3.

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Zwei Tage später ist es soweit.
Ich klemme mir meine Mappe mit den Fotos von Shawn unter den Arm, nehme mir meine Jeans Jacke und gehe die Treppe nach unten.
Diesmal habe ich mir mehr Mühe mit meinem Outfit gegeben. Ich trage einen grauen Vans Pullover, eine schwarze Jeans und die dazu passenden Schuhe derselben Marke. „Guten Morgen.", rufe ich gut gelaunt, obwohl ich vor Aufregung weinen könnte.
„Was hast du da in der Hand?"
Spencer steht mit einer Tasse Kaffee in der Hand an der Theke gelehnt.
„Das, mein lieber Spencer...", ich nehme mir auch eine Tasse aus dem Schrank „sind Fotos von Shawn Mendes. Jeder Winkel der gut aussieht."
Er schmunzelt. „Ich wusste, dass der Job dir gefallen würde."
Strahlend stelle ich mir vor die Kaffeemaschine. Mir geht es richtig gut und ich freue mich ziemlich auf Shawn. Wobei ich nicht mal richtig einschätzen kann, woran das liegt.
„Du siehst ziemlich glücklich aus, Kate.", bemerkt mein Halbbruder.
„Bescheuert, oder? Vielleicht wird es ja auch total schrecklich und er ist ein richtiges Arschloch."
Dad kommt in die Küche spaziert. „Guten morgen... hast du heute ein Date, Katherine?"
Auch er nimmt sich eine Tasse aus dem Schrank um sich Kaffee zu machen. Schnell stelle ich mich vor die Maschine, um meine Tasse darunter zu stellen.
„Nein, heute ist das Shawn Mendes Shooting."
Mein Dad zieht vielsagend die Augenbrauen hoch. „Mach es gut, Katie Kat."
Ich lächele und er drückt mir einen Kuss auf meine Haare.
Vielleicht war der Kaffee doch nicht so gut, denn meine Nervosität wird nicht besser. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich ihn ziemlich schnell getrunken habe.
Hibbelig trete ich von einem Bein auf das andere. Ein Grinsen legt sich auf Spencers Gesicht und er trinkt gelassen seinen Kaffee aus. Schließlich fragt er mich, ob ich denn nun soweit bin, da er mich auch heute zum Fotostudio unseres Onkels fährt.
Ich strecke ihm die Zunge entgegen. „Ich bin schon seit letztem Jahr soweit."

Mein Onkel ist schon im Fotostudio als ich ankomme. „Hallo, Superstar.", begrüßt er mich.
„Begrüßt du den Mendes gleich auch so?"
Lachend lege ich mein Equipment ab, dann umarme ich ihn.
„Sehr witzig. Ich wette du bist nicht so entspannt wie du tust."
Seufzend stelle ich mich neben ihn an den Computer. „Was guckst du da?"
„Nach neuen Standorten. Wir sollten uns mal erweitern."
Aufgeregt klatsche ich in die Hände. „Das klingt großartig, Onkel Jim, wow."
Er hat ein paar schöne Stellen in Los Angeles und Miami entdeckt, möchte aber auch international arbeiten.
„Dafür müssen sich diese zwei Standorte aber erstmal rentieren. Und ich muss eh erstmal gucken, ob wir da überhaupt eröffnen können."
Ich bin trotzdem sprachlos. Das wir eines der besten Fotostudios hier in New York sind, ist bekannt, aber die Nachfrage ist in den letzten Jahren einfach erheblich gestiegen.
Der Rest des Teams tritt ein und deswegen bereiten wir den Rest auf der Dachterrasse vor, ehe Shawn eintrifft.
Momentan ist der Himmel noch ein wenig wolkenverhangen, aber ich hoffe, dass sich das noch legt. Ich hänge mir meine Nikon Kamera um den Hals, um ein erstes Motiv Probe zu fotografieren. Die Wolken stehen zwar dicht, aber ein bisschen Sonne spiegelt sich hervor und da wir auf dem Dach stehen, ist das morgendliche New Yorker Geschehen gut zu erkennen.
Ich stelle mich auf einen der Stühle die wir hier oben stehen haben und fühle mich jedes Mal aufs neue einfach nur gut. Bilder machen ist das schönste. Du hast diesen einen Moment, einen, der unheimlich viel ausdrücken kann.
Ich hole einmal tief Luft und drücke dann ab.
Als ich vom Stuhl gestiegen bin, schaue ich mir das Bild an. Genauso habe ich es mir vorgestellt. Lächelnd drehe ich mich um, um es meinem Onkel zu zeigen. Der steht auch da, allerdings nicht alleine.
Shawn und Andrew stehen neben ihm. Mir rutscht das Herz in die Hose.
Shawn hat die Hände in die Hosentaschen geschoben, ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht und sieht wirklich zum... na gut. Wir wollen mal nicht übertreiben.
Ich weiß auch gar nicht, warum mir die Situation so peinlich ist. Wenn ich ihn gleich fotografiere, sehe ich vermutlich genau so bescheuert aus, wie ich mich gerade fühle.
„Oh, hi, ihr seid ja schon da."
Shawn beißt sich auf die Unterlippe und schaut zu Boden, während Andrew redet. „Ja, wir sind gerade gekommen. Sollen wir dann anfangen?"
Ich mustere Shawn. Anscheinend wurde er schon abgepudert und sein Haar sitzt auch.
Er trägt eine schwarze, für ihn typische, Jeans und ein weißes Shirt. „Mit den dunklen Farben die uns New York gerade noch bietet, passt das."
„Danke?", sagt Shawn fragend.
Habe ich das jetzt wirklich laut gesagt? Ich dumme Idiotin.
„Okay.", versuche ich es mit einem nervösen Lachen zu überspielen, streiche mir hektisch eine Haarsträhne aus dem Gesicht und rufe: „Los gehts."
Onkel Jim wirft mir einen Blick zu, den ich irgendwie nicht deuten kann. Entweder ist es ein „Verkack das nicht" oder ein „Das wird schon."
Ich hoffe auf letzteres.
Shawn bewegt sich mit großen Schritten auf mich zu. „Was darf ich denn machen?"
Einen Moment lang sehe ich ihm in die braunen Augen und ich stelle fest, dass sie ziemlich schön sind.
„Also ich hab mir das so vorgestellt..."
Ich gehe an das Geländer, Shawn folgt mir. „Am besten stellst du dich erstmal einfach davor, dann machst du dein Ding... und ich meins."
Wir Lächeln einander an. Ich könnte schwören, dass mir Röte ins Gesicht steigt.
Shawn begibt sich in Position und dann passiert das, was immer passiert. Ich verliere mich in der Fotografie, komme völlig aus mir raus, gebe Shawn Anweisungen und hocke auf dem Boden rum.
Manchmal stelle ich mich auf den Stuhl, manchmal mache ich einen riesigen Ausfallschritt und gebe Anweisungen mit meiner Hand, während ich durch die Linse schaue. Das Licht ist perfekt. „Ein bisschen nach rechts, Shawn."
Er bewegt sich minimal.
„Ja, jetzt noch den Kopf zur Seite..."
Und ich hab's. Eine Hälfte seines Gesichts ist in Licht getaucht, die andere ist relativ dunkel. Shawn hat einen leicht verführerischen Ausdruck auf dem Gesicht und dann drücke ich. Ich weiß jetzt schon, dass das beste Foto des gesamten Shoots sein muss.
Schließlich ordne ich eine Pause an, damit ich mir die bisher geschossenen Fotos ansehen kann. Onkel Jim stellt sich neben mich, Shawn steht dicht hinter mir, eine Flasche Wasser in der Hand.
Jim klickt sich durch die Fotos und wir sprechen leise miteinander und zeigen auf den Hintergrund. Vor dem Kunden sprechen wir ungern über schlechte Fotos.
Schlechte Fotos haben nämlich nichts mit dem Model zu tun (wobei da natürlich auch mal ein Auge zu sein kann oder ähnliches), aber meistens ist das Problem das Licht, der Hintergrund oder die Schärfe des Objektivs. Als wir beim letzten Bild ankommen entfährt Shawn ein Wow.
„Das ist fantastisch... wenn man das über sich selbst sagen darf, aber... das ist wirklich wahnsinnig gut."
Ich nicke und drehe mich zu ihm um. Shawn steht wirklich nah hinter mir. Und er riecht ziemlich gut. Ich hebe den Kopf an um ihn die Augen sehen zu können. „Das was das Bild so besonders macht, sind die Lichtverhältnisse und die Tatsache, dass der Hintergrund unbeweglich ist. Eigentlich müssten sich da unten Autos bewegen, aber ich habe den Moment erwischt, an dem die Ampel gerade rot geworden ist. Den Moment, wo die Fußgängerampel noch nicht auf grün umgeschlagen ist."
Shawn befeuchtet seine Lippen und nickt bloß. „Na ja, und dein Gesicht sieht auch ziemlich gut aus.", sage ich hinterher und bereue es fast augenblicklich.
Aber Shawn lacht, hebt die Flasche an und trinkt einen Schluck. Fuck, sieht er gut aus. Die braunen Locken hängen ihm im Gesicht und oh Gott... ich muss mich umdrehen. Ich streiche eine Strähne zur Seite und sehe noch mal das Bild an. Es ist wirklich wunderschön.
„Okay. Dann lasst uns weiter machen.", verkünde ich.

Mittlerweile geht die Sonne unter. Das komplette Team ist schon unten.
Shawn ist bei mir geblieben, weil er sich die Aussicht noch angucken wollte, ich stehe vorm Computer und sehe mir jedes Bild noch einmal an. Tatsächlich konnte ich seine guten Winkel sehr gut einfangen, mit tollen Lichtverhältnissen und Farbspielen. „Und wie lange fotografierst du schon?"
Ich drehe meinen Kopf zur Seite. Shawn grinst.
„Schon immer.", gebe ich zur Antwort. Eigentlich ist es eine viel emotionalere Geschichte, aber ich möchte das vor ihm nicht so leichtfertig erzählen. „Willst du meine Lieblingsfotos sehen?", frage ich.
Mit der Hand fährt er sich durch die dichten Locken. Mich überkommt das Bedürfnis, sie ebenfalls anzufassen. Aber Shawn bejaht meine Frage, also zeige ich ihm meine Top 10.
Ihm gefallen die Bilder, was mich sehr freut. Eines, was ganz oben auf der Rangliste ist, ist ziemlich spontan entstanden. Shawn wollte etwas trinken und hat seine Flasche dann zurück zu Andrew geschmissen, der sie nicht gefangen hat. 
Auf dem Bild hat er ein strahlendes Lachen im Gesicht, eines von der natürlichen Sorte und unwillkürlich geht mein Herzschlag schneller.
Er streift meinem Oberarm. „Darf ich?"
Ich bin so abgelenkt von dieser Berührung, dass ich versäume zu erkennen worum es sich handelt. Die Mappe.
„Oh. Gib das wieder her.", bitte ich ihn möglichst ruhig.
Shawn tritt einen Schritt zu Seite als ich den Arm ausstrecke. Ein Grinsen bildet sich auf meinem Gesicht. Ich gehe einen Schritt vor.
Und dann rennt Shawn plötzlich über die halbe Terrasse. Perplex sehe ich ihm zu und als er schließlich zum stehen kommt, blättert er in der Mappe.
Das ist mein Einsatz. Ich renne auf ihn zu, bin sogar fast bei ihm, da laufen seine Beine schon wieder woanders hin.
Mit einem mal schlingt er mir einen Arm um die Taille und ich spüre Shawns Atem in meinem Nacken, seinen Körper an meinem. Langsam drehe ich meinem Kopf zu seinem und kann kaum glauben, wie nah wir einander sind. Shawn und ich sehen uns gegenseitig in die Augen, dann wandert sein Blick zu meinen Lippen. Seine Hand liegt auf meinem Bauch.
Das alles ist unfassbar intensiv.
Ich hebe meinen Arm hoch um meine Hand an seinen Hinterkopf zu legen. Seine Haare sind weich. Gerade schließe ich die Augen, da räuspert sich jemand.
Wir springen voneinander weg und ich drehe mich um, erkenne die Silhouette meines Onkels. Mein Atem geht schnell.
Räuspernd laufe ich auf ihn zu, ohne mich noch einmal umzudrehen.

Shawn Mendes: We keep this love in a photographWhere stories live. Discover now