Kapitel 23

2.7K 100 7
                                    

Liam POV

Blondie hatte Besuch. So wie es sich anhörte, weiblichen. Was sie genau sagten, konnte ich jedoch nicht verstehen. Ich spielte mit dem Gedanken, nach Hilfe zu rufen, aber wahrscheinlich war das eine Falle. Er hätte doch sicher niemanden zu sich eingeladen, der im Kopf noch richtig war, ohne vorher dafür zu sorgen, dass ich mich nicht bemerkbar machen konnte. Das passte einfach nicht, nicht zu ihm. Aus Angst, dass sein Gast genauso verrückt wie Blondie selbst war, und ich eine Bestrafung erhalten würde, wenn ich so eine Aktion abziehen würde, verhielt ich mich erstmal ganz ruhig und wartete ab.

Die Stimmen verstummten und ich hörte sonstige Geräusche, fragte mich echt, was die da trieben. Jedoch war ich mir nicht so sicher, ob ich das überhaupt wissen wollte. Das was ich nun hörte, verwirrte mich. Jemand kam hoch. Es waren nur die Schritte einer Person zu hören, aber es hörte sich so an, als würde diese etwas sehr schweres mitschleppen.

Und als die Tür dann aufging, traute ich meinen Augen kaum. Ein rothaariges Mädchen kam rein und schleppte Blondie hinter sich her, sie hatte ihn an den Armen gepackt und zog seinen schlaffen Körper hinter sich her. Ich beobachtete, wie das zierliche Mädchen den grossen Klotz auf das Bett neben meinem Käfig wuchtete. Sie war nun wieder aus meinem Blickfeld verschwunden, jedoch konnte ich hören, dass sie noch was anstellte. Was zur Hölle war hier bloss los?! Ich verstand nichts mehr. Jedoch getraute ich mich nicht, nachzufragen. Den Käfig mit mir konnte der Rotfuchs ja kaum übersehen haben, sie hatte mich folglich einfach ignoriert. Das ermutigte mich nicht gerade.

Nach einer Weile tauchte sie dann auch vor mir auf und musterte mich prüfend. „Und du bist also nicht sein Liebhaber?", fragte sie und ich starrte sie einen Moment lang nur an. So jemand wie er würde sicher nicht geliebt werden! Obwohl es ja offensichtlich war, schüttelte ich den Kopf. „Wer bist du dann?", wollte sie wissen. „Geht dich nichts an", brummte ich als Antwort, ihre Augen verengten sich. Upps, Fehler. Nun etwas versöhnlicher sagte ich: „Wenn du mich hier rauslässt, sag ich's dir." Hoffentlich ging sie darauf ein.

„Wenn du meinst", war ihre ganze Antwort. Zuerst war ich mir unsicher, aber ich bemerkte dann, dass sie einen Schlüssel in der Hand hielt. Sie öffnete das kleine Schloss am Türchen und machte dieses gleich auf. Ich wandte den Blick nicht von ihr ab und beobachtete sie dabei, wie sie schlussendlich auch meine Handschellen abmachte, um die an den Gitterstäben angemachte Leine könnte ich mich nun eigentlich selber kümmern, aber sie band diese gleich auch los. Sofort krabbelte ich raus, stand auf und bedankte mich bei ihr. Während ich das tat, veränderte sich ihr Ausdruck jedoch.

Ich musste zugeben, jetzt machte mir sogar dieses Mädchen Angst. Während ihr Lächeln freundlich und warm war, waren ihre Augen kalt und ich glaubte, so etwas wie Blutdurst in ihnen entdecken zu können. Sie kam näher und ich konnte den Blick nicht von ihren Augen lösen. Es war unglaublich, dass solch braune Augen, denen ich sonst immer automatisch Wärme und Sanftheit zugeordnet hatte, auf einmal so hart sein konnten. Der verrückte Ausdruck darin war nicht zu übersehen.

Erst das eigentlich leise Klicken holte mich wieder zurück in die Realität. Ich musste feststellen, dass meine Hände nun wieder hinter meinem Rücken gefesselt waren. "Nimm mir die Handschellen sofort wieder ab", verlangte ich, leider war meine Stimme keineswegs so fest wie erhofft und die Angst war wahrscheinlich herauszuhören. Immerhin gelang es mir, nicht allzu stark zu zittern und das Mädchen direkt anzuschauen. Es war unmöglich.

Und trotzdem verriet ich ihr nun, dass ich Liam hiess. Sie antwortete nicht direkt darauf, zögerte und überlegte zuerst. Ich beobachtete ihre Reaktion genau, war mir aber nicht sicher. Es konnte ja eigentlich sowieso nicht sein, das war einfach nicht möglich. Sie sah Mila zwar ähnlich, aber das war garantiert nicht sie. "Okay", war ihre ganze Antwort und ich war erleichtert. Jedoch liess sie mich doch nicht in Ruhe, sondern gab mir aus dem Nichts heraus eine Ohrfeige. Mein Kopf war nun in Richtung Bett gedreht. Blondie pennte. Versuchen, ihn aufzuwecken würde mir wohl auch nicht helfen. Ob er oder der Rotfuchs schlimmer war, konnte ich noch nicht sagen. Ich hoffte einfach, dass das Mädchen Mitleid haben würde.

Diese Hoffnung schwand, als sie mich grob umstiess. Unsanft landete ich auf dem Boden und schaute zu ihr hoch, bewegte mich nicht. Ich konnte mich nicht wehren und ihr plötzliches Lachen jagte mir einen Schauer über den Rücken, ihr Blick war genauso gruselig. Sie setzte sich auf mich, woraufhin sich meine Atmung automatisch beschleunigte. "Mach schön den Mund auf, Liam. Wir können ja noch etwas spielen, bevor Cay-Cay aufwacht", betonte sie meinen Namen als wäre ich Dreck und diesen lächerlichen Spitznamen von Blondie als wäre dieser Gott persönlich. Obwohl ich sie besser nicht verärgern sollte, fragte ich zögerlich nach: "Wer bist du?" Daraufhin lachte sie wieder. Nicht mehr das verrückte Lachen eines Psychopathen, jetzt war es ein helles Lachen eines unschuldigen Kindes. Auch ihre Augen funkelten amüsiert. Aber was war daran so lustig? "Das wirst du sicher noch herausfinden, Liam", meinte sie dann und von einer Sekunde auf die andere veränderte sich ihr Ausdruck wieder. Vorher hatte sie grade recht harmlos gewirkt und jetzt wirkte sie wieder wie eine Irre. "Und jetzt tu, was ich dir gesagt habe. Ich will nicht noch länger warten", ihre Stimme war zwar noch immer zuckersüss, aber in ihrem Blick lag nun unverkennbarer Blutdurst. Ich wollte nicht, aber ich hatte keine andere Wahl. Was ich dafür hatte, war Angst. Angst vor ihr. Langsam beschlich mich nämlich die Befürchtung, dass sie noch verrückter war als Blondie. Und 'spielen', wie sie das mit diesem sadistischen Grinsen gesagt hatte, das konnte nichts Gutes verheissen 

Also tat ich schlussendlich, was sie von mir wollte und liess mir den Knebel ohne jegliche Gegenwehr anlegen. Vielleicht würde sie ja schonender mit mir umgehen, wenn ich brav war. Zitternd wartete ich darauf, zu sehen, was als nächstes passieren würde. 


Ein neues Haustier?Where stories live. Discover now