Kapitel 12 (REMASTERED)

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Loreena:
Es war stockdunkel draußern und in meinem Zimmer, als ich langsam aus meiner Schockstarre und meinen Gedanken erwachte.
Ich hatte ewig damit verbracht, die Fülle an Information zu verarbeiten und atmete tief durch. In mir war also ein Wolf uralter Macht versiegelt. Ich fühlte mich innerlich leer, aber neugierig. Wackelig kämpfte ich mich aus meiner Embryonalstelle auf und tigerte durch das Zimmer, als mein Blick auf den Schlüssel fiel. Ein kurzes Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich ihn ergriff und mich in Richtung Bibliothek begab.
Loki hatte noch nie etwas von Gang 13 erwähnt, geschwige denn, dass mir so einer aufgefallen wäre, aber nun gut, ich hatte ja gerade sowieso nichts besseres vor.
Loki!
Ich schnaubte entzürnt auf. All die Zeit, die wir zusammen waren, hatte er so viel mehr gewusst, als er zugeben wollte und ich war so naiv ihm zu vertrauen! Ihnen allen hier zu vertrauen! Nun ergab wenigstens diese überzogene Gastfreundschaft endlich einen Sinn, es waren Schuldgefühle und Wiedergutmachungsversuche! Ich spürte, wie sich erneut mein Puls beschleunigte und ich tief durchatmen musste, um die aufkriechende Wut wieder zu verdrängen, während ich die Bibliothek erreichte und nun zwischen den Gängen durchlief.
"Elf, zwölf, ... Wand." Stellte ich nüchtern fest, während ich an den letzten Regalen vorbeiging und vor einer Wand stehenblieb.
Ich starrte die Wand an und bemerkte die eigentlich eher unspektakuläre Wolfsstatue, doch von ihr ging eine seltsame Aura aus, sodass ich sie näher untersuchte.
Ich fummelte ein bisschen an der Schnauze rum und legte ein verstecktes Schloss frei, woraufhin ich den schlüssel in meiner Hand ansah.
Er schien identisch zu sein und deswegen versuchte ich, das Schloss aufzuschließen.
Der Schlüssel legte sich mit einem lauten Klackern um, gefolgt von einem dumpfen Grummeln, während die Wand vor mir hochfuhr. Aufgeregt blickte ich mich um, doch niemand außer mir schien hier zu sein oder etwas mitbekommen zu haben.
Vorsichtig trat ich ein und ging durch einen Gang, der von nichts weiter als zwei Fackeln erhellt wurden.
Am Ende angekommen offenbarte sich ein kreisrunder großer Saal mit vielen verschiedenen Schubladen und Regalen.
Skeptisch lief ich in den Raum hinein und sah mich um. Die Decke war unverhältnismäßig hoch und vollgestopft mit verschlossenen Bücherregalen.
Ich ging reihum an die Regale, doch keines ließ sie öffnen, weder so, noch mit dem Schlüssel.
Als ich an ein massives Holzregal herantrat, offenbarte es wie von selbst, was in ihm steckte, denn in der Innenseite war ein Schild, worauf 'Ophengard' stand.
Es waren einige Papierrollen und einige Pergamentrollen, die weitaus älter schienen. Das mussten wohl die Aufzeichnungen sein, von denen Loki sprach. Ich schob die Rollen vorsichtig beiseite und spürte etwas hartes darunter.
Neugierig legte ich es frei und hielt ein verstaubtes Buch in der Hand. Behutsam pustete ich über den Einband und las laut vor. "Die Geschichte der drei Wölfe.." Das würde ich auch mitnehmen. Ich öffnete ein Portal zu meinem Zimmer und warf sämtliche Aufzeichnungen hindurch auf mein Bett, ebenfalls das Buch und wollte gerade selbst durchsteigen, als ich noch etwas Anderes spürte, etwas Mächtigeres.
Ich drehte mich um und das Portal verschwand hinter mir. Als ich mich erneut im Raum umsah, fiel mir ein beleuchtetes Podest auf. Eigentlich wunderte ich mich, dass es mir erst jetzt auffiel, denn es stand mitten im Raum. Das Buch, das sich darauf befand, war ziemlich sicher die Quelle dieses Gefühls, das ich vor der Kammer hatte, denn je näher ich ihm kam, desto mehr zog es mich zu sich.
"So, du bist also hier.." riss mich eine Stimme aus dem Bann, ich zuckte zusammen und fihr herum.
Odin vermochte es sich mindestens so gut anzuschleichen, wie sein Sohn.
"Ja.." war alles, was ich herausbrachte, während ich den Blick wieder zum Buch senkte, doch der Sockel war leer und wirkte keinesfalls mehr so glorreich wie zuvor. Hatte ich mir das nur eingebildet?
"Dann hat er dir also dir also die Wahrheit gesagt.."
Ich nickte und ging von dem Podest weg.
"Ist alles in Ordnung?" Fragte er und ich versuchte unbetroffen zu wirken. "Ja? Natürlich, wieso nicht?"
Er sah mich verwirrt an.
"Nun.. du hast heute einiges erfahren.." begann er und ich wollte mich am liebsten ohrfeigen. Dieses mysteriöse Buch hatte mich ganz nervös gemacht. Ich schüttelte den kopf und konzentrierte mich. "Ach, ja, verzeiht, das meint Ihr.
Nun, ich versuche heute noch zu verdrängen, dass ihr mich seitdem ich hier ankam hintergangen habt und mir etwas gravierendes vorenthalten habt. Ansonsten ist aber alles gut, danke." Ich lächelte kalt und ging ein weiteres Stück von dem Podest weg, näher zum einzigen Ausgang, den er für sich einnahm.
Er sah skeptisch zum Podest und dann zu mir. "Ist hier etwas vorgefallen? Möchtest du mir etwas sagen?"
Ich überlegte kurz, doch zuckte dann mit den Schultern und schüttelte verneinend den Kopf. "Es gäbe eine Menge, was ich sagen wollen würde, doch in Anbetracht dessen, das ich hier mit dem König von Asgard spreche, möchte ich lediglich um einen Gefallen bitten.
Er sah mich interessiert an. "Und der wäre?" Ich stellte mich direkt vor ihn und sah ihm ins Gesicht.
"Sobald sich die Möglichkeit ergibt, möchte ich diesen Planeten verlassen. Ich möchte auf eine andere Welt und ein neues Leben anfangen. Ich bezweifle, dass ich so weitermschen kann, wie bisher."
Er musterte überrascht mein Gesicht, doch ich verzog keine Miene. "Das ist mein absoluter Ernst." Fügte ich hinzu und schließlich nickte er mit dem Kopf. "So soll es sein. Es wird aber wein wenig Vorbereitungszeit erfordern, wir lassen dich nicht ohne Kontakte in die Welt gehen, auf dich alleingestellt."
Ich verdrehte die Augen.
"Na schön, wie lange?"
"Wir sind mitten in der Vorbereitung für die Krönungszeremonie in zwei Wochen, also sagen wir in.. einem Monat."
Ich riss die Augen auf, doch biss mir auf die Zunge.
"Fein." Presste ich heraus. "Kann ich dann jetzt gehen?"
Er sah mich nochmals eindringlich an, schloss dann aber müde seine Augen und ging mir aus dem Weg.
Ich heftete meinen Blick auf den Boden und ging wortlos an ihm vorbei in mein Zimmer.

Während der nächsten Woche und auch in der darauffolgenden ging ich der königlichen Familie, speziell Loki eher aus dem Weg, denn bis meine Wut verloschen war, würde es noch etwas dauern und eine Entgleisung meiner Gefühle würde ich nicht dulden. Es hatte mich in den Grundfesten verändert, die Erkenntnis, das ich mehr war, ich fühlte mich mächtiger und selbstbewusster und ich zwang mich selbst dazu, den trockenen Mist zu lernen, an dem ich zuvor schon gescheitert war.
Ich lernte auch eine junge Hebammenauszubildende kennen, sie hieß Lynx und war wirklich passioniert in dem, was sie tat, wohingegen ich es eher abstoßend fand, doch irgendwie waren wir auf der gleichen Wellenlinie. Ich liebte ihren Zynismus, der sich schon sehr bald mit meinem Sarkasmus auf einem Level war.
Abends hatte ich mir immermal wieder die Papierrollen genommen, doch im Wesentlichen hatte Loki bereits alles erzählt, was sie ebenfalls beschrieben. Der hatte, seitdem er die Bombe platzen ließ, auch keinen weiteren Versuch mehr getätigt, mich aufzusuchen und irgendwie verletzte mich das. War ich ihm so egal, dass er es einfach darauf beruhen ließ? Je mehr ich darüber nachdachte, desto wütender wurde ich, deshalb beschloss ich auch dieses Ereignis in die hinterste Ecke meines Emotionsgefängnisses zu stecken und nie wieder darüber nachzudenken.
Doch mein Vorhaben wurde unterbrochen, als ich am Abend vor der Krönungszeremonie in meinem Zimmer saß und die Rollen studierte und durch ein Klopfen unterbochen wurde.
"Ja?" Rief ich verwirrt und einen kurzen Moment hatte ich dir Hoffnung, das es Loki war, doch zu meinem Überraschen war es Thor, der seinen Kopf durch die Türe durchsteckte.
"Hallo Loreena, ähm.. hast du kurz Zeit?"
Ich legte die Rolle beiseite und sah ihn skeptisch an."kommt drauf an, für wen?"
Thor trat ein und ich seufzte.
"Was willst du zu solch später Stunde, Thor?" Fragte ich, als er näher trat.
"Nun.." begann er zurückhaltend. "Vater hat erwähnt, dass ich nach meiner Krönung einen Planeten für dich auswählen soll, auf dem du leben kannst. Du verlässt uns also.."
Ich sah ihm provokant in die Augen. "Und jetzt bist du hergekommen, um mich davon überzeugen, nicht zu gehen?" Fragte ich spöttisch und stand auf, doch er schüttelte verneinend den Kopf. "Nein, ich kann dich verstehen, ich würde auch nicht mehr hier sein wollen. Ich wollte dir nur mitteilen, dass ich bereits mit Hogun gesprochen habe und Vanaheim sich sehr freuen würde, dich als Bewohnerin begrüßen zu dürfen. " Ich konnte meine Überraschung für einen Moment nicht kaschieren und noch viel weniger wusste ich nicht, was ich sagen sollte.
Ich starrte ihn nur an und ein wachsendes Gefühl der Panik machte sich breit.
Ich wusste, das Odin keinen Monat gebraucht hätte, um das zu organisieren, es wollte mir vielmehr eine Bedenkfrist geben, meine Gedanken neu zu orden, doch das hatte Thor, übermütig, wie er war, zunichte gemacht.
Und das sollte König werden, oh man..
"Wenn du willst, kannst du direkt morgen nach der Krönung aufbrechen, doch bitte tu' mir den Gefallen und sprich davor mit Loki.. er hat sich in der letzten Zeit extremst zurückgezogen." Ich sah ihn abschätzend an und wollte etwas darauf erwiedern, doch er ließ mich nicht zu Wort kommen.
"Ich weiß, du bist sauer, aber er verdient es trotzdem, zu erfahren, dass du weggehst." Ich biss mir auf die Lippe und schwieg ihn ran. Er hatte leider recht. Außerdem war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich überhaupt gehen wollte, aber das wollte ich nun wirklich nicht mit ihm besprechen. Ich stand auf.
" Du hast recht. Ich danke dir, Thor." Ich rang mir ein Lächeln ab, um ihn möglichst schnell los zu werden.
Thor lächelte und ging wieder zur Türe.
Er öffnete sie, und holte vom Flur ein Kleid her.
"Ich bitte dich, das hier morgen zu tragen. Ich weiß, du liebst es, Hosen zu tragen, aber.." Ich nahm ihm das Kleid ab und hielt es hoch. Es war azurblau und trägerlos mit Herzdekolleté, kurzrum - atemberaubend schön!
"Es ist aus asgardianischer Seide gefertigt." Fügte Thor beschwörerisch hinzu und musterte es, bevor er mich mit seinen treudoofen Augen ansah.
In dem Moment kam mir auf einmal alles ziemlich dämlich vor. Meine Wut gegen diese Familie ist zwar nicht unbegründet, aber völlig überzogen gewesen. Sie haben immerhin nur versucht, mich zu beschützen.
Ich seufzte nur sah ihn lächelnd an.
"Thor, .. danke.."
Er kratzte sich verlegen am Kopf. "Nun, so gerne ich die Lorbeeren dafür einheimsen würde.. Loki hat das ausgesucht."
Ich sah ihn zuerst verwirrt an, doch dann verstand ich. "Was, wirklich? Ähm, nein! Das meine ich nicht. Du hast mir gerade dabei geholfen, etwas zu erkennen.." Er lächelte mich an und ich erwischte mich bei dem Gedanken, dass er vielleicht doch ein ganz passabler König werden würde.
"Ich werde gleich morgen früh mit Loki reden. Danke!" Er lächelte erleichtert und wandte sich zum Gehen. Währenddessen waren meine Augen an das Kleid geheftet und ich ging sofort hinter das Paravent, um es anzuprobieren. Ich endkleidete mich, während Thor die Tür öffnete, um zu gehen.
"Oh, hallo Bruder." Hörte ich Thor noch sagen, bevor das Schloß in die Tür fiel

Why can you change me? (Wird REMASTERED)Où les histoires vivent. Découvrez maintenant