Kapitel 37

770 70 2
                                    

[Louis]
Nachdem ich den ganzen Samstag damit verbracht habe, mir den Kopf über Harry zu zerbrechen, liege ich nun endlich im Bett. Leider lassen sich meine Gedanken nicht einfach so abdrehen und obwohl ich total müde bin und jeder Muskel meines Körpers, wegen des intensiven Krafttrainings, erschöpft ist, kann ich trotzdem nicht schlafen, da ich jedes Mal wenn ich meine Augen schließe an ihn denken muss. Ich weiß ehrlich gesagt selber nicht wieso ich so "besessen" von ihm bin. Nach seiner Aktion mit Zayn sollte ich ihn hassen, okay das reicht nicht aus, ich sollte ihn aus meinem Leben verbannen, ihm seine Karriere zerstören. Vor knapp zwei Monaten hätte ich das vermutlich tatsächlich getan. Ich hätte ihm sein Leben alles andere als leicht gemacht. Aber jetzt ist alles anders. Ich versuche ihn blöd anzugehen, wie früher, wieder zu meinem alten Ich zurück finden, aber es funktioniert einfach nicht. Es fällt mir ja schon schwer genug seinen Blicken auszuweichen. ,,I try to forgive you but I struggle 'cause I don't know how.. ," singe ich gegen die Decke in meinem bereits verfinsterten Schlafzimmer. Ich springe aus meinem Bett und schalte die Lampe, die auf meinem Nachttisch steht, an und hole mir einen Zettel und einen Stift aus der ersten Schublade. Dann schreibe ich so schnell wie möglich die Lyrik auf. Ich schreibe immer mehr auf das Papier, bis es voll geschrieben ist. Nicht besonders schön geschrieben. Viele Wörter habe ich durchgestrichen und durch neue Wörter ersetzt. Dennoch ist es jetzt ein ganzes Lied, nur noch der Titel fehlt. Ich überlege, nehme dabei das Ende des blauen Kugelschreibers, den ich bereits seit 15 Minuten in der Hand halte, in den Mund. ,,"Long way down". Das ist es," sage ich zufrieden zu mir selbst und schreibe ihn in meiner schönsten Schrift ganz oben auf das Blatt. Zufrieden lege ich mich wieder hin. Wieso fällt es mir manchmal so schwer einen Song zu schreiben und dann wieder so einfach? Mein Handydisplay erleuchtet und die Zahlen 02:34 Uhr scheinen mir ins Gesicht. Ich sollte wirklich endlich schlafen gehen.

Müde schalte ich den Wecker aus, den ich mir für 10 Uhr gestellt habe. Ich steige aus dem Bett, suche mir etwas zu anziehen und gehe anschließend ins Bad um meine Morgenroutine durchzuführen. Dann gehe ich in die Küche und öffne den Kühlschrank. Er ist komplett leer. ,,Na toll! Jetzt kann ich auch noch einkaufen gehen... ," sage ich seufzend, hole mir den Autoschlüssel und die Sonnenbrille, die seit gestern auf dem rießigen Tisch liegt.

Ich starte das Auto und somit schaltet sich auch automatisch das Radio an. ,,Just stop your cryin' it'll be alright..-" Sofort schalte ich das Radio wieder aus. Wieso muss er mir überall hin folgen?  Ich versuche mich auf den Verkehr zu konzentrieren und eine Bäckerei zu finden, bei der ich mir etwas zum Frühstücken kaufen kann. Erst am Ende der Welt finde ich einen kleinen Laden der ,,W. Mandeville Bakery" heißt. Ich stelle meinen Porsche Boxter direkt vor dem Kleinladen ab und steige aus. Dabei ist mir mehr als bewusst, dass mich alle Leute, die in der Nähe sind, anstarren, weswegen ich nur darauf achte, dass mir meine Sonnenbrille nicht von der Nase fällt. Ich öffne die Glastür und mein Eintreten wird von einem Glockenklingeln signalisiert. Eine Frau mitte 60 kommt aus der hinteren Tür und lächelt mich an. ,,Was kann ich für sie tun?", fragt sie freundlich. ,,Ehmm.... das Croissant mit Schokofüllung, bitte," versuche ich ebenfalls mit einem lächeln im Gesicht zu antworten. Während die alte Frau mir mein Essen holt, schaue ich mich in dem Laden ein wenig um. Er ist ziemlich alt, was man an den Rissen in der nicht mehr ganz so weißen Mauer erkennen kann. Trotzdem sieht es ziemlich gemütlich aus, was die vielen Leute, die im hinteren Bereich der Bäckerrei an den Tischen sitzen und frühstücken, bestätigen. Auch jetzt fällt mir erst die Musik auf, die leise aus der rießigen Box in der linken Ecke dröhnt. Schon wieder Harry. Nur ist es diesmal einer unserer neuen Songs: "Perfect" . Harry singt den letzten Teil der Strophe und das Lied verklingt. ,,Sir!?", ruft die alte Dame und hält mir das Papiersäckchen hin. ,,Tut mir Leid, danke," beeile ich mich zu antworten, nehme das Croissant entgegen und reiche ihr einen Fünferschein. ,,Kein Problem, ich kann ihre Ablenkung verstehen," sagt sie und gibt mir das Wechselgeld. Verwirrt starre ich sie an. ,,Das Lied ist wirklich schön. Wissen Sie, es ist mein Enkel. Ich bin wirklich sehr stolz auf ihn," meint sie und grinst mich dabei an. ,,Sie sind mit Harry verwandt!?", frage ich erstaunt und sofort fällt mir die Ähnlichkeit zwischen ihnen auf. ,,Oh ja. Er ist gerade Zuhause. Macht eine kurze Pause, bevor er wieder auf Tour mit seinem Freund geht. Ach ich vergesse seinen Namen immer wieder...-" ,,Louis." ,,Ach ja genau! Wollen sie ein Autogramm von ihm haben?", fragt sie und wendet sich schon zum Gehen. ,,Nein, naja wieso eigentlich nicht," sage ich und Harrys Oma verschwindet wieder in der Tür, aus der sie vor wenigen Minuten erst gekommen ist. Sollte ich beleidigt sein, dass sie mich nicht erkennt? Ich muss lachen. Es freut mich, dass sie sich so für Harry freut. Er kann echt froh sein, eine Familie wie sie zu haben. Ich muss an gestern denken, wie ihn alle mit offenen Armen empfangen haben. Meine Mundwinkel wandern nach unten. Wieso habe ich meine Familie nur  aufgegeben? ,,Hier ist sie! Er hat sie gerade unterzeichnet," meint sie und reicht mir unser Tourbild, wo jedoch nur seine Unterschrift zu sehen ist. ,,Danke," sage ich lächelnd und drehe mich Richtung Tür. Bevor ich jedoch den Laden verlasse rufe ich noch: ,, Achja! Könnten Sie Harry einen schönen Gruß von Louis ausrichten? Danke!" Ich sehe die Reaktion in ihrem Gesicht, wie sie die Puzzleteile in ihrem Kopf zusammensetzt. Dann verlasse ich lächelnd die Bäckkerei. Ich setze mich in mein Auto und fahre eine Strecke, die ich schon seit 2 Jahren nicht mehr gefahren bin. Ich fahre zu meinem Elternhaus.

Tour De L'amourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt