Kapitel 31

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Cayden POV

Liam machte gerade den Mund auf, um zu sprechen, aber ich war schneller: „Du darfst dich um die Wäsche kümmern und dein Blut von meinem Zimmerboden wegmachen. Und wenn du schon dabei bist, kannst du auch mal das Badezimmer putzen." Eigentlich hätte ich noch mehr Arbeiten für ihn, aber für den Anfang sollte das ja reichen.

„Und ich muss das alles tun, nur um meine Boxer behalten zu können?" fragte er nach und sah zu mir hoch, inzwischen stand ich direkt vor ihm. „Deine behältst du nicht, die gehen trotzdem in die Wäsche. Aber du kannst eine andere haben. Und wenn du es gut machst, bekommst du eventuell einen kleinen Wunsch gewährt", auch bei ihm musste ich manchmal Belohnungen ins Spiel bringen, sonst würde das nie was werden.

„In Ordnung. Womit soll ich denn jetzt anfangen?", fragte er tatsächlich nach. Ich hielt die schwarze Boxershorts, die ich bis eben vor ihm verborgen hatte, hoch und meinte: „Erst einmal ziehst du die an und schmeisst deine auf den Haufen Wäsche, um den du dich gleich kümmern kannst." Er nickte nur leicht und nahm die Shorts entgegen. Ich fragte noch: „Wo ist eigentlich die Augenbinde?"

„In der Badewanne", gab er nach einem kurzen Zögern zur Antwort während er sich bereits von mir abwandte. Anstatt ihm dabei zuzuschauen, wie er die Shorts wechselte, holte ich mir nun die Augenbinde und steckte sie vorerst weg. Sie war gut, wenn ich sowieso nicht da war, aber wenn er arbeiten musste, nützte sie nichts.

Ich sah wieder zu Liam, der inzwischen auch fertig war. Mit dem Kopf deutete ich zu dem Wäschekorb und er ging dahin, warf seine eigene Boxer rein und wollte den Korb hochheben, aber ich rief ich ihn erst noch kurz zu mir. Er schien verwirrt zu sein, folgte meiner Anweisung jedoch trotzdem. Als ich mich dann mit der Hand seiner Brust näherte, wich er aber wieder vor mir zurück. Ich rollte mit den Augen, folgte ihm und hielt ihn mit der anderen Hand am Arm fest. Er spannte sich an, liess es dieses Mal aber zu, dass ich näher kam und schlussendlich konnte ich die Salbe auf seinen Wunden auf der Brust verteilen, war dabei ganz vorsichtig. Er zischte zuerst nur kurz und war dann grösstenteils still. Ich kümmerte mich im Anschluss gleich auch noch um seine Finger, sie verheilten gut.

Als ich fertig war, liess ich ihn nun den Wäschekorb nehmen und mir nach unten in die Waschküche folgen. Dort durfte er sich um die Wäsche kümmern während ich mich mit Janes Handy beschäftigte und ein paar Nachforschungen anstellte, den Code dafür hatte sie mir bereitwillig gegeben, dummes Ding. Nur damit jetzt nicht wieder alles kompliziert wurde, sorgte ich dafür, dass Liam nicht gleich sah, dass es ihr Handy war, auch wenn er das Teil wahrscheinlich sowieso nicht zuordnen konnte. 

Sobald Liam dann fertig war, brachte ich ihn wieder in mein Zimmer, das Putzzeug liess ich ihn auch gleich mitnehmen. Er kniete sich auf dem Boden hin und begann damit, stumm das Blut wegzuschrubben. Bis jetzt machte er das doch ganz gut. War es ihm so wichtig, etwas anzuhaben oder hatte ich mit der kleinen Aktion gestern wirklich so viel bewirken können? Es war garantiert der erste Schritt gewesen, aber hatte er tatsächlich schon so viel bewirkt?

Mittendrin hielt Liam aber doch mal inne und schaute zu mir hoch. "Und du hast Jane jetzt also wirklich gehen lassen? Nur weil ich mich dir unterworfen habe?", fragte er und starrte mir dabei direkt in die Augen. Weg war das unterwürfige Verhalten. Seine Schwester musste ihm wohl wirklich viel bedeuten. Ehrlich gesagt, konnte ich das nicht so ganz verstehen. Sie hasste ihn doch so, warum liebte er sie trotzdem noch? Es machte keinen Sinn, jemanden zu lieben, der das nicht erwiderte. Aber genau das hatte Jane ja auch schon gemacht. Und es war nicht gut für sie ausgegangen. Nur war es da trotzdem irgendwie etwas anderes gewesen. Wir waren zwei Leute, die eigentlich nie eine wirkliche Beziehung zueinander gehabt hatten. Sie und Liam hingegen waren ja sozusagen Geschwister, waren durch das Blut verbunden. Legte Liam so viel Wert auf diesen Schwachsinn oder war es etwas anderes? Hatte er das Gefühl, für Jane verantwortlich zu sein? Wenn ja, hatte er seine Aufgabe als grosser Bruder ja gewaltig verbockt. 

Ich musste ein Grinsen unterdrücken und gab ruhig zur Antwort: "Wieso sollte ich mir die Mühe geben, dich anzulügen? Ausserdem hast du Jane ja gesehen. Bei ihr hätte eine Bestrafung nichts genützt, ihr hätte es höchstens noch gefallen." Er nickte nur langsam, senkte den Blick wieder und machte weiter. 

"Warum kümmerst du dich eigentlich so um sie? Sie hasst dich doch eh", fragte ich nach einigen Minuten trotzdem noch. "Das geht dich nichts an", fauchte er beinahe. Oh, da war wohl jemand emfindlich. Nun musste ich doch grinsen. 

Als der Boden wieder sauber war, brachte ich Liam dann ins Bad und liess ihn dort putzen. Da ich jetzt aber keine Lust darauf hatte, ihm dabei nur zuzuschauen, meinte ich nun: "Ich geh auf einen kurzen Spaziergang. Ich rate dir, nicht zu versuchen, abzuhauen." Ohne auf eine Antwort zu warten schloss ich die Tür hinter mir. Da er sonst wohl selbst merken würde, dass es zu leicht war, schloss ich die Tür auch ganz ab und nahm den Schlüssel auch gleich mit. Aber im Bad sollte genug Zeugs rumliegen, mit dem er die Tür öffnen könnte. Und durchs Fenster konnte er nicht, das war kaputt und ging nicht auf, zerschlagen würde er es wohl kaum. 

Ich ging nach unten und liess Leyla durch die Haustür raus in den Garten. Danach setzte ich selbst mich auf die Couch und nahm ein Buch zur Hand. Ich war doch nicht so dumm, Liam einfach so alleine zu lassen, wenn sich da eine schöne Gelegenheit für ihn bot, zu fliehen. Aber ich wollte sehen, ob er so dumm war und auf meinen Trick reinfiel. Wenn er es tun würde, würde er ein Problem haben und ich wahrscheinlich etwas Spass. Und wenn nicht, so hätte ich tatsächlich auf einen Spaziergang gehen können, aber dafür blieb ja nachher sowieso noch genug Zeit. 

Ein neues Haustier?Where stories live. Discover now