Target

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Die Teams laufen gewisse Abteilungen durch. Dieses Training unterscheidet sich kaum von dem bereits Gelernten der Trainingseinheiten. Es wird wiederholt und trainiert, bis jeder Einzelne seine Aufgaben beherrscht. Schusswaffen, Schießen, Schwertkampf, Nahkampf und technische Auseinander- und Zusammensetzung der 3DMA sind die praktischen Teile.  Strategie und Taktik, die Biologie der Titanen, Situationsanalyse und Teamaufteilung die Theoretischen. Außerdem sollen zusätzliche Sanitätssoldaten ausgebildet werden, was mir persönlich einen sicheren Platzt und mögliche  Aufstiegschancen bieten sollte.

Grübelnd begebe ich etwas abseits meines Teams zu unserer Station. Schießtraining mit den Gewehren. Mein Blick heftet sich an Eren's Hinterkopf.  Die Gewehre sind schon immer zwecklos gegen Titanen, nutzlos für unsere Missionen. Nur die Militärpolizei nutzt sie, um den König zu schützen und das Gleichgewicht zwischen den Menschen zu wahren. Doch durch Eren werden Unruhen und Interessenkonflikte innerhalb des Volkes entstehen. Wir werden uns auch gegen Menschen rüsten müssen.

Das Schießtraining ist in zwei Einheiten unterteilt. Allgemeine Waffenkunde und die eigentliche Prozedur. Gelangweilt höre ich Moblit's Erklärungen zum Aufbau und Besonderheiten des Gewehres zu. Diese Dinger haben sich seit meiner Dienstzeit nicht verändert. Ich schiele zu Jean und sehe, wie er die Augen genervt verdreht. Ich kann ihn verstehen, wir kennen alle die Funktion, den Aufbau und die Resultate dieser Waffe .

Wir werden in einer Reihe platziert, jeder bekommt eine Gewehr in die Hand gedrückt.

„An der Schulter anlegen, ausatmen, zielen und schießen!", schreit Moblit über den Platz.

Ich blicke auf das Gewehr und bin mir sicher, dass ich es nicht nach Vorschrift halten kann. Ich würde anfangen zu zittern und daneben schießen. Der Rückstoß würde auf meine Knochen und Muskeln übertragen werden und mir starke Schmerzen verursachen.

„Bloomberg! Wird's bald!", herrscht mich der Mann mit dem braunen Haar an. Ich nicke.

Laut gibt er das Signal zum Abschuss. Zehn Schüsse hallen gleichzeitig, ein einzelner hinterher. Ich schieße nicht nach Vorschrift. Ich schieße nicht, indem ich die Waffe an meiner Schulter stütze. Ich stütze sie an meiner Hüfte. Ich halte sie locker und schieße ohne genau zu zielen. Mein Instinkt lenkt mich in diesem Moment. Eine kleine Rauchschwade vernebelt kurz mein Blickfeld. Ich betrachte mein Ergebnis.

„Bloomberg! Willst du jemanden umbringen? Was, wenn du die Kontrolle verloren hättest?!", schreit mich Moblit erbost an und kommt eiligen Schrittes auf mich zu.

Ich komme ihm zuvor, denn ich will seine Predigt nicht ertragen müssen. Schwungvoll werfe ich das Gewehr zu ihm. Es dreht sich ein paar Mal und wirbelt durch die Luft, bevor er es verwundert auffängt. Ich hebe meinen rechten Arm und zeige auf mein Ziel.

„Getroffen! ",sage ich und blicke zu meinem hölzernen Opfer, welches ein Einschussloch an der markierten Stelle der Brust hat.

„Wahnsinn, Jane!", ruft Connie aufgeregt und sieht dann missmutig auf sein Ziel.

„Ich... ich habe nicht getroffen! ",sagt er und lässt den Kopf hängen.

Interessierte sehe ich zum Ende des Platzes. An der unteren Ecke, in Bodennähe, ist etwas Holz der Zielscheibe rausgeplatzt. Worauf hat Connie gezielt?

„Wiederholen! ", sage ich an Connie gewandt.

Er blickt auf und sieht erst entgeistert zu mir und dann hinter mich zu Moblit, als würde er um Erlaubnis fragen wollen. Ich blicke über die Schulter.

„Mach schon!", vordere ich Connie lautstark auf und schenke Moblit ein gewinnendes Lächeln.

Ich stelle mich neben Connie und verschränkt die Arme vor der Brust. Er legt die Waffe an, zielt und schießt. Erneut trifft er das Brett, doch das Geschoss hat die markierte Position bei weitem verfehlt. Fluchend wirbelt er Sand mit seinen Schuhen auf.

„ Ich habe das Schießtraining immer  gut absolviert! ", rechtfertigt er sich vor sich selbst und schüttelt den Kopf.

„Anlegen!", vordere ich ihn erneut auf und er tut es ohne zu zögern.

„ Jane, hör auf bevor es er Hauptgefreite mitbekommt.", versucht Reiner mich aufzuhalten.

„Er bestraft dich sonst.", sagt er mit Nachdruck und legt seine Hand auf meine Schulter, doch ich schlage sie weg.

„Soll er doch!", sage ich lachend und zwinkere ihm zu.

Egal was ich tun werde, ich  kann es ihm nicht recht machen. Wenn er  mich bestraft, dann werde ich die Strafe erfüllen. Ich bin hier, um mein Wissen weiterzugeben und das werde ich jetzt tun.

Ich trete an Connie heran und sehe sofort warum er sein Ziel Verfehlte. Er hat eine schlechte Haltung. Ich gehe hinter ihn, bette meinen Unterarm zwischen seinen Schulterblättern und ergreife seinen Kopf. Ich übe etwas Druck aus und bringe meinen Arm in eine Linie. Connie's Haltung strafft sich.  Ich gehe an seine rechte Seite, lege meine Finger an seinen Ellenbogen und drücke den Arm, mit dem er den Abzug betätigt etwas nach oben. Den Arm, mit dem er die Waffe stützt ebenfalls.

„So bleiben Connie! ", flüsterte ich und trete zurück.

„Feuer!", ruft Moblit laut als er neben mir zum Stehen kommt.

Der Schuss hallt recht verloren über den Platz wieder. Neugierig richten sich alle Blicke in die Richtung in die Connie eben abfeuerte.

„Volltreffer!", beginnt Sasha zu jubeln und springt umher.

Connie sieht grinsend auf sein Ergebnis und nickt mir dankend zu, bevor er durch den dumpfen Schlag von Reiner's Pranke auf seinen Rücken kurz ins Wanken gerät.

„Halte dich in Zukunft zurück! ", grummelt Moblit plötzlich von der Seite. Ich runzle die Stirn.

„Warum? Darf ich meine Kameraden nicht unterstützen und ihnen Ratschläge geben, die meiner Erfahrung geschuldet sind?", knurre ich ihn wütend an.

„ Willst du den Hauptgefreiten noch mehr gegen dich aufbringen?", übergeht er meine Frage und nickt unauffällig zur Seite .

Ich drehe mich und stelle mich Moblit gegenüber. Meine Finger wandern an seinen Kragen. Ich spüre den rauen Stoff der Uniform zwischen meinen Fingern und reibe etwas daran. Moblit verkrampft sich merklich und sieht mit leicht geöffneten Mund auf mich hinab. Ich streiche durch mein zusammen gebundenes Haar und erhasche in der Deckung meiner Hand einen kurzen Blick. Er steht abseits mit Hanji. Sie beobachtet das Training. Er mich. Ausdruckslos starrt er zu mir und analysiert das Geschehen. Ich sehe Moblit an, schenke ihm ein aufgesetztes Lächeln und streiche zärtlich seine Uniform zurecht. Ich stelle mich auf Zehenspitzen. Ich komme ihm näher.

„Ich würde ihn doch niemals absichtlich reizen! ", flüsterte ich und entferne mich von ihm.

Ich sehe erneut zum Hauptgefreiten. Kurz halten wir Blickkontakt, bevor er sich abwendet.

Wallflower (Attack on Titan Levi x OC FF)Where stories live. Discover now