Number 2: Des Engels wahres Gesicht?! - Hikaris erstes Duell!

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Hikari hatte kaum geschlafen. Auch wenn sie es natürlich versucht hatte, aber die Nervosität ließ dies kaum zu.

So stand sie an diesem frühen Morgen in der Küche und machte sich einen Tee und eine Scheibe Brot. Mehr brachte sie eh nicht runter.
Für die Eröffnung des World Duel Carnivals, hatte sie sich ein fliederfarbenes Sommerkleid mit etwas breiteren Trägern und Rüschen am Ausschnitt angezogen, das etwas länger war, als der Rock ihrer Schuluniform. Darunter hatte sie ihre sonst schwarzen Strumpfhosen, die sie immer unter ihrem Uniform Rock trug, gegen eine violette Strumpfhose ersetzt und oben herum trug sie noch ein leichtes Oberteil unter dem Kleid. Das Oberteil war lila-violett gestreift, schulterfrei und die Ärmel gingen bis zu ihren Ellbogen. Um ihre Hüften herum trug sie bereits ihren schwarzen Gürtel, an dem ihre beiden Decktaschen für ihr Deck und ihr Extra Deck hingen. In einer kleineren weiteren Tasche befand sich ihr D-Gazer und auch ihr Notfall-Asthmaspray und die Eisentabletten gegen ihre Anämie hatte sie dort untergebracht. Zu guter Letzt hing ihre noch zusammengeklappte Duel Disk, die einen rosa Farbton besaß, ebenso an diesem Gürtel.
Nachdem Hikari fertig mit Essen war, ging sie langsam in den Flur und sah noch einmal in den Flurspiegel.
Kurz klopfte sie sich auf ihre Wangen. „Du schaffst das, Hikari! Alles wird gut!", versuchte sie sich selbst Mut zuzureden, obwohl ihr alles andere, als danach war. Ihr war vor Aufregung schon leicht schwindlig, aber das versuchte sie zu ignorieren. Sie griff nach ihrem normalen Spray für zu Hause, das auf dem Flurregal unter dem Spiegel lag und inhalierte kurz. Sicher war sicher. Nicht, dass sie vor lauter Nervosität bei der Eröffnung noch einen Anfall bekam.
Hikari warf noch einen Blick auf ein Bild an der rechten Flurwand. Darauf zu sehen, war eine zierliche, schlanke Frau mit dunklen, violetten Haaren, von der Hikari eindeutig die hellblauen Augen geerbt hatte und ein großer Mann mit ebenso fliederfarbenen Haaren und weißem Pony, wie Hikari es besaß und einem Dreitagebart.
„Okaa-san, Otoo-san, ich gebe mein Bestes!", sagte Hikari leise zu dem Bild.
Immerhin hatte sie das auch ihren Eltern versprochen, als sie abends noch kurz mit diesen per Videoübertragung telefoniert hatte.
Hikaris Eltern arbeiteten im Ausland als Ärzte und waren vor allem in Krisengebieten und ärmeren Ländern im Einsatz. Hikari fand dies ziemlich bewundernswert und auch wenn sie ihre Eltern oft vermisste, so wollte sie unbedingt später auch einmal Ärztin werden und anderen helfen.
Sie nahm ihren Haustürschlüssel von der Kommode und ging mit einem letzten Blick auf das Bild aus dem Haus. Nachdem sie abgeschlossen hatte, stopfte sie ihren Schlüssel mit zu ihrem D-Gazer und ihrer Medizin. Danach zog sie ihre Hausschuhe aus und schlüpfte in ein Paar magentafarbener Lackschuhe.
„Hikari-chan!"
Hikari sah auf.
Maria stand vor ihr. In dem weißen, knielangen Sommerkleid mit den Spaghettiträgern und ihren goldenen Armreifen, so wie den weißen Sandalen sah sie mehr denn je wie ein Engel aus.
Hikari beneidete das natürliche Strahlen, das immer von der jüngeren auszugehen schien. Sie war wirklich wie helles Licht, während Hikari selbst es nur von ihrem Namen her zu sein schien.
„Maria-chan, was machst du hier?", fragte Hikari ihre Nachbarin verwundert.
„Na was wohl. Ich hole dich ab. Wir gehen zusammen zu der Eröffnung."
„Eh... D-Danke.", stammelte Hikari noch völlig durch den Wind.
Maria packte sie einfach am Arm und lief schon gleich mit ihr los. „Wir sollten nicht so trödeln, sonst verpassen wir noch alles."

„Ayami-chaaaan! Ayami-chaaaaaaan!"
Ayami hatte gerade ihr Elternhaus verlassen und wollte sich umdrehen, als sie schon zwei Hände an ihren Brüsten fühlte, die diese ein paar Mal ordentlich zusammenpressten.
„Satsuki! Lass das!", rief sie knallrot und drehte ihren Kopf in Richtung ihrer besten Freundin.
Satsuki grinste breit. „Deine Brüste sind aber so schön groß und weich, Ayami-chan!", sagte diese vergnügt und ließ dann aber wieder von Ayami ab, die sich mit hochrotem Kopf komplett zu ihr umdrehte und Satsuki musterte. Satsuki trug eine große Sporttasche mit sich und Ayami fragte sich, was Satsuki da wohl drin versteckt hatte.
„Du bist echt schlimm.", seufzte Ayami. „Was hast du da eigentlich in der Tasche?"
Satsuki bleckte kurz ihre Zunge. „Pöh." Dann aber verwandelte sich ihr Gesichtsausdruck in ein geheimnisvolles Grinsen. „Tja. Das ist ein Geheimnis."
Ayami hob kurz eine Braue. „Ooookay." Dann zuckte sie mit den Schultern und sah auf ihre Armbanduhr. „Wie auch immer. Wir sollten uns beeilen."
So liefen die beiden Freundinnen los, so schnell es eben ging, da Satsuki doch recht gut an ihrer Tasche zu schleppen hatte.
Ayami hatte die Uniform ihrer Oberschule gegen ein hellblaues, bauchfreies Top mit nur einem Träger auf der rechten Seite ausgetauscht. Darunter trug sie ein ebenso bauchfreies, violettes Oberteil, dass auf der rechten Seite ärmellos war und links einen langen Ärmel besaß, aber Schulterfrei war. Dafür trug sie rechts eine Armstulpe in demselben violett, wie dem, des unteren Oberteils. Zudem hatte sie einen blauvioletten, kurzen Jeansrock an und trug darunter eine kurze, schwarze Radlerhose. Ihre Beine zierten violette Stulpen, die in Freizeitschuhen mit einem leichten, dicken Absatz steckten und Ayami zumindest etwas größer machten, als sie mit ihren gerade mal 1,54 Metern eigentlich war. An ihre linke Hand hatte sie einen schwarzen, fingerlosen Handschuh gezogen.
Auch hatte sie ebenso einen Gürtel mit Decktaschen und ihrer Duel Disk dran an.
Satsuki war dagegen recht schlicht angezogen. Wie immer trug sie ihr knapp schulterlanges Haar in zwei Rattenschwänzen und hatte sich über einem schwarzen Top ein graues T-Shirt angezogen, auf dem auf der linken Brustseite ein violetter Stern prangte. Dazu trug sie dunkelblaue Hotpants, deren Beinöffnungen sehr fransig waren, so wie schwarzweiß-gestreifte, lange Strümpfe, die weit über ihre Knie gingen und rote Turnschuhe. Passend zu den roten Schuhen hatte sie sich auch rote, fingerlose Handschuhe angezogen. Um ihren Hals trug sie ein schwarzes Halsband, mit einem roten Edelstein als Anhänger. Dieses Halsband zog sie nicht mal in der Schule aus und Ayami hatte sich schon oft gefragt, ob es denn eine bestimmte Bedeutung für Satsuki hatte, ähnlich wie für sie ihre Kette, die sie immer trug und die einen blauen Edelstein als Anhänger hatte.
Als sie den großen Freizeitpark von Heartland City erreicht hatten, war bereits die Hölle los.
Hunderte und Tausende von Menschen standen überall zusammengedrängt, auf jedem noch so freien Platz, um dem Spektakel der Eröffnung beizuwohnen. Fliegende Roboter mit Bildschirmen flogen durch die Gegend, auf denen das strahlende Gesicht von Mr. Heartland einem jeden entgegen prangte.
Es wurden Feuerwerkskörper in die Luft geschossen und eine eine Parade, angeführt, von Trompete spielenden O-Bots zog durch die Straßen und verkündigte den Auftakt des großen Duell-Events.
Ein jeder hatte bereits seinen D-Gazer aufgesetzt um Mittels der AR-Vision zu sehen, wie um die Spitze des Heartland-Towers, auf der ein großes Herz prangte, die Worte „Welcome to Heartland" ihre Kreise zogen.
Satsuki quetschte sich mit Ayami durch die Menge. „Hier ist echt was los.", sagte sie dabei und trat dabei aus Versehen einer zierlichen Mittelschülerin auf den Fuß, die sich bereits nach vorne durchgemogelt hatte.
Das Mädchen verzog schmerzhaft das Gesicht und Satsuki drehte sich kurz zu der Kleinen um. „Sorry!"
Ayami, die mittlerweile auch ihren D-Gazer aufgesetzt hatte, versuchte, so gut es ging, einen Blick zu ergattern, während neben ihr sich gerade auch Yuuma und seine Freunde durch die Menge drückten.

Kimiko lief durch die Mengen. Auch sie hatte ihren D-Gazer, der in ihre Brille integriert war, aktiviert und schlürfte mal wieder lautstark an ihrem Getränkebecher den dieses Mal ein Anhänger von einem Magical Girl namens Mamirin zierte. Auch wenn sie nicht teilnahm, allein die Aufregung und Neugierde reichte aus, dass ihr Herz flatterte. Immerzu blickte sie nach oben in den Himmel, bis sie mit Jemandem zusammenstieß und unsanft auf den Hintern fiel. Ihre Brille hing schief auf ihrer Nase und der Getränkebecher fiel ihr dabei aus der Hand und rollte ein paar Meter über den Boden, bis er vor den Füßen, der Person liegen blieb, mit der sie zusammengestoßen war.
„Kannst du nicht aufpassen, du Tro-", schimpfte sie, aber verstummte auf der Stelle, als sie nach oben in das Gesicht, der Person sah.
Rubinrote Augen blickten ihr entgegen. Die Sonne hinterließ einen goldenen Glanz in seinem blonden Pony.
„Du solltest etwas vorsichtiger sein und aufpassen, wo du hinläufst, kleines Kätzchen."
Er bückte sich etwas und hob den Getränkebecher zu seinen Füßen auf.
Seine dunkle, erotische Stimme ließ ihre Beine erst recht zu Pudding werden und sie traute ihren Ohren und ihren Augen kaum, als er ihr seine Hand reichte und ihr aufhalf. Sanft drückte er ihr den Getränkebecher zurück in die Hand und richtete sogar ihre Brille, dass diese wieder ordentlich gerade auf ihrer Nase saß. „Verpass meinen Fanservice nicht!", sagte er mit einem engelsgleichen Lächeln, als er sich umdrehte und ihr noch kurz winkte. Dann war er auch schon wieder in der Menge verschwunden.
Kimiko stand, immer noch von dem schwindelerregenden Gefühl übermannt, völlig entgeistert da.
„IV-sama...."
Eines wusste sie. Sie würde sich NIE wieder ihre Hände waschen, NIE wieder ihre Brillenbügel putzen und NIE mehr ihre Getränkedose von außen säubern. Nicht, nachdem ER das alles berührt hatte.
Das sie ihm einfach so begegnen würde. Dass er ihr einfach so helfen würde.
Ihr Herz hämmerte lautstark gegen ihre Brust. Nein, seinen Fanservice wollte sie definitiv nicht verpassen.
Immer noch in Gedanken, hörte sie dem überall eingeblendeten Mr. Heartland, der gerade die Regeln des World Duel Carnivals erklärte, überhaupt nicht zu.

Ruri blickte aus dem Fenster des Heartland Towers. Trotz dem bunten Treiben draußen, war ihr alles andere, als Wohl zumute. Sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen, wann immer ein Roboter mit Bildschirm vorbeiflog und ihr Heartlands grinsende Fratze entgegenblickte. Wie sehr sie diesen Mann doch verabscheute. Er war wie ein Krebsgeschwür, das von überall strahlte und nicht mehr zu bekämpfen war. Und doch. Ohne ihn wäre sie jetzt nicht hier, wo sie war. Ohne ihn... Ja. Ohne ihn hätte sie Kaito nicht kennengelernt. Hätte Haruto nicht kennen gelernt.
Kurz blickte sie zu dem kleinen Jungen, der mit ausdruckslosem Gesicht neben ihr stand.
Seine Augen schienen völlig ins Leere zu blicken und Ruris Herz zog sich für einen Moment zusammen.
Sie verfluchte Heartland und sie verfluchte Dr. Faker.
„Onee-chan?"
Ruri zuckte auf, als sie Harutos Stimme hörte und sah zu ihm. „Was ist denn?"
„Musst du nicht auch nach unten?" Seine Stimme klang genauso emotionslos, wie sein Blick wirkte.
„Schon...", sagte sie langsam. „Aber..."
„Sie haben alle so viel Spaß..."
Ruris Herz zog sich wieder zusammen. Sie wünschte sich so sehr, dass dieser kleine Junge wieder gesund werden würde und wieder ein normales Leben führen konnte.
„Haruto..." Vorsichtig legte sie eine Hand auf dessen Schulter und zuckte auf, als sie das Geräusch, des Aufzugs vernahm.
„Hier steckst du also."
Haruto drehte sich um. „Nii-san."
Kaito ging erst einmal zu seinem Bruder. „Ich habe dir Kakao mitgebracht, Haruto.", sagte er und seine Stimme klang dabei so sanft und weich, wie sonst nie. Nur bei Haruto zeigte Kaito, dass hinter seiner harten und eiskalten Schale ein weiches Herz steckte. Ruri beobachtete die Beiden eine Weile.
Irgendwo beneidete sie Kaito und Haruto um deren enges Verhältnis. Diese Familienbande, die sie selbst, nie besessen hatte. Und auch wenn sie oft auf Haruto aufpasste und er sie „Onee-chan", nannte, so wusste Ruri, dass sie dennoch nur eine Außenstehende war. Dass sie nicht zu dieser Familie gehörte. Aber genau aus diesem Grund, hatte sie sich umso mehr geschworen, alles für die Beiden zu tun, was in ihrer Macht stand und für sie zu kämpfen.
Kaito vermochte vielleicht nicht, es wahrzunehmen, aber Ruri wollte ihm und Haruto dennoch das Gefühl vermitteln, nicht komplett allein zu sein.
Sie wollte es zumindest versuchen. Auch wenn sie als Numbers Hunter nie SO erfolgreich werden würde, wie Kaito es war, sie wollte Kaito einen Teil seiner Bürden abnehmen. Auch, weil sie wusste, wie es um ihn stand. Und dieser Gedanke machte ihr Angst. Wahnsinnige Angst.
„Ruri."
Ruri zuckte auf. Sie hatte gar nicht registriert, dass Kaito wohl schon eine ganze Weile quasi vor ihr stand.
Leicht errötete sie „Verzeihung. Ich war in Gedanken.", nuschelte sie verlegen.
Sie schaffte es nie lange, Kaitos stechendem Blick Stand zu halten.
„Wir müssen los.", war nur seine monotone Antwort und Ruri folgte ihm nickend.
Warf nur noch einen kurzen Blick über die Schulter, zu Haruto, der mit seinem Kakao erst einmal auf seinem Bett nun saß und ihnen hinterher starrte.

Hikari rieb sich kurz ihren Fuß und starrte dem Mädchen, mit den orangen Rattenschwänzen hinterher.
„Was für ein ungehobeltes Trampeltier.", murmelte Maria neben ihr. „Diese Oberschüler haben einfach kein benehmen."
„Woher willst du wissen, dass sie in der Oberschule ist?"
Maria zuckte mit den Schultern. „Geraten. Nun. Wie auch immer."
„Mhh.." Hikari sah sich noch in der Menge um und zuckte kurz auf, als sie Ryouga einige Meter weiter stehen sah.
Dieser fing ihren Blick für einen Moment auf.
„Kamishiro-kun..." Hatte er nicht groß gepredigt, er hätte nicht vor, am WDC teilzunehmen? Immerhin hatte er das zu ihr gesagt, als sie durch Zufall nach der Schule in ein ganz kurzes Gespräch gekommen waren, nachdem er sie auf ihr Heart Piece angesprochen hatte. Warum war er dann hier? Hikari wusste es nicht. Vielleicht wollte er auch einfach nur ein paar Duellen zusehen. Obwohl dies aber eher ungewöhnlich für ihn wäre.
Hikari sah ihrem Klassenkameraden noch eine Weile nach.
„War das Kamishiro-senpai?", ertönte es neben ihr und Hikari schreckte auf und drehte sich zu Maria.
„Uhm..." Sie nickte kurz verlegen.
Maria musterte sie und klopfte Hikari grinsend auf den Rücken. „Magst du ihn etwa?"
Hikari sah Maria völlig entgeistert an. „W-Was redest du da!? Nein!", rief sie gleich. „Er ist ein Klassenkamerad, mehr nicht!" Es war die Wahrheit. Aber dennoch war sie rot geworden, wegen dieser blöden Frage.
Hikari hasste ihren Körper für diese Reaktion.
Maria kicherte und piekte ihr in die Seite. „Aber, Aber, Mochizuki-senpai. Wer wird denn gleich rot?", scherzte sie. „Immerhin würde ich's dir nicht verübeln. Er sieht verdammt gut aus, ist ein starker Duellant und eigentlich auch ein guter Schüler, wenn er nicht so oft schwänzen würde. Außerdem, gib's zu, dir gefällt sein Bad-Boy Image!"
„E-Es ist echt nicht, wie du denkst! I-ich mag keine Rowdys! I-ich mag nur n-nette und liebe u-und sanfte Jungs!"
Hikaris Gesicht hatte bereits die Farbe einer reifen Tomate angenommen.
„So?" Maria kicherte immer noch.
Langsam löste sich die Menge auf und ging ihrer Wege, nachdem noch die Regeln erklärt worden waren.
Einige Meter weiter, konnte Hikari hören, wie Jemand angerannt kam.
Dann sah sie Yuuma, den ein Ball aus Karten mitten ins Gesicht traf und kurz darauf einen Jungen in einem Fußball-Trikot.

Eigentlich wollte sie sich das Duell, das wohl nun gleich folgen würde, ansehen, aber Maria zog an ihrem Arm.
„Komm, ich wollte dir noch etwas zeigen.", sagte sie und zog Hikari hinter sich her.
„M-Maria-chan!"
Maria lief eine ganze Weile mit Hikari durch die Gegend. Überall hatten hier und da schon die ersten Duelle begonnen. Hikari fragte sich, was Maria ihr wohl zeigen wollte.
Nach einer Weile kamen die beiden Mädchen bei einem großen Platz mit einem Brunnen an, der mit einer Engelsstatue verziert war, die Wasser aus einem Krug in den Brunnen plätschern ließ.
Eine ganze Gruppe von Leuten standen um den Brunnen herum oder saßen auf dessen Beckenrand und Hikari erkannte, dass es zum Großteil Mitschüler aus ihrer Klasse waren und einige andere mussten wohl Klassenkameraden von Maria sein.
„Eh... W-was machen die alle hier?", fragte Hikari verwirrt und Maria ließ langsam ihre Hand los und ging noch ein paar Schritte weiter. „Oh. Die? Die sind alle gekommen, um dir beim Verlieren zuzusehen..."
„W-Was?" Hikaris Augen weiteten sich.
„Hey, Mochizuki, stimmt es, dass du dich gestern noch versucht hast, bei Shark-sama einzuschleimen?", fragte ein Mädchen, welches vermutlich aus Marias Klasse kam.
Hikari war immer noch wie erstarrt. „Was... ich... n-nein..." Hilfesuchend blickte sie wieder zu Maria, die sie jedoch nicht ansah. „Was soll das...?"
„Du hältst dich wohl echt für etwas Besonderes, was?" , sagte ein Junge aus ihrer Klasse und ging auf Hikari zu.
Völlig dreist griff er in die kleine Tasche mit ihrem D-Gazer und ihren Medikamenten und nahm ihr Spray heraus. „Als ob du das wirklich brauchst! Ist doch alles nur gespielt, damit du Aufmerksamkeit bekommst!"
„Mein Spray! G-Gib das h-her! I-ich brauch d-das... ich..."
Sie blickte wieder zu Maria. „Warum....?"
Langsam drehte sich Maria zu ihr um.
Ihr engelsgleiches Lächeln hatte sich in ein diabolisches Grinsen verwandelt.
„Warum?" Sie lachte kalt auf und trat langsam wieder auf Hikari zu. „Ist das nicht offensichtlich?"
Hikari zitterte am ganzen Körper. Sie hatte das Gefühl, ihr Blut würde in ihren Adern gefrieren.
„Du gehst mir auf die Nerven! Deswegen! Die arme, kleine, ach so hilfsbedürftige Mochizuki Hikari. Ist ja sooo krank und schwach! Hast du wirklich geglaubt, wir wären Freundinnen? Ich fand es nur witzig, deine Naivität auszunutzen! Leute wie du, die immer auf so erbärmlich und schwach machen, gehen mir ziemlich gegen den Strich und dein ewiges 'Maria-chan'. Nicht zum Aushalten!"
Hikari stand wie zur Salzsäule erstarrt da. Tränen bahnten sich langsam ihre Wangen entlang, während das Lachen der anderen bis tief in ihren Kopf drang.
„D-Das... D-das kann... n-nicht.... d-du hast mir.... doch sogar noch b-beim Deckbau geholfen...", nuschelte Hikari halblaut.
Maria grinste. „Ich weiß. Aber was glaubst du wohl, wozu? Oder sagen wir: WER glaubst du, hat dich hier angemeldet?"
„WAS!?" Hikari klappte der Mund auf. „Das... Das warst nicht du!" Erneute Tränen tropften auf den Boden, während sie alle Kraft zusammengenommen hatte und lauter geworden war, als erwartet."
Maria lachte erneut kalt. „Natürlich! Ich bin die einzige, die deine genaue Adresse kennt! Deine Mitschüler mögen dich zwar ärgern, aber denkst du ernsthaft, du wärst so viel wert, das extra irgendwer von denen in euer Klassenbuch schaut, um zu gucken, wo du wohnst!?"
Hikari fühlte, wie ihre Beine nachgaben und sie auf den Boden sackte. „Das kann einfach nicht... Das kann nicht..."
Sie spürte, wie sie am Pony gepackt und ihr Kopf so nach oben gezogen wurde. Für einen Moment starrte sie in Marias himmelblaue Augen. Von engelhaftem Strahlen war darin nichts zu sehen. Nur Kälte.
„Einfach erbärmlich.", flüsterte sie eisig.
Hikari sah sie weiter an. Ihr Körper zitterte. Ihre Lippen zitterten. Ihr Herz raste. Ihr Blut kochte. Und mit einmal holte sie aus. Das Klatschen der Ohrfeige durchschnitt die Luft.
Maria hielt sich die Wange. Die Augen geweitet und mit einem ungläubigen Ausdruck darin, während Hikari langsam aufstand. Sie wankte und hustete leicht. Griff sich kurz an ihre Brust, aber sie stand.
„Ich bin nicht erbärmlich!", rief sie lauter, als ihr eigentlich bewusst war.
Auch die anderen hörten in jenem Moment auf, zu lachen.
Marias erschrockener Ausdruck wich einem erneuten Grinsen. „Nun, nun. Scheint, als könnte es doch noch interessant werden! Los, zeig mir, was du kannst, Mochizuki-senpai!"
Sie betonte das Wort 'Senpai' auf eine absolut ekelhaft arrogante Art und Weise, griff nach ihrer Duel Disk an ihrem Gürtel, klemmte sie an ihrem Arm und aktivierte diese. Dann setzte sie ihren D-Gazer auf, den sie nach der Eröffnung wieder abgesetzt hatte. „Duel!"
Hikari schluckte. Sie zitterte immer noch, aber auch sie tat es Maria gleich, schnappte sich ihre Duel Disk, aktivierte diese und setzte sich ihren D-Gazer wieder auf. „Duel!"
Die AR-Technologie blendete alles aus, was nicht relevant für dieses Duell war.
Hikari zog ihre ersten fünf Karten und Maria tat es ihr gleich.

Duell: Mochizuki Hikari/ LP: 4000 – Hoshizora Maria/ LP: 4000

„Ich beginne. Draw!", legte Maria schon gleich los und zog ihre sechste Karte. „Als erstes aktiviere ich die Continuous Magic: Castle of the Gods – Valhalla! Dann benutze ich den Effekt von Valhalla. Einmal pro Spielzug, wenn ich keine Monster kontrolliere, kann ich ein Monster vom Typ Fee von meiner Hand spezialbeschwören." Sie machte eine rasche Handbewegung. „Und ich beschwöre Fallen Angel Marie (Level: 5 /ATK/ 1700 DEF/ 1200) und als Normalbeschwörung rufe ich noch Fallen Angel Nurse Reficul (Level: 4 /ATK/ 1400/ DEF/ 600) Und nun benutze ich die Magic Card Level Meister , in dem ich ein Monster von meiner Hand auf den Friedhof ablege, kann ich bis zu zwei Monster Monster auf meinem Feld wählen und deren Level wird dasselbe, wie das, des Monsters, dass ich abgeworfen habe. Und mein abgeworfenes Monster war eine weitere Marie. Also wird nun auch das Level von Reficul zu 5! Und nun überlagere ich meine beiden Level 5 Monster und baue mit ihnen das Overlay Network! Xyz-Beschwörung! Komm herbei! Tiras, Keeper of the Founders (Rang: 5 /ATK/ 2600/ DEF/ 1700)!"
Hikari schluckte, als die Monster im Overlay Network Portal verschwanden und zu den Overlay Units eines großen Engels mit weißen Haaren, weißer Kleidung und goldenen Flügeln wurde.
„Wah! Hoshizora-san ist so cool!", riefen einige. „Gleich im ersten Zug eine Xyz-Beschwörung!"
Maria grinste. „Na, was sagst du nun?" Hikari sagte nichts dazu. Aber sie musste sich eingestehen, dass Maria wirklich nicht übel war. Wie sollte sie eine Chance gegen dieses Mädchen haben?
„Ich lege noch eine Karte verdeckt und beende meinen Zug." Nun war Maria zumindest Handless. „Leider aktiviert sich hier für mich nun auch Tiras ' Effekt. In jeder, meiner End Phasen, muss ich eine Overlay Unit abhängen." Sie blickte gehässig drein. „Du bist dran, Hikari-chan."

Hikari schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter. Die verdeckte Karte konnte nur eine Falle sein und mit dem Blatt, was sie aktuell hatte, konnte sie auch keine Xyz-Beschwörung machen.
„M-Mein Zug! Draw!" Sie blickte auf die gezogene Karte.
Dann sah sie wieder auf die Karten in ihrer Hand. Ihre Finger waren feucht und klebrig, vom Angstschweiß. Fieberhaft überlegte Hikari. Ihre Sicht verschwamm kurz vor ihren Augen und sie schüttelte ihren Kopf. „Ich setze ein Monster in Verteidigung und lege eine Karte v-verdeckt! Turn End."

Maria kicherte. „Ooooh kannst du etwa nichts machen? Tja.. Dann tut's mir Leid... Nicht! Ich bin nun dran! Draw! Als erstes erhalte ich 400 LP dazu, da ich Marie als Overlay Unit von Tiras als erstes auf den Friedhof geschickt hatte und Maries Effekt der ist, dass so lange sie sich in meinem Friedhof befindet, ich in jeder meiner Standby Phasen 200 LP dazu bekomme und da ich noch eine zweite Marie auf dem Friedhof habe, durch den Effekt von Level Meister... Dann aktiviere ich meine Trap Card: Fallen Angels Falling from Grace und wenn ich nun ein „Fallen Angel"- Monster von meiner Hand oder meiner Spielfeldseite auf den Friedhof lege, kann ich eine Karte auf dem Spielfeld zerstören! Und ich wähle dein verdecktes Monster!"
Hikari zuckte zusammen, als ihr Monster vernichtet wurde. Hikari hatte gehofft, Jenis würde ihr noch als Schutz erhalten bleiben und Maria würde nur ihre Falle vernichten, die ihr aktuell noch nichts brachte.
„Und nun greife ich mit Tiras deine Lebenspunkte direkt an!", fuhr Maria fort und grinste dabei noch mehr. Ihre Stimme überschlug sich fast, vor lauter Wohlbefinden, Hikari vernichtend zu schlagen. Ihr Gesicht war gerötet vor Aufregung oder war es sogar eine perverse Art von Erregung?
„Und wenn Tiras angegriffen hat, dann kann ich eine Karte wählen, die mein Gegner kontrolliert und diese zerstören und ich wähle deine verdeckte Karte!"

Hikari wurde von der direkten Attacke nach hinten geworfen. „Arrgh!" Ihr Körper bebte und zitternd raffte sie sich wieder auf. Ihre Lebenspunkte waren von 4000 auf 1400 gefallen und das schlimmste war, dass Maria in jeder ihrer Standby Phasen 400 LP dazubekommen würde.
Es sah denkbar schlecht für sie aus. Wenn sie in ihrem nächsten Zug nichts Gutes ziehen würde, war der WDC für sie gelaufen, bevor er überhaupt erst richtig angefangen hatte. Eigentlich war es ja das gewesen, was sie erst gewollt hatte, aber Marias Verrat konnte sie nicht auf sich sitzen lassen. Nicht einfach so!

Unpredictable - UnvorhergesehenTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon