Kapitel 22

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Mein Schädel dröhnte als würde jemand darin mit starkem Bass eine Party feiern. Dazu kam ein stechender Schmerz in den Schläfen und ein starkes Schwindelgefühl, welches mich davon abhielt die Augen zu öffnen.
Ansonsten ging es mir gut, ich schien nicht größer verletzt zu sein.
Langsam hob ich die Hände und fuhr mir übers Gesicht, massierte mir die schmerzenden Stellen.
Um mich herum war es still, beinahe schon zu still.
Allmählich verschwanden die Schmerzen und der Schwindel, weshalb ich vorsichtig die Augen öffnete und in das Dämmerlicht um mich herum blinzelte.
Was ich als erstes feststellte war die Tatsache, dass ich in einem Käfig lag.
Er war nicht besonders breit, dafür aber ziemlich hoch.
Als sich meine Augen an das spärliche Licht gewohnt hatten, setzte ich mich langsam auf und spähte aus dem Käfig, hinunter auf den Boden.
Ich befand mich in einem gewaltigen Unterirdischen Höllenkomplex voller Schatten, Plattformen und Brücken - einem einzigen unüberschaubaren Labyrinth.
Von der unsichtbaren Decke hingen noch aberhunderte der Käfige und ließen den ganzen Ort noch düsterer, unheilvoller aussehen.
Shadow hatte mir oft von diesem Ort erzählt, doch ich hatte nie zu Hoffen gewagt, das Königreich des Herrn der Alpträume einmal selbst zu sehen.
Nun gut...mit einem Besuch in der Werkstatt des Weihnachtsmannes hatte ich ebenfalls nicht gerechnet.
Inzwischen stand ich in dem filigranen Käfig und suchte nach meinem Handy - weg. Ich musste es verloren haben, als er mich hier her gebracht hatte...
Was Sandy wohl gemacht hatte?
Ihm musste doch klar geworden sein, dass etwas nicht stimmte.
Alleine hatte er aber keine Chance gegen Pitch, vermutlich war er zu den anderen Hütern geflogen.
Shadow....
Ich musste sie finden, denn irgendetwas sagte mir, dass sie nicht weit entfernt war...
Wo ging es also in diesen Käfig rein und raus?
Nicht lange und ich hatte das Schnappschloss gefunden, aber durch die kleinen Löcher im Gitter war es nicht gerade sehr einfach ebendieses aufzubekommen.
Mindestens zehn nervtötende Minuten fummelte ich an dem kleinen Schloss herum, dann sprang es endlich auf und mit einem leisen Ausruf der Erleichterung schob ich die Tür auf, sah hinunter auf den doch ziemlich weit entfernten Boden.
Sollte ich es wagen?
„Sieh an, ich hätte nicht gedacht, dass du so schnell wieder auf den Beinen bist", hallte die glatte Stimme Pitchs durch den Schatten, keine Spur mehr von Heiserkeit.
„Aber was bringt dir das?"
Andreja!
Ich sah auf und erkannte Shadow neben einem Modell der Erde, von Lichtern erleuchtet wie der Globus bei Nord.
Mein Gefühl hatte mich also nicht getäuscht...
Mach ja keinen Fehler...
Keinen Fehler...was sah sie als keinen Fehler?
Ich wollte aus diesem Käfig raus, bei einem Sprung würde ich mir jedoch auf jeden Fall etwas brechen. Um zu sterben war es immerhin zu niedrig.
„Sag mal Pitch, wäre es vielleicht möglich, dass man mir hier raus hilft?", rief ich einfach in den Schatten, hatte er sich mir ja noch nicht gezeigt.
Als Antwort bekam ich jedoch nur ein höhnisches Lachen.
Ich bin schon auf dem Weg, hörte ich Shadow und gleichzeitig setzte ich mich an den Rand des Käfigs, ließ die Füße baumeln.
Um die Zeit zu überbrücken, bis meine Freundin bei mir war, wandte ich mich an Pitch, war ich doch neugierig auf ihn.
„Könntest du immerhin so freundlich sein und dich mir zeigen?"
Im nächsten Moment trat er aus dem Schatten auf eine Plattform meinem Käfig gegenüber, nah genug, dass ich ihn richtig sehen konnte, aber zu weit weg um zu ihm zu gelangen.
Auf jeden Fall sah er besser aus als bei unserem letzten Treffen.
Er schien wieder etwas zugenommen zu haben, seine Haare waren gebändigt und auch die Blutergüsse und Prellungen waren nur noch ganz Schwach zu erkennen. Nur die Narbe war geblieben.
Dafür, dass er eigentlich furchteinflößend sein sollte, sah er gut aus. Besser als manch anderer den ich kennen gelernt hatte.
Ich wäre jetzt soweit....
„Warum hast du mich her gebracht?", fragte ich und sammelte bereits die nötige Kraft um abzuspringen.
„Gefällt es dir hier etwa nicht?", entgegnete er gespielt bestürzt und ich sah mich noch einmal um.
„Weiß ich noch nicht..."
„Dann wirst du genügend Zeit haben es raus zu finden. Sie mag dir vielleicht helfen den Käfig zu verlassen, aber ohne meine Erlaubnis ist es unmöglich von hier zu verschwinden. Informiere mich, sollest du dich langweilen, dann werde ich dir gerne den Untergang der Hüter zeigen", lachte er kalt, wandte mir den Rücken zu und gleichzeitig sprang ich, wurde von Shadow aufgefangen.
Hastig klammerte ich mich in den schwarzen Sand um nicht doch noch herunter zu rutschen, doch sie landete sofort auf der Plattform wo soeben noch Pitch gestanden hatte.
Nur sein Lachen wurde noch von den Wänden reflektiert und seine letzten Worte hallten in mir nach.
...dann werde ich dir gerne den Untergang der Hüter zeigen...

Die Hüter des Lichts - Shadow and LightDär berättelser lever. Upptäck nu