Kapitel 34

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Sandy sah Nord schon seit einer gefühlten Ewigkeit dabei zu, wie er auf der neu erbauten Galerie auf und ab ging, leise grummelnd überlegte, wie sie nun weiter vorgingen.
Neben ihm auf einem quietschroten Sofa saßen Jack und Toothiana nebeneinander, die Hände ineinander verschränkt und den Blick auf ebendiese gerichtet.
Sie versuchten sich gegenseitig den nötigen Halt zu geben, aber Sanderson befürchtete, dass selbst dies nicht mehr lange helfen konnte.
Er kippte das keine Ahnung wie vielte Glas Eierpunsch hinunter und griff bereits nach dem nächsten, als der Hase in die triste Runde platzte.
„Leute, ratet mal, wen ich soeben in meinem Bau gefunden habe", grinste er und wirkte dabei so gut gelaunt, wie seit gut sechs Wochen nicht mehr.
„Wir haben keine Zeit für Rätsel", brummte Nord und setzte seinen Weg fort.
„Wir müssen endlich herausfinden, wo Andreja sich aufhält..."
„Also ich denke, dass könntet ihr euch jetzt sparen", kam es hinter dem Hasen und Sanderson fiel der Eierbecher aus der Hand.
Fee und Jack sprangen auf, während Nord stehen blieb, die Augen ungläubig aufgerissen. Und alle starrten sie die junge Blondine neben dem Hasen an, die ihre schwarze Sweatshirtjacke zurechtrückte und sie dann alle angrinste.
Es war Fee, die ihr als erste um den Hals fiel und sie schluchzend an sich drückte, ihre eigenen blauen Flecke ignorierte.
„Wie konntest du nur entkommen? Oh, wir haben uns solche Sorgen gemacht", schluchzte sie und machte dann bereitwillig für Nord Platz, welcher die junge Frau mit seinen starken Armen beinahe erdrückte.
„Schön dich an einem Stück zu sehen", lachte er und sie erwiderte es mit leicht verzerrtem Gesicht.
„Nord...meine Rippen", keuchte sie und sofort setzte er sie wieder auf den Boden.
„Entschuldigung..."
„Du hast uns ziemliche Kopfschmerzen bereitet", meinte Jack und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Dir hoffentlich die Schlimmsten", gab sie zurück und Sandy begann über beide Ohren zu grinsen.
Das war tatsächlich die Andreja die er kannte und mochte. Auch wenn sie mit Jack nie gut auskommen würde.
Als letzter schwebte er zu ihr hinüber und wollte es einfach bei einem freundlichen Wort und einer dazu passenden Geste belassen, da er sich nicht mehr traute, doch bevor er reagieren konnte, hatte sie ihn schon in den Arm genommen und drückte ihn an sich.
So rot wie er jetzt wurde, war er noch nie gewesen und mehr als einer lachte darüber, als sie ihn wieder losließ.
„'Tschuldigung. Das musste jetzt sein", grinste sie und er erwiderte es.
„Jetzt musst du uns aber schon erzählen, wie du entkommen bist", meinte Toothie und Andreja wechselte einen Blick mit Shadow, die soeben an ihre Seite trat.
„Die Wahrheit ist, dass er mich freiwillig gehen ließ", antwortete sie dann zögerlich und nicht nur Sanderson war darüber erstaunt.
Pitch entführte sie zuerst und ließ sie dann nach sechs Wochen wieder einfach so gehen? Da konnte doch etwas nicht stimmen...War es vielleicht möglich...
„Wie er dich behandeln haben? Welche Ängste er dir gezeigt?"
Wieder tauschte sie einen Blick mit Shadow und Sanderson ahnte die Antwort bereits.
„Er hat mir keine Ängste gezeigt, im Gegenteil. Wir waren zwar in manchen Sachen nicht ganz einer Meinung, aber er war immer nett zu mir..."
Außer sie haben sich mal wieder gestritten...
„Aber weshalb hat er dich dann entführt?"
Sandy sah nur kurz zu Jack, begann nachzudenken.
Wenn er sie freundlich behandelt hatte, gab es vermutlich nur einen ganz plausiblen Grund, weshalb er sie mit sich genommen hatte...
„Ich denke...", sie holte tief Luft, „...ich denke, dass er nicht mehr einsam sein wollte."
Kurz herrschte verwirrtes Schweigen, in dem sich Sanderson in seinem Verdacht bestätigt sah.
Plötzlich brach Nord in Lachen aus und Sandy sah ihn verwundert an.
Was war daran zum Lachen, es war sogar mehr als logisch.
„Pitch...nicht mehr einsam? Oh, das ist bester Witz den ich seit langem gehört", prustete der Hüne und ein gefährliches Funkeln schlich sich in Andrejas Augen.
Sanderson wusste ganz genau, wozu das führen würde. Und natürlich ging es los.
„Woher willst du denn wissen, dass er das nicht will? Immerhin sitzt er ja schon seit einigen Jahrhunderten dort unten alleine herum", gab sie lauernd zurück und Nord lachte noch immer, beruhigte sich jedoch langsam wieder.
„Er will nicht. Er hat sich das doch selbst ausgesucht."
„Wirklich? Oder war es eher der Umstand, dass er gegen euch verlor und ihr ihm keine andere Möglichkeit gelassen habt?"
Schlagartig verstummte Nords Lachen und er beobachtete Andreja lauernd.
„Pitch ist eine Gefahr für die Kinder und somit unser Gegner. Wenn er alleine ist, ist das gut. Keine Verbündeten heißen, dass er weniger Macht hat und dass er keine große Gefahr ist", brummte Nord und Dreja zog eine Augenbraue hoch.
Sanderson seufzte stumm.
Er kannte beide Standpunkte nur zu gut und wenn diese Diskussion weiter geführt werden würde, konnte das seine Probleme mit sich ziehen. Irgendwer musste die beiden also davon abbringen, weiter zu machen.
„Beantworte mir mal eine Frage...wann war das letzte Mal, dass du sehr lange komplett alleine warst - ohne Wichtel, Rentiere, Yetis?"
„Was haben das damit zu tun?"
„Eine ganze Menge!"
Warum konnte keiner was dagegen tun?
Jetzt ist genug!
Er atmete erleichtert auf, als sich Shadow zwischen die beiden Streitenden schob und sie mit feurigen Blicken bedachte.
Ihr hört gefälligst sofort auf, euch über Picht Black zu streiten, knurrte sie und beide senkten die Köpfe, warfen dem anderen jedoch noch einen giftigen Blick zu.
„Aber, aber...so ein bisschen Zwietracht ist doch immer wunderbar anzusehen", kam es vom Globus und alle wirbelten herum.

Die Hüter des Lichts - Shadow and LightDär berättelser lever. Upptäck nu