22 | Fünf Monate später.

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Beck wusste inzwischen über meinen Vater und mich Bescheid.

Wir sind jetzt fünf Monate zusammen. Ich weiß nicht, ob das viel ist. Für mich ist es das, auch wenn die Zeit wie im Flug verging. Aber was weiß ich schon von Beziehungen?

Es waren schöne fünf Monate. Auch wenn Beck inzwischen immer weniger Zeit für mich hat, weil er sich bereits auf seine Prüfungen vorbereitet, sehen wir uns wenigstens einmal kurz am Tag, essen zusammen, lernen zusammen oder knutschen in einer Besenkammer herum.

Seine Freunde haben inzwischen akzeptiert, dass ich zu ihm dazugehöre und versuchen ihre blöden Kommentare zurückzuhalten – wenigstens in meiner Anwesenheit. Ich kann nicht sagen, dass sie auch meine Freunde geworden wären – dafür fehlt noch einiges. Aber immerhin schaffe ich es inzwischen sogar, über ein paar ihrer Witze zu lachen.

Nur ausgerechnet heute nicht. Heute, wo meine Gedanken um nichts anderes Kreisen können als Fred. Fred, der heute Geburtstag hat, der seit fünf Monaten nicht mehr mit mir sprach und der mich wahrscheinlich nicht einmal heute sehen wollte. Vier Jahre lang hatten wir jeden Geburtstag miteinander verbracht. Es war inzwischen so etwas wie eine Tradition. Und dieses Jahr?

Als ich an diesem Morgen am Slytherintisch sitze und gedankenverloren in meinem Müsli herumstochere, höre ich auf einmal, wie einer der Slytherinjungs laut ruft: »Ey, schaut euch mal Longbottom an. Der hat doch wieder seinen Pullover falsch herum an.«

Bei der Erwähnung meines Freundes blicke ich auf und folge den Blicken der anderen. Beck und seine Freunde lachen beherzt und einer erhebt sich von der Bank. »Hey, Longbottom!«, ruft er Neville hinterher.

Ich ahne nichts Gutes. Ehe er etwas hinzufügen kann, schnelle ich hoch und fasse den Slytherin am Arm. »Lass es«, zische ich.

»Hey, was soll das?« Er entreißt sich meinem Griff. »Beck, halt deine Freundin mal zurück«, meint er zu Beck gewandt und würdigt mich keines Blickes.

»Lass Neville in Ruhe«, sage ich erneut und versuche ruhig zu bleiben.

»Beck«, macht der andere wieder, als wäre ich gar nicht da.

»Emilia«, versucht Beck mich zu beruhigen. »Komm, lass einfach gut sein.« Er schenkt mir ein genervtes Lächeln und ich senke meine Hand wieder.

Innerlich brodelt ein Feuer in mir auf. Ich atme tief durch und stehe auf. Ohne ein Wort zu sagen, greife ich nach meiner Tasche und gehe schnellen Schrittes aus der Großen Halle raus.

»Hey, warte mal!«, ruft mir Beck nach und kommt angelaufen. »Emilia! Komm schon! Was ist denn heute los?«

Ich bleibe vor der Treppe stehen und drehe mich mit einem Seufzen zu ihm um. »Deine Freunde sind einfach unmöglich, Beck«, erkläre ich ihm und schüttle den Kopf. »Das waren sie schon immer, aber heute hab ich dafür einfach nicht den Nerv, es tut mir leid.«

»Ach, das sind einfach Schwachköpfe. Außerdem war es doch lustig, hast du dir Longbottom mal angesehen? Er benimmt sich wie ein Riesen-«

»Beck!«, empört unterbreche ich ihn und blicke ihn mit aufgerissenen Augen an. »Neville ist mein Freund.«

Beck lacht auf. »Und Fletcher ist mein Freund.«

»Das ist doch was anderes«, entgegne ich mit einem Augenrollen.

»Was ist denn heute mit dir los? Du bist schon den ganzen Morgen so komisch.«

»Ich fand's einfach nicht cool, okay? Und jetzt lass mich bitte. Ich bin heute einfach nicht gut drauf. Wir sehen uns morgen!« Ich hauche ihm einen Kuss auf die Wange, drehe mich von ihm weg und verschwinde sogleich hinter der nächsten Ecke.

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt