines Bruders hast? Sie sind schon echt gruselig, ich weiß."
Hikari zuckte erneut zusammen. Blinzelte nur minimal und sah in die grünen Augen des Jungens.
Sie konnte nichts sagen. Errötete nur bis in die Haarspitzen und nickte ängstlich.
„Versuch dich auf etwas anderen zu konzentrieren, wenn sie dir Angst machen.", sagte der Junge sanft. „Ich bin übrigens III. IV's jüngerer Bruder." Er streckte Hikari seine Hand entgegen und Hikari nahm diese zaghaft und ließ sich aufhelfen. „M-Mochizuki H-Hikari.", brachte sie nur hervor.
III lächelte sie sanft an. „Es freut mich, Hikari-chan."

Kimiko begutachtete das schaurig aussehende Puppenwesen. Es war wahrlich keine Puppe, mit der sie als Kind freiwillig gespielt hätte, aber das Mädchen mit den fliederfarbenen Haaren schien eine regelrechte Phobie gegen Puppen zu haben. Ein wenig Mitleid hatte Kimiko schon mit der Kleinen, aber das Duell von IV war gerade wichtiger als alles andere.
„Das ist eine gute Chance!", hörte sie Todoroki sagen und dieser Tetsuo nickte.
„Ich weiß! Ich greife mit Tinplate Archduke Gimmick Puppet – Baby Face an! Strike oft the Archduke!"
Baby Face wurde von Tinplate Archduke mit dessen Schwert zerteilt und somit zerstört, wodurch IV's Lebenspunkte von 4000 auf 1600 hinabfielen.
IV wurde von dem Druck der Zerstörung seines Monsters etwas nach hinten gedrückt und hielt sich kurz schützend die Hände vors Gesicht.
Kimiko konnte einen kleinen Aufschrei nicht unterdrücken. „IV-sama!"
„YAHUHU! Gut gemacht ihr Knirpse!", konnte sie das Mädchen mit der großen Klappe rufen hören und wünschte sich, ein Amboss würde auf dieses Mädel fallen.
„Ich aktiviere meine Trap Card: Repair Puppet!", rief IV und Kimiko atmete tief ein. „Wenn ein Puppet- Monster mit Level 4 oder niedriger durch Kampf zerstört wurde, kann ich durch diese Karte ein Monster mit demselben Namen von meinem Deck spezialbeschwören! Komm herbei, Gimmick Puppet – Baby Face!"
Gerade erst zerstört, tauchte erneut nun diese Puppe auf dem Feld auf. Nur dieses Mal mit blauem Kleid, statt einem in rosa. Auch sie lachte unheimlich.

Hikari erschauderte erneut und versuchte ihren Blick auf III zu fokussieren, um ja nicht ständig diese Puppe ansehen zu müssen. III hatte sich wieder IV zugewandt und wirkte fast so, als hoffte er auf etwas.

„Irgendwas ist da definitiv faul...", flüsterte Ayami wieder und ballte ihre Finger zu einer Faust. „Das stimmt was nicht!"
„Ja... Ich hab das Gefühl, der Kerl spielt noch übler Falsch, als damals", antwortete Satsuki und Ayami bemerkte, wie Satsuki sich auf die Unterlippe biss und leicht zitterte. Sie legte eine Hand auf die Schulter ihrer besten Freundin und sah wieder nach vorne.

„Aber dieses Monster ist nutzlos gegen mich!", rief Tetsuo. „Ich aktiviere den Effekt von Tinplate Archduke!" Durch dessen Effekt wurde die zweite Gimmick Puppet – Baby Face nun auch von der Verteidigungsposition in den Angriff geändert.
„Exzellent! Also kannst du den Effekt von Tinplate Archduke nicht nur einmal pro Spielzug verwenden, sondern mehrfach? Oder sollte ich eher sagen: „Das ist schlecht."?", sagte IV.
Kimiko wusste zwar immer noch nicht so recht, was sie davon halten sollte, aber sie war sich nun sicher, dass IV etwas in der Hinterhand hatte. Ein Profi-Duellant wie er, würde nicht so einfach gegen zwei kleine Mittelschüler verlieren, die viel jünger und unerfahrener waren. Obgleich sie auch wirklich talentiert waren. Das zumindest musste Kimiko den beiden Jungs anerkennen.
„Ist das nicht beeindruckend?", hörte sie Yuumas Freundin fragen.
Yuuma nickte. „Definitiv! Es benötigt zwar einen Zwei-Mann-Einsatz, aber zusammen könnten sie echt den Asia-Champ besiegen!"
Kimiko lächelte. „Sei dir mal da nicht so sicher... Yuuma-kun, nicht wahr?", wandte sich Kimiko nun an diesen. „So lange IV-sama noch Life Points hat, ist noch nichts entschieden."
Yuuma sah sie verdutzt an. „Wirklich gut sieht es für ihn aber gerade auch nicht aus. Und ich glaube an Tetsuo und den Klassensprecher, dass sie das schaffen können!", sagte er sehr überzeugt. „Wer bist du überhaupt?"
Kimiko wischte sich Strähnen ihres Ponys aus dem Gesicht. „Sakurai Kimiko.", antwortete sie freundlich.
„Ah Sakurai... Wusste doch, dass ich die Visage kenne!", ertönte es hinter Kimiko und sie blickte zu dem orangehaarigen Mädchen. „Du bist doch die Tochter von diesem reichen Sack von Sakurai Industries, der Duel Monsters total scheiße findet und ständig dagegen hetzt."
Kimiko funkelte ihr Gegenüber an. „Sawashiro-san oder?" Sie zwang sich, höflich zu bleiben. „Ich würde dich bitten, hier meine Familie nicht rein zu ziehen, okay? Mag sein, das meine Eltern ein Problem mit Duel Monsters haben, aber das tut hier nichts zur Sache. Genauso wenig, ob ich deren Tochter bin. Ein wenig Zurückhaltung würde dir vielleicht ganz gut tun." Damit wandte sie sich wieder dem Duell zu.
Sie bemerkte nur, dass Yuuma sie kurz verdattert beobachtet hatte.

Satsuki schnaubte. „Was glaubt die, wer die ist? Nur weil die reich ist, denkt die, die könnte mir sagen, wie ich mich zu benehmen hab!?"
Ayami seufzte. „Satsuki. Sie hat aber recht. Du musst dich wirklich zügeln." Sie sah zu Kimiko. „Verzeihung, Sakurai-san. Satsuki-chan meint es nicht so. Sie.. ist nur etwas ungehalten.", versuchte sich Ayami noch bei der Rothaarigen zu entschuldigen. Doch diese reagierte nicht darauf.
Sie war wieder völlig vertieft in das Duell und auch Ayami wandte sich diesem auch wieder zu.
Das seltsame Gefühl in ihr, dass irgendwas noch passieren würde, wurde von Sekunde zu Sekunde stärker und sie spürte Satsukis Nervosität und wie diese versuchte, ihre Wut fürs erste in Zaum zu halten. Aber hätten Blicke töten können, dann wäre IV schon gefühlt 1000 Mal tot umgefallen.
Sie sah zu Todoroki Takashi, der nun am Zug war.
„Ich bin dran! Draw! Vielleicht... aber nur vielleicht! Selbst wenn IV nur nicht richtig aufgepasst haben sollte! Er hat immer noch ein Monster mit Null Angriff auf seinem Feld! Das heißt, wenn wir mit einem Monster mit 1600 Angriff oder mehr angreifen, gewinnen wir!", rief er Tetsuo zu. „Ich beschwöre Debugger Z! Und wenn ich erfolgreich Debugger Z beschworen habe und bereits Debugger X auf dem Feld habe, kann ich, um es kurz zu fassen, Debugger Y als Spezialbeschwörung von meinem Deck beschwören!"
IV schien sich überrascht zu zeigen. Ayami hörte Satuki neben sich knurren und nahm sie beim Handgelenk. „Shh!", zischte sie ihr beruhigend zu und bemerkte, wie verkrampft und angespannt ihre beste Freundin war.
„Nun überlagere ich die drei Level 3 Monster Debugger X, Y und Z! Und mit diesen drei Monstern bilde ich das Overlay Network! Xyz-Beschwörung! Zeige dich, Vaccinegal!" Ein weibliches Monster mit blauen Haaren und Krankenschwesteruniform, das aussah, wie eine Figur aus einem alten Computerspiel mit kantiger Grafik erschien auf dem Feld vor Takashi. „Außerdem, dank dem Effekt von Xyz Colloseum, erhält sie noch 200 Angriff obendrauf wodurch ihre ATK nun bei 2000 liegen!"
Ayami hörte Satsuki neben sich pfeifen und auch wie der Junge namens Yuuma seinen Freund anfeuerte.

Kimiko derweil hatte eine Hand auf ihre Brust gelegt. Ihre Beine zitterten vor Aufregung und sie hoffte, dass IV etwas in der Hinterhand hatte, um sich vor dem kommenden Angriff zu schützen. Das musste einfach so sein!
„Los Vaccinegal!", setzte der Klassensprecher zum Angriff an und Kimiko kniff die Augen zusammen.
„Whoa! Wenn das wirklich...!", hörte sie IV rufen, als der Angriff schon sein Monster traf.
Es gab eine große, virtuelle Explosion, als Vaccinegal Baby Face zerstörte und das ganze Spielfeld wurde für Sekunden in Rauch getaucht.
„IV-sama!", rief sie auf, doch tief in sich, ahnte Kimiko, dass es noch nicht vorbei sein konnte.
„Wir habens geschafft!", riefen der Klassensprecher und Tetsuo gleichzeitig und strahlten bereits siegessicher.
„Das war's noch nicht.", hörte Kimiko Ayami sagen und auch Satsuki war ZU ruhig, was Kimiko in ihrer Annahme bestätigte.

Auch Hikari war sich sicher, dass ihr persönlicher Alptraum noch lange nicht durchgestanden war. Sie hatte IV genug beobachtet, um zu wissen, dass der Profi-Duellant noch nicht besiegt war. Unbewusst trat sie ein paar Schritte zurück, als sie IVs Stimme vernehmen konnte und rempelte dabei ausversehen III an.
„Vorsicht!", sagte dieser und bekam sie an den Schultern zu fassen.
Hikari errötete bis in die Haarspitzen und wich sofort von III weg. „V-Verzeihung!", stammelte sie und verbeugte sich entschuldigend.
III lächelte, was Hikari beinahe kollabieren ließ. „Schon gut." Dann wandte er sich wieder dem Duell zu.
Takashi und Tetsuo hatten mit ihrem Siegestänzchen aufgehört, als der virtuelle Rauch sich langsam verzog und sie bemerkten, dass IV noch immer stand.
„Das war wirklich bemerkenswert. Solch wundervolle Angriffe. Aber ich habe keinen Schaden genommen...", sagte dieser langsam und Hikari spürte, wie sich etwas in jenem Moment verändert hatte.
IV lächelte immer noch. Aber in seinen Augen spiegelte sich etwas, dass Hikari furchtbare Angst bereitete und ihren kleinen Körper erschaudern ließ.

Kimiko atmete aus. Doch auch sie konnte fühlen, dass Etwas in der Luft lag. Da war etwas...
„Das kann nicht sein! Sie haben doch sein Monster zerstört...", stammelte Yuuma und auch IVs Gegner wirkten völlig von der Rolle.
IVs Lächeln wurde breiter. „Es tut mir sehr leid, aber ich habe vor dem Angriff die Continuous Trap Gimmick Box aktiviert!"
Kimiko bemerkte, wie ein Symbol auf IVs rechtem Handrücken violett aufleuchtete, als er auf die visualisierte Karte auf seinem Feld deutete. Was hatte das zu bedeuten?
„Wenn ich Kampfschaden erhalten würde, kann diese Karte ihn negieren und sich danach als Monsterkarte spezialbeschwören! Zudem wird der erhaltene Kampfschaden zu den ATK dieses netten Kerlchens!"
Gimmick Box sah aus, wie ein mechanisches Gebilde mit Zahnrädern und Spulen. Und es hatte nun einen Angriff von 2000. Kimiko wusste immer noch nicht, was sie von diesem Deck halten sollte. Es war unheimlich und faszinierend zugleich und einmal mehr bewunderte sie IV für sein Talent.

Hikaris Beine zitterten immer noch. Doch der Anblick von Gimmick Box war immer noch erträglicher, als der dieser Puppenmonster. Sie sah zu III, der sich an IV gewandt hatte.
„Nii-sama, bitte beeile dich. Wenn sie diese nicht während ihrer vorherigen Spielzügen beschwört haben, dann haben sie auch keine Numbers."
IV lächelte noch mehr. „Ich weiß~"
Numbers? Hikari blinzelte verwirrt. Was in aller Welt sollten denn Numbers sein?
Sie sah zu Yuuma, der sichtlich schockiert wirkte. „Yuuma-kun?"...
Dann sah sie wieder zu IV, dessen Lächeln immer sadistischer wurde.

Auch Kimiko verwirrte dieser Wortwechsel. Was meinte IVs kleiner Bruder damit? Was waren Numbers? Worum ging es in dem Duell? War das etwa kein freundschaftliches Spiel? Hatte dieses Mädchen namens Satsuki etwa doch damit Recht, dass man IV nicht trauen konnte? Aber das konnte nicht sein. IV war der sanftmütigste und ehrlichste Duellant, den es gab...

„Numbers?", entfuhr es Satsuki und sie knirschte mit den Zähnen. „Kein Plan, von was die halbe Portion da faselt, aber ich WUSSTE doch, dass dieser Sack was im Schilde führt!", zischte sie.
Ayami nickte nur. Der Begriff „Numbers" rüttelte Etwas in ihr wach. Sie hatte in den letzten Tagen öfter nun schon diesen zu hören bekommen. „Satsuki...", flüsterte sie. „Ich denke, ich werde deine Hilfe wirklich noch brauchen können..."
Satsuki sah zu ihrer besten Freundin und nickte. „Ha... Ich werde tun, was ich kann!"

Kimiko sah weiter zu IV. Sein eben noch so freundliches Lächeln hatte sich in ein sadistisches Grinsen verwandelt, was Kimiko erschaudern ließ.
„Denke, es ist an der Zeit... ihnen meinen wahren Fanservice zu zeigen~", hörte sie IV sagen.
Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust. Was passierte hier?! Ihr geliebter IV-sama, was war mit ihm? Sein wahrer Fanservice? Eine Mischung aus Verwirrtheit, Neugierde und Angst breitete sich in ihr aus. Und sie war nicht die Einzige, die verwirrt war. Auch IVs Gegner waren es.
IV streckte seine rechte Hand, deren Rücken immer noch violett leuchtete, gestikulierend seinen Gegnern entgegen, ohne die Beiden richtig anzusehen. „Ich biete euch Hoffnung an! Und dann stehle ich sie euch! Das ist genau dieser Moment, in dem Menschen anfangen, die schönsten Gesichter zu machen~ Euch genau solche Gesichtsausdrücke zu schenken... Das ist mein Fanservice!"
Langsam sah er zu ihnen und das sadistische Grinsen war noch breiter geworden. Auch seine Tonlage hatte sich komplett verändert. Die Art, wie er sprach hatte sich verändert. Seine Freundlichkeit. All die Sanftheit, die Kimiko an IV liebte, war dahin. Alles, was blieb, war die Erkenntnis, dass alles, was sie je geglaubt hatte, über IV zu wissen, nichts weiter, als eine Lüge war. Der sanftmütigste und freundlichste Duellant der Welt... war in Wahrheit ein sadistischer Mistkerl, der den Schock und das Leid seiner Gegner sichtlich genoss. Sie wich einige Schritte zurück. Etwas in ihr zerbrach und doch keimte etwas Neues in ihr auf.
Es war aber kein Hass und auch nicht das Gefühl von Betrug, wie Satsuki es verspürte. Nein. Diese Seite von IV... sein wahres Selbst... Es gefiel ihr! Auch wenn all das, was sie je geglaubt hatte, aus seinen Grundfesten gerissen worden war, so konnte sie nicht aufhören, ihn zu lieben. Und wenn dies sein wahres Ich war, dann würde sie auch diese Seite von ihm umarmen. Sie war nicht, wie die Fangirls, die nur den freundlichen IV liebten. Die nun an dieser Stelle Reißaus genommen hätten. Sie liebte ihn auch so!
„IV-sama, zeig es ihnen!", rief sie, sich dessen völlig unbewusst und es war dieser Moment, in dem er für Sekunden sie baff anstarrte. Es waren wirklich nicht mehr, als Sekunden, aber diese Sekunden reichten Kimiko aus, um sich sicher zu sein, dass er gerade tief in ihre Seele geblickt hatte.
„Bei der ist Hopfen und Malz verloren... Der Sack zieht dieselbe Scheiße schon wieder ab und die findet das auch noch toll! Muss wohl 'ne Masochistin sein.", hörte sie Satsuki fluchen, doch es war ihr egal. Ihr Blick galt nur noch IV.

„Mein Turn, Draw!", rief dieser mit seinem immer noch breiten Grinsen im Gesicht. „Eure Art zu duellieren war wirklich herrlich! Eure Kombination und Taktiken! Aber davon abgesehen... Im Endeffekt war es nicht einmal auch nur ansatzweise das Level, was man bräuchte, um mich zu schlagen! Ich beschwöre Gimmick Puppet – Scarecrow!", rief IV.
Er hatte sie. Er hatte sie da, wo er sie haben wollte. Diese Ahnungslosen, dummen Schäfchen, die ihm so blind gefolgt waren und so naiv gewesen waren, auf seine Masche reinzufallen. Und nun würde er sie mit seinem Fanservice vernichten. Kein Erbarmen. Kein Entkommen!
Und doch wunderte es ihn, dass dieses Mädchen, dem er nun schon so oft begegnet war, immer noch sein Fan zu sein schien. Doch er hatte jetzt nicht die Zeit, darüber nachzudenken. Dieses Duell musste nun ein Ende finden. „Und nun aktiviere ich die Magic Card: Level Cross! Wenn ich eine Karte von meiner Hand zum Friedhof schicke, kann ich das Level eines Monsters mit Level 4 oder niedriger verdoppeln!" Damit wurde das Level der mechanischen Vogelscheuche zu Level 8.
„Ich hoffe doch wirklich, ihr genießt den Geschmack meines FANSERVICE!", rief er und ließ das flammenartige Crest auf seinem Handrücken noch stärker aufleuchten.
„Ich überlagere meine Level 8 Gimmick Box und Scarecrow! Und mit diesen beiden Monstern bilde ich das Overlay Network! Xyz-Beschwörung! Zeige dich uns, Numbers 15!" Aus dem Overlay Network entstieg ein riesiges Monster, gleich einer gigantischen, schwarzbemalten Marionette, die langsam an ihren Fäden hochgezogen wurde.
„Der Gesandte der Hölle, die Puppe, die die Fäden des Untergangs kontrolliert... Gimmick Puppet – Giant Killer!"

Hikari spürte, wie ihr schwindlig bei dem Anblick wurde. Die kleinen Puppen waren ja schon gruselig genug gewesen. Aber dieses Monstrum ließ sie laut aufschreien. Panisch und ohne wirklich zu merken, was sie da tat, hielt sie sich an III fest und vergrub ihr Gesicht in dessen Brust. Sie wollte es nicht ansehen. Sie wollte nicht länger zusehen! Dieses... Ding... war ihr schlimmster Alptraum. Sie würde noch Monatelang davon in ihren Träumen verfolgt werden.

III wirkte perplex, als Hikari sich so an ihn klammerte und errötete, als sie gar ihr Gesicht in seiner Brust vergrub. Er hatte nicht damit gerechnet, dass dieses zierliche Mädchen SO reagieren würde. Dass Hikari scheinbar eine Phobie gegen Puppen und Marionetten haben musste, das war ihm ja bereits aufgefallen, aber dennoch wusste er gerade kaum, was er machen sollte. Verlegen tätschelte er nur ihren Rücken. „E-es... Es ist alles gut... Mein Bruder gewinnt gleich und dann musst du das nicht mehr sehen....", nuschelte er und blickte mit geröteten Wangen zur Seite. Auch wenn er Hikari gerade erst kennengelernt hatte. Süß war sie auf jeden Fall.
Hikari zuckte zusammen und sah zu ihm auf. „V-Verzeihung!", stammelte sie wieder und löste sich von ihm. Ihren hochroten Kopf vergrub sie in ihren Händen.
„Schon gut, schon gut.", antwortete III beschwichtigend und versuchte sich wieder auf das Duell seines Bruders zu konzentrieren.

„Er hat eine Numbers!?" Ayami blickte zu Yuuma, der diesen Satz gerufen hatte und wieder zu der gruseligen Marionette. „Hatte er sowas schon, als ihr euch duelliert habt?", wandte sie sich an Satsuki, die heftig den Kopf schüttelte.
„Nein! Das ist echt ein völlig neues Deck! Und diese Numbers-Teile... Was geht mit diesen Dingern!? Was ist das für ein Scheiß!? Wenn der meint, mit Puppen spielen zu müssen, schön... Jeder hat so seine Vorlieben. Aber dieses Ding sieht einfach nur echt krank aus..."
Ayami zuckte immer noch völlig starr mit den Schultern. „Ich weiß es nicht... Aber... ich hab so ein seltsames Gefühl bei der Sache..."

Kimiko starrte Giant Killer an. Angst vor Puppen hatte sie eigentlich nicht. Aber dieses Monster war einfach nur verstörend. Der Marionettenartige Körper mit den Beinen, die auf Schienen mit Rollen lagen. Dieser Blick aus grünen, ausdruckslosen Augen. So ein Monster hatte Kimiko noch nie gesehen. Sie wusste noch nicht, was eine „Numbers" sein sollte. Yuuma sprach davon, als wären diese Numbers besonders furchtbare Karten. Was unterschied eine Numbers von einem normalen Xyz-Monster?
Wie hätte Kimiko in diesem Moment auch nur schon erahnen können, in was sie da hineingeraten war?
„Durch den Effekt von Xyz Colosseum steigen Giant Killers ATK nochmal um 200 Punkte! Und nun aktiviere ich den Effekt von Giant Killer!", fuhr IV seinen Zug fort. „Wenn ich eine Overlay Unit abhänge, kann Giant Killer alle Xyz-Monster meiner Gegner in diesem Zug zerstören!"
Einige Puppenfäden kamen auf das Xyz-Monster von Tetsuo zugeflogen, hakten sich an diesem Fest und zerrten es mit. In dem Moment öffnete sich Giant Killers Bauch und offenbarte etwas, das aussah, wie eine Art Schrottpresse oder Häcksler. Archduke wurde dort hineingezogen und dabei zerstört.
Während andere erschrocken die Augen zusammenkniffen und die ihr noch unbekannte Hikari einen weiteren Schwächeanfall erlitt, stand Kimiko nur mit offenem Mund da.
„...Und dann erhaltet ihr Schaden, in Höhe des Angriffs eurer zerstörten Monster!", fuhr IV grinsend fort und aus Giant Killers Bauch, zwischen all den schnell drehenden Zahnrädern, die Archduke verschrottet hatten, trat eine Kanone hervor. „Tinplate Archduke hatte 2400 Angriffspunkte! Koste meinen Fanservice!"
Ein roter Energiestrahl schoss aus der Kanone und traf Tetsuo, der nach hinten geschleudert wurde und auf dem harten Boden landete. Die Life Points von ihm fielen von 4000 auf 1600.
Doch es war noch nicht vorbei. Kimiko, die kurz zu Tetsuo gesehen hatte, blickte wieder zu IV, der nun den Klassensprecher anstarrte.
„Und du bist der Nächste!"
Schreckensstarr konnte dieser nur mit ansehen, wie sein Monster von Giant Killer genauso brutal vernichtet wurde.
„Und noch einmal: Ich zerstöre dein Monster und du erhältst den Schaden, in Höhe der Angriffspunkte deines Monsters!"
Und auch er wurde von dem Energiestrahl aus der Kanone getroffen und flog nach hinten, während seine Life Points von 4000 auf 2000 sanken.
Kimiko konnte Yuuma schreien hören. Seine beiden Freunde lagen fast geschlagen auf dem Boden. Das Duell war beinahe vorbei und IV stand dort und schwelgte in dem Anblick seiner niedergestreckten Feinde.
„Einfach wundervoll. Es ist so schön~ Diese Gesichtsausdrücke! So schmerzvoll und verwirrt! Und sie erstrahlen nur durch meinen Fanservice!"
Kimiko zitterte. Doch es war nicht nur Angst, die sie zittern ließ. Es war auch nicht einfach nur Aufregung oder Verwirrtheit. Es war noch etwas anderes. Aber sie konnte es nicht aussprechen. Es war einfach IVs Stimme. Dieser Sadismus darin und die Tonlage. Warum klang seine Stimme so noch viel erotischer als ohnehin schon? Warum wünschte sie sich fast, er würde mit dieser Stimme auch so zu ihr sprechen?
Leicht schluckte sie, presste ihre Oberschenkel etwas fester gegeneinander und errötete unter dieser Vorstellung. IV war immer noch nicht fertig mit seinem Spielzug.

„Und der wahre Fanservice hat gerade erst angefangen! Ich aktiviere den Effekt von Gimmick Puppet – Baby Face in meinem Friedhof! Wenn dieses Monster nach der Zerstörung durch Kampf in meinem Friedhof ruht und die Monster, die es zerstört haben, ebenso sich im Friedhof befinden, kann ich meine beiden Baby Faces zurückholen!" Die zwei Puppen stiegen kichernd aus ihren Gräbern hervor. Hikari, die sich gerade von dem Schock erholt hatte, schluckte erneut und hielt sich eine Hand vor ihren Mund.

„Wie grausam...", murmelte Ayami, die selber fassungslos da stand. „Wie kann er nur so mit diesen Kindern umgehen, die ihn doch bewundert haben...?"
Satsuki blickte zur Seite. „Jetzt weißt du, warum ich diesen Kerl so verabscheue! Das hat er auch mit mir gemacht. Mich erst zu sich gelockt und dann mein Herz rausgerissen..." Sie ballte ihre Hände so stark zu Fäusten, dass ihre Knöchel weiß wurden und ihre Fingernägel sich tief in ihre Handinnenflächen gruben. „Und er ist noch schrecklicher als damals! Der ist nicht nur ein Arsch! Der ist ein verdammtes Mo-" Weiter kam sie nicht, weil ihr Jemand eine Schelle verpasste. Satsuki sah auf und starrte in die zornfunkelnden Augen von Kimiko.
„Rede NIE WIEDER so über ihn! Du weißt doch gar nicht, warum er so ist! Vielleicht gibt es einen Grund für sein Verhalten!", fauchte sie.
Satsuki rieb sich ihre Wange und funkelte Kimiko nicht minder wütend an. „Und das weißt du woher?! Tu nicht so, als würdest du den Kerl persönlich kennen! Stell dir vor, es gibt einfach so Ratten, denen es Spaß macht, andere Leiden zu sehen! Sieh es ein, dass dein geliebter ‚VI-sama' nichts weiter, als ein sadistischer Psychopath ist!"

Kimiko starrte sie weiter an. In einem Punkt hatte Satsuki leider Recht. Sie kannte IV nicht persönlich. Sie wusste nur die Dinge, die im Internet über ihn geschrieben standen oder im Fernsehen gesagt wurden. Dinge, die eben der Öffentlichkeit bekannt waren. Wie groß er war, wann er Geburtstag hatte und ungefähr von wo er herkam. Solche Daten, die man als Fan eben gut herausfinden konnte. Aber sie wusste nichts über sein privates Leben. Und dieser Gedanke schmerzte sie. Es war verrückt, zu hoffen, dass sie irgendwann mehr über ihn erfahren würde. Mit einem Duellanten-Idol wie ihm zusammenkommen könnte. Das war ein Traum, der sich wohl eh nie erfüllen würde. Dennoch...
„Du weißt aber auch nichts Privates über ihn, Sawashiro-san." Das waren die letzten Worte, die sie noch an ihr Gegenüber aussprach, bevor sie sich dem Duell wieder widmete.
„...Und in dem ich meine beiden Baby Faces von meinem Feld verbanne, kann ich Tinplate Archduke und Vaccinegal als Spezialbeschwörung zurück aufs Feld rufen!"
Durch Puppenfäden wurden die beiden Monster von den beiden Puppen aus ihren Gräbern zurück aufs Feld gezogen, ehe die beiden Baby Faces sich auflösten.
„Und in diesem Moment, aufgrund des Effekts von Xyz Colosseum, erhält Tinplate Archduke 200 Angriffspunkte dazu!", fuhr IV fort. Kimiko schielte kurz zu Yuuma, der wieder mit der Luft zu reden schien und beäugte das Ganze, ehe sie wieder zu IV sah.
Dieser grinste wieder. „Ihr seid nichts weiter, als Puppen, geführt von den Fäden, die eure Zerstörung einleiten. Ihr könnt meiner Kontrolle nicht entkommen!"
Und erneut wurden die Monster seiner Gegner von Giant Killer vernichtet. Es war eine Endlosschleife und IV lachte. Dieses sadistische Lachen drang in Kimikos Ohren und in ihren Kopf ein. Und obwohl sie sich wohl hätte fürchten sollen, fürchtete sie sich aber nicht.
„Aalt euch in Schmerzen!"

Erneut richtete Giant Killer seine Kanone auf seine Gegner. Erst traf es Tetsuo, der nach hinten wieder geschleudert wurde und auf den Boden prallte. Dann traf es Takashi, der auch nach hinten geschleudert wurde. Beide hatten soeben das Duell verloren und doch...
„Ich bin noch nicht fertig! Mein Fanservice ist noch nicht vorbei!", rief IV.
„Todoroki-kun! Takeda-kun! HÖR AUF!!" brach es aus Hikari hervor, die nur noch am Zittern war und Tränen rannen über ihr Gesicht. Doch IV hörte nicht auf. Warum hätte er auch auf sie hören sollen oder auf irgendwen. Dieser Duellant war wirklich so grausam, wie der kalte, berechnende Blick, den sie in seinen Augen einst bemerkt hatte. Sie schrie erneut, kniff die Augen zusammen und spürte nur, wie zwei Arme sich um sie legten und sie festhielten.
„Sieh nicht hin."
IIIs freundliche, sanfte Stimme drang an ihre Ohren. Sie hörte das Pulsieren ihres eigenen Herzes in ihrem Kopf. Ihr Atem ging schneller und schneller. Sie bekam kaum Luft. Aber ihr war warm.
Alle Stimmen um sie herum, hörten sich so weit entfernt an...

„Warte! Das Duell ist längst vorbei!", brüllte Yuuma.
Ayami sah zu ihm, während sie einfach ihre Arme um Satsuki gelegt und diese freundschaftlich an sich gedrückt hatte.
„Mir wird übel...", nuschelte diese. „Der Kerl macht mich krank..."
IV sah zu Yuuma. Mit einem noch breiteren Grinsen als ohnehin schon. „Siehst du nicht, wie sehr sie meinen Fanservice genießen? Los! Giant Killer! Final Dance!"
Noch ein letztes Mal schlug Giant Killer mit einer Art Peitsche auf seine schon am Boden liegenden Gegner ein.
Ayami tätschelte Satsuki den Rücken. „Shhh... Alles ist gut..." versuchte sie ihre Freundin zu beruhigen und kniff selbst ihre Augen zusammen. Sie fühlte, wie unbändige Wut in ihr hochstieg. Dieses Turnier sollte doch eigentlich Spaß machen. Und sie hatte nur gehofft, einen Hinweis auf das Verschwinden ihrer Mutter zu bekommen. Aber das hier, das war kein Spiel mehr. Das war wirklich bitterer Ernst. Hier waren Duellanten, die gefährlich waren und alles für den Sieg taten. Aber vielleicht waren es aber auch genau diese Duellanten, die ihr im Endeffekt auf der Suche nach Spuren hilfreich werden konnten...
Sie beobachtete noch das makabere Szenario, in dem die Grabsteine von IVs Gegnern aus dem Boden emporstiegen, ehe sie ihren D-Gazer abnahm, um dies nicht weiter sehen zu müssen. Sie hatte genug für heute gesehen.

Kimiko stand wie versteinert da. IV hatte gewonnen. Doch hatte dieser letzte Angriff noch unbedingt sein müssen? Seine Gegner waren immer noch Kinder. Sie zitterte immer noch. Doch nun, wo es vorbei war, fühlte sie auch die Angst. Sie liebte IV trotz allem. Auch diese düstere Seite seines Charakters liebte sie an ihm. Sein wahres Wesen. Dennoch, dieser letzte, völlig übertriebene Angriff hinterließ einen seltsamen Beigeschmack. Sie beobachtete Yuuma und seine Freundin, die zu ihren besiegten Freunden rannten. Sie beobachtete Hikari, die von IVs jüngerem Bruder langsam losgelassen wurde und wild in ihrer Tasche scheinbar nach Asthma-Spray grub, was IVs Bruder netterweise mit ruhiger Hand hervorzog und ihr gab. Sie beobachtete Ayami, die mit Satsuki sich langsam zum Gehen wenden wollte.
Doch eigentlich sah sie nicht wirklich etwas von Alledem. Alles, was sie sah, war IV, der nun da stand.
„Wie konntest du nur!? Die zwei haben dich total bewundert!", hörte sie Yuuma wütend rufen, der neben seinen besiegten Freunden kniete.
Doch IV lachte nur kalt. „Ein echter Star gibt alles, für seine Fans! Und damit meine ich wirklich alles..."
„Was sagst du da...?" Langsam stand Yuuma auf. „Das werde ich dir niemals vergeben, IV! Duellier dich mit mir!"
IV grinste verächtlich. „Willst du etwa auch mein Fan werden?"
Kimiko wollte etwas sagen. Irgendetwas einwerfen. Doch ihr Mund fühlte sich Trocken an. Der Trinkbecher war ihr unlängst aus der Hand gefallen und kullerte auf dem Boden. Irgendwas... Irgendwas... musste sie doch...
Und gerade als sie ihren Mund öffnete, gerade, als Ayami und Satsuki den Schrottplatz schon beinahe verlassen hatten, gerade als Hikari sich langsam etwas beruhigt hatte... Gerade in diesem Moment ertönte das Geräusch eines Motors, ähnlich dem eines Motorrads und eben ein solch ähnliches Fahrzeug kam über einer der Erhöhungen um den Schrottplatz herum genau auf diesem gelandet. Mit quietschenden, rauchenden Reifen hielt das Fahrzeug direkt gegenüber von IV und seinem kleinen Bruder.
Und Kimiko erkannte den jungen Mann, der auf dem Fahrzeug saß.
Es war Kamishiro Ryouga. IVs Gegner aus seinem letzten, großen Turnier.
„Endlich hab ich dich gefunden." Er stieg von seinem Fahrzeug und schob die Schutzbrille seines Helmes hoch.
„Hast du etwa schon das Gesicht, deines größten Fans vergessen, IV!?"